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Thema: Schokoladenfabrik G. Mix in Danzig

  1. #1
    Forumbetreiber Avatar von Wolfgang
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    Standard Schokoladenfabrik G. Mix in Danzig

    Schönen guten Nachmittag,

    immer wieder hörte ich von der Schokoladenfabrik "Mix" in Danzig, die nach dem Krieg einen Neuanfang in Lübeck versuchte. Gerade ältere Danziger erinnern sich mit einem Leuchten in den Augen und erzählen von den hervorragenden Schokolade- und Marzipanprodukten.

    Hier ein Artikel aus

    „Deutschlands Städtebau – Danzig“, 1924, Seite 247
    Schokoladenfabrik G. Mix Danzig

    Die altbekannte Firma wurde im Jahre 1871 von Georg Mix durch Übernahme einer kleinen einfachen Bonbonkocherei gegründet. Aus diesen bescheidenen Anfängen heraus entwickelte sich allmählich durch die Rührigkeit des Gründers eine kleine Schokoladenfabrik. Durch den von Beginn an dem Ganzen vorausgestellten Qualitätsgedanken, kamen die Mix'schen Erzeugnisse immer mehr in Aufnahme, sodass der Betrieb sich bald vergrößerte. Es konnten schließlich mehr und mehr Maschinen angeschafft und so das Herstellungsverfahren verbessert und erweitert werden.

    Im Jahre 1904 konnte der Sohn des Gründers, Ernst Mix, der in einer der angesehendsten Schokoladenfabriken Deutschlands praktisch von der Pike auf als einfacher Gehilfe mehrere Jahre das Fach erlernt hatte, seinen Vater in der Leitung des inzwischen aufgeblühten Unternehmens unterstützen. Nach dem im Jahre 1909 erfolgten Tode des Vaters übernahm Ernst Mix das Regiment allein.

    Nun begann die Entwicklung der Fabrik zu einem modernen Großbetrieb. Mit seltener technischer Begabung baute der junge Inhaber den Betrieb aus und gliederte an die bisher bestandenen Fabrikationszweige eine Keksbäckerei und Pfefferküchlerei an. Er brachte die Erzeugnisse seiner Firma auf eine so vollendete Höhe, dass die Mix'schen Süßigkeiten heute eine Rarität von Danzig sind.

    In den Kriegsjahren hörte schließlich infolge der Unterbindung jeglicher Einfuhr von Kakaobohnen, wie auch durch den kolossalen Zuckermangel die Herstellung von Schokolade fast gänzlich auf. Die Fabrik konnte erst wieder mit der beginnenden Einfuhr von Rohstoffen im Jahre 1919 den Betrieb in vollem Umfange aufnehmen.

    Mit der Abtrennung Danzigs vom deutschen Reich zeigte es sich bald, dass wieder bedeutende Vergrößerungen vorgenommen werden mussten, um den gesteigerten Ansprüchen in der Menge der hergestellten Erzeugnisse nachkommen zu können. Zu diesem Zwecke wurde der auf den eigenen Grundstücken, Langermarkt 4 und 5 liegende Betrieb völlig umgebaut und durch Aufstellung vieler neuzeitlicher Maschinen stark erweitert.

    Inzwischen hatte der Inhaber an seinem aus dem Felde glücklich heimgekehrten Neffen, dem Enkel des Begründers, bereits eine Stütze in der Leitung seines weitverzweigten Unternehmens erhalten. Auch dieser hatte, der alten Erfahrung folgend, das Fach praktisch in einer anderen bekannten Schokoladenfabrik erlernt.

