Etwas zum Nachdenken

[Johannistal, Ehrenmitglied +16.12.2023]

Als ich mit meiner Enkelin vor ungefähr 3 Jahren in Zoppot, neben den Minigolfplatz im Hotel wohnte unternehmen wir auch viele kleine Wanderungen.Gerade soviel wie meine Füße es mir erlaubten. Da wo wir wohnten und wo eine der wenigen Bomben das Haus zerstörten die damals in Zoppot fielen. Auch im Kurgarten sagte ich ihr, daß ihr Uropa die Anlagen mitgestaltete. Die Bäume, die jetzt noch da stehen, wurden auch von ihm zurechtgestutzt usw. Sie mußte schon früher nach Deutschland zurück fliegen und so wollte ich mit ihr auch noch einkaufen gehen. Wir gingen ganz gemütlich nach Glettkau um von dort mit der Straßenbahn nach Oliva zu fahren. Ich wollte mir natürlich ein MacDonald Besuch nicht entgehen lassen Da war ich noch nie und in Oliva gibt es ein recht nettes. Donald. Ich habe die Gelgenheit wahr genommen und bin mit meiner Moni dort hin gegangen.. Anschließend waren wir , eine Station weiter, im Realmarkt zum Einkaufen. Langsam gingen wir zurück und als wir über einen großen Platz kamen sagte ich zur Moni, schau m, hier wo ich stehe, ist meine Heimat und kein Mensch, kein Politiker --niemand kann sagen das ich Lüge!!! .Aber wenn du die jungen Frauen da fragst die mit ihren Kindern hier spazieren gehen dann werden sie auch sagen, dies hier ist meine Heimat und die Heimat meiner Kinder..!!! Ich habe es schweren Herzens akzeptiert.. Es ist die Realität. Alles richtig und Tatsache und trotzdem bekam ich dann einen kleinen Schock. Meine Enkelin fragte mich Oma- können wir am Nachmittag nach ??????? fahren?. Ich sagte aber Moni, natürlich doch das mußt du mir schon auf deutsch sagen...Meine Enkelin antwortete-Oma ich kann das nicht ich weiß da nur den polnischen Namen!!!!!!!-----
Ruth aus dem schwäbischen Freudental

[Anonymus]

Meine Enkelin fragte mich Oma- können wir am Nachmittag nach ??????? fahren?. Ich sagte aber Moni, natürlich doch das mußt du mir schon auf deutsch sagen...Meine Enkelin antwortete-Oma ich kann das nicht ich weiß da nur den polnischen Namen!!!!!!!-----
Ruth aus dem schwäbischen Freudental

Hallo Ruth.

Es ist traurig, aber wahr. Ein Grossteil unserer Kinder, noch mehr unsere Enkel, kennen sich in den westeuropaeischen Urlaubslaendern sehr gut aus. Dagegen koennen sie die alten deutschen Namen unserer verlorenen Ostgebiete kaum oder garnicht einordnen. Auch fuer meine beiden Soehne liegt Danzig weiter entfernt als zum Beispiel Mombasa in Kenia! Es mag sein, dass auch wir Alten ein wenig Mitschuld tragen, weil innerhalb der Familie die Themen die unsere alte Heimat betrafen, zu selten zur Sprache kamen. Fast jeder hatte sein eigenes Zimmer, fast jeder hatte seinen eigenen Fernseher und somit war das Familienleben, wie es uns Ollen noch aus Kinderzeiten bekannt ist, nicht mehr das, wie es eigentlich normalerweise haette ablaufen sollen.
Aber Ruth, solange in uns - der Erlebnisgeneration - auch noch die kleinsten erinnerungsreichen Erlebnisse aus jenen Tagen wach sind, sollten wir jederzeit versuchen, ein moeglich grosses Interesse fuer unsere verlorene alte Heimat in unseren Nachkommen zu wecken.

