Hallo miteinander,
hier nun der andernorts angekündigte Artikel zur Grundsteinlegung zur Kapelle des St. Marien-Krankenhauses in Danzig.
im Wesentlichen aus:
o Ankündigung in der Ausgabe vom 22. August 1857 (Sonnabend):
Kirchliche Nachrichten
Diöcese Culm. Danzig. In nächster Woche und zwar Mittwoch [Mittwoch, der 26. August 1857], findet die feierliche Grundsteinlegung der im Baue begriffenen Kapelle vom hiesigen St. Marien-Krankenhause statt, und Tags darauf die feierliche Grundsteinlegung der ebenfalls im Bau begriffenen St. Hedwigskirche zu Neufahrwasser. Beide feierliche Akte wird der hochw. Weihbischof und Bisthums-Administrator vollziehen, welcher zu diesem Zwecke nach Beendigung der heil. Volksmission in Chmielno nach Danzig kommt. Wir hoffen unseren Lesern über diese feierlichen Grundsteinlegungen in der nächsten No. uns. Bl. weitere Mittheilungen machen zu können.
o Artikel in der Ausgabe vom 29. August 1857 (Sonnabend):
Die Grundsteinlegung zur Kapelle des St. Marien-Krankenhauses in Danzig
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Die erhebende Feier der Grundsteinleguug zur Kapelle des hiesigen St. Marien-Krankenhauses am 26. und zur St. Hedwigs-Kirche in Neufahrwasser am 27. August hat unsere Herzen mit heiliger Freude erfüllt. Jn den Zeiten des Mittelalters, auf dem Culminationspunkte der Begeisterung, mit welcher so viele und so großartige Kirchen erbaut wurden, die noch heute unser Staunen und unsere Bewunderung wie unsere dankbarste Verehrung verdienen, da dürfte der Fall eben nicht selten gewesen sein, daß, zumal in großen Städten, von einem Bischof an zwei aufeinanderfolgenden Tagen der Weiheakt der Grundsteinlegung zu zwei Kirchen vollzogen wurde. Aber in unsern Tagen, bei der mehr vorherrschend industriellen und materiellen Richtung, ist die Feier der Grundsteinlegung zu den zwei genannten Gotteshäusern in der Stadt Danzig und der Vorstadt Neufahrwasser um so bedeutsamer, einmal, als die Annalen unserer Diöcese wohl schwerlich von einem gleichen Ereigniß Nachricht geben, das andere Mal aber muß diese Grundsteinlegung ein lebendiges und beredtes Zeugnis geben, wie die Katholiken Danzigs, zwar mit schwachen Mitteln, aber mit dem unerschütterlichsten Gottvertrauen im Stande sind, Gott-geweihte Stätten zu errichten, welche, die Mitwelt überdauernd, der Nachwelt Kunde geben, daß auch im Zeitalter der Eisenbahnen, der Speculation und der Geldgier, noch eine gesunde und frische Thatkraft vorhanden war, dem Herrn der Heerschaaren Wohnorte zu bereiten.
Als bei der Belagerung Danzigs durch die Franzosen im Jahre 1807 das Kloster der barmherzigen Brüder zu Alt-Schottland zerstört wurde, als die Söhne des h. Johann von Gott mit blutenden Herzen sich von den Trümmern ihres Hauses trennen mußten, als die Säcularisation wie ein eisiger Reif eine Blüthe nach der andern am Lebensbaume der kath. Kirche zerstört hatte, wer hätte es damals und noch vor einem Decennium ahnen können, daß aus den Trümmern, des durch unabwendbares Verhängniß Niedergeworfenen, wieder neues Leben erblühen, daß in der Nähe des ehemaligen Brüderklosters eine Krankenanstalt unter Leitung der Schwestern des h. Carl Borromäus h i e r begründet werden sollte. Gottes Wege aber sind wunderbar. Ihm deshalb allein die Ehre. Er lenket die Herzen und wählet seine Werkzeuge. Wer den Impuls zur Gründung unseres barmherzigen Schwesternhauses gegeben, wer kennt den Namen des edlen Mannes nicht? Wer kennt ferner die Namen derer nicht, welche mit aufopfernder Milde ihre Hände öffneten,um das so lang ersehnte Ziel, ein kath. Krankenhaus zu besitzen, zu erreichen? Gewiß kennt sie ein Jeder. Vergessen wir aber auch nicht, welchen Anklang nnd welche Unterstützung sie gefunden hat bei Armen und Reichen, bei Bemittelten und Unbemittelten, bei Männern, Frauen und Jungfrauen, und was unter letztern eine Heldenseele, die fromme Pilgerin Felicitas Tietze, für die Anstalt gewirkt hat.