    Neben allen Arten von Tafel-Schokoladen werden speziell Pralinen hergestellt, die in ihrer allseitig anerkannten hervorragenden Qualität von alt und jung in Danzig sehr begehrt sind. Als weitere Mix' sehe Spezialität wird wohlschmeckendes Marzipan fabriziert, welches besonders zu Weihnachten in Form von Marzipan-Sätzen und dem bekannten Rand- und Tee-Marzipan immer wieder dem guten Ruf der Firma Ehre macht. Auch die Erzeugnisse der Pfefferküchlerei in den bekannten Spezialitäten, wie Katharinchen, Steinpflaster und den sogenannten Thorner Leb- und Honigkuchen erfreuen sich eines immer größer werdenden Zuspruchs. Die Keks-Abteilung bringt ebenfalls wohlschmeckende Keksmischungen und feine Dessert-Gebäcks heraus.

    Die Fabrik arbeitet ausschließlich für den Bedarf der eigenen Verkaufsgeschäfte in Danzig, Langfuhr und Zoppot. Neben dem Hauptgeschäft, Langermarkt 4 und 5 werden noch vier geschmackvoll eingerichtete Filialen in Langfuhr und Zoppot unterhalten.

    Der Personalbestand ist inzwischen einschließlich der kaufmännischen Angestellten auf 130 Köpfe angewachsen.

    Das Ende des Jahres 1923 brachte dem Unternehmen einen schweren Verlust in dem Ableben des Inhabers Herrn Ernst Mix, der im besten Mannesalter von noch nicht 46 Jahren aus seinem Lebenswerk herausgerissen wurde.

    Die Fabrik befindet sich jetzt im Besitze seiner Erben und wird von dem, in den erprobten Grundsätzen der Qualitätsfabrikation erzogenen und durchgebildeten, bereits erwähnten Enkel des Begründers, Herrn Paul Kawalki, weiter geleitet.
    -----
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  2. #2
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    Standard AW: Schokoladenfabrik G. Mix in Danzig

    Hallo Wolfgang, Dein Bericht erweckt Erinnerungen. Meine Mutter, geb, 1909 hat als junge Frau vor ihrer Heirat bei "Mix" als Kassiererin gearbeitet, mit der Verlobung wurde das Arbeitsverhältnis aufgelöst durch die Nazis (ca.1934). Die Begründung war die baldige Heirat und der Arbeitsplatz mußte zu Gunsten eines Mannes freigemacht werden.
    Das hat mir jedenfalls meine Mutter immer erzählt.
    Gisela

  3. #3
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    Standard AW: Schokoladenfabrik G. Mix in Danzig

    oh, ja~ von Mix musste es sein- auch lange in Hamburg noch!!

    die einmaligen ! roten Marzipan-Zuckerkugeln von Mix gehörten bei meiner Oma auf jede anständige Geburtstagsbuttercremetorte ! die sie natürlich selbst gemacht hat, versteht sich...

  4. #4
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    Standard AW: Schokoladenfabrik G. Mix in Danzig

    auch ich erinnerich mich an die Schokoladenfabrik G. Mix
    Meine Schwester hat 1940 eine Lehre als Verkäuferin begonnen.hat ihren Abschluß gemacht und in verschiedene Filialen gearbeitet.
    eine Filiale gab es auch auf Poggenpfuhl,gegenüber unserer Wohnung, bei der Petrie-Kirche. Ich erinnere mich,im Sommer gab es
    öfters Annanassaft,den man kostenlos bekam.Eine Freude für uns Kinder.Dieser Saft ein Abfallprodukt, von der Herstellung, der feinen Pralinen.
    Auch andere Produkte der Firma waren sehr lecker.
    MfG hans25

  5. #5
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    Standard AW: Schokoladenfabrik G. Mix in Danzig

    Hallo, hans 25,
    hänge mich hier mal rein.Da ihr ja ziemlich gut die Schokoladen kennt,mal eine Frage. Meine Mutter arbeitete so von 1941-44 in einer Schokoladenfabrik in Zoppot/Langfuhr.Kennt ihr diese Fabrik und wie hieß diese?War diese möglicherweise ein Zweigbetrieb der Danziger Firma?
    Grüße
    hugeno

  6. #6
    Forum-Teilnehmer Avatar von Belcanto
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    Standard AW: Schokoladenfabrik G. Mix in Danzig

    Frage:Ist die Fabrik nicht 1945 abgebrand?