Herzliche Gruesse
Ohrscher Siegfried

[Helga +, Ehrenmitglied]

Hallo Danziger Klaus,

Die Generationen, nach 1945 geboren, leben in einer anderen Welt als die sog. "Erlebnisgeneration". Mit Wehmut, Klagen und Schwelgen in Gefühlsduselei wollen die heutigen Kinder, Jugendlichen und Erwachsenen nichts mehr zu tun haben. Das Wort "Heimat" ist krampfartig, ALLE leben heute in einer anderen Welt, die bis nach Australien, Belgien, Schweden usw. reicht. Aus MEINER neuen Heimat seit Januar 1945 schöne Abendgrüße vom Danziger Klaus

Vielleicht leben wir nach 1945 Geborenen in einer anderen Welt, aber zum Glück verstehe ich auch sehr gut die Welt meines Vaters. Es hat auch nichts mit Gefühlsduselei zu tun, wenn man mit Wehmut zurück denkt. Und ich finde es vollkommen in Ordnung, die alten Namen zu gebrauchen, die auch mir gebräuchlich sind, denn ich bin damit aufgewachsen. All die Namen, die nach deinem Verständnis niemand mehr kennen sollte, sind mir vertraut, lieb und wert. Um wie vieles mehr ist das dann bei den Menschen so, die dort aufgewachsen sind. Mein Vater ist nun mal in Danzig geboren und nicht in Gdansk, er wohnte in der Häkergasse und nicht in der Ul. Straganiarska. Mir sind auch die neuen Bezeichnungen bekannt, meinem Vater nicht, aber auch ich benutze in der Regel die alten liebgewonnenen Bezeichnungen.

Und das alles wohl wissend, daß es heute anders ist.

Und Heimat empfinde ich keinesfalls als Krampf, zumal wenn es eine so schöne Heimat war und wenn man sie unfreiwillig verlassen hat. Wenn meine Tochter zeitweise in Italien lebt und ihre Freundin in den USA, dann tun sie das gerne und freiwillig und mit dem Wissen, immer zurück zu können. Das ist also nicht nur deshalb eine nicht zu vergleichende Sache.

[Wolfgang]

Hallo Klaus,

Die alten Namen sind seit 1945 perdue!! Danzig gibt es nicht mehr -Gdansk.

ohhh, dann hat wohl die heutige Danziger Stadtverwaltung die Zeichen der Zeit verpennt. Mittlerweile gibt es kaum mehr eine offizielle deutschsprachige Schrift der Stadtverwaltung in der nicht die "alten" Namen verwendet werden. Praktisch an jedem Straßeneck gibt es mittlerweile dreisprachige Hinweisschilder auf Sehenswürdigkeiten: In polnisch, englisch, deutsch. Wenn übrigens die alten Namen perdue wären, dürfte es heute auch nicht mehr Gdansk heißen - denn das war bereits früher der polnische Name für Danzig.

Die Geschichte läßt sich nicht zurückdrehen, die sog. Erlebnisgeneraton lebt in einer anderen Welt, die es heute nicht mehr gibt.

Einspruch! Sich an eine Welt erinnern zu wollen, die es nicht mehr gibt, heißt nicht, dass man darin lebt. Das Wissen um seine Geschichte, seine Herkunft, um alte Traditionen und Kultur ist unverzichtbar. Wollte man das leugnen, hieße das, auf alles zu verzichten, was einen Menschen ausmacht.

Ganze Straßenzüge, Friedhöfe, Hotels...existieren nicht mehr, alte Landkarten sind nicht mehr aktuell, da es heute Autobahnen, Umgehungsstraßen, Flugplätze, Großmärkte gibt.

Und? Wieviele andere Städte wurden im Krieg in Grund und Boden gebombt und abgebrannt ohne dass damit auch die Geschichte im Bewusstsein seiner Bevölkerung ausradiert wurde? All das ist Bestandteil der Geschichte...

Wer heute in Danzig den deutschen Namen "Danzig" verwendet, meint damit nicht das Vorkriegs-Danzig, er lebt nicht gestern, sondern im Heute, das wieder die Verwendung deutscher Namen erlaubt.

Die Generationen, nach 1945 geboren, leben in einer anderen Welt als die sog. "Erlebnisgeneration".

Kann ich nicht ganz nachvollziehen. Was meinst Du mit "einer anderen Welt"? Willst Du damit ausdrücken, die "Erlebnisgeneration" sei geistig entrückt, lebe nicht mehr im Heute? Meine Mutter gehört der Erlebnisgeneration an und sie steht mit beiden Füßen genauso fest auf dem Boden der Tatsachen wie ich.

Mit Wehmut, Klagen und Schwelgen in Gefühlsduselei wollen die heutigen Kinder, Jugendlichen und Erwachsenen nichts mehr zu tun haben.

