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Thema: Felicitys Erinnerungen

  1. #1
    Moderatorin Avatar von Helga +, Ehrenmitglied
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    Standard Felicitys Erinnerungen

    Auf Wunsch und mit Erlaubnis von Christa und Feli stelle ich diese Erinnerungen von Feli ein, die mich sehr angerührt haben, unter die Haut gingen.



    Feli’s Erlebnisse

    Die Vorahnung.

    Es war 1939 als kurz vor Kriegsausbruch meine Mutter , juengere Schwester Jenny und ich ein Erlebnis hatten dass uns spaeter wie ein Omen erschien:
    Meine Mutter liebte die Ostsee und verbrachte jeden nur moeglichen Augenblick mit meiner juengsten Schwester und mir am Strand. Sogar bei windigem, kaltem Wetter wenn wir dann nur den Strand entlang wanderten.
    An diesem Tag war es bereits spaet. Dunkle Wolken zogen vom Horizont her auf und peitschten die Wellen vor sich her. Wir drei verweilten fuer einige Zeit um dem stuermischen Spiel der Wellen zuzusehen. Meine Mutter legte beide Arme um uns Toechter und hielt uns dicht umschlungen, als ploetzlich dicht vor unseren Augen ein dunkles, graues Kreuz erschien. Alle drei waren wir auf’s tiefste beeindruckt, trauten uns kaum zu atmen und ruehrten uns nicht. Das Kreuz blieb bei uns bis es dunkel wurde. Dann schmolz es langsam in den Horizont und hinterliess in uns allen danach ein schweres Gefuehl des Verlustes, wie eine Vorahnung.
    Als der Krieg begann war ich 12 Jahre alt und bereits sehr relgioes, was mir spaeter beinahe unendliche Seelenskraefte verlieh wenn die Schrecken und Grausamkeiten die auf mich und meine Familie zukamen uebermenschliche Vorderungen an mich stellten.

    Religionen unseres Haushalts
    Es ist ein Wunder dass ich mich fuer nur eine der vielen Religionen die in unserer Familie vorhanden waren entschied, denn dort waren Russisch-Orthodox, Lutherische, Katholische und eine kleine Dose Juedische Glaubensrichtungen vertreten.
    Der evangelische Vater meiner Mutter nahm mich hin und wieder in die lutherische Kirche mit. Diese Strenge, die ich dort fuehlte, erschreckte mich etwas, aber an Opa’s Hand fuehlte ich mich sicher und geborgen. Dann war da meines Vaters Religion, naemlich ‘Russisch-Orthodox’. Auch er nahm mich oftmals in seine Kirche mit die ich besonders interessant und spannend fand mit all den Ritualen.
    Aber ich war katholish inspiriert durch meine katholische Mutter und Count O’Rouke der im Olivaer Schloss residierte. Dieser war ein Freund meines Vaters, und war von Papst Pius XI als erster katholischer Bischof in der Freien Stadt Danzig eingesetzt worden. Sein Vater und mein Vater hatten zusammen als Kosaken fuer den Zar gekaempft. (Der Don Kosaken Chor, wenn auf Tournee, war jedesmal bei uns zu Gast und deren Musik liess die Passanten und den Polizisten auf seiner Runde oft stehen bleiben und zuhoeren.) Also war unser ein Haushalt ganz kunterbunt gemischt, ein froehliches durcheinander sondersgleichen, voller Geborgenheit und Liebe, ohne dass sich jemand ueber Religion stritt.
    Dieser Haushalt in der Weidengasse in Danzig enthielt meine Eltern, Opa, uns vier Schwestern und unser russisches Dienstmaedchen mit ihrem Kind.
    Der Beginn des Krieges entsetzte meine and auch alle anderen Danziger Familien damals sehr. Wir alle wollten dass Danzig ein friedlicher Freistaat blieb. Was ging uns das Reich an?

    Der Krieg:
    Frueh am Morgen des ersten September 1939 hielt Hitler ueber das Radio eine Rede , in welcher er behauptete, dass wir alle nun froh sein sollten, weil Danzig jetzt deutsch war. – Im selben Moment und zu unserem Entsetzen hoerten wir die ersten Kanonenschuesse. Wollten wir das? Was konnte daran froh sein? Wir waren freie Danziger und wollten es bleiben. Uns packte das Grauen. Wie passten Freiheit und Schuesse zusammen? – Alle Religion wurde danach verboten. Die einzige Religion wurde die NSDAP und Hitler bekam Gott.
    Ich machte in 1944 als 17 jaehrige ein Notabitur. Kurz danach wurde ich fuer den Kriegsdienst eingestellt. Mit meiner Mutters Hilfe bekam ich eine Stelle als Lernschwester im Marien Krankenhaus. Meine Mutter kannte dort einige der Nonnen die ihr frueher einmal Naeh- und Kochunterricht gegeben hatten. Dieses entpuppte sich als Glueck im Unglueck. Die Schwesternuniform hat damals viele junge Maedchen beschuetzt oder sogar gerettet.
    Als die Russen langsam anrueckten mussten wir von unserem Vater Abschied nehmen, denn unter dem Zar hatte er die Bolschevisten bekaempft. Dazubleiben wuerde ein sicheres Todesurteil fuer ihn geworden sein.
    Ende 1944 beganen die Bombenangriffe auf Danzig und rundherum lagen bald viele der Haeuser in Schutt und Asche. Die Battlefront rueckte naeher und naeher. Das Marien Krankenhaus war bis dann noch unversehrt, und bekam darum das Haupt Krankenhaus.
    Die vielenVerwundeten lagen bald dicht bei dicht auf Pritschen und ebenfalls lehnten aus Platzmangel an den Waenden. Keiner kuemmerte sich mehr ob wir es mit Freund oder Feind zu tun hatten..
    Als die juengste der Schwestern war ich oftmals peinlich verlegen wenn es zu der Anatomy der Soldaten kam, denn ich hatte noch niemals einen Mann im entkleidetem Zustand gesehen. Jedoch waren alle maennlichen Pfleger eingezogen und die gesamte Arbeit fiel dem weiblichen Personal zu..
    Schwester Hildegard nahm sich meiner nach einer anderen peinlichen Episode an und gab mir sexuellen Aufklaerungsunterricht. Wir bekamen enge Freunde.
    Spaeter wurde diese Freundschaft noch verstaerkt als wir gemeinsam nach den Westen flohen und ich mich revanchieren konnte indem ich Schwester Hildegard’s Leben rettete.

