Liebe Forums-Gemeinde,
ich hoffe, dass euch mein Post bei bester Gesundheit und frohen Mutes erreicht.
Die aktuelle Zeit im Homeoffice hat mich erneut dazu gebracht etwas über meine Familienhistorie zu recherchieren und da bin ich abermals auf dieses Forum gestoßen. Die diversen Einträge, die ich seitdem gelesen habe zeugten häufig von extremer Erfahrungstiefe und Kenntnis, so dass ich nun selbst etwas vortrage. Da ich mir die Hinweise aufmerksam durchgelesen habe, versuche ich so viel Wissen wie möglich zu dokumentieren:
Es geht um meine Familie mütterlicherseits - KAMER (bis zum 21.11.1935: Kamerowski (Kamrowski)) aus Danzig.
Ur-Ur-Großvater:
Maximilian Franz Kamerowski, (*20.02.1873 in Danzig) verheiratet mit Rosalia Elisabeth Schubert (*13.02.1879 in Zeisgendorf, Standesamt Tczew-Wies, Register-Nr. 12); Eheschließung vom 29.10.1898 beurkundet in Dirschau, Register-Nr. 76
Aus der Ehe gingen zwei Söhne hervor:
Der Erstgeborene:
Edwin Maximilian Kamerowski, (1899-1964) verheiratet mit Käte Hedwig Polley (*Czersk, 1900-1985); Eheschließung am 16.10.1922 in Danzig-Oliva.
Ich habe in einem Beitrag aus 2008 herausgelesen, dass er zwei Kinder, Günter (*15.09.1924) und Ingeborg (*13.12.1937) hatte.
Mir ist dieser Mann aus Erzählungen meines Großvaters und seines älteren Bruders als "Onkel Edwin" bekannt. Er war offensichtlich Gauobmann der Deutschen Arbeitsfront, SA-Oberführer und NSDAP-Oberbereichsleiter. Dies geht auch aus dem Dokument "Who's Who in Nazi Germany" in der 4. Auflage aus Mai 1944 hervor (Seiten 27, 41, 80), welches ich im CIA Archiv gefunden habe. Er wird als NSDAP-Gauamtsleiter lt. Einwohnerbuch 1942 benannt.
Die Familie soll zunächst in der Adolf-Hitler-Straße 202 und danach in der Friedrichsallee 22 gewohnt haben. Mir wurde von seinem Neffen, meinem Großvater, berichtet, dass er angeblich nahe am Flugplatz gewohnt haben soll, da er häufig den Gauleiter Albert Forster habe vertreten müssen und demnach des Öfteren nach Berlin zu reisen hatte.
Mein Ur-Großvater:
Hermann Franz Kamerowski, (*01.02.1901 in Danzig, Standesamt Danzig I, Nr. 499/1901) verheiratet mit Elisabeth Helene Derowski (*20.05.1904 in Oliva, Standesamt Danzig Oliva, Kr. Danziger Höhe, Nr. 86/1907); Eheschließung vom 12.05.1924 beurkundet in Danzig-Oliva, Register-Nr. 23/24
Die Familie wohnte zunächst in der Jagowstrasse 9a in Oliva und danach in der Albert Forster Siedlung im Dietrich-Eckart-Weg 6 in Danzig-Langfuhr.
Aus der Ehe meiner Ur-Großeltern gingen insgesamt 11 Kinder hervor und einer der Jüngeren war mein Großvater. Nach der Flucht aus Danzig über Kiel verschlag es die Kinder nach Kanada, ins Ruhrgebiet, nach Stuttgart und nach Friesland.
Der Senat der Freien Stadt Danzig ermächtigte meinen Urgroßvater, seine Ehefrau und die bis dahin geborenen Kinder am 21.11.1935 ab sofort den Namen KAMER zu tragen. Mir liegt eine Kopie dieser Ermächtigung vor aber außer dem Namen "Stenzel, Justizinspektor" kann ich die beiden Unterschriften nicht entziffern.
Mein Großvater: Adolf Hermann KAMER, (*20.04.1937 - 2012)
Aufgrund der Tatsache, dass er am gleichen Tag wie Adolf Hitler geboren wurde und zudem 7. Kind der Familie war, wurde er nach ihm und seinem Vater benannt. Es wurde mir erzählt, dass Hitler eine Art "Patenschaft" für ihn übernommen habe. Das könnte ich mir der Form halber aufgrund der etwas exponierteren Lage seines Onkels Edwin zwar irgendwie vorstellen, habe ich aber noch nie nachvollziehen können.
Wenn mich meine Erinnerungen nicht täuschen fand die Flucht meiner Familie (Hermann Franz Kamer & Co) aus Danzig im Jahre 1945 statt. Dies soll mit dem Schiff "Deutschland" aus dem Danziger Hafen passiert sein und war eine Hauruck-Aktion, da sie eigentlich mit der Wilhelm Gustloff fahren sollten. Es wurde mir berichtet, dass die Schwester meines Großvaters, Doris Magdalena Kamer scheinbar eine Bekanntschaft mit dem "Kapitän" der Deutschland pflegte und obwohl bereits Passagierkarten für die Gustloff vorlagen, ist die gesamte Familie mit dem anderen Schiff entkommen - Gott sei Dank!
Wie am Geburtsdatum meines Großvaters festzustellen ist, war er 1945 noch ein kleiner Junge und konnte sich entsprechend an wenig erinnern. Er sprach davon, dass sein Vater für die Handelsmarine in Kiel tätig gewesen sei aber diese Begrifflichkeit ist mir gänzlich unbekannt. Zudem steht in bereits erwähnter Ermächtigung der Namensänderung, dass er "Senatsangestellter" war.
Ich hoffe, dass diese nun doch deutlich länger als erwarteten Ausführungen niemanden langweilen und mir der ein oder andere weitere Details über meine Familie mitteilen können. Ich bin über jede Information sehr dankbar, die sich auf meinen Ur-Ur-Großvater Maximilian Franz Kamerowski, seine beiden Söhne Edwin Maximilian Kamer und Hermann Franz Kamer sowie alle Nachfahren der beiden beziehen.
Vielleicht gibt es berufliche Informationen, Hintergründe zu Parteifunktionen, Anklagen, juristische Dokumente, Schullisten, Fotos, Anweisungen, Anordnungen, et cetera. Ich würde mich freuen, wenn ich die Dokumenten- und Informationslage etwas optimieren könnte.
Ich bedanke mich herzlichst und wünsche eine gute Gesundheit.
Michael