Du hast Recht - mit Gefühlsduselei wollen sie nichts zu tun haben. Was hat aber das Bemühen Geschichte zu vermitteln -und da gehören nun auch einmal deutsche Namen dazu- mit Gefühlsduselei zu tun?

Das Wort "Heimat" ist krampfartig

Wirklich? Verstehen wir unter "Heimat" Alle das Gleiche? Kommt es nicht darauf an, was der Einzelne unter Heimat versteht? Warum soll das Wort krampfartig sein?

Für mich war "Heimat" fast 40 Jahre ein Wort mit dem ich nichts anfangen konnte. Dann war ich im Werder und wusste schlagartig was sich hinter dem Wort verbirgt. Das Werder ist meine Heimat, dort komme ich her, dort gehe ich hin. Vollkommen unpathetisch, vollkommen unverkrampft.

Klaus, sieh das gelassener! Natürlich gibt es Leute, die das Rad der Geschichte zurückdrehen wollen, aber das kann man ganz bestimmt nicht am Verwenden deutscher Namen festmachen.

Meine Tochter ist sehr gerne in Danzig. Sie befasst sich mit Stadtplänen und Landkarten und so weiß sie tatsächlich in vielen Fällen nur die polnischen Namen. Vielleicht wird sie deutschen Namen auch noch lernen - schön wäre es auf jeden Fall.

Viele Grüße
Wolfgang

[Anonymus]

Die alten Namen sind seit 1945 perdue!! Danzig gibt es nicht mehr -Gdansk. "Gotenhafen" - Gdynia. Abendgrüße vom Danziger Klaus

..........und warum dann nicht: Abendgruesse vom Gdansker Klaus???

Viele Gruesse
Ohrscher Siegfried

[Wolfgang]

Wolfgang, Deine Tochter Monika stammt doch schon wieder aus einer anderen Generation, warum sollte sie die ehemaligen dtsch.Namen sich wieder einprägen ?

Ganz einfach, Sigi! Wenn sie nur die polnischen und nicht (auch) die deutschen Bezeichnungen kennt wüsste sie beim Lesen der von der Danziger Stadtverwaltung herausgegebenen Broschüren nicht, worum es sich handelt

Viele Grüße
Wolfgang

[Wolfgang]

..........und warum dann nicht: Abendgruesse vom Gdansker Klaus???

Mit einem breiten Schmunzeln antworte ich mit den ureigenen Worten von Klaus: "die sog. Erlebnisgeneraton lebt in einer anderen Welt"

Viele Grüße
Wolfgang

[Johannistal, Ehrenmitglied +16.12.2023]

Entschuldigt ich kann nicht jeden Einzelnen mit einem Zitat antworten und so will ich versuchen hier zu antworten.Helga du hast recht. Für mich ist Heimat auch nicht kitschig. Es muß doch jeder Mensche einen Ort im Herzen haben wohin er sich hin gezogen fühlt. Wo man seine Kindheit verbracht hat, dort wo die Eltern wohnten, die Verwandten, die Schulkameraden und die vielen Kinder mit denen man spielte usw. Ich könnte mir keinen anderen Ort vorstellen den ich mit Heimat bezeichnen würde. Und der ist für mich nun mal Danzig!! Das hat nichts mit Wehmut oder , sentimentalititäten zu tun. Und die Erlebnisgeneratiom? Gehören wir nicht alle dazu, wir die wir in der Welt her um fliegen?-- Ich habe es meiner Enkelin absolut nicht überl genommen---es hat mich nachdenklich gemacht---das sie von einigen Orten oder Straßen in Danzig nicht mehr die deutschen Namen kannte. Das ist doch ganz natürlich. Die Zeit ist über uns alle hin weg gegangen. Wir leben im Heute und ich habe mich da anzupassen nicht meine Enkel. Diese wissen genau das ihre Großeltern aus Danzig kamen und sind dabei diese Stadt auch kennen zu lernen. Und das finde ich gut!!!
Grüße an Alle, Ruth

[Danziger Klaus]

..........und warum dann nicht: Abendgruesse vom Gdansker Klaus???