    Die Schrecken des Krieges
    Als der Krieg fortschritt so stieg ebenfalls die Zahl der Verwundeten und Toten. Meine Gruppe wurde beauftragt die Soldaten mit Bauch- und Lungenschuessen zu
    pflegen, weil diese besonderer Pflege bedurften. Viele dieser Soldaten lagen auf Pritschen und oft in furchtbaren Schmerzen.
    Eines Tages brachte ich meine Familie zum Krankenhaus Bunker, als zwei Piloten eingeliefert wurden. Ihr Flugzeug war abgeschossen worden und beide hatten entsetzliche Brandwunden. Nur Mund und Nase konnte man unter den Bandagen sehen. Beide mussten durch die Luecke in den Bandagen mit Fluessigkeit versorgt werden und ich wurde beauftragt die beiden zu pflegen.
    Das gesamte Personal war unmaessig erschoepft. Niemand zaehlte die Stunden und Tage mehr. Schnell im vorbeigehen wurde etwas zum Essen gegriffen und hin und wieder fand man ein paar Minuten Schlaf . Alle waren wir gefuehlslos gegen Amputationen geworden, die in der einzigen Hoffnung entstanden Leben zu retten.

    Die Hoelle
    Draussen war ein toedliches Chaos losgebrochen. Wir wurden beschossen, Bomben fielen und Artillerie was staendig auf uns gerichtet. So hatten wir keine Chance die zahllosen Toten zu bergen. Um die Operationssaele zu klaeren mussten wir Arme, Beine, Haende und Fuesse in Eimern, zusammen mit den Toten nach draussen tragen, wo bereits ein grosser Haufen von solchen lag.
    In dieser Lebens-Schreckenslage war es dass Gottes Hilfe eines Tages wieder zu mir kam als Mutter Superior mich mit einer komplett anderen Arbeit beauftragte.
    Zwei Badezimmer waren fuer die Sterbenden reserviert, um diesen spirituell auf ihrem letzten Weg zu helfen.
    Unser Priester bekam eins, mir wurde das andere zugewiesen, waehrend mehr erfahrene Schwestern versuchten die vielen Verwundeten zu versorgen, die trotz und alledem zu oft elend auf ihren Pritschen in den Gaengen und Passagen starben.
    Aus irgendeinem Grunde wollte Mutter Superior mich von all der unmenschlichen grausamen Ansicht bewahren und schuetzen.
    Und so betete ich mit den Sterbenden. Ich wusste nicht wo ich anfangen sollte, aber irgendwie fand ich automatisch die rechten Worte die mir Gott in den Kopf zu legen schien. Niemals war ich naeher zu Gott als dann, auf meinen Knien mit den Sterbenden, indem draussen der Berg von Koerpern staendig mehr und mehr anwuchs und das wahnsinnige Gemetzel mit dem Kaempfen und den Bombardierungen nicht abriss.

    Unser Haus
    Es war eine Woche vor Ostern als ich endlich die Erlaubnis erhielt ausfindig zu machen ob meine Familie noch am Leben war. Obwohl die Kaempfe aufgehoert hatten war es jedoch sehr gefaehrlich auf den Strassen. Als ich raustrat sah ich dass die Baeume an den Strassen brannten und unsere wunderschoene Stadt Danzig in Ruinen lag.
    Jedoch, obwohl ich vor Schock fast gelaehmt war, als ich schiessen hoerte fing ich zu rennen an.
    Wie gross meine Erleichterung als ich unser Haus noch zwischen all den Ruinen stehen sah. Aber dann fing die Bombardierung wieder an. Ich eilte mit meinem Grossvater, meiner Mutter und juengsten Schwester Jenny in den Keller um das Ende dieses Angriffs zusammen mit den Nachbarn abzuwarten.
    Unser Teil der Stadt war von den invadierenden Truppen noch nicht eingenommen worden. Die deutschen Soldaten leisteten noch Wiederstand und wir warteten mit Bangen.

