Meine mittlerweile verstorbene Urgroßmutter Helene Kanefke, geb. Reiß, flüchtete mit ihren drei Kindern, von denen das jüngste gerade erst drei Monate alt war, im März '45 aus Glettkau über Heubude, vermutlich Gotenhafen (Gdingen) nach Stralsund.
Aus ihren handschriftlichen Aufzeichnungen dazu:
"Der Ortsgruppenleiter kam, als Glettkau schon Kampfgebiet war und forderte uns auf, sofort unsere Wohnung zu verlassen. In Eile zog ich meine Kinder an. Unten stand ein Lastwagen. [An] Gepäck durften wir [mitnehmen: einen] Kinderwagen und Windeln und ein Kopfkissen. Menschen gingen vor, sagte man uns. Meine Kinder (…) und ich (…) wurden mit dem Lastwagen nach Heubude gebracht.
Unterwegs war Fliegeralarm. Wir [mussten] runter vom Lastwagen und als [der] Alarm zu Ende war, war der Lastwagen ohne uns weitergefahren. Das Geld, das ich in der Eile in die Tasche gesteckt hatte, besaß ich noch. Sonst war alles auf dem Lastwagen geblieben. Wir [sind] mit den Kindern längs dem Strand bis [unleserlich, vermutlich Gotenhafen] gegangen und wurden auf das Schiff gebracht, wo schwerverwundete Soldaten [lagen] und nur weil wir kleine Kinder hatten, durften wir mit bis zum Hafen Stralsund. Dann kamen wir nach Levkendorf."
Ich vermute, dass der Tag, als sie aus Glettkau abfuhren, der 22. März war, weil eine Schwägerin meiner Urgroßmutter dieses Datum in der HOK vermerkt hat und es gute Gründe gibt anzunehmen, dass die beiden gemeinsam flüchteten.
Nun meine Fragen:
- Gibt es Zeitzeugenberichte anderer Glettkauern zu diesem Tag (22.3.'45) hier im Forum oder andernorts?
- Gibt es Datenbanken, aus denen sich Näheres zu den in Frage kommenden Evakuierungsschiffen finden lässt?
- Wer war der Ortsgruppenleiter in Glettkau zu diesem Zeitpunkt?
Vielen Dank im Voraus für eure Hilfe!