Liebes Forum,
Altbundespräsident Richard von Weizsäcker und Altbundeskanzler Helmut Schmidt sind Herausgeber einer Reihe „Die Deutschen und ihre Nachbarn“. Dazu gibt es auch einen Band über Polen.
Der Autor dieses Polen-Bandes, Thomas Urban, ist seit genau zwei Jahrzehnten Osteuropa-Korrespondent der SZ. Urban wirbt hierzulande seit langem für ein tieferes Polen-Verständnis, während er gleichzeitig drüben an der Weichsel für ein stärkeres Zuhören der Polen wirbt, was die Folgen von Flucht und Vertreibung für die Betroffenen bedeuten. Ein wichtiger Ansatz seines Essays ist die vorrangige Betonung der langen Perioden des gedeihlichen Miteinanders und der gemeinsamen Interessen beider Nachbarn, zugleich arbeitet er jedoch auch die historischen Gründe für die jüngsten Verwerfungen in den deutsch-polnischen Beziehungen heraus. Umstrittene Themen wie das polnische Martyrium im Zweiten Weltkrieg, der hierzulande oft als Romantik abgetane Freiheitsdrang, die gegenseitigen Vertreibungen und ein bis heute gelegentlich anzutreffender Antisemitismus werden dabei nicht ausgespart, sondern erfrischend offen erörtert. Urban zeigt jedoch nicht nur die dunklen Seiten der Vergangenheit, sondern erinnert auch an das gemeinsame Kulturerbe wie die in Polen gekrönten sächsischen Kurfürsten oder die Rolle der Kirche als Fundament des Widerstands gegen den Kommunismus.
Gruß Peter