Viele Gruesse
Ohrscher Siegfried

Meinen Text wohl nicht RICHTIG gelesen ?? Ich schrieb "1945", bis zu diesem Zeitpunkt (März) hieß Danzig eben Danzig... Gruß DANZIGER Klaus

[mottlau1]

Dagegen koennen sie die alten deutschen Namen unserer verlorenen Ostgebiete kaum oder garnicht einordnen.
Aber Ruth, solange in uns - der Erlebnisgeneration - auch noch die kleinsten erinnerungsreichen Erlebnisse aus jenen Tagen wach sind, sollten wir jederzeit versuchen, ein moeglich grosses Interesse fuer unsere verlorene alte Heimat in unseren Nachkommen zu wecken.

Hallo Siegfried,

mein Sohn kennt sich als Jahrgang 1969 sehr gut aus mit den ehemals deutschen Namen bzw. Ostgebieten von West-u. Ostpreussen. Aber..... ein Interesse an Danzig hat er nicht. Er weiß, dass seine Mutter Danzigerin ist(1944 geboren) und sein Vater ein echter Rheinländer. -Bisher war er nur zwei Mal in Danzig. Das dritte Mal wird er nun im April dort weilen. Vielleicht weckt das heute weltoffenere Danzig dieses Mal sein Interesse?
Als er mit uns im Jahr 1978 das erste Mal dort war fand er alles sehr armselig. Die Geschäfte waren damals leer, es gab dennoch lange Menschenschlangen und wollte man in ein Restaurant essen gehen, stand da : reseviert für eine Gruppe!!!
Mit dem Zustecken eines Geldscheines durfte man dann doch an einem Tisch Platz nehmen. Wann dann das Essen kam war wieder eine Überraschung. All das kannte er selbst aus Ländern wie Jugoslawien, Rumänien , Bulgarien wo wir mit ihm waren nicht u. fand es trotz Erklärung unsererseits schon sehr merkwürdig.

Man muß der Jugend von heute zugestehen, dass sie dort wo sie geboren ist ihre Wurzeln sieht.- Es gibt halt solche u. solche Kinder.-
Wenn ich von Danzig anfange sagt er mir : Mutter es interessiert mich wirklich nicht. Und ich nehme es ihm nicht übel. Vielleicht weil ich selbst Danzig auch mit anderen Augen sehe als viele die eine wache Erinnerung haben. Ich war fünf Jahre alt als ich mit meiner Mutter Danzig verliess.
Ein Kind, dass nur polnisch sprach und dann in Deutschland bestaunt wurde weil es kein Wort deutsch sprach.-Ja, in Danzig war es verboten deutsch zu sprechen. -Und in Deutschlad wollte man kein polnisch hören.-Also verlernte ich die polnische Sprache.

Jutta

[Anonymus]

Hallo Ruth.
Dagegen koennen sie die alten deutschen Namen unserer verlorenen Ostgebiete kaum oder garnicht einordnen.
Aber Ruth, solange in uns - der Erlebnisgeneration - auch noch die kleinsten erinnerungsreichen Erlebnisse aus jenen Tagen wach sind, sollten wir jederzeit versuchen, ein moeglich grosses Interesse fuer unsere verlorene alte Heimat in unseren Nachkommen zu wecken.

Man muß der Jugend von heute zugestehen, dass sie dort wo sie geboren ist ihre Wurzeln sieht.- Es gibt halt solche u. solche Kinder.-
Jutta

.....so ist es Jutta und das jeder Einzelne seine eigene Meinung hat und eigene Gedankengaenge nachgeht ist auch verstaendlich.
Nur, ich schrieb: ".....sollten wir jederzeit versuchen, ein moeglich grosses Interesse fuer unsere verlorene alte Heimat in unseren Nachkommen zu wecken." Das Wort "versuchen" moechte ich hier nochmals betonen. Mit "unsere Nachkommen" meine ich in erster Linie unsere Kinder, denn wenn wir ihnen ein Interesse an unsere alte Heimat nicht vermitteln konnten oder koennen, dann ist es natuerlich fuer sie unmoeglich, ihren Kindern - also unsere Enkel - wiederum etwas weiter zu geben, das in ihnen garnicht vorhanden ist.
Jutta, dann allerdings muss man der Jugend von heute das zugestehen, naehmlich ihre eigenen Gedanken und Meinungen nachzugehen.

Viele Gruesse
Ohrscher Siegfried