Aus „Unser Danzig“, 1960, Heft Nr.13, Seite 19, vom 05. Juli 1960

50 Jahre Zoppoter Feuerwehr

Der Beitrag „Feueralarm in Zoppot“ in unserer Nummer 10 vom 20. Mai (siehe auch Beitrag: http://forum.danzig.de/showthread.php?t=3548) veranlasste Landsmann Gustav Albetzke in Braunschweig, aus dem Nachlass seines Schwiegervaters, des Ehrenbranddirektors Wilhelm Rose, zwei Ausschnitte aus den „Danziger Neuesten Nachrichten“ vom Februar 1935 zu übersenden. Wilhelm Rose hat 40 Jahre lang im Dienst der Freiwilligen Feuerwehr Zoppot gestanden, von 1919 an als deren Kommandeur und Kreisfeuerwehrführer. Als Schwerkranker erlebte er die Besetzung Zoppots durch die Sowjetrussen und starb im Alter von 80 Jahren am 17. Juli 1945.

Der erste Bericht der „Danziger Neuesten Nachrichten“ vom 4. Februar 1935 lautete:
Mit dem heutigen Tage scheidet der über Zoppots Grenzen bekannte Führer der Zoppoter Freiwilligen Feuerwehr, Kreisfeuerwehrführer Rose, aus seinem Amt. Es gibt wohl keinen Zoppoter, der diesen trotz seines hohen Alters rüstigen Mann nicht schon einmal an der Spitze seiner ihm lieb gewordenen Feuerwehr gesehen hat. Er genießt bei der Stadtverwaltung und gesamten Bevölkerung, insbesondere aber bei seinen Kameraden, die mit Vertrauen hinter ihrem Führer stehen, das größte Ansehen und allgemeine Wertschätzung.

In fast 40jähriger Tätigkeit hat der Scheidende dem Allgemeinwohl gedient und sich für die Erhaltung von Gut und Leben seiner Mitbürger restlos eingesetzt. Seiner Tatkraft ist es zu verdanken, dass die Zoppoter Feuerwehr heute neben der Berufsfeuerwehr Danzig zu einer der schlagkräftigsten Feuerwehren im gesamten Freistaatgebiet geworden ist. Als Rose noch vor vielen Jahren der Bedienungsmannschaft angehörte, bestand der Gerätevorrat aus einer einzigen Saugpumpe mit Handbetrieb und den damals üblichen Löscheimern. Nach und nach gelang es ihm trotz großer Widerstände, die Ausrüstung zu vervollständigen und sogar eine kleine Motorspritze anzuschaffen. Das Feuermeldewesen wurde unter seiner Führung gründlich umgestaltet und das Schrecken erregende Sirenengeheul bei Alarmierungen, das jetzt nur noch bei Großfeueralarm ertönt, abgestellt. Eine neuzeitliche Anlage, wie sie in allen Großstädten üblich ist, sorgt für schnellste Alarmierung. Seiner Zähigkeit ist es ferner zu verdanken, dass die Zoppoter Feuerwehr vor einigen Jahren den modernsten „Magirus“Löschzug erhielt. Die Einrichtung einer ständigen Wache erhöhte die Einsatzbereitschaft ganz erheblich. So hat sich die Arbeit dieses Mannes, der seines hohen Alters wegen nun in den wohlverdienten Ruhestand tritt, zum Segen der Bevölkerung ausgewirkt. An Auszeichnungen erhielt er vom Landesfeuerwehrverband das Feuerwehrkreuz II. Klasse sowie das silberne Ehrenzeichen für 25jährige Dienstzeit. Für seine Verdienste um das Feuerlöschwesen erhielt er im Dezember 1933 durch den Senat der Freien Stadt Danzig das goldene Verdienstehrenzeichen verliehen.

Wilhelm Rose ist am 26. Februar 1865 als Sohn des Schmiedemeisters Wilhelm Rose zu Hirschfeld in Ostpreußen geboren. Nach Besuch der Dorfschule erlernte er von 1879 bis 1883 das Tischlerhandwerk in Elbing. Im Jahre 1888 siedelte er nach Zoppot über und arbeitete hier beim Tischlermeister Teschke. Im Jahre 1895 bestand er seine Meisterprüfung mit „sehr gut“ und wurde dann selbständig. Neben seiner Berufslaufbahn gehörte er dem evgl. Männerverein seit 1901 an. Nach Ablegung seiner Meisterprüfung, also 1895, trat er bereits der Freiwilligen Feuerwehr bei und gehörte vier Jahre der Bedienungsmannschaft an. Es erfolgte dann seine Beförderung in die Steigerabteilung, der er bis 1902 angehörte. Im Jahre 1902 wurde er zum Brandmeister und stellv. Kommandeur befördert. Diese Stellung bekleidete er bis zum Jahre 1919 und wurde nach dem Tode des bisherigen Leiters Sulley zum Kommandeur und Kreisfeuerwehrführer befördert.


Aus der nächsten Nummer der „Danziger Neuesten Nachrichten“ vom 5. Februar 1936 kann noch folgendes hinzugefügt werden:

Gestern fand im großen Saal des Zoppoter Spritzenhauses die Jahreshauptversammlung der Freiwilligen Feuerwehr statt, die am 17. März des Jahres auf ein 50jähriges Bestehen zurück blicken kann. Eine besondere Jubelfeier ist für später in Aussicht genommen und soll ihren Höhepunkt in einem großen Feuerwehraufmarsch finden. Die gestrige Versammlung stand im Zeichen der Amtsniederlegung des der Wehr seit 40 Jahren angehörenden und allgemein geschätzten Kommandeurs Wilhelm Rose. Auf seine Verdienste sind wir bereits gestern ausführlich eingegangen.

Kreisfeuerwehrführer Rose gab bekannt, dass er mit dem heutigen Tage sein Amt niederlege, um einem jüngeren Kameraden die Führung zu überlassen. Vierzig Jahre habe er treu der Wehr gedient und danke allen für die gewährte Unterstützung bei der Ausübung des schweren Postens. Sein besonderer Dank galt der Presse, die über alle Vorgänge mit besonderer Objektivität berichtet habe. Er ermahnte die Aktiven, auch fernerhin ihre Pflicht zu tun und der neuen Führung das gleiche Vertrauen entgegenzubringen. Seinem Nachfolger, Kreisfeuerwehrführer Ernst Knoblauch, dankte er für die vertrauensvolle Zusammenarbeit und übergab ihm in herzlichen Worten die Geschäfte.
Kreisfeuerwehrführer Knoblauch dankte für das Vertrauen und ernannte den Scheidenden als äußeres Zeichen der Liebe und Achtung zum Ehrenbranddirektor.

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Viele Grüße aus dem Werder
Wolfgang