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Thema: Ottomin und Odmina

  1. #1
    Forum-Teilnehmer
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    Standard Ottomin und Odmina

    Nicht weit von Danzig breitet sich bei bei Ottomin ein schoener See aus. Seine Ufer sind zum Teil niedrig und schilfreich, zum Teil hoch bewaldet. Einst, vor vielen Jahrhunderten,stand an seinem Ufer eine trutzige Burg,und in ihr wohnte ein junnger Ritter namens Ottomin.Der lebte ganz allein, denn der alte Verwalter, dessen Frau, die Beschliesserin, und einige Knechte waren keine Genossen fuer ihn. Seine Eltern waren ihm frueh gestorben. Ein Bruder seines Vaters hatte ihn zu sich genommen und in ritterlichem Brauche erzogen, waehrend ein treuer Mann ihm Schloss und Gut huetete. Der war nun hinfaellig geworden; der verwaiste Knabe aber war zu einem kraftvollen Juengling herangereift und war eingezogen in die Burg seiner Vaeter.

    Hierauf hatte er sich schon lange gefreut, sich's so so stolz und so schoen gedacht, im eignen Besitz als Herr zu hausen.Jedoch, wie er nun so einsam
    dasass,ward ihm Zeit und Weile lang,Buecher gab's damals noch nicht, und so sehnte er sich oft nach seinen munteren Vettern und Basen und nach deren
    Freunden zurueck.... Schwermuetig und gleichgueltig blickte Ottomin bald drein.Ein Tag ging hin, der andere kam,doch keine brachte ihm eine Freude, ein Glueck. Das war sehr langweilig und er kam sich auf seiner Burg ganz verwuenscht und verlassen vor, besonders als sie im Winter eingeschneit war. Fruehling ward's und Fruehsommer. Ottomin hatte mit seinen Knechten ruestig auf den Aeckern geschafft; seine Herden gediehen und seine Saaten standen gut.

    Ein schoener Abend senket sich aufs Land. Ganz rot erbluehte ein Streif am Himmel,und dort, gerade gegenueber dem Schlosse, tat ein goldenes Tor sich auf.Der junge Ritter sprang einige Stufen vom Ufer zum See hinab, bestieg ein Boot, stiess es in die strahlende Flut mitten hinein und fuhr darin umher.-Allmaehlich erlosch der leuchtende, rosige Abendschein,und als die graue Daemmerung hereinbrach,ueberfiel den Ritter so recht schwer das Gefuehl des Alleinseins.Das Boot trieb dem Schilfe zu.Er sann und sang vor sich hin:
    " Auf dem Berge dort steht der Tann
    schweigsam, starr und schaurig;
    seltsam schaut der Mond mich an,
    fragt, warum ich traurig?"

    "Armer Junker-ja - warum?" fluesterte es im Schilfe und das Schilf regte sich, und neigte sich ueber das Boot, als wenn Haende es niederbeugten. Der Juengling glaubte wohl,es rauschte der Wind im Schilfe; er blickte nicht naeher hin,seufzte nur herzbeweglich, fuhr dann fort:
    " Wellchen rollet her geschwind
    hinter Wellchen drein,
    und mir sagt der Abendwind:
    Bleibe nicht allein!"-

    "Lieber Junker", erklang es deutlich neben ihm.Erstaunt schaute er rasch auf und sah in ein Paar tiefblaue Augen hinein.Die aber gehoerten einem Maegdlein an, das neben seinem Boote aus dem Wasser aufgetaucht war. " Wer bist du?", rief er und hemmte das schaukelnde Boot. " Odmina bin ich", sparch es." Ich wohne einsam hier in deinem See.Dich kenne ich wohl, Junker Ottomin. Jene Burg ist deine Heimat.Oft schon hast du seit deiner Rueckkehr hier den See befahren." " Ja", sagte er, " doch wie kommt es, dass ich erst heute dich sehe?" " Ich habe heute zu dir gesprochen, weil dein Liedlein mir sagte, wie verlassen du dich fuehlst- und weil mir's auch so einsam zumute ist." Seit diesem Abend verging keiner, an dem Ottomin und Odmina sich nicht getroffen haetten.Gar bald nannte er sie seine Braut. Einst, so hatte sie ihm anvertraut,vor Zeiten war sie ein Menschenkindlein,vom Seenix geraubt und von ihm verwandelt worden, so dass ihr Leib nun in einen Fischschwanz ausging.Auf dem Grunde des Sees war sie aufgewachsen. Dort hatte sie mit Muscheln und Fischen gespielt.Abends aber ist sie, wenn der See nicht festgefroren war, immer aufgestiegen und hat, im Schilf verborgen, die Art und die Sprache der Menschen erlauscht.- Eine Verheissung ist ihr bei einer solchen Gelegenheit von einem Klausner zuteil geworden.Wenn ein edler Mann sie freien wuerde,so werde sie zurueckverwandelt werden in ein Menschenweib.Dieser Mann m uese aber ein Probe bestehen, versage er aber dabei, so muesse sie immer im See
    verbleiben.-

