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Thema: Geschichte und Glauben der Kaschuben

  1. #51
    Forum-Teilnehmer Avatar von Antennenschreck
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    Standard AW: Geschichte und Glauben der Kaschuben

    Ja, und wie ging die Sache nun weiter:

    Die goldene Zeit und die Unschuld der Götter geht zu Ende

    Die Edda erzählt uns von einer lange vergangenen verlorenen goldenen Zeit, mit unschuldigen
    Göttern; das war eine Zeit gewesen, als die Götter der Sonne und dem Mond ihren Platz ange-
    wiesen, und den Lauf der Sterne geregelt hatten; sie hatten damals der Nacht und dem Neumond
    ihre Namen gegeben und die Zeiten geordnet; um das alles abzusprechen, trafen sich die Götter
    regelmäßig auf dem Idafeld. Kurz danach folgte dann die Schöpfung der Zwerge. Die Götter
    schafften sich damals Schmelzhütten, um, mittels dieser, dann eiserne Werkzeuge herzustellen, wo-
    bei man das benutzte Metall zwar als Gold bezeichnete; aber dass wird vermutlich nur ein Synonym
    für den großen Nutzen der verarbeiteten Metalle gewesen sein; da man das weiche Gold eigentlich
    nicht für harte Werkzeuge verwenden konnte. Dieses goldenen Zeitalter wurde dann durch die An-
    kunft drei bestimmter Frauen aus Jötunheim abrupt beendet. Nun setzten sich die Götter wieder
    auf ihre Stühle, und beratschlagten, wie man wieder Ordnung in die Streitereien bekommen könnte.
    Das ganze Elend kam vermutlich in die Welt der Götter, als die angekommenen Frauen mit ihrer
    Goldgier das vordem friedliche Leben der Götter in eine erste Katastrophe stürzten. Es ist daher
    sehr wichtig, dass, geich nach dieser friedlichen goldenen Phase die Zwerge auf der Erde erschei-
    nen, welche das begehrte Gold aus der Erde holen müssen; diese Zwerge nutzten nun oft die Gier
    der drei Riesenfrauen nach Gold für ihre eigenen Zwecke aus; damit war also das goldene göttliche
    Zeitalter für immer, durch die weibliche Gier der drei Thursentöchter nach Macht und Reich-
    tum beendet worden; welch eine Ironie; das goldene Zeitalter der Götter wurde ausgerechnet durch
    Gold beendet. Aber diese drei Thursentöchter aus Riesenheim, sind auch genau jene drei Nornen
    (Zeitgöttinen), welche Yggdrasil pflegen; die reale Weltzeit konnte also erst nach dem Ende der
    goldenen göttlichen Zeit beginnen. Dass, durch das Gold, auch das Böse in die Welt gekommen
    ist, und damit die Unschuld verloren ging, sagt uns auch der Wöluspa:

    Da wurde Mord in der Welt zuerst,
    Da sie mit Gabeln die Goldstufe (Gullweig) stießen,
    In der hohen Halle die hell brannten.
    Dreimal verbrannt ist sie, dreimal neu geboren,
    Oft, unselten, doch lebt sie noch.

    Als die Zwerge all ihr Gold in der hohen Halle (Walhalla) schmolzen, da kam sofort auch das
    Böse in die Welt; der oben erwähnte Mord ist aber nur ein poetischer Ausdruck für das Gold, was in
    die Welt kam, und was, die Götter dreimal versuchten, wieder aus ihr zu verbannen; wobei durch
    den Nachsatz von oft und unselten wohl gesagt werden soll, dass man das Selbe auch noch später
    immer wieder erfolglos versucht hatte. Ebenso kam damals auch der erste Krieg durch das Gold in
    die Welt der Götter; dieser war wohl der Wanenkrieg, welcher aber noch mit einem Friedens-
    schluss endete; infolge dessen musste der Wanenherrscher Niördhr mit seinen beiden Kindern
    Freyr und Freyja als Geiseln zu den Asen gehen. In diesem sogenannten Frodisfrieden, wurde der
    ganze Goldschatz der Asen vom Zwerg Andwari mit einem Fluch belegt, der auch noch jedem
    späteren Besitzer einen sicheren Untergang bringen sollte. Da wir aber sonst nichts weiter über die-
    sen ersten Krieg lesen können, können wir hier nur über den Friedensschluss und dessen Bedingun-
    gen berichten. Während dieser Friedensschluss den laufenden Krieg beendete, hatte sich schon bald
    wieder ein neuer Konflikt entwickelt, dessen Ursachen allerdings schon in der dunkelsten Vergan-
    genheit lagen; es war dies nämlich der immer währende Gegensatz zwischen den Asen und den
    Riesen gewesen, also der grundsätzliche Gegensatz zwischen guten und bösen Mächten; dieser
    Gegensatz war auch nicht mit einem Friedensschluss beizulegen, denn, er war ja von einer so
    grundsätzlichen Natur, dass er immer wieder zu neuen Auseinandersetzungen zwischen diesen
    beiden Mächten führen musste. Diesen Kampf hätten die Götter aber auf lange Sicht gewinnen
    können und müssen, wenn sie nicht inzwischen selber auch der Sünde verfallen wären. Aber in
    der Welt der Götter hatte ja das Böse, durch das Gold, auch immer weiter an Macht gewonnen, wie
    man an den folgenden Versen sehen kann:

    Da gingen die Berater zu den Richterstühlen,
    Hoch heilige Götter hielten Rat,
    Wer mit Frevel hätte die Luft erfüllt,
    Oder den Riesen Odurs Braut gegeben?
    Von Zorn bezwungen zögerte Thor nicht,
    Er säumt selten wo er solche vernimmt:
    Da schwanden die Eide, Wort und Schwüre,
    Alle festen Verträge jüngst erdacht.

