INTER VIEW mit Gerhard Knoff , aufgenommen von Gerhard Jeske1994
gekürzt
Kriegsbeginn :Verhaftung und im KZ-Stutthof, Aussenlager Danziger Werft
Danzig Ohra. Orunia
War die die polnische Minderheit schon vor 1939 diffamiert worden? Ja, ganz klar, das hat sich schon überall bemerkbar gemacht. Die Lage vor dem Kriege, Die Stimmung im Frei Staat Danzig, wo im Frühjahr der Nichtangriffspakt mit Polen gebrochen wurde, in nach der letzten Ansprache von Adolf Hitler, wie er verlangt hatte. „Wir wollen eine Autobahn haben, freie Durchfahrt durch den Korridor, und so weiter. Da fing allmählich an die Stimmung sich zusteigern, Das war gerichtet, die deutsche Bevölkerung vorzubereiten, den Hass gegen das Polentum gegen die Minderheit Hauptsächlich gegen August schon ab Juni, Juli, Da war die Stimmung angespannt. Da wurden verschiedene Leute angepöbelt, Manche hatten polnisch gesprochen, die wurden schief angeschaut. Das war schon unheimlich, ganz schwer zu leben. Nachher haben die Deutschen in der Nachbarschaft, in den Dienststellen, und verschiedene Eisenbahner, auf den Bahnhöfen, mit „ Heil Hitler“ gegrüßt. Uns hatten sie gar nicht beachtet, In der letzen Woche, bevor der Krieg ausbrach, so verschiedene Leute, Polen die aktiv waren, die sich eingesetzt hatten, oder in der polnischen Minderheit im Vorstand waren, wer bekannt war, dass er ein aktiver Pole war, der stand schon unter besonderer Aufsicht, und schon bevor der Krieg ausbrach scharf beobachtet wurde und sogar verhaftet. Solche Fälle sind vorgekommen zwei oder drei Tage vor dem Krieg. Schließlich, als die Schleswig Holstein fing an zu feuern, da hatten die NSDAP - Funktionäre freie Hand da begann die Inhaftierung der polnischen Minderheit. Die wurden morgens früh nach fünf Uhr aus der Wohnung geholt, so wie sie geschlafen hatten in Unterhosen. Es war schönes Wetter. Auf den Dienstellen sind die deutschen SA Leute eingedrungen, von der Post abgeführt. In den nächsten zwei bis drei Tagen, wo es mit den Verhaftungen so schlimm wurde, so am laufendem Band, dann wurden sie abgeführt in die Victoria Schule. Als die Überfüllt war, wurden sie teilweise inhaftiert auf Schießstange. Und der erste Transport nach den Massenverhaftungen, die wurden nach Stutthof überführt. Am zweiten September war der erste Transport nach Stutthof gekommen Da waren einige Kollegen die am zweiten Tag in Stutthof gelandet waren. Ich hatte allerdings Glück gehabt, dass ich nicht verhaftet wurde. Weil ich kurz vorher schon bedroht wurde, danach hatten wir uns verdrückt auf unbestimmte Zeit nach Langfuhr zu meiner Schwester
Jeske: Aber vorher hatten sie den Pass abgenommen?“ Ja, das war auf der Dienststelle. Als ich täglich zum Dienst fuhr, über Ohra, über Tzcew nach Lissau, als die Züge noch normal fuhren, zwei drei Tage vorher, dann wurde mir von dem Grenzbeamten der Pass abgenommen. Das war vor Ausbruch des Krieges.
Jeske:“ Das hatte Dein Leben gerettet?“
Knoff: Am nächsten Tag, konnte ich schon nicht mehr zum Dienst fahren.
Jeske:“
Wenn Du Dienst gemacht hättest. Dann wärst du dort ermordet worden.
“ Allerdings, Ich hatte einen Tournuss gehabt, Dadurch wusste ich schon die Tour, wann ich Dienst hatte, einen Monat voraus,. Ich weiß genau, es war nur ein Unterschied von 2-3 Tagen (bis zum 1.09. 39) dann hatte mein Kollege meine Tour übernommen. Er war auch ein Danziger. Er konnte in Danzig keine Wohnung bekommen. Der hieß: Bruno Tysarszyk. Da ist er nach Tszew umgezogen und da hatte er eine Wohnung bekommen. Zumal deswegen weil es günstig war, weil er nach Lissau versetzt wurde. So braucht er nicht von Danzig die weite Tour zur Arbeit fahren. Der hatte nach mir meine Stelle eingenommen. Als der Krieg begann, wollte er sein Leben retten. Er hatte versucht vom Stellwerk auf die Dirschauer Brücke zu kommen, um auf die polnische Seite zu gelangen, dass sind nur hundert Meter von der Dienststelle bis zur Grenze, bis zur Brücke. Das haben die Leute gesehen, Einheimischen Deutsche, die Bewacher waren, da haben sie ihn runtergeknallt. Er war schwer verletzt, nachher war die Wehrmacht eingerückt, dann hatte die Wehrmacht ihn abtransportieren lassen nach Marienburg ins Krankenhaus. Er ist dann an den Folgen der Schussverletzungen verstorben. Von seinem Schwager hatte ich gehört, dass er dort auf dem Friedhof liegt.