    Die Bomben
    Ploetzlich trafen eine Serie von Bomben unser Haus und alles wurde schwarz um mich herum. Als ich wieder zu mir kam, sah ich nichts als Schotter und Steine wo meine Mutter und Jenny gesessen hatten.
    Von den sechzig Einwohnern an meiner Seite der Wand war ich die einzige die am Leben geblieben war. Der scharfe Geruch von Feuer war beinahe unertraeglich und die Steine fuehlten sich kochendheiss an als ich hinauskroch, meinen kleinen Koffer nach mir ziehend, der nun sehr angekohlt war.
    Draussen waren Soldaten bereits an der Rettung beteiligt. Sie gruben mit aller Kraft um zu den Menschen zu gelangen die noch verschuettet waren.
    Mein geliebter Grossvater war tot, jedoch andere wie unser Maedchen, ihr Kind, Jenny und meine Mutter waren noch am Leben.
    Mutters Haar war in der kurzen Zeit weiss geworden. Alle ihre Rippen waren gebrochen und sie hatte einen Schlaganfall erlitten. Sie konnte nicht sprechen aber ihre dunklen Augen reflektierten die Schmerzen die sie fuehlte.
    Ich nahm alle mit mir zum Marien Krankenhaus wo wir Matratzen fuer uns auf den Fussboden zwischen die Betten der Piloten legten.

    Die Russen
    Die mongolischen Horden der russischen Armee, die Danzig eroberten waren fuer endlose Tage erlaubt zu pluendern, vergewaltigen und zerstoeren wie immer sie beliebten. Es war an Karfreitag 1945 als die Russen unser Krankenhaus beschlagnahmten und ich ueber Nacht erwachsen werden musste. Da und dort musste ich die grausame Wahrheit begreifen, dass in Krieg und Tod die Guten und Schlechten gleich werden und gleich leiden. Ich musste dieses unmenschliche, teuflische ueberkommen und lernen dass dort war kein Platz fuer Hass oder Empfindlichkeit war.
    Alle Zivilpersonen wurden sofort aus dem Krankenhaus entfernt und ich hatte keine Ahnung wohin, denn ich musste nun hinaus um den modernden Berg von menschlichen Ueberbleibseln verbrennen zu helfen. Dieser Geruch von verwestem, verbrennendem Fleisch hing ueber der ganzen Stadt.
    Wir arbeiteten mit Masken und Handschuhen dieweil russische Soldaten uns bewachten um uns von den pluendernden Horden ihrer Kameraden zu beschuetzen.

    Die Suche
    Fuer Tage suchte ich vergebens nach den Resten meiner Familie. Ausfindig konnte ich nur machen dass unser russisches Maedchen mit ihrem Kind zurueck nach Russland transportiert wurde. Ich war sehr traurig, denn ich hatte beide sehr liebgewonnen und sollte sie niemals wieder sehen.
    Eine Woche spaeter kam meine Schwester ganz verstoert von dem Arbeitslager zurueck wohin sie und unsere Mutter abtransportiert wurden. Weil Mutter so schwach und krank war konnte sie keine Arbeit verrichten und man hatte sie einfach ausserhalb des Lagers vor die Tuer gesetzt.
    Gegen alle Gesetze und mit aeusserster Vorsicht gelang es mir zwei Russen zu ueberreden meine Mutter mit einer Tragbahre zu holen. Sie war nun an der rechten Seite total gelaehmt, hatte ihre Sprache nicht wieder gefunden und starb drei Tage spaeter. Aber ihre Augen hatten mir erzaehlt dass sie sich um Jenny und mich sorgte.
    Ich sagte zu ihr dass sie sich nicht sorgen sollte, denn ich wuerde mit Jenny zu unserer Tante Paula gehen, die ihr Grundstueck behalten hatte.
    Ihre Augen leuchteten auf und sie starb friedlich.

    Meine liebe Schwester Natalia
    Zwei Wochen spaeter wurde mir mitgeteilt dass meine aeltere Schwester Natalia in den Ruinen meiner alten Schule im Sterben lag. Ich sagte nichts davon zu Jenny aber eilte so schnell ich konnte dorthin.
    Als ich ankam war Natalia bereits tot. Sie war von sechzehn Soldaten vergewaltigt und danach in den Kopf geschossen worden.
    Wir beerdigten sie in der Naehe der Schulkapelle. Ihr groesster Wunsch war gewesen Krankenschwester zu werden und dem Convent beizutreten.
    Da waren keine Traenen mehr uebrig fuer meine Schwester und Mutter. Wir mussten sehen dass wir selbst am Leben blieben.