    Wir wollen hier diese rätselhaften Worte etwas genauer erläutern: Als die Götter damals Mid-
    gard und Walhall erschaffen hatten, da riefen sie einen Baumeister (namens smidhr), der ihnen
    in eineinhalb Jahren eine feste Burg gegen die Bergriesen und Hrimthursen erbauen sollte, für
    den Fall, dass diese über Midgard in ihr Reich einbrechen würden. Aber dieser Baumeister ver-
    langte dafür Freyja zur Frau, und Mond und Sonne noch als Lohn dazu. Die Asen versprachen
    nun dem Baumeister den geforderten Lohn, wenn er diese Burg innerhalb eines Winters erbauen
    könnte; wenn aber am ersten Sommertag noch irgend etwas an der Burg fehlen würde, so sollte er
    überhaupt keinen Lohn bekommen; nebenbei dürfte er sich bei dem Bau auch von Niemand helfen
    lassen. Als sie dem Baumeister diese harten Bedingungen stellten, da verlangte dieser, dass ihm we-
    nigstens sein Pferd Swadilfari helfen dürfen solle; und, Loki war der Meinung, dass man dem
    Baumeister dieses auf jeden Fall erlauben müsse. Also startete der Bau ab dem ersten Wintertag;
    tagsüber setzte der Baumeister Stein auf Stein, und in der Nacht holte er wieder neues Material mit
    seinem Pferd heran. Für die Asen erschien es als ein großes Wunder, wie das Pferd ganze Felsen auf
    einmal heranzog; wobei der Baumeister sogar dreimal soviel Arbeit wie sein Pferd verrichtete. Als
    nun der Sommer nahte, beschleunigte der Baumeister den Bau so sehr, wie es irgend ging; drei Tage
    vor Sommeranfang war dann die Burg so groß und stark, dass ihr kein Angriff hätte mehr schaden
    können, es musste nur noch das Burgtor fertig gebaut werden. Nun setzten sich die Götter zusam-
    men, und warfen sich gegenseitig vor, dass man ja versprochen habe, Freyja nach Jötunen zu ge-
    ben, und Mond und Sonne gleich noch mit dazu; man würde so eine Göttin verieren und den gan-
    zen Himmel verderben. Da einigte man sich darauf, dass die ganze Schuld für diesen ungünstigen
    Vertrag mit dem Baumeister einzig bei demjenigen liegen würde, dem man bisher auch schon alles
    in die Schuhe geschoben hatte, nämlich bei Loki, Lauseyjas Sohn. Man beschloss deshalb, dass
    Loki eines ganz üblen Todes sterben müsse, wenn er diesen Vertrag mit dem Baumeister nicht
    wieder rückgängig machen könne. Und, weil die versammelten Götter alle auf den armen Loki ein-
    drangen, gab er sich am Ende geschlagen, und versprach, alles so zu arrangieren, dass der Baumeis-
    ter um seinen sicheren Lohn kommen würde. Als nun der Baumeister an diesem Abend mit seinem
    Ross neue Steine holte, da wieherte am nahen Waldrand eine hübsche Stute (der verwandelte Loki)
    nach dem Pferd des Baumeisters. Der Hengst konnte und wollte nun einfach nicht mehr arbeiten,
    und zerriss seine Stricke, und rannte hinter der Stute hinterher. Der Baumeister rannte nun die ganze
    Nacht hinter seinem Pferd hinterher, um es wieder einzufangen. Das ganze Versteckspiel dauerte
    nun die ganze Nacht an, ohne dass ein einziger Stein transportiert worden wäre. Weil nun aber keine
    Steine mehr in der Burg waren, konnte der Baumeister am folgenden Tag auch nicht mehr weiter
    bauen; nun wurde dem Baumeister klar, dass man ihn hier ausgetrickst hatte, und, dass er nun wohl
    auch keinen Lohn für seine ganze Mühe bekommen würde; nun geriet er in eine sehr große Wut.
    Die Asen hatten aber inzwischen gemerkt, dass es sich bei ihrem Baumeister eigentlich um einen
    Bergriesen handelte, und beachteten die Verträge mit diesem nicht mehr; trotzdem oder gerade des-
    wegen bekamen sie nun eine große Angst vor ihrem ehemaligen Baumeister, und riefen Thor mit
    seinem Hammer Miölnir zur Hilfe. Thor bezahlte nun den versprochenen Baulohn auf seine speziel-
    le Art, indem er den Bergriesen in kleine Stücke zerschlug, und diese dann nach Niflhel warf. Zwi-
    schen dem verwandelten Loki und dem Pferd des Baumeisters war es in jener Nacht aber auch zu
    einem Kontakt gekommen, welcher dann nach einer Zeit zu einem Füllen führte, welches grau aus-
    sah, und acht Beine hatte; in diesem Pferd erkennen wir nun das sätere Reittier von Odin, mit dem
    Namen Sleipnir; das beste Pferd, was die Götter und die Menschen jemals gesehen haben. Bei dem
    betrogenen Baumeister handelt es sich eigentlich um den Winter selbst, und sein Pferd Swadilsari
    (Eisführer) symbolisiert hier wahrscheinlich den eisigen Nordwind; somit handelt es sich bei dem
    Bollwerk gegen die Eisriesen wohl eher um eine Eiswand, welche im Sommer unter normalen Be-
    dingungen sowieso wieder weg getaut wäre, weshalb der Baumeister mit der Sonne und dem Mond,
    auch das Licht und die Wärme von den Asen nehmen wollte. Also hätte die Burg, welche zum
    Schutz der Götter dienen sollte, über kurz oder lang zu ihrem sicheren Untergang geführt. Wenn
    nun des Baumeisters Hengst also der Nordwind gewesen sein soll, so musste die verwandelte Loki-
    stute, als sein Gegenspieler zwangsläufig der warme Südwind sein. Die sich nachlaufenden Pferde
    im Wald stellen somit den Wechsel und Wandel der Winde beim Anbruch des Frühjahres dar. In ih-
    rer Angst vor dem unheimlichen Baumeister rufen nun die Götter den sommerlichen Thor mit sei-
    nem Hammer (dem Gewitter, was es im Winter eigentlich nicht gibt); selbiger zerstört nun mit eini-
    gen Blitzschlägen und einer nachfolgenden Wärme alles, was vom winterlichen Eis noch übrig war.
    Bis an diesen Punkt kann man den Mythos wahrscheinlich noch auflösen, aber viel weiter kommen
    wir hier dann nicht mehr. Odins windschnelles Pferd ist also von zwei gegensätzlichen Winden ge-
    zeugt worden, und seine acht Beine sollen wahrscheinlich die acht Hauptwinde der Windrose dar-
    stellen; seine graue Farbe stellt eine Mischung zwischen schwarzen südlichen Feuerwind und dem
    weißen kalten Nordwind dar.