Jeske: „ Aber die anderen Beamten sind auch nicht mit dem Leben davon gekommen. Das war doch eine gezielt Vernichtung.“ Ja, meine Kollegen, die in Simonsdorf Dienst gemacht hatten, die wurden in das Büro der Bahnmeisterei reingejagt, von den SA Leuten und den hiesigen Amts - Leuten, aus Lissau und Kalthof und dann einfach runtergeknallt. Ein Einziger ist am Leben geblieben. Ob er markiert hatte, weiß ich ja nicht, oder sie ahnten, dass er schon erledigt war. Nachher wie die Wehrmacht von Marienburg eingerückt war, und den Bahnhof besetzten, unter
anderem auch in die Bahnmeisterei. Der Leutnant oder Unterleutnant hatte sich das angesehen, der war direkt empört, und sah ihn dort liegen. Inzwischen war der Pole, zu sich gekommen. Die Nazi-Bande verschwand. Nach dem der Offizier rein gekommen war, kamen zwei von den Banditen, die auf ihn geschossen hatten, und daran beteiligt gewesen waren, rein, und da hatten sie gesehen, dass er noch lebt, nur verwundet war , er bekam zwei Schüsse, die nicht tödlich waren, Dann hatte der Wehrmachtsoffizier gesagt.“ Jetzt sind wir hier die Oberhoheit, sie haben nichts zu sagen. Der Offizier, als er sah, dass er verletzt war, hatte gleich angeordnet, dass die Rote Kreuz Soldaten ihn abzuführen mussten, ins Krankenhaus. Damit hatte der Einzige dieses Dramas in Simonsdorf überlebt und er lebt heute noch. Eine Kugel hatten sie ihn raus genommen, Vorher war er war er bei der Eisenbahn, mit mir in Lissau beschäftigt. Er war beschäftigt in der Fahrkartenausgabe und im Versandverkehr. Nachher fehlte in Kalthof jemand und dann wurde er von Lissau versetzt nach Kalthof, An dem Haltepunkt da war nur Fahrkartenverkauf und etwas Eilgut. Er wohnte in Simonsdorf, von dort fuhr er nach Kalthof zum Dienst.
Jeske: Es war ja sein Eigentum, das Haus, wo er wohnte. Was passierte damit?
Knoff: Die polnische Minderheit durfte kein Eigentum besitzen.“ Viele andere Leute, die in Danzig oder anderswo, ihr eigenes Häuschen hatten, das wurde bei allen beschlagnahmt und der Stadtverwaltung übergeben. So wie mein Haus. Gleich in der nächsten Woche bekam ich ein Kassiber das es beschlagnahmt wurde, dann mussten wir Miete bezahlen. Solange ich nicht verhaftet war, ging ich jeden Monat zum Treuhändler, der amtierte im Polizeirevier, bei dem musste ich die Miete bezahlen, ungefähr in der Höhe von 30,00 Mark.
Jeske: wie ging es weiter mit Dir ?
Knoff
Wie der Krieg ausbrach wurde ich von der Eisenbahn entlassen. Es war eine Bekanntmachung durch Radio und Presse, alle Polen, die noch auf freiem Fuß waren, sind verpflichtet, dort wo sie wohnen, in Ihrem Wohnort im Polizeirevier sich zu melden. Da musste ich mich, mit einem Kollegen, der nicht verhaftet war, zweimal am Tage im Polizeirevier melden. Morgens um acht Uhr und abends um 18 Uhr pünktlich. Aber mit der Zeit, dann hatte ich Pflichtarbeit aufgenommen, Die zur Arbeit vermittelt worden waren in Werkstätten und so weiter, dann mussten sie sich nur einmal melden. Verschiedene hatten die Arbeit begonnen früh um sechs, sieben oder acht Uhr, aber abends mussten sie sich melden. Ich hatte eine Woche Tagschicht, die andere Nachtschicht, dann musste ich mich morgens oder abends melden. Dass ging dann so weiter, bis schließlich ich verhaftet wurde.