  7. #7
    Forum-Teilnehmer Avatar von Hans-Joerg +, Ehrenmitglied
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    Standard AW: Schokoladenfabrik G. Mix in Danzig

    Hallo Hubert
    Es gab in Langfuhr ( Adolf - Hitlerstr. 161 ) die " Baltic " Schokoladen und Zuckerwarenfabrik.

    Viele Grüße
    Hans-Jörg

  8. #8
    Forum-Teilnehmer Avatar von Knapstein
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    Standard AW: Schokoladenfabrik G. Mix in Danzig

    Hallo,
    gab es in Danzig eigentlich mehrere Schokoladenfabriken oder nur die Fabrik Mix. Ich frage das deshalb, weil mein Schwiegervater kurzfristig in einer Schokoladenfabrik gearbeitet hat. Gab es eventuell eine Zweigstelle von Sarotti in Danzig oder wurde Mix eventuell von Sarotti übernommen?

    Viele Grüße
    Ronald (KNAPSEIN)
    Homepage: www.knapstein.eu
    E-Mail: ronald (at) knapstein.eu

  9. #9
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    Standard AW: Schokoladenfabrik G. Mix in Danzig

    Hallo, Hans-Joerg
    Danke für die prompte Beantwortung.
    Gruß
    Hubert

  10. #10
    Forum-Teilnehmer Avatar von Hans-Joerg +, Ehrenmitglied
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    Standard AW: Schokoladenfabrik G. Mix in Danzig

    Hallo
    und noch einige Infos
    Hol mir gleich etwas zum Naschen ... " Weihnachtsmarzipan" .....von Lindt ....
    Viele Grüße
    Hans-Jörg
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  11. #11
    Forum-Teilnehmer Avatar von Stejuhn
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    Standard AW: Schokoladenfabrik G. Mix in Danzig

    Hallo Ronald,
    in der Zeitschrift "Unser Danzig" Nr. 2, Jahrgang 54, Lübeck, Februar 2002 wird auf Seite 22, aus dem Werk "DEUTSCHLANDS STÄDTEBAU" Band "Danzig" 1924,

    von der Schokoladen-, Marzipan-, und Zuckerwarenfabrik A.LINDEMANN, Inh.: Joh. Rhode, Danzig, Sandgrube 20-20a, berichtet.
    "Am 19. Dezember 1844 eröffnete der Kaufmann August Lindemann in seinem Hause Breitgasse Nr. 54/55 eine Zuckerwaren-Handlung, in der er seine auf eigenem Kochherd hergestellten Bonbons verkaufte, die den Käufern oft noch heiß verabfolgt wurden. Damit hatte August Lindemann als ersten diesen Industriezweige in Danzig und im Osten Deutschlands Eingang verschafft.
    Die Erzeugnisse der kleinen Fabrik - wie da u.a. waren Malz- und Isländischmoos-Bonbons, Rosenkugeln und insbesondere das Marzipan - erfreuten sich bald einer außerordentlichen Beliebtheit, nicht nur bei der Bevölkerung Danzigs und der Umgegend, sondern auch in den Ostprovinzen. Von Nah und Fern gingen Bestellungen ein und der arbeitsfrohe Begründer sah sich veranlaßt, um der Nachfrage nach seinen Fabrikaten, die auch im Auslande begehrt wurden, genügen zu können, seine einfache Feuerkocherei in einen Betrieb mit maschinellen Einrichtungen umzuwandeln.- Hiermit wurde auch die Herstellung von Schokolade und Konfekt übernommen. 46 Jahre hindurch stand August getreu seinem vornehmste Prinzip , dem der peinlichsten Reellität, seinem stetig wachsenden Unternehmen vor, bis er 70jährig die Fabrik 1889 seinem Schwiegersohne Johann Rhode übergab.
    Die Erkenntnis, daß der modernen Ausgestaltung des Betriebes im alten Fabrikgebäude zu enge Grenzen gezogen waren, bewog den neuen Inhaber der Firma im Jahre 1898 durch Aufführung eines Neubaues auf dem Grundstücke Sandgrube 20-20a eine zeitgemäße Erweiterung vorzunehmen, um seinen sich ständig steigenden Lieferungsverpflichtungen nachkommen zu können. Schon im Jahre 1906 wurde eine weitere, bedeutende Vergrößerung der Fabrikanlage erforderlich, da das Unternehmen unter der tatkräftigen Lietung des jüngeren Besitzers mehr und mehr an Ausdehnung gewann.
    Der Notwendigkeit, zum dritten Male die Fabrikanlage in größerem Umfange erweitern zu müssen, wurde die Firma durch den Ausbruch des Weltkrieges enthoben.
    Durch den am 19. Oktober 1916 erfolgten allzu frühen Tod ihres weitblickenden Inhabers Johann Rhode erlitt die Firma einen schmerzlichen Verlust. Der jetzige Inhaber der Firma, der Sohn des Verstorbenen, sieht seine Hauptaufgabe darin. aufbauend auf altbewährten Grundsätzen das Ansehen und den guten Ruf der Firma in alle zukunft zu erhalten."
    LG.
    Sigrid
    Nirgendswo ist es schöner als zu Hause mit der ganzen Familie vereint zu sein.
    Stejuhn, Karschen, Hinzmann, Korthals, Kumke, Rudat, Nachtigall, von Wissotzki (Wishotzki), Oberdorf