    LG Arndt

  2. #52
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    Standard AW: Ein ungeklärtes Rätsel: Die "Hagemann=Strasse" in Ober-Buschkau

    Hallöle,

    ich überspringe nun mal einige Ereignisse, und komme direkt zum Ende der Götterwelt:

    Baldurs Tod, und das Ende der alten Welt
    Die Asen waren erschrocken von den bösen Träumen, welche Baldur plagten, und sie versprachen
    ihm, alles Machbare zu tun, um ihm seine Sicherheit zu gewährleisten. Deshalb nahm auch Frigg
    Eide vom Feuer und Wasser, vom Eisen und von allen anderen Erzen, von Steinen und Erden, von
    Bäumen, Krankheiten, Giften, allen vierfüßigen Tieren, Vögeln und Würmern ab, dass Baldur nie-
    mals etwas Böses tun würden. Als sie das getan hatten, versuchten sie Baldur im Spiel mit Steinen
    oder anderen Dingen zu bewerfen; was sie aber auch immer nach ihm warfen, sie konnte Baldur
    nicht schaden; die abgenommenen Eide schienen also ihre Wirkung nicht zu verfehlen. Als aber
    Loki sah, dass Baldur nun wohl als einziger Ase unverletzlich wäre, gefiel ihm das gar nicht so gut;
    deshalb verkleidete er sich als Frau, und ging zu Frigg nach Fensal. Frigg fragte nun die Asin (also
    den verkleideten Loki), was denn die Asen in ihrer letzten Versammlung Wichtiges beschlossen hät-
    40ten. Loki antwortete, dass die Asen einen Zauber auf Baldur gelegt hätten, wonach man alles auf
    diesen schießen könne, ohne ihn auch nur im Mindesten zu verletzen. Da sagte Frigg, weder Waffen
    noch Bäume können Baldur schaden, denn von diesen Dingen allen haben sie Eide genommen. Da
    fragte Loki, ob denn wirklich von allen Dingen Eide abgenommen worden wären, um Baldur zu ret-
    ten. Darauf antwortete ihm Frigg: Östlich von Walhall wächst eine Staude, Mistilstein genannt, die
    schien uns zu jung, um von ihr einen Eid abzunehmen. Darauf ging Loki wieder von Frigg fort, und
    wandte sich direkt zu jener Staude, namens Mistilstein, riss diese aus dem Boden; und ging damit
    zur Asenversammlung. Am äußersten Rand der Versammlung stand Hödur, denn er war blind. Nun
    sprach Loki zu Hödur: Warum schießt denn nicht auch einmal nach Baldur? Dieser antwortete: Das
    hat keinen Wert, denn ich sehe Baldur sowieso nicht, und außerdem habe ich auch gar keine Waffe.
    Da sagte Loki zu Hödur: Tu doch Baldur den Gefallen, so wie es die anderen Männer ja auch ma-
    chen, ich werde dir schon sagen, wohin du zielen musst; als Waffe magst du diesen dünnen Stock
    verwenden. Hödur nahm nun den angebotenen Mistezweig, und schoss nach Lokis Anweisungen
    auf Baldur. Der Schuss lag sehr gut, und durchbohrte Baldur, so dass dieser schon tot war, bevor er
    auf der Erde aufkam; dieses Ereignis war nun aber das größte Unglück, was die Götter und die
    Menschen jemals treffen konnte. Wie Baldur nun am Boden lag, da standen die Asen alle sprachlos
    um ihn herum, und keiner traute sich, ihn auch nur anzufassen. Sie sahen sich gegenseitig an, und
    ihre Wut war auf denjenigen gerichtet, der den tödlichen Pfeil geschossen hatte; zum Glück für Hö-
    nir, durfte ihm aber niemand etwas tun, denn man befand sich ja in einer heiligen Freistätte. Als
    dann aber wieder etwas Bewegung in die erstarrten Götter kam, konnten sie vor Schmerz lange kei-
    ne Worte finden, sondern weinten nur leise vor sich hin. Am meisten traf dieser Verlust aber Odin,
    denn, keiner, außer ihm, wusste im Saal, das mit Baldurs Tod der baldige Untergang von Yggdrasil
    eingeläutet worden war. Als man sich nun wieder ein wenig gefasst hatte in Asgard, da fragte Frigg,
    wer von den Göttern den Mut hätte, um nach Helweg zu reisen, um den Riesen in der Hölle ein Lö -
    segeld für die Freigabe von Baldurs Seele zu bieten; sofort meldete sich Hermödhr, Odins Sohn, um
    in die Hölle zu den Riesen zu reiten. Man holte also Sleipnir, Odins Pferd, Hermödhr schwang sich
    in seinen Sattel, und stob von dannen. Nun erst, nahmen die Asen Baldurs Leiche, und brachten sie
    zur See. Hier ankerte Baldurs großes Schiff Hringhorn; auf dieses wollten die Asen Baldurs Körper
    bringen, und zusammen mit dem Schiff auf der offenen See verbrennen; sie konnten aber das Schiff
    keinen Millimeter von der Stelle bewegen. Deshalb sandten die Asen nun nach Jötunheim, nach ei-
    ner Riesenfrau, damit diese das Schiff in die See schiebe. Tatsächlich kam nun auch bald die Rie-