    Hunger und Typhus
    Mehr und mehr gewannen Hunger und Typhus die Oberhand. Auch Jenny erkrankte an Typhus, verlor ihre Haare und starb beinahe. Ich fuetterte mit dem was ich moeglich war aufzutreiben, besonders Suppe mit Pferdefleisch gekocht. Da waren ueberall mehr als genuegend tote Tiere.
    Doch es gab keinerlei Medizin. Daher habe ich ihr Holzkohle zu essen gegeben um den Durchfall in Kontrolle zu bekommen. Manchmal musste ich sie schlagen um etwas in sie hineinzuzwingen. Dieses tat mir aber mehr weh als ihr, jedoch der Durchfall liess dadurch langsam nach und es ging Jenny langsam besser, obwohl sie nicht viel mehr als ein Skelett war. Jedoch, ich hatte gesiegt!
    Hunderte von Menschen starben in dieser Zeit und ich hatte Angst dass ich Jenny trotzdem verlieren koennte, deshalb brachte ich sie eines Tages zu unserer Tante Paula, denn auf dem Lande gab es etwas mehr zu essen.
    Ich arbeitete indessen fuer eine polnische Schwester die Frauen und Kinder pflegte die schwer unter Geschlechtskrankheiten litten. Dieses war absolut schockierend. Die meisten Antibiotica waren noch nicht entdeckt worden und Penicillin nicht vorhanden. Wir versuchten unser bestes mit kleinen Dosen von Sulphur.
    Inzwischen ging ich jeden Tag die dreissig Kilometer um mich zu vergewissern dass Jenny OK war. Es ist ein grosses Wunder dass ich in den Tagen nicht von den russischen Soldaten aufgegriffen wurde.
    Ich habe den einen Tag in Erinnerung an dem ich die staubige Landstrasse mit anderen Leuten entlang ging, als ich ploetzlich das Rumpeln eines Motors hoerte. Ohne zu denken sprang ich in den Strassengraben, deckte mich mit dem herumliegenden Gestruepp zu und lag sehr still.
    Nur russische Soldaten fuhren in Autos herum und ich wusste dass die Gefahr nicht von den Fussgaengern kommen koennte, sondern von denen die fuhren.
    Ein Lastwagen hielt fuer eine Weile dicht bei mir. Ich traute mich nicht zu atmen und schon garnicht den Kopf zu heben.
    Nach einer Weile kletterte ich langsam aus dem Graben. Der Laster war verschwunden und so waren alle Leute. Ich stand alleine auf der Strasse.
    Ein anderes mal schien ich nicht Glueck zu haben.
    Als ich mit anderen die Strasse entlang ging kam ein anderer Laster und hielt. Einer nach dem anderen wurden die Leute auf den Laster geladen. Als ich an die Reihe kam, bekam ich ploetzlich die Idee den Soldaten meinen polnischen Registrierpass zu zeigen. Ich erzaehlte den Russen in russisch dass ich eine polnische Krankenschwester war und meine Familie besuchen ging.
    Die Russen konnten nicht polnisch lessen. Es war sehr fraglich ob sie ueberhaupt russisch lessen konnten. Der Fahrer salutierte und fuhr davon.
    Russische Soldaten waren nicht erlaubt Polen anzuruehren.
    Eines Tages hoerte Jenny russische Soldaten gegen die Haustuer unserer Tante poltern. Sie hatte die Geistsgegenwart in mein Bett zu springen und meinen Kopf unter die Decke zu schieben.
    Als die Russen in unser Zimmer kamen sahen sie nur die kleine Jenny die noch immer sehr krank aussah, so sehr duenn mit noch kahlem Kopf , denn ihre Haare waren noch nicht nachgewachsen.
    Aber das waren zuviele Male dass wir gerettet wurden und ich plante unsere Flucht in den Westen.

    Hatte Gott uns verlassen?
    Nun waren wir beide ganz alleine von unserer frueheren so grossen Familie uebrig geblieben. Es hatte nur ein paar Wochen gedauert unsere Familien-Dynastie zu vernichten, die zuvor unwankbar-stark erschien.
    Ich hatte meine Meinung abgemacht meine Geburtsstadt Danzig zu verlassen in der Hoffnung unseren Vater wieder zu finden, der zuvor ehe die Russen Danzig uebernahmen geflohen war.
    Hildegard, meine liebe Freundin sollte unbedingt mit uns kommen obwohl sie sehr krank war.
    Unsere Flucht zum amerikanischen Sektor in Deutschland dauerte zwoelf Monate. Wir kreuzten viele Grenzen auf der Suche nach unserem Vater dass uns durch unzaehlige Staedte fuehrte.
    In der Durchwanderung von fast ganz Europa erhielten wir viel Hilfe und oft wurden wir auch auf andere Weise am Leben erhalten. Ich glaube dass ich es nie ohne Hildegards und Jenny’s Hilfe geschafft haette.
    Wir hatten uns auf diese Reise vorbereitet. Jenny und ich hatten Danzigs Ruinen durchsucht nach allem und jedweglichem mit dem wir irgendwie auf dem Markt handeln konnten und erhielten dafuer Mehl, Brot, Speck und sogar einmal eine lange Mettwurst.
    Ich wollte nicht dass wir alllein reisen mussten und suchte nach einer Gruppe der wir uns anschliessen konnten. Darum, als die Gelegenheit erschien, bot ich mich als Krankenschwester fuer den Transport von erkrankten Mitgliedern der Kommunistischen Partei an, auf den die Russen sich vorbereiteten.
    Sie akzeptierten mich. Jedoch mussten wir in dem Viewagen mitfahren auf derem Fussboden dicht bei dicht Typhuskranke lagen.
    Mir wurde die Aufgabe gegeben diesen ungluecklichen Menschen zu helfen so gut ich konnte.
    Ich hatte keine Medizin, keine Uringefaesse, keine Bettpfannen und natuerlich nichts zu essen fuer sie. Ich sah selbst nicht besser aus als all diese Kranken, mit der Ausnahme dass ich eine einstmalige saubere Krankenschwester Uniform trug. Dieses Rote Kreuz mit den grauen Streifen gab mir das Recht nach Essen und Wasser zu fragen wenn immer der Zug hielt. Oftmals erhielten wir dieses von den Ortsbewohnern, manchmal konnten wir eine waessrige Suppe kochen.
    In manchen Faellen verhalf ich Kranken nicht den Verstand zu verlieren indem ich diese anspornte anderen zu helfen. Stahlhelme bekamen nuetzliche Bettpfannen. Irgendwie schafften wir uns zu behelfen.
    Zwei oder drei starben unterwegs und wurden von dem polnischen Militaer dass uns begleitete beerdigt.
    Ich hatte Hildegard und Jenny in der kleinen Kabine zwischen dem Passagierabteil und Viehwagen untergebracht. Hildegard so krank wie sie war lag auf dem Sitz und Jenny lag in den Pelz unserer Mutter gehuellt auf dem Fussboden.
    Einst stuermten pluendernde Polen in den Viehwagen aber schlossen die Tuer sehr schnell wegen des ueblen Geruches.
    Ich hatte mir Sorgen um Hildegard und Jenny gemacht aber wenn ich sie aufsuchte fand ich dass sie Hildegard alleine gelassen hatten weil sie so krank war und von Jenny gemeint hatten dass sie in den Pelz gehuellt, ein Hund war.

