Der letzte Zug aus Bromberg

April 2015: Gemeinsam wird in alten Fotoalben geblättert.

Schweizer hofft auf Prignitzer, die sich an die Fahrt im Januar 1945 erinnert.

 von Doris Ritzka
18. Mai 2018, 05:00 Uhr

Im April 2015 berichteten die Perleberger Horst Hentschel und Peter Dahms über ihre Flucht aus Bromberg in die Prignitz und erfuhren, dass sich ihre Wege vor 70 Jahren bereits kreuzten. Horst Hentschel, damals 14-jährig , lebte in Bromberg. Sein Vater arbeitete als Rangiermeister bei der Reichsbahn, er selbst lernte Schlosser/Lokomotivführer. Bis zu jenem 21. Januar 1945. Dann musste die Familie fliehen. Von Bromberg ging es über Nakel, Schneidemühl, Berlin nach Wittenberge. Über die Perleberger Ringbahn wurden sie dann verteilt.

In Nackel stiegen die Dahms am 21. Januar 1945 in jenen Zug, in dem auch Horst Hentschel saß. Die Fahrt war ein Martyrium. „Meine Mutter erzählte, dass minus 30 Grad Celsius herrschten. Auf jeden Fall war es bitterkalt“, erinnert sich Peter Dahms. Kleine Kinder, ältere Menschen – viele starben, die Leichen wurden einfach an der Strecke abgelegt. „Bei jedem Halt haben meine Schwester und ich uns fast in die Hose gemacht vor Angst, wenn meine Mutter losging, um Lebensmittel zu besorgen.“

Auf diesem Beitrag stieß Alfred Götz bei seinen Recherchen. Er lebt in der Schweiz und ist auf Spurensuche. Den Weg der Flucht will er zurück verfolgen, denn auch seine Lebenspartnerin ist in Bromberg geboren. Gemeinsam mit zwei Geschwistern und ihrer Familie gelangte auch sie mit dem letzten Zug von Bromberg nach Berlin, nachher nach Babelsberg.

Bücher oder Aufzeichnungen darüber habe er nicht gefunden, „außer den Artikeln in ihrer Zeitung“. Er suche Zeitzeugen, die mit diesem Zug gefahren sind. Vermutlich fuhr jener von Bromberg nach Nakel, weiter nach Pila und Stettin und dann nach Berlin.
„Der Zug war vom 21. bis 31. Januar 1945 unterwegs. Da gibt es viele Fragen. Eine eisige Kälte soll geherrscht haben, wobei die Angaben weit auseinander gehen von minus 15 Grad bis minus 30 Grad Celsius. Meine Lebenspartnerin war gerade mal eineinhalb Jahre alt und ihre Mutter hatte sie kurz vor der Flucht noch aus dem Spital geholt. In Babelsberg wurden sie in einer Turnhalle untergebracht“, berichtet Alfred Götz und hofft, auf Menschen zu treffen, die sich gleichso noch an die Fahrt mit dem letzten Zug aus Bromberg erinnern, wie beispielsweise der Wittenberger Mario Sembritzki, mit dem der Schweizer inzwischen Mail-Verkehr habe, wie er berichtet.

Zu erreichen ist Alfred Götz über Tel: 0041 56 223 xxx54, Mail: goetzturgiatbluewin.ch
– Quelle: https://www.prignitzer.de/19874061 ©2019