Amalie Pfeiffer: Mein Danzig, Du bist schön
geschrieben am 28.02.1824:
Mein Danzig, Du bist schön
Wer wandern will, dem rat ich gut,
zu gehn nach Danzig hin.
Ich weilte dort, als jung mein Blut
und frisch und froh mein Sinn,
zwar ist es lange, lange her,
seit ich die Stadt gesehn.
Alt-Danzig, Stadt am Baltenmeer,
wie bist du doch so schoen!
In langen Hallen draengte sich
dort froher Menschenschwarm,
fuer wenig Geld erfreut' ich mich
und mit mir reich und arm.
Am Christhof und am Hohen Tor,
da blieb ich oftmals stehn.
Stets schwebt mir Danzigs Schoenheit vor,
Ja Danzig,du bist schoen!
Die alte Boerse, weltbekannt,
du Rathauskeller kuehl,
wo mancher Wackre stritt und stand,
und mancher auch schon fiel.
Ihr Gassen und ihr Gaesschen schmal,
darin' ich oft durft gehn,
und dann manch weiter Festessaal.
Ja Danzig, du bist schoen!
Manch Frauchen auf der Langen Brueck'
heisst da Ruehr mich nicht an.-
Und wer es wagt, den voller Tueck
schilt sie, so grob sie kann.
Ja kraeftig klingt die Sprache dort,
sie ist kein suess Getoen',
und dennoch hab ich gern den Ort.
Ja Danzig, du bist schoen!
Wie herrlich wars zur Maienzeit,
da ging es nach Langfuhr.
In Jaeschkental herrscht Lust und Freud
und in Legstriesses Flur.
Oft schaute froh ich in die Fern'
wohl von Olivas Hoehn
und sass im Weicheselschiffchen gern...
Ja Danzig ,du bist schoen!
Hoch preis' ich Danzig fort und fort,
der Ostseekueste Zier.
Kommt einst mein Schiff zum letzten Port,
dann soll es sein in dir. -
In dir, du Stadt so hoch und hehr,
soll einst mein Grabstein stehn,
Alt-Danzig, Stadt am Baltenmeer,
mein Danzig, du bist schoen!
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