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Thema: Narviklager / Typhus

  1. #1
    Forum-Teilnehmer Avatar von waldkind
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    Standard Narviklager / Typhus

    Hallo an alle,
    da meine Großmutter einige Kinder durch Typhus verloren hat, wollte ich euch bitten mir etwas über die Typhus-Epedemie in Danzig zu schreiben,die sich noch daran erinnern. Über die Epidemie im Gefangenelager haben wir schon geschrieben und gelesen. Aber was warmit den anderen Bewohnern der Stadt? Wer kennt sich aus? Wo sind die Typhusopfer begraben worden? Wahrscheinlich nicht auf einem der üblichen Kirchhöfe.

    Herzlichen Dank für alles, was ihr dazu hier aufschreiben könnt. LG waldkind.
    Kunst ist schön, macht aber viel Arbeit. (Karl Valentin)

  2. #2
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    Standard AW: Typhus

    Hallo Waldkind,
    vor Thyphus-Epedemien hatten die sowjetischen
    Besatzer große Angst, denn sie bedrohte ja auch
    die Truppe. - In früheren Beiträgen, siehe unter
    Google nach PRAUST, wurden wir am 5.6.1945
    von Miltärärzten auch gegen Thyphus geimpft.
    Die Impfung fand in der Prauster Turnhalle statt.
    Jeder bekam zwei Pritzen gesetzt, wie heute die
    Schweine im Gallopp. eine in den Arm und eine
    in die Brust. Die Hälfte der geimpften lag eine
    Weile "platt" im Vorgelände. --
    Bei Beerdigung von Toten, die an Thyphus
    versterben, ist doch nur die sofortige
    Bestattung erforderlich. - Viele solcher Toten
    gab es ja auch unter den Gefangenen in Danzig.
    Hier könnte Gerhard Olter berichten ! ?
    Die Toten aus dem Narwiklager liegen unter dem
    Müllberg, den wir noch näher finden müssen.
    Das ist ein Anliegen, daß ich meinem damals
    geretteten Vater Reinhold Völz noch schuldig
    bin. - Mein Großvater Franz VÖlz hatte die
    "Ruhr" und ihn habe ich an seinem Sterbetag,
    den 28.05.1945 auf seinem Grundstück bestattet.
    Er wurde nicht mehr vertrieben und blieb in der
    Heimaterde. Das habe ich schon früher beschrieben.-
    Als ich im November 1945, nun schon wieder
    in Magdeburg in der Schule geimpft werden
    sollte, viel ich vom Geruch und in Erinnerung
    an die "gewaltsame Prozedur" in Praust, um !
    Aber hier bekam ich nur noch eine Spritze zur
    Auffrischung. Später und bis heute vertrage
    ich ärztliche Eingriffe gut. Allein wenn ich an
    meine Betäubungen bei meinen mehrfachen
    Augenoperationen denke.

    Es grüßt Erwin Völz

  3. #3
    Forum-Teilnehmer Avatar von waldkind
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    Themenstarter

    Standard AW: Typhus

    Guten Vormittag Erwin,
    danke für deine Ausführungen. Über Typhus im Gefangenenlager haben wir schon ausführlich geschrieben und gelesen. Ich hatte die Diskussion damals mit aufgeworfen. Was mir aber damals noch nicht so klar war, ist, dass viele meiner Familienangehörigen an Typhus erkrankt waren. Manche überlebten, manche nicht. Daher versuche ich mir ein Bild vom damaligen Typhus-Danzig zu machen.

    Wenn es so war, dass es zu Kriegzeiten nur eine Typhus-Epidemie gab, so würde das bedeuten, dass die Familie zunächst erkrankte und sich dann auf den Marsch gen Westen begab. Meine Mutter erzähltemir, dass ein Brüderchen an Typhus starb, aberich glaubte immer,ich hättemich verhört. Inzwischen weiß ich, dass mehrere Geschwister meiner Mutter daran erkrankten oder starben.
    Offensichtlich kursierten also Typhus und Ruhr gemeinsam durch Danzig. Unvorstellbar!

    Du sprichstvon einem Müllberg, den es in Danzig gab zu dieser Zeit. War es ein ganz normaler Müllberg oder wurde er zur Typhuszeit speziell eingerichtet. Und warum ist dieser Berg in Vergessenheit geraten?

