Es ist schon lange her, da lief ein Film mit dem Titel, Nacht fiel über Gotenhafen. Vor nicht all zu langer Zeit sah ich einen Hinweis darauf. Da ich selbst das Inferno in Danzigs Altstadt als 13jähriger 1945 erlebt habe, kommen mir manches Mal nachgestellte Szenen in solchen Streifen unwirklich vor. Sicherlich ist es schwer so etwas zu drehen.
Übrigens nachbemerkt, mein Vater war Lokführer und musste 1945 als Eisenbahner in Danzig bleiben. Er war nicht Soldat. Da er den Befehlszug der Generalität und des Gauleiter Forster fahren musste, wurde ihm angeboten, die Familie mit der GUSTLOFF herausbringen zu lassen. Unsere Eltern entschieden anders und retteten so die ganzen Familie vor jener Fahrt in den sicheren Tod. - In einem Artikel der "PZ" vom 12.02.00 wird geschrieben: Der Beweis dafür, dass die "Gustloff" auf ihrer ersten und letzten Flüchtlingsfahrt ebenfalls mehr als 10.000 Menschen an Bord hatte, lieferte mir (dem Verfasser) der letzte Einschiffungsoffizier der Gustloff, den ich erst 1997 fand...
Die Namen von weiteren Flüchtlingen wurden von Marinehelferinnen notiert. Es sollen sich insgesamt 10.582 Passagiere an Bord befunden haben. Somit ist die Zahl der Toten 9343 Menschen. Es sollen mehr als die Hälfte Kinder gewesen sein!!! Unsere Eltern vereinbarten Kontakt zu halten. Wir waren mit unserem Papa im (Hevelius)-Bunker in der Pfefferstadt verabredet. Er schaffte es mit einem Fischkutter von Hela zurück nach Danzig zu kommen. Und so waren wir, die Eltern und 3 Kinder im Inferno beisammen. Dort im Bunker, 2 Etagen unter den Häusern hätten wir ohne ihn nicht überlebt. Als die Panik da unten (im März 1945) ausbrach, und die Menschen sich gegenseitig ins Feuer schoben, hat er uns unter die Schräge der Ausgangstreppe zur Baumgartschen Gasse gedrückt; bis sich der Panikdruck aufgelößt hatte.
Als die Sowjetarmee kam, wurde mein Vater in Zivilgefangenschaft abgeführt. Wir kannten vom 28.03.45 bis ca. Juli 1945 seinen Aufenthalt nicht. Als wir dann von einem entkommenen Mitgefangenen, dem Eisenbahner Beuger aus Praust erfuhren, dass er im NARWIKLAGER ist. Dann sahen wir ihn in den täglichen Gefangenen-Kolonnen vom Werftgelände zum Narviklager "kriechen oder schlurfen". Als er total verhungert und ruhrkrank, vor das Lagertor geworfen wurde, haben meine Mutter und ihre Schwester Anna Mede, aus der Kleinen Molde, Vater im Handwagen nach Hause gefahren.- Als er sich mit unserer Hilfe erholt hatte, sind wir als ganze Familie in Praust vertrieben worden und im September 1945 in Magdeburg gelandet. Ohne seine Familie hätte er nun nicht überlebt. In Magdeburg ging für uns alles gut weiter. Er wurde sofort wieder Lokführer der Reichbahn, bekam erstmal Krankengeld und fuhr danach wieder Güterzüge.
Herzliche Grüße aus Freiburg von Erwin