  12. #12
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    Standard AW: Schokoladenfabrik G. Mix in Danzig

    Hallo hugeno,
    ich weiß leider nicht, ob es,in den genannten Vororten,eine Schokoladenfabrik gegeben hat.
    Eine Filiale der Fa.G.Mix bestimmt.

    MfG hans25

  13. #13
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    Standard AW: Schokoladenfabrik G. Mix in Danzig

    Hallo Knapstein,
    soviel ich weiß,gab es eine Zweigstelle der Schokoladenfabrik





    Hallo Knapstein,
    soviel ich weiß,gab es eine Zweigstelle der Firma SAROTTI in Danzig.
    Ich kann mich erinnern,dass ein SAROTTI - MOHR,an der Strassenecke Poggenpfuhl / Thornscher Weg,
    auf einer Mauer angebracht war.
    Als Kinder gingen wir immer den Weg zum Baden zur Thornschen Brücke.

    MfG.hans25

  14. #14
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    Standard AW: Schokoladenfabrik G. Mix in Danzig

    Liebe Forumer.
    Es gab,wie schon bestätigt in Langfuhr eine Schokoladenfabrik so im Großbereich der
    Ziethen-Kaserne und der Bäckerei Ziemann.Eine Nachbarin unseres Spielfreundes
    Hansi Block,Anton- Möller-Weg 4a, arbeitete dort und wurde dann von uns Kindern gerne
    von der Arbeit abgeholt.Und als Dank zauberte Frau Block für jeden eine Praline aus
    ihrer Jackentasche.Für uns Kinder ein Leckerbissen,den es aber leider nicht täglich
    gab,was der Mottlauspucker heute noch bedauert.
    Dieter

  15. #15
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    Standard AW: Schokoladenfabrik G. Mix in Danzig

    Hallo Hans,

    kannst Du die Zweigstelle von Mix im Poggenpfuhl noch ein bisschen beschreiben oder gibt es vielleicht Bilder davon?