    Liebe Grüße vom waldkind.
    Kunst ist schön, macht aber viel Arbeit. (Karl Valentin)

  4. #4
    Forum-Teilnehmer Avatar von Belcanto
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    Standard AW: Typhus

    Hallo Erwin
    Von welchen Militärärzten, wurdet ihr am 5.6.1945 geimpft?
    Viele Grüße
    Belcanto

  5. #5
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    Standard AW: Typhus

    Hallo Belcanto und Waldkind,
    es gab in Praust eine sowjetische Militärkommandatur.
    So auch in anderen Orten des Danziger Gebietes.
    Die polnische Verwaltung war in Oliwa schon am
    24. April 1945 aktiv. Wir konnten bis dahin ja nicht
    nach Süden in Richtung Praust nach Hause gehen.
    Auch Differenzen zwischen der sowjetischen
    Militärmacht und der aufkommenden polnischen
    Macht waren spürbar.
    Der "Prezydent Miasta Gdanska" gab e.g. Verordnug
    heraus, in polnischer und deutscher Sprache.
    Mit diesem Zeitpunkt begann auch damit, die
    Herrschaft der Miliz, neben den sowjetischen
    Kommandaturen und war so ab Juni voll spürbar.
    Im früheren Danzig-L habe ich dazu schon
    geschrieben, wie gewaltsam und willkürlich,
    die polnische Miliz mit uns umging. Meine
    Mutter wurde wegen einer Behauptung eines
    17 Jahre jungen Milizonärs verhaftet.
    Man hat sie vor uns Kindern erniedrigt, mit dem
    Gewehrkolben nieder geschlagen und als sie auf
    dem Boden lag, ihren Rock mit dem Bajonet
    hoch gehoben. Wir drei Kinder, meine beiden
    Schwestern, damals noch keine 9 Jahre alt
    und ich, wir haben geschrieen. Sie wurde
    mit genommen und war für uns drei Tage
    unauffindbar. Darüber gibt es eine ausführlichere
    Niederschrift.- Und von wegen es gab keine
    Vertreibung vor der Potsdamer Konferenz im
    August 1945. Auch dazu habe ich geschrieben
    wie unsere Nachbarfamilie, eine Frau mit drei
    kleinen Kindern, 10. 8, 6 und 1 1/2 Jahre alt,
    mit Gewehrschüssen von drei Milizionären,
    aus ihrem Haus in der Praustfelder Siedlung
    vertrieben wurde. - Auch zu diesem Thema
    habe ich vom 14.Juli 1945 einen Sonderbefehl
    für die deutsche Bevölkerung der Stadt Bad
    Salzbrunn vor mir liegen. Darin wurde von
    einem polnischen Oberstleutnannt angeordnet,
    die deutsche Bevölkerung wird in das Gebiet
    westlich des Flusses Neisse umgesiedelt.
    Als Beginn des Sonderbefehles wurde 6 Uhr
    und als Ende 9 Uhr jenes Tages angeordnet.
    Kein Transport mit Wagen und Zugtieren
    wird erlaugbt, Das ganze lebendige und tote
    Inventar bleibt unbeschädigt als Eigentum
    der Polnischen Regierung zurück.
    Nichtausführung des Befehls wird mit schärfsten
    Strafen verfolgt, einschließlich Waffengebrauch.
    Auch mit Waffengebrauch verhindert Sabotage
    und Plünderung. Von Marschkolonnenanordnung
    in Viererreihen ist die Rede. Alle Wohnungen der
    Stadt müssen offen bleiben, die Wohnungsschlüssel
    müssen nach außen gesteckt werden.
    Abschnittskommandant Z...., Oberstleutnant.
    Auch darüber muß man sprechen dürfen,
    andernfalls ist eine Verständigung über die
    Überwindung von Spannungen nicht möglich.
    Bis heute habe ich immer noch den Eindruck,
    daß man der nachgewachsenen Generation
    die Aufarbeitung der Kriegsfolgen nur einseitig
    aufdrücken möchte. Offene Gespräche tun Not,
    damit für Hetze kein Platz bleibt und der
    Friede in Europa erhalten und ausgebaut
    wird. Die ganzen uns bekannten Aktionen
    nationalistischer Forderungen müssen
    durch Offenheit abgebaut werden.
    Andernfalls bleibt Argwohn bestehen und kann
    von Zerstörern des Europa-Gedankens
    benutzt werden.
    Es bleib noch viel zu tun !
    Gruß von Erwin Völz