    Berlin
    In der Naehe von Berlin wurden wir wieder mal ueberfallen. Dieses mal aber wurden wir vom Zug in das Passagierabteil kommandiert. Kurz danach koppelten die Polen den Viehwagen ab und liessen diesen wo er war. Uns wurde erklaert dass dieser Befehl von der russischen Kommandantur kam, die den Typhus nicht weiter verbreitet haben wollten und daher befohlen hatten die Kranken zu eliminieren.
    In Berlin wechselte der Zug die Lokomotive. Als wir sahen dass es dann wieder zurueck gehen wuerde griff ich Hildegard, Jenny und was wir so hatten und wechselten schnell in den gegenueberliegenden Zug.
    Dieser Zug war voll von russischen verwundeten Soldaten die auf dem Wege in Hospitaeler in den Westen waren.
    Was fuer ein Geschick des Himmels! Die Soldaten gaben uns zu essen, versteckten uns und halfen uns an der Saale durch Kontrollpunkte indem sie einen dichten Ring um uns schlossen. Hier trafen wir ein ganz anderes Russland, das von menschlichem Mitgefuehl.
    In Halle suchten wir sofort nach der Nonnensekte der ich in Danzig angehoert hatte.
    Wir fanden den Platz aber bei dann waren Hildegards Fuesse so geschwollen dass sie kaum stehen konnte. Ich lehnte sie an die Wand und erzaehlte der Empfangsnonne dass ich jede Arbeit annehmen wuerde so lange Jenny ebenfalls bleiben koennte. Ich wusste dass so ein Anliegen ziemlich schwer sein wuerde als zu der Zeit viele Menschen beduerftig waren. Doch hoffte ich auf das Beste.
    Die Empfangsnonne rief nach der Mutter Superior die nur einen Blick auf Hildegard, die dicht am Kollabieren war warf und freundlich zu ihr sagte: “Ich glaube nicht dass Sie hier arbeiten werden,” und dann nach Hilfe ruf.
    Hildegard wurde auf der Krankenstation eingeliefert, ich erhielt Arbeit und Unterkunft indem ich mich um alte Leute kuemmerte, waehrend Jenny von der Sekretaerin eingeschult wurde, ihr eigenes Zimmer und Klavierunterricht bekam und endlich zunahm.

    Vater
    Waehrend der Zeit in Halle versuchte ich etwas ueber unseren Vater zu erfahren. Nach einiger Zeit erfuhr ich durch das Rote Kreuz, dass unser Vater sich im Amerikanischen Sektor befinden sollte.
    Darum wurde ich ruhelos, weil alle Grenzen zwischen Ost und Westdeutschland geschlossen wurden.
    Unseren Vater wieder zu sehen war unser groesster Wunsch. Hildegard, die sich wieder erholt hatte und in ihrem Beruf taetig war wollte bleiben wo sie war.
    Jenny und ich mit unserem Ziel in Sicht mussten wieder Fluechtlinge werden. Jedoch dieses Mal waren wir besser vorbereitet.
    Jedoch war es alles andere als leicht. Die Zuege liefen ziemlich unregelmaessig und wir mussten viele Kilometer zu Fuss gehen und versuchen dass niemand erfuhr dass wir Essen bei uns hatten.
    Als wir Eisenach durchquerten sah ich unwillkuerlich zur Wartburg empor. Dort, wo Martin Luther das Neue Testament uebersetzt und viele Kirchenlieder geschrieben hatte, wo er das Tintenfass gegen den Teufel warf um nicht in Versuchung gefuehrt zu werden. Ich konnte ich es nicht ueber mich bringen einfach vorbei zu gehen und musste dort einfach hinauf. Und so kletterten wir zur Wartburg empor und beinahe verpassten unseren Zug.
    Als wir dichter zur Grenze kamen benutzte ich einen Teil meines Gehaltes um einen Kundigen zu ueberreden uns heimlich vom russischen zum amerikanischen Sektor ueber die Grenze zu fuehren.
    Als die Zeit kam wurde ich von furchtbarer Angst erfuellt so dicht auf der Erde durch den Wald zu kriechen. Aber wir machten es obwohl einige Schuesse fielen.
    In dem Fluechtlingslager bekamen wir unsere ersten Papiere und waren endlich nach Jahren wieder frei.