    senfrau Hyrrockin auf einem Wolf daher geritten, welcher mit einer Schlange eingezäumt war. Als
    diese nun von ihrem großen Wolf gesprungen war, da rief Odin vier Berserker herzu, um diesen
    festzuhalten; was sie aber nur schaffen konnten, indem sie ihn umwarfen. Nun trat die Riesenfrau
    an das Vorderteil des Schiff heran, und stieß es so heftig ins Wasser, dass das ganze Land erzitterte.
    Odin war aber über diese rohe Gewalt so zornig, dass er der Riesin sicherlich ihr Haupt mit seinem
    Hammer zertrümmert hätte, wenn sich nicht die anderen Götter für sie verwendet hätten. Nun wur-
    de Baldurs Leiche mit dem Schiff auf die See hinaus gebracht werden, seine Frau Nanna aber wur-
    de an Land auf einem Scheiterhaufen verbrannt; der Zwerg Lit, der bei dieser heiligen Handlung
    achtlos herum rannte, wurde von Thor gleich mit auf den brennenden Scheiterhaufen geworfen. Bei
    dieser Leichenverbrennung gab es viele Zuschauer; als erster wäre da natürlich Odin selber zu nen-
    nen, weiterhin waren hier aber auch Frigg und die Walküren, wie auch Odins Raben mit zugegen;
    ebenso hatten sich hier auch noch Freyr, Heimdall und Freyja mit ihren Katzen eingefunden; an-
    sonsten war auch noch eine große Menge Hrimthursen und Bergriesen zugegen. Odin legte nun
    auch noch den Ring Draupnir oben auf den Scheiterhaufen; seit diesem Tag tropfen von ihm jede
    neunte Nacht, acht weitere gleich schöne Ringe von ihm ab; selbst Baldurs Hengst wurde mit sei-
    nem ganzen Geschirr dem Feuer übergeben. Hermodur ritt unterdessen neun Nächte und neun
    dunkle Tage durch tiefe Täler; so dass er eigentlich gar nicht sehen konnte, wohin er eigentlich ritt,
    bis er dann endlich zum Grenzfluss Giöll kam, und über die Giöllbrücke reiten konnte, welche kom-
    plett mit glänzendem Gold belegt war. Diese Brücke wurde damals von der Jungfrau Mödgudr be-
    41wacht, sie fragte den Reiter nach seinem Namen, und sagte noch, dass schon gestern fünf Haufen
    mit toten Männern über die Brücke geritten wären, und dass, er ja so gar nicht wie ein Toter ausse-
    hen würde; weshalb sie nicht verstehen würde, was er ausgerechnet auf diesem Weg zur Hölle wol-
    le. Hermodur antwortete ihr, dass er zur Hölle reiten müsse, um die Seele von Baldur wieder frei
    kaufen zu können. Und dann fragte er die Jungfrau noch, ob denn auch Baldur schon bei ihr vorbei
    gekommen wäre. Da antwortete Mödgudr, dass auch Baldur schon über diese Brücke geritten sei,
    und dass, gleich nach der Brücke der Weg direkt in die finstere und kalte Hölle führen würde. Uner-
    schrocken ritt nun Hermodur über die Brücke, direkt, bis er vor dem Höllengitter zum Stehen kam;
    hier sprang er von seinem Pferd, und zog alle Riemen von dessen Zaumzeug fester an, sprang da-
    nach wieder auf Sleipnir, und gab diesem die Sporen. Jetzt setzte der Hengst so heftig über das Git-
    ter, dass er es nirgendwo berührte. Dann ritt Hermodur auf die einzige sichtbare Halle zu, stieg vom
    Pferd und trat ein. Hier sah er nun seinen Bruder Baldur auf einem Ehrenplatz sitzen, worüber er
    sich sehr freute; und sie redeten die ganze Nacht miteinander. Am nächsten Morgen verlangte nun
    Hermodur von Hel (vermutlich der Oberteufel), dass Baldur wieder mit ihm nach Hause reiten sol-
    le, weil die Asen über dessen Weggang sehr trauern würden. Aber Hel antwortete nur, es müsse sich
    erst noch erweisen, ob Baldur von den Asen wirklich so sehr geliebt werden würde, wie es Hermo-
    dur behauptete. Und, wenn alle Dinge in der Welt, die toten und die lebendigen, über Baldurs Weg-
    gang weinen würden, dann dürfe er wieder zurück nach Asgard gehen, wenn aber auch nur ein ein-
    ziges Ding oder ein einziges Wesen nicht über Baldurs Schicksal weinen würde, ja, dann müsse er
    für immer in der Hölle bleiben. Da stand Hermodur auf, und nahm von Baldur einige Geschenke
    entgegen, unter anderem den Ring Draupnir, den Odin in die Flammen geworfen hatte, und ritt wie-
    der nach Asgard zurück; hier berichtete er alles was er in der Hölle gesehen hatte, und auch dass,
    was der Teufel für Baldurs Freigabe gefordert hatte. Nun sandten die Asen Boten an jeden Ort der
    Welt, und baten jedes Ding und jedes Wesen darum, um Baldur zu weinen. Es weinte nun die ganze
    Welt um Baldur, jeder Gott, jedes Wesen, jeder Stein, jede Pflanze, einfach jedes Ding und jedes
