13)Bernhard K. +23.3.1933
Ein ganzes erbauliches Büchlein möchte man über ihn schreiben. Von der harten Jugend mit dem frühen Tod des Vaters. Von der ungesunden Arbeit in der Papiermühle, wo er den Rheumatismus bekommen, der ihn im 20. Lebensjahr auf das Krankenbett warf. 33 Jahre lebte und litt er noch. Die ersten Jahre in vielen Kämpfen, dann still, ausgesöhnt, ergeben, ja freudig. Er will nicht mehr gesund werden, er will nicht mehr hinaus, auch nicht mehr das Dorf, die restaurierte Kirche sehen. Er duldet- wird mit dem Gebet nicht fertig, wenn Besuch kommt und muss die Nacht zu Hilfe nehmen. Geistig nimmt er regsten Anteil am Gottesdienst und den kirchl. Zeiten. Jeden Tag die geistige Communion. Die wirkliche Hl. Comm. Nicht oft, und wenn, dann in tiefster Demut, reumütiger Gesinnung und lebendigstem Glauben. 33 Jahre lag er auf dem Krankenbett. Die letzte Zeit sprach er mit mir, aber immer zurückhaltend, von inneren, geistl. Erfahrungen. Von seiner Andacht zu den Wunden Jesu, zur Ölbergsangst, von der myst. Verbundenheit und der Teilnahme am Leiden Jesu.
4 armselige Waisenkinder wurden ihm und der treuen Schwester, die ihn pflegte, noch vom Jugendamt anvertraut. Er hat sie gut verstanden und mit Geduld und Frömmigkeit gut erzogen, vom Bette aus und stille Vaterfreuden verkostet. Als eine Grippe ihn befiel, ahnte er den Tod. Rührend der letzte Versehgang, das letzte „o, Herr, ich bin nicht würdig“ und „mein Heiland“. „Ich habe an allen Gliedern gelitten,“ erklärte er mir, „nur noch nicht am Kopf. Jetzt werde ich auch am Kopf leiden und dann sterben.“
Am 22.3. morgens reichte ich ihm noch einmal die hl. Com. zum letzten Kampf. Er konnte nicht mehr sprechen. Nachm. ging ich noch einmal hinüber, einen Heiligen sterben zu sehen. Ich fand ihn mit zuckenden Krämpfen am Kopf, schweißüberströmt. Kein Wort, aber ein letzter, tiefer Blick. Ich wusste, was er sagte. Das letzte und schwerste Leiden am Kopf- bis in die Nacht dauerte es.
Am 25.3. 1933 haben wir ihn am Hauptweg, rechts, begraben, neben der Mutter.
Für die treue Schwester und einen Bruder, der in einer Heilstätte nach Kriegserlebnissen die Erlösung erwartet, sind Plätze zu Häupten reserviert.
Onkel Bernhard sollte nie in Prangenau vergessen werden, sein Andenken heilig, sein Grabe hoch in Ehren.
14)Franz L.aus Saalau lebt und betet mit seiner alten Frau jahrelang in Elendsstübchen. Beide mystisch begabt. Gott, die Gottesmutter, die Heiligen des Himmels sind ihre Wirklichkeiten, ihr täglicher, sichtbarer Umgang. Wo er kann hilft er. Spart ? für hl. Messen, immer freundlicher, kindlicher bis er 79 Jahre seiner Frau im Tode folgt am 26.4.1933.
Sein Andenken wird besd. vom Tischlerm. Leo Buchner, der ihn näher kannte, in Ehren gehalten. Ein verborgener Heiliger!
15) Klara W. aus Nieder-Sommerkau verbrannte beim Hotelbrand Sagert in Tiegenhof am 1.4.1933 im Alter von 24 Jahren. Sie war Mamsell und schlief im Dachstübchen. Ein frommes Mädchen voll Todesahnungen. Am 10.4. haben wir die gefundenen Reliquien in Schaplitz beigesetzt. Eine seltsame,Schicksal… Familie, Familie Wolff aus Nieder-Sommerkau.
16)Witwe Elisabeth H.
Ich möchte sie Onkel Bernhard an die Seite stellen. Aber ein langes, tätiges Leben ging ihrem langen Leiden voraus.Mit 6 kleinen Kindern bleibt sie in Bölkau zurück als „Dorfsarme“. Sie verzagt und verzweifelt nicht. Harte Arbeit, bittere Not, aber auch Gottvertrauen und Gottes Segen. Ganz fromm, mit Gott, werden die Kinder erzogen. Als ich sie 1926 kennen lernte, lebte sie mit der jüngsten Tochter Anna in Bölkau, krank, in großen Schmerzen in einem Oberstübchen. Alle alten Leutchen versammelte sie bei sich zu Advent und Ostern, wohl 8 an der Zahl, zur gemeinsamen hl. Communion. Es war jedesmal ein großes Jammern aber auch seliges Freuen. In den letzten Jahren gab es nach der hl. Communion ein „Liebesmahl“ für alle. Auch bei der Kolende luden wir uns zu Kaffee ein, das war die größte Ehre und Freude für die Dorfsarme. Alle echte Frömmigkeit in apostolisch. In ihrem Auftrag hat die Tochter Anna ganz Bölkau in den Missionsverein bekommen und Mütterverein.
In den Wechseljahren brach bei ihrer Tochter ein latentes Nervenleiden durch. Sie musste nach Tapiau. Die alte Mutter kam nach Prangenau zu ihrer mit Maurer K. verheirateten Tochter. Hier hab ich sie oft besucht. Immer an Rosenkranz beten angetroffen. Sie jammerte und betete und opferte Beten und Leiden für die Kirche,besonders für die Priester auf. Welche Freude, wenn ein Priester, ein Pater sie besuchte. Sie fühlte sich gesegnet.
„Verlasst Gott nicht, er wird Euch auch nicht verlassen!“ waren ihre letzten Worte. Wir haben sie am 13.8.34 bei ihren Töchtern in Danzig (2 frommen Jungfrauen, eine ist Praefektin der Jungf. Congr. von Brigitten …, 80 Jahre alt, entschlief. Sie ruht auf unserem Friedhof. Sie war eine geb. Sänger, geb. 2. 1854 in Kowall und mit Onkel Bernhardt weitläufig verwandt.
Ihre Familie näher zu erforschen, würde interessante Ergebnisse geben.
Überhaupt: in den Familien Koelmer, Buchna, Saenger, Etmanski, Wolff(Neuheit)), Leschke , Stanislawski, Ordowski (21 Kinder), Richert, Strunk, Engler (Ob. Sommerkau), Wolff (Nied. Sommerkau), Friedrich (Prangenau u.a.), immer stöst man auf außergewöhnl. Anlagen, Begabungen, Licht und Schatten. Vieles geht einem auf, wenn man die Verwandtschaften und Familien kennt: Familienkunde betreiben als Mittel der Seelsorge.
Conrucifixus