Am 21. April 1852 fand im Locale des Pius-Vereins die erste Versammlung zur Berathung über diese Angelegenheit statt. Am 13. November desselben Jahres schon kamen die barmherzigen Schwestern nach Danzig und wurden bei ihrer Ankunft mit Freuden-Thränen begrüßt. Am folgenden Tage vollzog die Einweihung der kleinen Kapelle Herr Pfarrer Landmesser im Auftrage des hochwürdigsten nun in Gott ruhenden Bischofs Dr. Sedlag, in Gegenwart des hochw. Herrn Dompropstes Dr. Herzog und im Beisein sämmtlicher hiesiger kathol. Geistlichen. Am 25. März wurde in die Krankenaustalt der erste Kranke aufgenommen. Das erste Freibett hatte der hochselige Herr Bischof Dr. Sedlag gestiftet. Bald darauf wurde die Anstalt erweitert durch den Anbau von zwei Seitenflügeln, wodurch Räumlichkeiten gewonnen wurden, so daß im Ganzen 50 Kranken die Aufnahme in der Anstalt gewährt werden konnte. Das Bedürfniß einer größern Kapelle hatte sich gleich Anfangs vornehmlich bei den Mai-Andachten als sehr dringend herausgestellt. Woher aber die Mittel zur Ausführung eines so kostspieligen Baues nehmen? Es ist schon Nachricht in diesem Blatte gegeben worden, was Fräulein Felicitas Tietze für diese Sache gethan, wie sie an die Herzen der höchsten Würdenträger, Kaiser und Könige, Erzbischöfe und Bischöfe, bei Reichen und bei Armen angeklopft, wie sie den Weg nach Rom, unbekümmert um ihren leidenden Gesundheitszustand, gewagt, woselbst sie mit dem apostolischeu Segen des erlauchten Kirchenoberhauptes begnadigt und mit vielen kostbaren Geschenken zur Bestreitung des Baues der Kapelle an unserm Krankenhause beglückt wurde. Auf ihre demüthige Bitte zu den Füßen Sr. Heiligkeit erhielt sie vom heil. Vater einen Stein aus den Katakomben, vielleicht einst gefärbt mit dem Blute der Märtyrer, welcher zum Grundstein unserer St. Marien-Kapelle bestimmt, heute, den 26. August 1857, als solcher feierlich von dem hochw. Weihbischofe und General-Administrator Herrn. Georg Jeschke, unter Assistenz der gesammten hiesigen so wie einiger auswärtiger Geistlichen, gelegt wurde. Mehr als 10.000 rtl. hat Fräulein Felicitas zu diesem Baue gesammelt. Schon erheben sich die Mauern bis zum Dachgesimse. Schon erkennen wir die Form und Einrichtung dieser im Spitzbogenstyle zu erbauenden Kapelle, schon sehen wir einen beträchtlichen Theil des Thurmes aufgemauert, von welchem herab die Glocken die Gläubigen zum Gebete rufen werden. Wölbt sich auch jetzt über den inneren Raum kein anderes Gewölbe als das des Himmels, so ist doch Aussicht vorhanden, das Gebäude noch in diesem Jahre unter Dach zu bringen.
Zu der erhebenden Feier waren die inneren Räume durch sinnige Anordnung vieler Guirlanden und anderen Blätterschmuckes in einen Garten verwandelt. Dem Eingange gegenüber strahlte in himmlischer Verklärung das herrliche Bild der unbefleckten Gottesmutter. Unter einem großen mit Kränzen geschmückten Kreuze befand sich der eben so reich gezierte Altar, an welchem von dem hochw. Weihbischofe und General-Administrator des Bisthums Culm nach beendigter Grundsteinlegung, welche nach den Vorschriften unserer heil. Kirche vollzogen ward, das erste heil. Meßopfer, ein feierliches Pontificalamt, in diesen nunmehr Gott geweihten Räumen abgehalten wurde. Der Feier wohnten bei die Spitzen der Königl. wie der städtischen Behörden, die Herren: Regierungspräsideni v. Blumenthal, Polizeipräsident v. Clausewitz, Oberbürgermeister von Groddeck, Justizrath Walter als Vorsteher der Stadtverordneten, Geheime Commerzienrath Jebens, Oberregierungsrath Pavelt, Regierungs- und Schulrath Dr. Ditki, nebst den übrigen Mitgliedern des Verwaltungsraths. Eine besonders freudige Ueberraschung gewährte die Ankunft des Herrn Oberregieruugsrath Osterrath aus Oppeln, der eigends zu dieser Feierlichkeit nach Danzig gekommen war.
Die Festrede wurde von Herrn Pfarrer Landmesser gehalten, der in tieferschütternder Weise und mit voller Begeisterung, die unwillkürlich zur Begeisterung fortriß, die Bedeutung dieser glückseligen Stunde schilderte und später, kurz vor der Grundsteinlegung, die Urkunde verlas, welche in den Grundstein gelegt wurde. Nach Beendigung der Grundsteinlegung hielt der Herr Weihbischof eine Rede vor dem Altare, in welcher er mit apostolischer Würde darauf hinwies, wie man Gott, den Himmel und Erde nicht zu fassen vermögen, zwar überall anbeten könne, in dem Tempel der Natur und in den Kirchen, in der Wüste und im stillen Kämmerlein, daß aber zu allen Zeiten Gott auf Erden besondere Orte sich gewählet, in denen er vorzugsweise seine Gnade denen erweist, die ihn an diesen Orten darum anflehen, wie unsere Kirchen wahre Gotteshäuser sind. Hierauf folgte das feierliche Pontificalamt, bei welchem ein vierstimmiger Meßgesang für gemischten Chor unter Leitung des Organisten Wollmann mit Begleitung der Physharmonika aufgeführt wurde.
Den rührendsten Eindruck gewährten bei der ganzen Feier die barmherzigen Schwestern. Wem es vergönnt gewesen ihnen nahe zu sein, nach der Feier aus ihrem Munde einige Aeußerungen ihrer himmlischen Freude zu vernehmen, die ihnen dieser Tag des Heils bereitet, der wird es nicht versuchen wollen, solche Empfindungen zu schildern, denn das läßt sich nicht beschreiben.
So hat nun das Haus Gottes die erste kirchliche Weihe empfangen. Sehen wir nur getrost der Zeit entgegen, in welcher es gänzlich fertig dem Gottesdienste übergeben werden wird. Das Werk ist mit Vertrauen auf Gott und seine Güte begonnen worden, hoffen wir mit Zuversicht, daß auch er in seiner Almacht und Weisheit dasselbe uns beendigen helfe und es schütze für Zeit und Ewigkeit!
Viele Grüße
Peter