    Heilbronn.
    Drei Tage spaeter kletterten wir auf einen Zug in der Hoffnung es nach Heilbronn zu machen wo unser Vater sein sollte. Zweimal mussten wir den Zug wechseln und sollten danach noch einen ganzen Tag auf den Anschlusszug warten, der uns nach Heilbronn gebracht haette.
    Ich konnte aber nicht warten und bestach einen Zugfuehrer der eine Lokomotive dorthin bringen sollte.
    So fuhren wir in seiner kleinen Kabine mit ihm mit und kamen schwarz wie Schornsteigfeger vor der Haustuer meines Vaters an. Er war nicht zu Hause aber zu unserer grossen Ueberraschung und unglaublichen Freude oeffnete uns unsere aelteste Schwester Galina die Tuer. (Sie war vor Kriegsausbuch auf einer Kunstschule in Deutschland gewesen und hatte die Grausamkeiten in Danzig nicht durchmachen muessen..)
    Galina traute ihren Augen nicht und uns ging es ebenfalls so.
    Sie steckte uns beide erst einmal in die Badewanne um uns zu entlausen und verbrannte danach all unsere Kleider, waehrend wir das Bad gehoerig genossen.
    Unser Vater aber war aus dem Grunde nicht da., weil er sich als Kosak in amerikanischer Schutzhaft, befand. Glueck im Unglueck denn die Russen hatten verlangt dass er nach Russland ausgewiesen werden sollte. Obwohl in Haft, beschuetzten ihn die Amerikaner auf diese Art und Weise.
    Wir besuchten ihn am naechsten Tag, aber die Schatten der Tragoedie die unsere Familie befallen hatte war trotz aller Wiedersehensfreude zu viel fuer unseren Vater. Zum ersten Mal in meinem Leben sah ich Traenen in meines Vaters Augen.

    Vater und die fliehenden Kameraden
    Nachdem Vater Danzig verlasseen hatte setzte er sich in Halle an der Saale nieder. Aber von dort musste er ebenfalls fliehen als die Russen nahten und schaffte es zur rechten Zeit der Roten Armee zu entkommen. Um dieses fertig zu bringen hatte er einen magischen Plan entwickelt.
    In Halle befanden sich damals viele fruehere Soldaten der Ukraine, die waehrend des Krieges gegen das Bolshewist Regime protestiert hatten. (Die Ukraine hatte entsetzlich unter Stalin gelitten. Millionen von Ukrainer wurden Jahrzehnte lang bis 1940 von den Bolschewisten unterdrueckt, gefoltert und ermorded.)
    In dem chaotischen durcheinander in welchem die meisten deutschen Buerokraten sich schnellstens in den Westen absetzten, lagen die Buero’s verlassen.
    Vater hatte nicht den geringsten Wunsch diese Soldaten zurueck zu lassen.
    Darum begab Vater sich eines Tages einfach sehr gelassen in eines der leeren Polizeiquartiere und began offizielle Dokumente fuer sich und seine Kameraden auszustellen und mit einem offiziellen Stempel zu versehen.
    Dann befahl er das ganze Detail von Soldaten zur naechsten Bahnstation, wo er einen Sonderzug beschlagnahmte, was ihm anhand von seinem neuen bevorzugten, offiziellen Status ohne weiteres gestattet wurde.
    Keiner stellte jemals Fragen, niemand hielt sie an oder durchsuchte sie, bis sie Heilbronn erreichten.
    Etliche dieser Soldaten wurden als Personen ohne eigene Identitaet anerkannt.
    Achtzehn der Soldaten wollten Heilbronn nicht verlassen. Einer derjenigen war Mischa von Kazakhstan. Er war ueber 1.80 Meter gross, hatte ein Gesicht von Pocken vernarbt aber jedoch sein kindliches Wesen behalten.
    Er, und siebenzehn andere dieser modernen Musketiere hatten ihr eigene kleine Ansiedlung in der Naehe des Flusses aufgeschlagen und waren fast selbststaendig, denn unter ihnen befanden sich viele geschickte Handwerker. Sie bauten an was sie von Russland her kannten und gefragt war; wie Tabak der damals sehr beliebt und kaum zu bekommen war und Kartoffel von dem sie Wodka destilierten. Sie machten Schuhe und besondere Spielzeuge fuer Kinder. Ihnen ging es besser als sie es jeh zu Hause hatten. Darum waren sie meinem Vater besonders dankbar.
    Und so war es nicht verwunderlich dass, als die Amerikaner meinen Vater in Schutzhaft nahmen, Mischa eine Truppe organisierte mit der er vorhatte das Gebaeude in dem Vater sich befand mit Spaten, Hacken und anderen laendlichen Waffen zu stuermen um meinen Vater zu befreien.
    Es kostete Galina sehr viel Kraft und Ueberzeugung dieses zu verhindern, denn es haette meines Vaters Leben kosten koennen. Jedoch konnte niemand Mischa davon abhalten mit seinen Leuten vor dem Gebaeude hin und her zu patrolieren.
    Als Vater dann endlich freigelassen wurde war die Freude ueberschwenglich. Ich habe noch niemals so etwas erlebt. Die Strassen hinauf and herunter wurde bis spaet in die Nacht hinein getanzt, gelacht, gesungen und gefeiert.

