Aus "Unser Danzig", 1960, Heft Nr.10, Seite 11, vom 20. Mai 1960

Feueralarm in Zoppot
von Alfons Rohde

Zoppot hatte lange Zeit, mindestens - soweit ich mich erinnere - bis zum Jahre 1930, nur eine Freiwillige Feuerwehr, und die Löschfahrzeuge waren bis dahin noch nicht motorisiert, sondern nur pferdebespannt. Bei Feueralarm wurden die Pferde in rasendem Galopp von dem unmittelbar benachbarten Städtischen Gut oder von dessen Feldern herbei geritten, von denen einige sich bis nach Poggenkrug vor Oliva erstreckten. Die Zoppoter Feuersirene war auf dem Turm des Warmbades angebracht, das am Eingang zum Kurgarten lag. Es war eine geradezu scheußlich und unheimlich tönende mehrstimmige Dampfsirene, die weit über die Grenzen der Stadt hinaus zu hören war und nachts die 25 000 Einwohner von Zoppot wohl aus dem Schlaf zu reißen vermochte.

Für Feueralarm war Zoppot in fünf Reviere eingeteilt, genauer eigentlich nur in vier, denn „Revier fünf“ waren die Wälder in der nächsten Umgebung von Zoppot: Waldbrand! Die Sirene auf dem Warmbad wurde nun so betätigt, dass zuerst immer ein lang anhaltender Dauerton geblasen wurde, danach - mit kleinen Pausen dazwischen - kurze Sirenenstöße (eins bis fünf), je nachdem, in welchem Feuerrevier der Brand ausgebrochen war. Danach kam dann wieder der lange grässliche Dauerton. So ging das abwechselnd eine ganze Zeit lang fort. Ängstlich und gespannt lauschend, achteten wir Kinder nun vor allem immer auf die kurzen Sirenenstöße, da wir genau wussten, in welchem Revier unsere elterliche Wohnung lag. Stellten wir dann fest, dass das Feuer in einem andern Revier ausgebrochen war, so fiel uns buchstäblich ein Stein vom Herzen, und wir waren nicht mehr ganz so ängstlich, krochen aber dennoch tief genug in unsere Federbetten. Aber wehe, wenn das Feuer im eigenen Revier, d. h. in der nächsten Nachbarschaft, loderte! Dann musste die Mutter immer aufstehen, die Petroleumlampe anstecken und bei uns sitzen, bis wir vor Müdigkeit trotz Angst und Schrecken wieder eingeschlafen waren. Ein Feuer, besonders in der Nacht, war damals meistens noch etwas unheimlich Grauenvolles und Beängstigendes für uns Kinder. Zu der Dampffeuersirene auf dem Zoppoter Warmbad kam später noch eine zweite (elektrische) Sirene auf dem Dachreiter des neben dem Realgymnasium gelegenen Spritzenhauses hinzu, die in einem hellen einstimmigen Dauerton die unheimlich tönende Dampfsirene des Warmbades begleitete.

Nach dem Jahre 1930 wurde dann in Zoppot eine kleine, ständige Berufsfeuerwache eingerichtet, die schon über die ersten motorisierten Feuerspritzen verfügte, und öffentlicher Feueralarm wurde nur noch dann ausgelöst, wenn größere Brände ausgebrochen waren, die den Einsatz der gesamten, auch weiterhin noch bestehenden Freiwilligen Feuerwehr notwendig machten.