Liebe Forum-Freunde,
auch wenn's Manchen grausen mag: Ich bin ein Kutteln-Fan. Im Schwäbischen ist das ja eine Spezialität, der sich sogar die Sterne-Köche widmen. Aber auch die Schwaben denken meist zuerst an Hundefutter wenn sie von Kutteln hören. Meine polnischen Freunde graust's zumeist auch, aber deren Höflichkeit gebietet es ihnen, zumindest meine Gerichte mal zu probieren (was an deren Grundeinstellung aber wenig ändert)
Zuerst: Kutteln und "Flaki" sind das gleiche. Das Problem ist nur, dass ich in Danzig kaum sauber gereinigte und vorgekochte Kutteln finden kann. (Wer unter unseren Danziger Freunden kann mir einen Tipp geben???) Dagegen hier im Schwäbischen gehört es zur Ehre eines jeden Fleischers penibel gereinigte und vorgekochte Kutteln (im Stück oder geschnitten) anzubieten.
Gestern war ich beim Fleischer und er sagte mir, auch wenn ich keine Kutteln in der Theke sehe, habe er doch immer welche. Er meint, bei der jetzigen Hitze würden sie selbst in der Kühltheke ziemlich schnell "zu muffeln" anfangen. Aber vielleicht wollen die Kunden sie auch gar nicht sehen.
Aber nun zu meinem Rezept (selbst "erfunden"/gekocht). Die Portion reicht aus für einen "Single" eine ganze Woche:
1,5 Kilo Kutteln am Stück, penibelst gereinigt
0,75 Kilo Zwiebeln
0,5 Kilo rote Parika
0,5 Kilo Karotten
0,25 Kilo Sellerie
0,25 Kilo passierte Tomaten
1 große Knoblaubzwiebel
mind. 10 Wacholderbeeren
ein paar Lorbeerblätter
0,25 Liter konzentrierte Rinderbouillon
0,7 Liter guter schwäbischer (trockener) Lemberger oder Trollinger
0,1 Liter gutes kalt gepresstes Olivenöl
50 Gramm Rosenpaprika
Chili nach Geschmack
Pfeffer nach Geschmack
Salz nach Geschmack
Die Kutteln in feine Streifen schneiden, evtl. Kochwasser in der Faust ausdrücken. In der Zwischenzeit die Zwiebeln grob schneiden und im erhitzten Olivenöl glasig werden lassen. Die klein geschnittenen Karotten dazu tun. Mit dem Rinderbouillon und den passierten Tomaten auffüllen und reduzieren. Die fein geschnittene Paprika, Knoblauch und den Sellerie hinzugeben, dann die Gewürze, gut durchmischen, danach die Kutteln hinzufügen. Anschließend den Rotwein dazugeben, langsam köchelnd reduzieren, evtl. mit etwas Mondamin eindicken.
Das fertige Gericht kann ohne Alles oder mit Brot, Kartoffeln, Reis oder Nudeln gegessen werden. Als Suppe oder als eine Art "Gulasch".
Gab's bei den alten Danzigern eigentlich auch Kutteln/Flaki?
Übrigens: Das Grundrezept bei den Kutteln/Flaki ist in Deutschland und in Polen ziemlich gleich. Die Schwaben liefern den Wein. Deswegen "schwäbisch-polnische" Kutteln. Die Ungarn liefern den Rosenpaprika, den Knoblauch und den Chili hinzu. Also ein echtes internationales Gericht. Es kann übrigens beliebig abgewandelt werden.
Noch ein kleiner Tipp: Wenn Ihr das Rezept nachkochen wollt, dann achtet bitte darauf, dass Euch Euer Fleischer wirklich absolut saubere und vorgekochte Kutteln gebt. Wie gesagt im Schwäbischen ist das Ehrensache eines jeden Fleischers, aber in allen anderen Regionen würde ich dringend empfehlen darauf aufmerksam zu machen, dass IHR selber (und nicht Euer Hund) sie essen wollt. Die Schwaben waren in früheren Zeiten furchtbar arme Schweine, sie haben gegessen, was ihnen zwischen die Kiemen kam. Und ich bewundere sie: Auch heute ist der Schwaben Sparsamkeit Legende, die letztendlich in phantastisch einfache und trotzdem wohlschmeckende Delikatessen/Gerichte mündete.
Guten Appetit!