    Arbeit und Joe.
    Meines Vaters erste Mission im Leben war schon immer von eh und jeh gewesen sich um seine Leute zu kuemmern. Die vielen Insassen der Fluechtlingslager bekamen seine naechste Aufmerksamkeit. Dieses wurde dann von den Amerikanern gefoerdert und finanziert. Vater erhielt eine eigene Wohnung mit Buero wo er die vielen Applikationen der Insassen dieser Lager bearbeitete. Die vielen Sprachen in denen er bewandert war halfen hier gehoerig.
    Ich dagegen wurde bei der Internationalen Fluechtlingsorganisation als Sekretaerin des Offiziers der verantwortlich fuer die Fluechtlings- Kinderbetreung war, angestellt.
    Ich besuchte viele Lager, half den Fluechtlingen Wohnungen zu finden, vereinigte Familien und betreute Waisenkinder. Meine eigene vielseitige Sprachkenntnis half auch mir in dieser Weise.
    Galina, unsere aelteste Schwester die niemals heiraten sollte, bekam unsere zweite Mutter. Sie kochte, naehte, kuemmerte sich um uns und hatte ebenfalls immer Zeit fuer uns. Jenny kehrte zurueck zur Schule, dieweil unwichtige Dinge wie Hab und Gut, Kleinigkeiten und Genuss mir wichtig wurden, die ich nun im Rueckblick als unsinnig, wenn nicht sogar als gefaehrlich ansehe.
    Eines Tages klopfte ein junger Mann an unsere Tuer. Sein Vater, ein Russisch-Orthodoxer Geistlicher war ein frueherer Freund meines Vaters. Irgendwie hatte Joe zu uns gefunden und hier war er. Das unvermeidliche geschah und wir verliebten uns in einander.
    Joe hatte den Wunsch in seines Vaters Fusstapfen zu treten und hatte sein Studium nur wegen der Armeezeit unterbrochen. Er wollte dass wir heirateten und sein Vater hatte bereits alle noetigen Papiere fertig um fuer uns alle nach Amerika zu kommen.
    Aber ich musste nach vielem Ueberlegen und Seelenforschen absagen. Meine Religion war mir zu wichtig. Joe aufzugeben wegen meiner Religion war der schwerste Entschluss den ich je machen musste. Ich konnte meine Religion einfach nicht aufgeben. Fuer mich ist die katholische Kirche die Mutter aller Kirchen. Alle anderen sind wie ungezogene kleine Kinder die eines Tages wieder nach Hause in die Arme ihrer Mutters zurueck finden werden.

    Australien
    Unsere Arbeit in Deutschland war beended. Was tun? Wohin? Danzig war fuer uns zur Rueckkehr verschlossen. In Deutschland fuehlten wir uns nicht daheim. Australien suchte Immigranten, ganz besonders weibliche. So entschloss ich mich mit meinen beiden Schwestern nach Australien auszuwandern. Vater sollte nachkommen sobald wir genuegend Geld fuer seine Reise erspart hatten.
    Meine Reise began im Dezember 1949 in Neapel. Diese Fahrt war fuer mich etwas unvergessliches. Mein Schiff ‘General Haan’war ein amerikanischer Truppentransporter auf welchem ich waehrend der Ueberfahrt auf der Krankenstation arbeitete.
    Kurz aber nach der Ausfahrt bekamen wir es mit einer Masernepidemie zu tun und fuer mich bedeutete es den ganzen Tag unten bei den Kindern zu sein. Dort war es fast unertraeglich heiss, jedoch nach meiner Arbeit begab ich mich an Deck und erlebte die wunderschoensten Stunden dieser Reise.. Alleine in diser magischen Stille war ich sehr dankbar fuer Gottes Wunder.
    In Port Said waren wir nicht erlaubt das Schiff zu verlassen. Dort wurde nur Frischwasser auf das Schiff gepumpt. Von Weitem beobachtete ich die Aegypter in ihrer befremdenden Kleidung von nachthemdgleichen Gewaendern und den orientalischen Kaeppchen. Ich fuehlte mich wie in ein Maerchen von Tausend und einer Nacht versetzt. Schwere Wolken von gelbem Dunst hingen ueber der ganzen Kueste und obwohl es unertraglich heiss war, das Gruen der Palmen und die exotischen Farben der Gebaeude mit ihren flachen Daechern entschaedigten mich dafuer.
    Dann kam die langsame Fahrt durch den Suez Kanal. Die Ansicht der Kueste erinnerte mich daran als die heilige Familie nach Aegypten floh um Jesus in Sicherheit zu bringen. Als wir durch die Rote See segelten wurde es drueckend schwuel, ganz besonders nachts unter Deck. Ich nahm meine Decke und Kissen mit mir an Deck und legte mich dort hin. Niemand kam mit mir. Hier war ich alleine mit dem weiten Meer und dem sternenuebersaeten Himmel. Ploetzlich, von weitem ein Licht dass langsam naeher kam. Spaeter mehr. Die Schiffe tauschten Lichtsignale aus. Dann wieder diese himmlische Stille, und ich bekam eins mit Gottes Groesse der dieses alles zusammenhaelt.

    Die kranken Kinder
    Unten im Krankensaal wo die Kinder zu dritt in einem Bett liegen mussten, verschlimmerte sich die Epedemie zusehends. Die Kleinen litten sehr schwer unter der Hitze. Dazu kam noch die Seekrankheit. In Aden mussten zwei der Kinder in ein richtiges Krankenhaus gebracht werden. Zu krank was zu essen hatten sie bisher nur Glucose gefuettert bekommen. Ich bedauerte sie sehr, denn das meinte sie von ihren Eltern trennen zu muessen ohne zu wissen wann sie die Eltern jeh wieder sehen wuerden. Ich erinnere den Negro Arzt von der Englischen Kolonie der starke Aufregung unter den Kleinen hervor ruf, denn sie hatten noch nie einen Negro gesehen. Mit seiner schwarzen Haut und dem weissen Kittel sah er wie eine Gestalt aus einem Maerchenbuch aus.