    " Sei getrost", sprach er,"fuer dich ist mir nichts zu schwer,. Vertrau mir, es soll dich nicht gereuen." Bald danach geschah es, dass der Koenig einen Kriegszug untenehemen wollte, zu dem er alle Ritter aus dem Preussenlande zu sich rief. Auch Ottomin ruestete sich zur Fahrt. Als er Odmina, seiner Braut, Lebewohl und Warte mein sagte, drueckte sie ihm einen langen Kuss auf den Mund:" So versiegele ich deinen Mund. Schweige von Odmina zu jedem, wer's auch sei." Eine Seerose steckte sie als Schmuck an seinen Helm: " Diese Rose welket nicht, sie schuetzt dich- nur schweige von Odmina, Ottomin!"

    Der Koenig goennte dem schmucken Ritter ein freundliches Willkomm und sprach zu ihm:"Ihr gefallt mir, Ritter Ottomin.Ihr sollt ein Faehnlein fuehren. Nun aber sagt mir noch,woher stammt Euer seltsames Helmkleinod? Wer hat Euch die Seerose gegeben?" Da fiel dem Ritter Odminas Flehen um sein Schweigen ein, noch ehe er den Mund aufgetan hatte zu bereiter Antwort, erwiderte er fest:" Herr, das darf ich nicht sagen!"

    Der Herrscher ergrimmte ueber die abwehrende Antwort, hinter der er boesen Zauber argwoehnte. Sein Auge blitzte zornig, seine Hand wies hinaus.Willige Trabanten fuehrten den bestuerzten Ottomin aus des Schlosses Hallen. Traurig stand der junge Ritter im Hofe und ruestete zur Heimkehr. Vom Schlossgarten hatte des Koenigs Toechterlein den jungen Ritter gewahrt. Sie trat zu ihm und fragte mit herzgewinnendem Laut:" Wollt Ihr denn schon heimziehen, lieber Ritter? Warum habt Ihr's doch so eilig und blickt so verstoert? Kann ich nicht etwas tun, um Euch zu erquicken? Bleibt doch noch ein wenig und geniesst die Ruhe nach der unwegsamen Herfahrt!- Ach, welch' eine schoene Rose schmueckt Euren Helm- wer gab Euch denn die?"
    " Die", sagte Ottomin, und seine Gedanken und Blicke waren von der schoenen Prinzessin , die so trostvoll sprach, gefangen, "die gab mir Odmina." Kaum war der Name seinem Munde entfahren, als die Rose welk von seinem Helme fiel.Vor Ottomins Ohren erklang's wie fernen Sees Brausen. Entsetzt sprang er aufs Ross und sprengte von hinnen.So schnell die Pferde rennen konnten, kehrte er heim. Nie mehr aber,so oft er aber am See Odminas wartete - so oft er flehend ihren Namen rief- nie mehr ist ihm die schoene Meerjungfrau erschienen. Einsam ist der Ritter gealtert. Einsam ist er gestorben.

  2. #2
    Forum-Teilnehmer Avatar von Heinzhst
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    Standard Ottomin und Ogmina

    Chritkindchen, danke für die Geschichte.
    Da kommen Erinnerungen aus der Kindheit auf.
    In meinem Lesebuch (3. oder 4. Klasse?) habe ich es gelesen.
    Lieben Gruß Heinz

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