  6. #6
    Forum-Teilnehmer Avatar von waldkind
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    Standard AW: Typhus

    Hallo Erwin,
    ich sehe es auch so, dass nur Ehrlichkeit und Offenheit zu einer echten Völkerverständigung führen können.
    Meine Großeltern müssen mit der Familie noch in Danzig gewesen sein als die Russen bereits da waren. Ich nehme also an, dass sie zwangsumgesiedelt wurden. Nun frage ich mich natürlich wie diese Menschen in den Westen kamen. Liefen sie zu Fuß die Reichsstraße hinunter?
    Ich kann mir das momentan nicht vorstellen. Die Familie ist durch Hunger und Typhus geschwächt, verscharrt die toten Kinder und wandert dann ins Rheinland?
    Dagibt es eine Keule DDT und nun seh man zu! Das Hausen in den Auffanglagern war nicht lustig. 1955 lebten immer noch Menschen in diesen Lagern. Jeder fünfte Deutsche sollte damals ein Vertriebener gewesen sein.

    Wer weiß denn wieviele Flüchtlingslager es im Rheinland gab? In Wipperfürth war eines. In Wuppertal soll auch eines gewesen sein. Weiß da jemand was darüber, vielleicht aus eigener Erfahrung?

    Liebe Grüße vom waldkind.
    Kunst ist schön, macht aber viel Arbeit. (Karl Valentin)

  7. #7
    Forum-Teilnehmer Avatar von Belcanto
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    Standard AW: Typhus

    Hallo Erwin
    Ich habe auch darüber geschrieben, denn diese Schicksale haben sich in fast jeder deutschen Familie wiederholt. Es war grausam.Ich war auch dabei, und habe manche Traumatischen Ereignisse bis zum heutigen Tagen nicht verkraftet. Ich musste darüber schreiben, damit sich ein Ventil öffnet und ich von dieser Druck befreit werde.Natürlich müssen wir darüber reden, ohne Vorurteile und in Offenheit, damit sich diese schrecklichen Dingen niemals widerholen mögen.Wenn die zwanziger Generation ausgestorben sein wird, wird niemand mehr darüber berichten und mahnen können. Und so wünsche ich dir viel Gesundheit.
    Viele Grüße
    Belcanto

  8. #8
    Forum-Teilnehmer Avatar von Karin Langereih
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    Standard AW: Typhus

    Hallo Miriam,
    fast das gleiche Schicksal hat meine Familie erlebt.
    Ich weiß, dass meine Mutter mit meinem kleinen Bruder, der im Febr. 1945 geboren war, auf jeden Fall noch im April in Danzig gewesen sein muß, das beweisst ein russ.Eintrag im Reisepass.
    Auch meine Großeltern und meine Tante waren zu diesem Zeitpunkt noch dort.
    Dann mit einem Treck in Richtung Stralsund, in Duvendieck im Auffanglager, dort kamen sie im September 45 an. Mein Bruder ist dort im Alter von 7 Monaten an Typhus gestorben. Ich habe zwar die Todesurkunde, aber leider ist das Grab nicht auffindbar.
    Dann weiter bis Rostock, wieder über eine lange Zeit in einem Durchgangslager.
    Keine Wohnung, keine Arbeit, die Heimat verloren, das erste Kind verloren, die Unwissenheit, ob mein Vater in der Kriegsgefangenschaft überlebt hat, ich weiß heute noch nicht, wie meine Mutter das alles geschafft hat.
    Ich denke, dass sie dieses Schicksal nicht vergessen konnte, sie ist leider mit 52 Jahren gestorben.

    Viele Grüße von karin L.

  9. #9
    Forum-Teilnehmer Avatar von waldkind
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    Standard AW: Typhus

    Hallo Karin,
    verkraftet haben sie es nicht wirklich. Meine Mutter ist mit 40 Jahren gestorben. Ihre Schwester nach der Flucht mit 18 Jahren. Neun weitere in Danzig oder auf der Flucht verscharrt. Das macht einen nur sprachlos.

