Es war zur Zeit einer schrecklichen Pest, des sogenannten "schwarzen Todes", da schickte der Signator (Kirchenschreiber) Andreas Ulrich eines Tages seinen kleinen Sohn zum Pfarrturm hinauf,um den die Glocken ziehenden Leuten eine Weisung zu geben. Oben fand das Kind einen fremden wohlgekleideten Mann mit scharlachrotem und modisch geschlitzten Wams. "Was willst du hier?" spricht der Fremde zum Knaben, nimmt ihn mit beiden Händen, setzt ihn außerhalb einer Mauerluke in die Mauernische über dem furchtbaren Abgrunde und schließt die hölzernen Laden der
Öffnung fest. Der Kleine schreit in Seelenangst aus Leibeskräften, aber die glockenziehenden Leute im Turme hören es vor dem Schallen der Glocken nicht. Endlich, als die aufhört, vernimmt auf der Gasse ein vorübergehender Knabe den Hilferuf hoch oben, läuft in die Wohnung des Signators und meldet das Geschehene und Gehörte. Eilig stieg nun dieser die Stufen hinan und rettete sein Söhnlein aus der furchtbar gefährlichen Lage. Und die Leute alle, die von der Geschichte hörten,konnten sich unter dem fremden Manne keinen anderen denken als den "Bösen", jedenfalls war es ein Böser, ein sehr Böser.