Schönen guten Nachmittag,
immer wieder hörte ich von der Schokoladenfabrik "Mix" in Danzig, die nach dem Krieg einen Neuanfang in Lübeck versuchte. Gerade ältere Danziger erinnern sich mit einem Leuchten in den Augen und erzählen von den hervorragenden Schokolade- und Marzipanprodukten.
Hier ein Artikel aus
„Deutschlands Städtebau – Danzig“, 1924, Seite 247
Schokoladenfabrik G. Mix Danzig
Die altbekannte Firma wurde im Jahre 1871 von Georg Mix durch Übernahme einer kleinen einfachen Bonbonkocherei gegründet. Aus diesen bescheidenen Anfängen heraus entwickelte sich allmählich durch die Rührigkeit des Gründers eine kleine Schokoladenfabrik. Durch den von Beginn an dem Ganzen vorausgestellten Qualitätsgedanken, kamen die Mix'schen Erzeugnisse immer mehr in Aufnahme, sodass der Betrieb sich bald vergrößerte. Es konnten schließlich mehr und mehr Maschinen angeschafft und so das Herstellungsverfahren verbessert und erweitert werden.
Im Jahre 1904 konnte der Sohn des Gründers, Ernst Mix, der in einer der angesehendsten Schokoladenfabriken Deutschlands praktisch von der Pike auf als einfacher Gehilfe mehrere Jahre das Fach erlernt hatte, seinen Vater in der Leitung des inzwischen aufgeblühten Unternehmens unterstützen. Nach dem im Jahre 1909 erfolgten Tode des Vaters übernahm Ernst Mix das Regiment allein.
Nun begann die Entwicklung der Fabrik zu einem modernen Großbetrieb. Mit seltener technischer Begabung baute der junge Inhaber den Betrieb aus und gliederte an die bisher bestandenen Fabrikationszweige eine Keksbäckerei und Pfefferküchlerei an. Er brachte die Erzeugnisse seiner Firma auf eine so vollendete Höhe, dass die Mix'schen Süßigkeiten heute eine Rarität von Danzig sind.
In den Kriegsjahren hörte schließlich infolge der Unterbindung jeglicher Einfuhr von Kakaobohnen, wie auch durch den kolossalen Zuckermangel die Herstellung von Schokolade fast gänzlich auf. Die Fabrik konnte erst wieder mit der beginnenden Einfuhr von Rohstoffen im Jahre 1919 den Betrieb in vollem Umfange aufnehmen.
Mit der Abtrennung Danzigs vom deutschen Reich zeigte es sich bald, dass wieder bedeutende Vergrößerungen vorgenommen werden mussten, um den gesteigerten Ansprüchen in der Menge der hergestellten Erzeugnisse nachkommen zu können. Zu diesem Zwecke wurde der auf den eigenen Grundstücken, Langermarkt 4 und 5 liegende Betrieb völlig umgebaut und durch Aufstellung vieler neuzeitlicher Maschinen stark erweitert.
Inzwischen hatte der Inhaber an seinem aus dem Felde glücklich heimgekehrten Neffen, dem Enkel des Begründers, bereits eine Stütze in der Leitung seines weitverzweigten Unternehmens erhalten. Auch dieser hatte, der alten Erfahrung folgend, das Fach praktisch in einer anderen bekannten Schokoladenfabrik erlernt.
Neben allen Arten von Tafel-Schokoladen werden speziell Pralinen hergestellt, die in ihrer allseitig anerkannten hervorragenden Qualität von alt und jung in Danzig sehr begehrt sind. Als weitere Mix' sehe Spezialität wird wohlschmeckendes Marzipan fabriziert, welches besonders zu Weihnachten in Form von Marzipan-Sätzen und dem bekannten Rand- und Tee-Marzipan immer wieder dem guten Ruf der Firma Ehre macht. Auch die Erzeugnisse der Pfefferküchlerei in den bekannten Spezialitäten, wie Katharinchen, Steinpflaster und den sogenannten Thorner Leb- und Honigkuchen erfreuen sich eines immer größer werdenden Zuspruchs. Die Keks-Abteilung bringt ebenfalls wohlschmeckende Keksmischungen und feine Dessert-Gebäcks heraus.
Die Fabrik arbeitet ausschließlich für den Bedarf der eigenen Verkaufsgeschäfte in Danzig, Langfuhr und Zoppot. Neben dem Hauptgeschäft, Langermarkt 4 und 5 werden noch vier geschmackvoll eingerichtete Filialen in Langfuhr und Zoppot unterhalten.
Der Personalbestand ist inzwischen einschließlich der kaufmännischen Angestellten auf 130 Köpfe angewachsen.
Das Ende des Jahres 1923 brachte dem Unternehmen einen schweren Verlust in dem Ableben des Inhabers Herrn Ernst Mix, der im besten Mannesalter von noch nicht 46 Jahren aus seinem Lebenswerk herausgerissen wurde.
Die Fabrik befindet sich jetzt im Besitze seiner Erben und wird von dem, in den erprobten Grundsätzen der Qualitätsfabrikation erzogenen und durchgebildeten, bereits erwähnten Enkel des Begründers, Herrn Paul Kawalki, weiter geleitet.