    Lebewesen. Als die Gesandten dies sahen, meinten sie, ihren Auftrag soweit erfüllt zu haben; sie
    fanden nun aber noch eine Höhle, in der ein Riesenweib namens Thöck hauste; die baten sie nun
    auch noch, doch bitte um Baldur zu weinen. Die Riesin aber antwortete:
    Thöck muß weinen mit trockenen Augen
    über Baldurs Ende.
    Nicht im Leben noch im Tod hatte ich Nutzen von ihm:
    Behalte also die Hölle was sie einmal hat.
    Man könnte nun meinen, dass dies Loki war, der hier in der Verkleidung als Riesin Thöck den Asen
    soviel Ärger bereitet; so umfangreich die ganze Erzählung auch ist, so fehlt hier z.B. die Rache, die
    Wali an Hödur dem eigentlichen Mörder von Baldur nahm; es fehlen auch die Worte, welche Odin
    seinem toten Sohn Baldur ins Ohr geraunt hat, als dieser schon im Feuer lag. Das Odin seinem Sohn
    noch etwas mit auf dem Weg in die Hölle gab, wissen wir, weil nämlich der allwissende Riese Jötun
    mit Odin über verschiedene Dinge gestritten hatte, und sich diesem unterwerfen muss, weil er eine
    bestimmte Frage eben nicht beantworten konnte, die da lautete:
    Was sagte nun Odin seinem Sohn ins Ohr
    als er die Scheitern bestieg?
    An genau dieser Frage erkannte der Riese nun aber auch, dass er sich die ganze Zeit mit Odin her-
    um gestritten hatte. Was nun Walis Rache an Hödur betrifft, so erfahren wir davonin der Weg-
    tamskwida, hier nennt man allerdings Odin Wegtam; was nun beides im eigentlichen Sinn als Wan-
    derer aufzufassen ist. Nun aber zur Deutung dieses ganzen Geschehens: in Baldur sah man damals
    die Herrschaft des Lichtes zur Mittsommerwende; sein Tod repräsentiert also die Neige des Lichtes
    42in der Sommerwende, gerade da, wo die Tage am längsten sind, nun aber wieder kürzer werden,
    und das Licht sich wieder zu neigen beginnt. Sein Mörder musste also demzufolge zwangsläufig der
    lichtlose, also blinde Hödur (Heljar, Geselle der Hölle) sein, weil er ja das Dunkel des Winters dar-
    stellt, dessen Herrschaft sich nun vorbereitet, und zur Julzeit (Weihnachten) vollendet wird; wo
    dann aber nach dem kürzesten Tag die Sonne auch wieder neu geboren wird. Auch Hödur ist wahr-
    scheinlich ein Sohn von Odin, wofür wir aber in der Edda keinen direkten Beleg finden; in Skalds-
    kap. wird er aber Odins Sohn genannt. Zumindest ist er auch nach der Edda ein Ase, und kein Riese,
    weil er ja nur das unschädliche Dunkel ist, das sich mit dem Licht auf natürliche Weise immer ab-
    wechseln muss. So betrachtet, ist Hödur an diesem Mord rein rechtlich eigentlich unschuldig; denn
    Loki hatte ihm ja den tödlichen Speer gegeben, und sein Hand beim Wurf gelenkt. Allerdings sah
    man das in der Welt der Asen vollkommen anders, denn hier gab es noch die Blutrache, welche kei-
    ne Ausnahme duldete: das vergossene Blut muss unbedingt mit dem Blut des direkten Mörders ge-
    rächt werden, und dieser Akt duldet auch keinen Aufschub, es gibt da noch nicht einmal Zeit zur
    Beratung, oder um sich die Hände oder die Haare zu waschen und zu kämmen; das Alles kann man
    erst tun, wenn man seiner heiligen Pflicht der Rache nachgekommen ist. Deshalb musste Wali den
    Tod Baldurs sofort an Hödur rächen; man konnte nicht erst untersuchen, ob vielleicht jemand an-
    ders an diesem Mord die Schuld trägt. Da half es auch nichts, dass Wali erst einen Tag alt war, er
    bekam schon mal seine erste Aufgabe (also einen unschuldigen Blinden zu töten):
    Baldurs Bruder war kaum geboren,
    Der Odins Erben einnächtig fällte.
    Die Hände nicht wusch er, das Haar nicht kämmt er
    Bis zum Holzstoß trug er Baldurs Tödter.
    Der eigentliche Mörder war ja nun aber Loki gewesen; er war derjenige, der die Abnahme des Lich-
    tes initiiert hatte, indem er den Mistelzweig in Hödurs Hände legte. Baldurs Unverletzlichkeit er-
    klärt sich eigentlich schon aus der Natur des Lichtes; die einzige Waffe, die ihm etwas anhaben
    konnte, war die Dunkelheit des Winters: Das nun hier gerade von der Mistel kein Eid abgenommen
    worden war, könnte daran liegen, dass sie als Schmarotzer niemals ein selbstständiges Leben führte;
    und deshalb einfach übersehen worden war. Witziger Weise galt die Mistel bei den germanischen
    Völkern, und ganz besonders bei den Kelten als heilige Pflanze. Plinius sagt uns, die keltischen
