Hallo zusammen,
im Faden„ Tag der Danziger 2019 (21. - 23. Juni 2019)“ ist die Frage aufgekommen, was mit dem Haus Hansestadt Danzig in der Engelsgrube in Lübeck passiert ist. Damit die Antwort auch von anderen Interessierten schneller gefunden wird, habe ich einen neuen Faden hierfür aufgemacht.
Ich hatte vor ca. einem Jahr etwas über das Haus Danzig in unserer Lokalzeitung, den „Lübecker Nachrichten“ gelesen und den Artikel glücklicherweise noch online gefunden.
In Kürze:
Das Haus Hansestadt Danzig soll von einem Heimatmuseum der Vertriebenen zu einer kulturellen Begegnungsstätte werden. Dazu haben die Danziger Banken, jahrhundertealte Bruderschaften, mit der Stiftung, der das Haus gehört, eine dauerhafte Zusammenarbeit vereinbart.
https://www.ln-online.de/Lokales/Luebeck/Neues-Leben-im-Haus-Danzig-in-Luebeck
Für den Fall, dass der Link in Zukunft irgendwann mal nicht mehr funktioniert, zitiere ich hier noch den Text:
Lübeck, 04.06.2018:
Neues Leben im Haus Danzig
Das Haus Hansestadt Danzig soll von einem Heimatmuseum der Vertriebenen zu einer kulturellen Begegnungsstätte werden. Dazu haben die Danziger Banken, jahrhundertealte Bruderschaften, mit der Stiftung, der das Haus gehört, eine dauerhafte Zusammenarbeit vereinbart.
Als der Zweite Weltkrieg zu Ende war, kamen die Deutschen aus dem Osten, und besonders viele kamen nach Lübeck. 94000 Flüchtlinge und Vertriebene lebten 1948 in der Stadt, das waren zwei Fünftel der Einwohner. Allein 12000 von ihnen kamen aus Danzig und Westpreußen. Damit begann ein neues Kapitel in der langen Geschichte, die die beiden Hansestädte Danzig und Lübeck verbindet. Das sichtbarste Zeichen davon ist das Haus Hansestadt Danzig in der Engelsgrube.
Auch die Danziger Banken übersiedelten damals nach Lübeck. Das sind keine Kreditinstitute, sondern im Mittelalter entstandene Bruderschaften von Kaufleuten und Schiffern. „Banken“ bedeutet soviel wie Tischrunden. Die Banken engagieren sich für soziale und kulturelle Projekte. Sie haben zwischen 110 und 120 Mitglieder, bis heute ausschließlich Männer, die meisten in Lübeck; es gibt aber auch einige polnische Mitglieder in Danzig. Die Banken treffen sich im Schabbelhaus in der Mengstraße und alle vier Jahre im Artushof in Danzig.
Doch bei aller Traditionspflege: Kaum einer der deutschen Bankenbrüder hat noch eine biografische Verbindung zu Danzig.
Für die vertriebenen Danziger von 1945 war Lübeck der Ankunftsort im Westen – und es war ihrer alten Heimat nicht unähnlich mit der Backsteinarchitektur, den großen, mittelalterlichen Kirchen und der hansischen Vergangenheit. Das war ein Grund für Günter Grass, Lübeck als neue Heimat zu wählen. Die Vertriebenenorganisation Bund der Danziger – mit der Günter Grass freilich nie etwas zu tun hatte – wählte Lübeck schon 1946 als Hauptsitz. 1983 wurde das Haus Hansestadt Danzig in einem mittelalterlichen Gebäude neben dem Haus der Heilsarmee eröffnet. Es ist hauptsächlich ein Heimatmuseum mit Gemälden, Kleidungsstücken, Möbeln, Geschirr aus dem alten Danzig.
Aber die Zeiten haben sich geändert. Die Zahl der Lübecker, die Danzig noch als ihre Heimat bezeichnen, ist gering. Danzig ist seit mehreren Generationen eine polnische Stadt, Günter Grass lebt nicht mehr, und die Vertriebenenverbände sind aus dem öffentlichen Leben praktisch verschwunden. Das Haus Danzig gehört jetzt einer Stiftung. Deren Vorsitzender Michael Freiherr von Tettau bringt es auf den Punkt: „Wir haben ein schuldenfreies Haus in gutem Zustand, aber uns sind die Menschen ausgegangen. Die Erinnerung an die alte Heimat ist weggefallen.“
Wozu also noch ein Haus Hansestadt Danzig in Lübeck? Von Tettau will mit den Bankenbrüdern daraus ein Zentrum des kulturellen Austauschs mit Danzig, Polen und dem Baltikum machen.
„Wir wollen das Haus auch jungen Leuten öffnen“, sagt er und verweist auf eine Kooperation mit der Musikhochschule Lübeck. Es gebe enge Beziehungen zum Bürgermeister und den kulturellen Institutionen der Stadt Danzig, sagt Ralf Giercke, Vorsitzender des Bankenausschusses. Er spricht von Vorträgen, Konzerten und anderen Veranstaltungen, die im Haus Danzig der Völkerverständigung dienen sollen. Frank Schumacher, Chef der Sparkasse zu Lübeck und stellvertretender Vorsitzender des Bankenausschusses, will das auch als politisches Signal verstanden wissen: „In einer Zeit, da der Nationalismus überall stark zunimmt, ist das die Botschaft, um dagegenzuhalten.“ Das Innere des Hauses bleibt vorerst unverändert. „Das Museum ist natürlich ein Sammelsurium“, sagt von Tettau. „Langfristig werden wir sicherlich das Konzept ein bisschen straffen müssen.“
Den Grund für die Weiterentwicklung des Hauses legten die Sachwalter Danzigs in Lübeck bei der Jahresversammlung der Kaufmannschaft. Feierlich unterzeichneten sie eine Kooperations- und Freundschaftsvereinbarung zwischen dem Haus Hansestadt Danzig zu Lübeck und den Brüdern der Banken des Artushofes. Von Tettau: „Wir brauchen die Partnerschaft – schließlich sind die Städte Lübeck und Danzig geborene Schwestern.“
Soviel zu der Info aus den Lübecker Nachrichten.
Trotz allem schöne Grüße
Steffy