Hallo miteinander,
seit nunmehr 2,5 Jahren stöbere ich durch die Ahnengeschichte einer liebgewordenen, älteren Dame und verliere mich dabei manchmal auch in den Nebenlinien der Angeheirateten - so auch im Falle der Korn-Müller-Dynastie der Familie STÖRMER. In dem ältesten bei archion eingestellten Kirchenbuch der Verstorbenen 1757-1779 fand ich einen Eintrag, der mir erst wegen seiner Länge auffiel, dann aber beim Lesen sehr nahe ging. Diesen Eintrag möchte ich gerne mit euch teilen.
Folgendes schrieb der Pfarrer von Ladekopp ins Kirchenbuch:
Absalom Stürmer [eigentlich Absalon Störmer; trotz eines vorliegenden Dokuments des Superintendenten, 'weigerte' sich der Pfarrer, die dortige Schreibweise zu übernehmen], Korn-Müller u[nd] so genannter Mittnachbar zu Tiege, starb am
Donnerstage vor dem 2. p. Tr. d[en] 25. Junii [1767], um XI Uhr, mittags, an e. B?????,
????? des Kalte Brand [= absterbendes Gewebe] geschlagen, der nicht gedämpft werden konnte. Er ward
auf dem Kirchhof in Tiege begraben Festo Petro et Pauli d[en] 29. Juni nachdem
ich ihm vorher in deiner Scheune eine Leichpredigt über Matth. 24, 42 [Seid also wachsam! Denn ihr wisst nicht, an welchem Tag euer Herr kommt], et/und eine
Parentation [= Grab- oder Leichenrede] über Prov. 28,14 [Sprüche: Wohl dem, der sich allewege fürchtet; wer aber sein Herz verhärtet, wird in Unglück fallen.] gehalten hatte. Er starb in einem Alter von
39 J[ahren] weniger 1 Tag.
Nach der mir ertheilten Nachricht, ist er zu Neumünsterberg im Barenhöfischen
Gebiet 1728 d[en] 26. Jun geboren, woselbst sein Vater, der noch lebet, damahls (?) Königl[icher]
Schulz u[nd] Mittn[achbar] war, jetzo aber als Witwe[r] in schlechten Umständen ohne Hof sich
befindet. Seine Mutter hieß Anna Justina Willhelmin. Anno 1749 ward er
auf der Tiegschen Korn-Mühle in die Lehre gethan et/und nach 3 Jahren zum Gesellen
erklährt. A[nn]o 1758 [28. Mai] heyr[atete] er Jungfer Esther Domnowskin , des Tiegschen Korn-Mül-
lers Tochter, welche ihm 3 Söhne et/und 1 Töchterlein, davon nur das Söhnlein
lebt [auch ein Absalon, * 27.11.1760; die anderen verstarben an kaltem Fieber oder bösartigen Pocken]. Am Trinitatis Sonntage [14. Juni] des Abends spät, wollte er nebst anderen
et/und sein jüngerer Bruder, halbtrunken (?) nach Hause gehen aus der Dorfschaft
Mirau. Unterwegens gerieth er in einen Wort Streit, so aber
dass nicht Ernst seyn sollte, mit einem päbstischen Manne, der ihm dazu
reitzte et/und den er nachgehends niederwarf et/und auf ihn fiel, welches für ihn
so unglücklich ablief, daß er sein linkes Bein unten am Knöchel zerbrach,
welches ihm nach XI Tagen d[en] 25. Jun das Leben kostete, nachdem er
5 Tage vor seinem Ende [20. Juni] das H[eilige] Abendmahl empfangen. Gott sey
seiner Seelen gnädig!
So weit der Eintrag. Er ist der Startpunkt einer Ahnenreihe, die bis in die heutigen Tage reicht ... .
Jede Hilfe bzgl. der nicht entzifferten oder fraglichen Begrifflichkeiten wird dankbar angenommen!
Der Pfarrer, der hier für Interessierte des 21. Jahrhunderts so ausführlich und offenbar mitfühlend schrieb, war Christoph Gottlob Schulz. Er wurde am 15. März 1720 in Ladekopp als Sohn seines Amtsvorgängers geboren, zu Danzig ordiniert und 1757 zum Predigtamt in seinem Geburtsort berufen, wo er am 03.08.1779 verstarb.
Sein Vater war Michael Schulz, gebürtig in Memel. Er studierte in Königsberg und wurde Cantor zu Neuteich. Am 21. Januar 1717 wurde er nach Ladekopp berufen, wo er am 17.09.1757 im 68sten Lebensjahr verstarb.
Viele Grüße
Peter