    Druiden hätten gar nichts Heiligeres gekannt, als eine Eiche, auf der eine Mistel wuchs. Dieen
    Glauben bestärkte noch, dass die Mistel nur auf Bäumen wuchs, und sich nicht säen ließ. Der Auf-
    tritt von Thor bei diesem Ereignis scheint zunächst keine tiefere Bedeutung zu haben, zumal ja ein
    solcher Scheiterhaufen nach nordischer Sitte immer von Thors Hammer geweiht werden muss.
    Aber, er bedroht mit seinem Hammer auch die Riesin Hyrrockin, welche das Schiff nach seiner An-
    sicht zu heftig in den See stößt; das könnte man nun seiner allgemeinen Abneigung gegen die Rie-
    sen zuschreiben, weil er diese schon immer als zerstörerische und verderbliche Naturgewalten be-
    trachtete. Diese Riesin könnte hier den sengenden Sonnenbrand darstellen, der oft nach der Som-
    mersonnenwendeübers Land fegt, und ihr Name Hyrrockin (die Feuerberauchte) würde ebenfalls
    für eine solche Deutung sprechen. Das Schiff Hringhorn kann hier eigentlich nur die Sonne selber
    sein, oder eben auch die Bahn des Lichtes, das inzwischen seinen Höhepunkt erreicht hat, und nach
    einer kurzen Ruhepause, mit einem gewaltigen Ruck (durch die Riesin), seinen Weg in die Versen-
    kung nimmt.
    So fährt nun Hringhorni,
    flammend in Sonnenglut dahin;
    aber es trägt nur noch
    43die Leiche seines Gottes dahin.
    Hier bricht auch Baldurs Gattin, Neps Tochter Nanna das Herz, und man kann sie jetzt auch nur
    noch mit auf den Scheiterhaufen legen, um sie zu verbrennen. Man könnte in ihr die Blumenblüten
    sehen, welche mit der Abnahme des Lichtes dahinwelken. Wir hören hier auch noch von dem Zwerg
    Lit, der vor Thors Füßen herum läuft, und den er dann auch noch missmutig auf den Scheiterhaufen
    wirft. Hier meint der Mythos wahrscheinlich die bunten Farben (Litr) des Frühsommers, die mit
    dem Licht natürlich auch vergehen müssen. Die ganze Natur klagt hier über Baldurs Tod, weil sie ja
    unbedingt dessen Licht benötigt, und die Anwesenheit der Hrimthursen und Bergriesen zeigt uns,
    dass auch diese eigentlich lichtscheuen Gestalten das belebende Sommerlicht nicht ganz vermissen
    möchten. Nun wissen wir auch, wo die alte deutsche Redensart: „Da müsste sich sogar ein Stein er-
    barmen!“ eigentlich herkommt. In Thöck, die Baldur nicht aus der Hölle zurück weinen wollte, fin-
    den wir nun allerdings die kalte und herzlose Selbstsucht, die niemals jemandem helfen würde,
    wenn sie nicht auch selber einen Nutzen davon hätte; denn in die dunkle Höhle der Riesin Thöck
    dringt sowieso niemals ein Lichtstrahl ein, also hat sie selber auch gar nichts von Baldurs Befrei-
    ung; ihr Name wurde uns aber sicherlich nicht richtig überliefert, denn er sollte besser Döck heißen,
    für das vom Licht unerhellte Dunkel. Die ganze Welt klagte also um Baldurs Tod, nur die böse Ei-
    gensucht konnte das eben nicht erweichen. Der Ring Draubnir, den Odin mit auf den Scheiterhaufen
    legte, und den ihm Baldur zum Andenken aus der Hölle zurück sandte, bekam nun die in seinem
    Namen liegende Eigenschaft, das jede neunte Nacht acht weiter identische Kopien von ihm abfie-
    len; das soll hier vermutlich ganz allgemein auf den Segen durch die Fruchtbarkeit und Vermehrung
    hinweisen; man hat aber diesen Ring auch schon auf die Mondphasen bezogen, und die elf goldenen
    Äpfel der Göttin Idun dementsprechend auf die elf Monatssonnen gelegt. Baldur ging nun zur Höl-
    le, und kehrte nie wieder zurück; er würde erst wieder in einer erneuerten Welt erscheinen dürfen.
    Der Winter, der durch Baldurs Tod herbei geführt wurde, war also kein normaler Winter; es war der
    sogenannte Fimbulwinter, auf den kein Sommer mehr folgte; sondern, nun folgte der Untergang der
    alten Welt. Die alten Götter hatten nun ihre Unschuld verloren; und, die kläglichen Reste davon,
    hatte der unschuldige Baldur mit sich in die Hölle genommen; denn er konnte bei diesen sündigen
    Göttern nicht mehr länger bleiben. Loki hatte mit seinem Brudermord der Hölle die Türen nach
    Walhalla geöffnet, es war einfach die Spitze des sittlichen Verderbens in dieser Götterwelt gewesen;
    hier gab es kein Zurück mehr; nun folgte der Kampf Jeder gegen Jeden, es folgte die Wolfszeit, in
    die die Welt nun zwangsläufig stürzen musste. Hier endet also die mythische Welt der alten germa-
    nischen Götter.