    Viele Grüße

    Rüdiger
    Es gibt nichts Gutes / außer: man tut es. (Erich Kästner)

  16. #16
    Forumbetreiber Avatar von Wolfgang
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    Themenstarter

    Standard AW: Schokoladenfabrik G. Mix in Danzig

    Aus Unser Danzig, Januar 2007, Seite 19

    Von Mix bis Kawalki
    Vor 135 Jahren wurde die Danziger Schokoladenfabrik gegründet
    von Dieter W. Leitner

    Das Stammhaus der Schokoladenfabrik G. Mix stand am Langen Markt 4-5 gegenüber vom Artushof. Der Danziger Grafiker Max Buchholz, der auch viele Danziger Briefmarken schuf, hat die beiden Häuser 1941 für eine Anzeige gezeichnet. 1949 fielen auch diese Häuser durch die Brandstiftungen der Rotarmisten in Schutt und Asche. Ein Jahr später hätte die Firma ihr 75jähriges Bestehen feiern können.

    Georg Mix hatte das Unternehmen 1871 gegründet. Unter den sechs Danziger Schokoladenfabriken zu unserer Zeit nahm die Firma Mix eine hervorragende Stellung ein. Das dokumentierten schon die elf Filialen am Stadtgraben, Holz- und Fischmarkt, in der Häker-, Junker- und Heilige-Geist-Gasse, am Poggenpfuhl, in der Langfuhrer Hauptstraße, am Schlossgarten in Oliva, im Zoppoter Kurhaus sowie an der Strandpromenade in Heubude. Der Betrieb hatte bis zuletzt über 130 Mitarbeiter. Seine Erzeugnisse fanden weit über die Grenzen Danzigs hinaus ihre Verbreitung.

    Georg Mix hatte mit einer kleinen Bonbonkocherei angefangen. Neben Schokoladen kamen im Laufe der Zeit Pralinen, Kekse, Pfefferkuchen und Marzipanerzeugnisse hinzu. Wer erinnert sich nicht an die herrlichen Auslagen in den Schaufenstern der Mix-Geschäfte, in denen wir Kinder uns die Nasen platt gedrückt haben? Wer sieht sie nicht vor sich, die aneinandergereihten Glaskästen vor der Verkaufstheke mit den hochklappbaren Deckeln, aus denen man sich das ganz persönliche Pralinensortiment zusammenstellen lassen konnte, das dann noch als Geschenk hübsch verpackt wurde, in entsprechenden kleinen Schachteln, größeren Kartons oder gar Holzkistchen? Und alles schmückte das Danziger Wappen! Haben wir nicht noch den Geschmack der rötlichen, außen mit glasiger Kruste überzogenen, innen mit so herrlich butterweicher, süßer Marzipanfüllung versehenen "Rosenkugeln" im Mund?

    "Können wir jemals die hübschen kleinen 'Danziger Lachsbuddelchen' vergessen, in deren Schokoladenhülle die verschiedensten Kostproben unserer speziellen Danziger Lachsliköre verborgen waren?" heißt es in einer früheren Würdigung. - Schon kurz nach Kriegsbeginn vermisste ich die Schokoladentäfelchen in den Automaten in der Zeughauspassage oder im Hauptbahnhof, wo man für fünf Dittchen eine Tafel Schokolade ziehen konnte. Der Krieg wirkte sich auch hier aus, weil alles rationiert war.

    Nach dem Tode von Georg Mix im Jahre 1909 übernahm sein Sohn Ernst die Firma. Er hatte in großen deutschen Schokoladenfabriken von der Pike auf das Handwerk gelernt, machte die Firma mit modernen Maschinen zu einem Großbetrieb und überwand auch die Schwierigkeiten im Ersten Weltkrieg, weil die Einfuhr von Kakaobohnen verboten war und ein großer Zuckermangel herrschte. Erst 1919 besserte sich die Lage. 1923 starb Ernst Mix mit nur 46 Jahren. Georg Mix' Neffe Paul Kawalki und seine Frau Lilli führten den Betrieb weiter.