    Die Epedemie nimmt kein Ende
    Wir konnten die Epedemie nicht unter Kontrolle bringen. Als wir in den Indischen Ozean kamen erkrankten mehr und mehr Kinder und ebenfalls viele Erwachsene, waehrend die Zahl der Seekranken ebenfalls zunahm. Ich hatte keine Ahnung wie wir noch zwei weitere Wochen weitermachen konnten.
    Eines abends trafen wir in Colombo an und wer wollte konnte an Land gehen. Ich blieb auf dem Schiff und goennte mir nur einen entfernten Blick von dem Deck ueber die Stadt und die magischen Reflektionen die sich auf dem Wasser wiederspiegelten.
    Am dritten November und am spaeten Abend kreuzten wir den Equator. Ich werde niemals meine Equatortaufe vergessen.
    Um sechs Uhr abends begannen die Sirenen zu heulen. Mit dem Gedanken dass es ein Alarm war stuerzten alle an Deck. Wir hatten keine Idee was uns erwartete. Die Besatzung hatte Feuerwehrschlaeuche auf uns gerichtet und in kurzer Zeit waren wir alle klitsche nass.
    Auf dem Sonnendeck regierte Neptun mit seinem Gefolge und schwang sein Zepter ueber uns. In der Bibliothek war spaeter Musik und Tanz. Spaeter bekamen wir alle eine Urkunde dass wir die Taufe bestanden hatten.
    Eine Woche spaeter mussten wir einer Frau helfen die eine Fehlgeburt erlitt. Der perfekt aussehende viermonatige Foetus wurde getauft und in der See beerdigt.
    Am Dreizehnten machte ich folgende Eintragung in meinem Tagebuch:
    ********************
    (Morgen hat unser Erlebnis ein Ende. Es waren schwere Zeiten, voller Wunder und neuen Eindruecken und ich machte viele Freunde. Wir haben noch vier Masernfaelle an Bord aber brauchen nicht in Quaratine zu gehen. Ein Arzt wird an Bord kommen um die Situation zu bewerten ob wir in the Melbourner Hafen einlaufen koennen. Fuer mich wartet ein neues Leben in einem fremden Land.
    *********************
    Fortsetzung folgt… etwas spaeter
    Habe noch etwas anderes zu tun, ob ihrs glaubt oder nicht!!!
    Geändert von Helga +, Ehrenmitglied (29.08.2009 um 18:06 Uhr)
    Viele Grüße
    Helga

    "Zwei Dinge sind unendlich, die menschliche Dummheit und das Universum, beim Universum bin ich mir aber noch nicht sicher!" (Albert Einstein)

  2. #2
    Forum-Teilnehmer Avatar von Hans-Joerg +, Ehrenmitglied
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    Standard AW: Felis Erinnerungen

    Liebe Feli
    Habe Deine Erinnerungen gespannt und mit Interesse gelesen……da hast Du wirklich einiges erlebt. Werde mir die Berichte ausdrucken . Vielen Dank…so ausfuehrlich und umfangreich .
    Auf Einzelheiten vermag ich zur Zeit gar nicht einzugehen.
    Mein Dank auch für die Mitarbeit von Christa und Helga.
    Viele Gruesse
    Hans-Joerg

  3. #3
    Administratorin Avatar von Beate
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    Standard AW: Felicitys Erinnerungen

    Guten Abend zusammen,

    dieses Thema ist schon älter, kann es heute nochmal hervor holen, weil Feli mir schrieb, dass ihre Erlebnisse nun auch auf deutsch in einem Buch über Danzig mit 40 von 342 Seiten vertreten sind.(Danzig-Gdansk 1989; Chr. Unnasch, erhältlich auch in Deutschland).

    Besprechen kann ich das Büchlein nicht, Feli, weder kenne ich es, noch habe ich es...

    Fröhliche Grüße, Beate
    ..wirklich? Taktgefühl ist nicht nur ein Begriff in der Musikwelt?

  4. #4
    Forum-Teilnehmer Avatar von Ulrich 31
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    Standard AW: Felicitys Erinnerungen


  5. #5
    Forum-Teilnehmer Avatar von Felicity
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    Standard AW: Felicitys Erinnerungen

    Danke Beate und Ulrich ! Berichte und Buecher von unseren Emigranten, wie von Christa und mir, haben die Meinung vieler Australier. nach dem Krieg, geaendert und damit auch unser Zusammenleben, Durch Unwissenheit waren viele Australier gegen diese 'Voelkerwanderung' nach dem 2. Weltkrieg. Heute waechst schon die dritte Generation von Aussies auf, deren Grossaeltern ihren Weg hierher fanden. Damals war die Bevoelkerung nur 11 Millionen und heute ist sie schon das Doppelte. Da bin ich Beate und Ulrich besonders dankbar, weil in Deutschland heutzutage auch nicht alles so leicht ist mit einer gemischten Bevoelkerung.
    Das Buch von Christa hat auch viele Bilder und die sagen manchmal mehr als Worte. Liebe Gruesse von der Feli

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