    LG Arndt

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    Standard AW: Ein ungeklärtes Rätsel: Die "Hagemann=Strasse" in Ober-Buschkau

    Hallöle,

    Hier nun einmal der Glauben der Deutschen aus Sicht der Römer:

    Die Götter der alten Deutschen

    Die alten Deutschen verehrten zu Cäsars Zeiten, also ein halbes Jahrhundert vor unserer Zeitrech-
    nung, scheinbar keine anderen Gottheiten mehr, als die Sonne, den Mond und das Feuer, welche
    ihnen Wärme und Licht verschafften, ihnen also fühlbare große Wohltaten erwiesen. Die germani-
    schen Priester waren keine gelehrten Druiden, so wie bei den Kelten, welche sie, da sie dem Opfern
    noch wenig Wert beilegten, auch gut entbehren konnten. Doch opferten sie zuweilen Menschen,
    welche der Krieg in ihre Hände geliefert hatte. Ihre Weiber waren auch gleichzeitig ihre wichtigsten
    Wahrsagerinnen. Aber schon einhundertfünfzig Jahre später, also zu Tacitus Zeiten, hatte sich
    scheinbar der Begriff der Deutschen von den Gottheiten schon sehr vervielfältigt, oder sie waren
    eben den Römern inzwischen nur bekannter geworden. Diese sahen nun, dass die Deutschen auch
    die Erde, als die Stammmutter des gesamten Menschengeschlechtes, und den Thuist als den Ur-
    heber ihrer eigenen Nation verehrten. Die Römer, welche zwischen diesen Gegenständen der deut-
    schen Verehrung und ihren eigenen Gottheiten einige Ähnlichkeit fanden, legten ihnen ohne Be-
    denken die (römischen) Namen derselben bei. Sie glaubten unter einer Gottheit, welcher die Sem-
    nonen an gewissen Tagen Menschenopfer brachten, den Merkur zu erkennen. Bei anderen schlos-
    sen sie von der Art der Tiere, die man denselben opferte, darauf, dass sie wohl den Mars und den
    Herkules darstellen müssten. Auf eine ähnliche Art entstand ihre Einbildung, dass die Sueven die
    Isis, die Lygier den Castor und den Pollux verehrten. Nur die geschäftige Phantasie der Römer war
    es also wohl, welche die deutschen Haine mit einer Menge von neuen Göttern bevölkerte. Dunkle
    und ehrwürdige Wälder schienen den alten Deutschen der anständigste Aufenthaltsort für ihre Göt-
    ter zu sein. Nicht, dass sie, wie Tacitus uns versichert, die Götter wegen ihre schieren Größe, der
    Einschließung durch Wände für ungeeignet gehalten hätten; sondern, weil sie, bei ihrer gänzlichen
    Ahnungslosigkeit von der edlen Baukunst der Römer, sich eben nur Haine als einen der Gottesver-
    ehrung angemessenen Ort sich vorstellen konnten. Die Bildnisse, denen die Römer den Namen ihrer
    Götter beilegten, waren aber eigentlich nur Symbole für dieselben. Opfer kamen auch nur bei be-
    stimmten dem ganzen Volke feierlichen Anlässen vor. Da der Götterdienst der alten Deutschen
    überhaupt recht einfach und ungekünstelt war, so bedurften sie auch keiner Scharen von Priestern;
    ein einziger alter ehrwürdiger Mann war imstande, den Gottesdienst eines ganzen Volkes zu besor-
    gen. Für die besten Vertrauten ihrer Gottheiten hielten die alten Deutschen ihre eigenen Weiber, de-
    nen sie deshalb eine Art von Heiligkeit und die Gnade der Weissagung beilegten. Diese zogen sie,
    gleich einem Orakel, bei ihren wichtigsten Angelegenheiten zu Rate, und die Aussprüche eines Wei-
    bes hatten auf einen Kriegsverlauf nicht selten den allergrößten Einfluss. In älteren Zeiten stand be-
    sonders eine gewisse Aurinia in großem Rufe. Die alten Deutschen setzten auf Vorhersagung und
    Losung überhaupt einen großen Wert. Sie bedienten sich unter anderem folgender Art der Vorhersa-
    gung: sie schnitten den Zweig eines Fruchttragenden Baumes in kleine Stückchen, die sie dann
    durch bestimmte Kennzeichen markierten, welche sie dann auf ein weißes Gewand ausstreuten.
    Hierauf blickte der Fragende in den Himmel, und hob, ohne hinzusehen, dreimal ein jedes Stück
    nacheinander auf. So wie er sie aufhob, so erklärte er nacheinander die Zeichen auf den Stöcken.
    Bei unklaren Entscheidungen, zog man auch das Wiehern der Pferde oder den Flug und das Ge-
    schrei der Vögel zu Rate. Einige ihrer heiligen Pferde, weiß von der Farbe und zu keinem anderen
    Dienst entweiht, lebten auf Kosten des Volkes in den heiligen Hainen, und warteten darauf, dass der
    Priester sie an seinen heiligen Wagen anspannt, um dem Gespann dann ehrerbietig nachzufolgen,
    und auf ihr Wiehern genauestens zu achten. Das war die wichtigste Art der Wahrsagerei, und der
    Priester sah sich dabei bloß als Diener, die Pferde aber als Vertraute der Gottheit an. Es gab aber
    noch ein weiteres Mittel, um den Ausgang eines gefährlichen Krieges schon vorher zu erfahren. Ein
    Gefangener des gegnerischen Volkes musste gegen einen Krieger vom eigenen Stamm kämpfen,
    und der Sieg des einen oder anderen Kämpfers entschied auch über die Zukunft im kommenden
    Krieg.