    Nach dem Krieg bauten sie unter schwierigen Bedingungen die Schokoladenfabrikation in Harnburg mit drei Filialen wieder auf. Bis zuletzt bestand auch der Pavillon am Strandbahnhof in Travemünde. Konfekt, Schokolade, Marzipan, aber auch Kaffee und Tee wurden verkauft, in schönen Schachteln, auf denen im Rund das Firmenzeichen mit dem Reiher, dem Danziger Wappen, dem Krantor, mit Hansekoggen und Giebelhäusern abgebildet war. 1950 erschien die erste Anzeige im Danziger Hauskalender.

    Mit Lilli Kawalki ging die Ära Mix nach 117 Jahren zu Ende. Bis ins hohe Alter pries sie die Danziger Spezialitäten am Travemünder Strandbahnhof an. Sie starb im Mai 1988 in Lübeck-Travemünde im Alter von 89 Jahren.

    -----

    Die Veröffentlichung dieses Artikels erfolgte mit freundlicher Genehmigung des "Bundes der Danziger" in Lübeck.

    Weitere Verwendungen / Veröffentlichungen bedürfen der ausdrücklichen Genehmigung durch den Rechteinhaber:
    Bund der Danziger
    Fleischhauerstr. 37
    23552 Lübeck

    Bei vom Bund der Danziger genehmigten Veröffentlichungen ist zusätzlich die Angabe "Übernommen aus dem forum.danzig.de" erforderlich
    -----
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  17. #17
    Forum-Teilnehmer Avatar von Pogge28
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    Standard AW: Schokoladenfabrik G. Mix in Danzig

    Hallo Wolfgang,

    ein schöner Artikel den Du da ausgegraben hast.

    Auch hier in Flensburg im hohen Norden gab es eine Mixfiliale. Es muß so etwa um Mitte der 50er Jahre gewesen sein. Leider hielt sich das Geschäft nicht lange. Nach ein paar Jahren war Schluß.

    Ich hatte das sehr bedauert, denn ich kaufte mir ab und zu diese feinen Süßigkeiten. Dann kommt auch wieder die Erinnerung, denn in Danzig hatten wir eine Mixfiliale, die nur zwei Häuser von meinem Elternhaus entfernt war. Schon als Kinder kauften wir uns manches Mal für ein paar Dittchen die wunderbaren Rosenkugeln. Sie waren einfach köstlich. Ich erinnere mich auch, daß die Verkäuferinnen auch zu uns Kindern immer recht freundlich waren.

    Wenn wir (meine Geschwister und ich) mal krank waren und uns im Wohnzimmer auf der Couch verwöhnen ließen, mußte Mutter immer die Kekse in Tierform von Mix holen, die auch sehr lecker waren. Die süßen Fläschchen mit den diversen Lachslikören gab's auch manchmal, aber erst als wir größer waren.

    Viele Grüße

    Inge

  18. #18
    Forum-Teilnehmer Avatar von sinus
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    Standard AW: Schokoladenfabrik G. Mix in Danzig

    Hallo Schokoladenfreunde,

    hier ein Zufallsfund aus der Danziger Zeitung vom 01.11.1921 unter "Amtliche Bekanntmachungen - Eintragungen in das Handelsregister".

    Herzliche Grüße aus Mecklenburg
    sinus
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  19. #19
    Forum-Teilnehmer Avatar von JuHo54
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    Standard AW: Schokoladenfabrik G. Mix in Danzig

    Hallo Sinus,
    über den Georg Freytag hätte sich Sigi sehr gefreut...

    Liebe Grüße
    Jutta
    Jeder Tag ist ein kleines Leben für sich.