    Die Göttin Hertha

    Alle diese Völkerschaften verehrten Hertha (gemeint ist vermutlich unsere Erde) als ihre Stamm-
    mutter, die, wie sie glaubten, die Schicksale der Menschen nach ihrem Willen verhängen könnte.
    Ein Symbol für dieselbe, ein verhüllter Wagen, stand in einem, auf einer Insel in der Ostsee liegen-
    dem heiligen Wald. Diesen heiligen Wagen durfte niemand berühren, außer dem Priester. Nur die-
    sem war die Anwesenheit der Göttin bekannt. Er spannte immer wieder einmal einige heilige Kühe
    vor den Wagen, und folgte mit Ehrfurcht dem Wagen nach; das Alles diente der reinen Freude und
    Liebe. An allen Orten, welche die Göttin mit ihrer Gegenwart beehrte (durch die der Wagen kam),
    wurden große Freudenfeste gefeiert. Wenn irgendwo Kämpfe stattfanden, so wurden diese augen-
    blicklich beendet, ja, man versteckte sogar die Waffen; und die Ruhe und der Frieden herrschten
    wenigstens so lange, bis der Priester die Göttin (den heiligen Wagen) in ihren heiligen Wald zurück
    brachte. Nun wurde nicht nur der Wagen und dessen Hülle, sondern, wie man versicherte, auch die
    Göttin selber, in einem heiligen See gereinigt. Diese Arbeit verrichteten die Knechte des Priesters,
    welche danach vom heiligen See verschlungen wurden; das alles verbreitete natürlich Furcht und
    Schrecken unter den einfachen Leuten.

  4. #54
    Forum-Teilnehmer Avatar von Rahmenbauer14, + 1.11.2021
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    Standard AW: Ein ungeklärtes Rätsel: Die "Hagemann=Strasse" in Ober-Buschkau

    Guten Abend Arndt,

    in dem Absatz "Die Göttin Hertha" ist wohl der Hertha-See auf Rügen(Halbinsel Jasmund) gemeint.
    Schön gelegen in einem Buchenwald. In der der Nähe des "Königsstuhls".

    Ein schönes Wochenende wünscht
    Rainer
    "In einem freien Staat kann jederman denken,
    was er will, und sagen, was er denkt"
    (Spinoza)

  5. #55
    Forum-Teilnehmer Avatar von Antennenschreck
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    Standard AW: Ein ungeklärtes Rätsel: Die "Hagemann=Strasse" in Ober-Buschkau

    Hallöle

    Das kann gut sein Rainer.

    Auch noch einen schönen Abend

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