    Artur Schopenhauer* 1788 Danzig

  20. #20
    Forum-Teilnehmer Avatar von Ulrich 31
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    Standard AW: Schokoladenfabrik G. Mix in Danzig

    Aus meinem Beitrag #21 im Thread "Stadtgraben" (http://www.forum.danzig.de/showthrea...ger+Schokolade) übernehme ich passenderweise hierhin dieses Zitat über die "Danziger Schokolade" von Mix, das ich hier (http://duepublico.uni-duisburg-essen...anzig_Denk.pdf) auf Seite 88 gefunden habe (dort ist übrigens außerdem die von Wolfgang hier in #16 erwähnte Zeichnung von 1941 der beiden Mix-Häuser am Langen Markt 4-5 abgebildet):

    " 'Eine ... Spezialität, die allerdings mehr von Damen
    bevorzugt wird, ... sind die guten Danziger
    Schokoladen. Daß sie nicht so bekannt sind, liegt an
    der Tatsache, dass sie aus dem Bestreben, nur
    allererste Qualität zu liefern, nur in Danzig und
    seinen Bädern zu haben sind.
    Die Firma G. Mix, die die Tradition der Danziger
    Schokoladenindustrie besonders pflegt, verkauft in
    ihren Spezialgeschäften in allen Teilen der Stadt
    Pralinen, ....
    Wenn der Danziger das Königsberger oder Lübecker
    Marzipan loben hört, dann lächelt er. Jeder
    Feinschmecker, der an der Berechtigung dieses
    Heimatstolzes zweifelt, kann sich durch einen
    Versuch von der Güte und absoluten Frische der
    Mixschen Schokoladen und Marzipane überzeugen.
    Die geschmackvollen Packungen, die in
    künstlerischer Ausführung auf die Geschichte der
    alten Hansestadt Bezug nehmen, werden ihn noch
    lange nach seiner Rückkehr in die Heimat an Danzig
    erinnern.' (Führer durch Danzig, 1914, S. 118)

    Nach dem 2. Weltkrieg nahm die Firma Mix in
    Hamburg wieder ihre Produktion auf. Leider
    konnten sich die Mixschen Schokoladen, in ihrer
    allerersten Qualität, preislich nicht gegen die
    Konkurrenz behaupten. Der Konkurs war die Folge.
    (Ralph Johannes)"

  21. #21
    Forum-Teilnehmer Avatar von Ulrich 31
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    Standard AW: Schokoladenfabrik G. Mix in Danzig

    Zu #20:

    Wenn sich der Link zur "Danziger Schokolade" von Mix hier nicht öffnet, dann bitte diesen Link über den zum Thread "Stadtgraben" anklicken. Dort funktioniert's.

  22. #22
    Forum-Teilnehmer
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    Standard AW: Schokoladenfabrik G. Mix in Danzig

    Hallo Sinus, mir ist dank deines Beitrags Nr. 18 erstmals bewusst geworden, dass jetzt ja auch die Eintragungen ins Danziger Handelslregister öffentlich und übers Internet einsehbar sind. So lassen sich z.B. auch Eigentums"übertragungen" (Arisierungen) von denen Samuel Echt in seinem Buch "Die Geschichte der Juden in Danzig", Leer, Ostfriesland, S. 172 f berichtet, für jedermann nachprüfen, oder zahlreiche weitere Arisierungen, von denen Echt ebenfalls berichtet, die er aber wegen ihrer Fülle nicht alle auflistet, erschließen.
    (Echts Angaben aus dem Handelsregister beziehen sich allerdings auf den Danziger Stadtanzeiger, der vermutlich noch nicht im Internet ist - aber ich denke, das spielt für die Angaben aus dem Handelsregister keine Rolle.

    Vielen Dank, Sinus.

    Noch etwas, ganz dumm gefragtarf man Auszüge aus der Danziger Zeitung ins Internet stellen? Ich tu mich schwer mit diesen Urheberrechtsfragen.
    Herzliche Grüße
    Ulrich

  23. #23
    Forum-Teilnehmer
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    Standard AW: Schokoladenfabrik G. Mix in Danzig

    Gerhard Jeske, An der Thorschen Brücke war ein Schild befestigt mit der Mahnung>: Baden verboten., Ei,ei Ihr Lümmel, hatte das nie der Schien bemerkt?
    Die großen Bengels kletterten sogar den Lichtmast hoch und sprangen von dort oben ins ölige Wasser.

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