    Ich wünsche eine schöne Nacht. waldkind.
    Kunst ist schön, macht aber viel Arbeit. (Karl Valentin)

  10. #10
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    Standard AW: Typhus und wie ein Wunder konnten wir uns retten

    Hallo ihr Lieben,

    meine Erlebnisberichte sind ja unter "Praust" nachlesbar.
    Wir waren trotz aller Wirren im September 1945 bis
    Magdeburg gekommen. Eltern mit 3 Kinder.
    Nach kurzer Zeit in den Stadttrümmern, hatten wir
    es Dank Beruf meines Vaters geschaftt.
    Die sowjwtische Besatzungsmacht brauchte
    Lokführer, Vater war zwar noch schwach,
    von seinen Nachwirkungen von der Zivilgefangenschaft
    im NARVIKLAGER in Danzig; aber er konnte nach
    unserer Vertreibung aus unserem Einfamilienhaus in
    Praust, mit uns im August 1945 in einer 14-tägigen
    Zeit bis über die Oder kommen. Unterwegs wurden
    wir zwar immer überfallen und ausgeraubt, bis nichts
    mehr da war. Immer wieder kamen wir mit anderen
    fremden Vertriebenen zusammen, bis wir in Küstrin
    auf dem Bahnhof gesammelt und von der polnischen
    Miliz bewacht wurden. Auch die ersten Kriegsgefangenen
    waren dabei. Dann wurde nach weniger Zeit, vielleicht
    2 Tage, ein Zug voll gestopft, verriegelt und über Nacht
    bis Freddersdorf vor Berlin gefahren. Was da geschah
    habe ich auch schon alles aufgeschrieben.
    Als deutsche Eisenbahner am Morgen den Zug öffneten
    quoll eine verdreckte, verhungerte, beschissene
    Menschenmasse herraus und einige Tote blieben zurück.
    Die Eisenbahner machten den Wasserkrahn auf und
    die kranken Männer öffneten ihre zugebundenen
    Hosenbeine und hielten den "verschissenen (Ar...)
    Hintern" unter das sprudelde Wasser. Gott sei Dank
    war es August, vom Deutschen Roten Kreuz gab es
    schwarzen Kaffee und irgend ein Brotstückchen und
    wir sammelten essbare Kräuter. Der Fußmarsch ging
    dann in Richtung Berlin-Ostkreuz und alles dauerte Tage.

    Unser Vater hatte seinen Beruf über die Generaldirektion
    der Deutschen Reichnahn in Berlin nachweisen können.
    Da konnte auch aufgrund der Papiere im Reichsbahn-
    archiv in Hamburg Auskunft erteilt werden, daß er
    nicht NSdAP-Mitglied gewesen ist. Und so waren wir
    schon Ende September Wieder Eigenständig.
    Vater hatte zwar auf dem Wege von Danzig
    bis nach Mitteldeutschland, nichts tragen können,
    aber wir hatten ja auch nicht viel und das was noch
    da war nahmen uns die Polen noch weg, Vater wurde
    geschlagen in Schneidemühl, selbst vor so einem
    "Klappergestell" von krankem Mann, nahmen sie
    keine Rücksicht, es war ein Drama des Hasses. -
    In Magdeburg-Rothensee, bekamen wir zwei
    Dachgeschoß-Zimmer, Vater bekam Krankengeld
    von der Reichsbahn, wir bekamen Lebensmittelkarten,
    ich stöberte in den riesigen Trümmerbergen der
    Stadt nach allen brauchbaren Resten, ob Draht,
    alte Kochtöpfe, Werkzeug. Vater war ja Schlosser
    vom Grundberuf, flickte alte Töpfe und es ging
    für damalige Verhältnisse aufwärts. Selbst einen
    alten Gusseisenherd zog ich vom Schrottberg
    und Vater konnte alles. So bekam er auch seinen
    Lebensmut wieder. Ab November 1945 ging ich
    wieder zur Schule und meine damals 9-Jährigen
    Schwestern auch. Schreibpapier gab es zu
    sammeln von den demontierten Junkers-
    Flugzeugwerken. Und stoppeln auf den Feldern
    ausserhalb der Stadt gab es auch. Also hier
    könnte ich einen ganzen Roman schreiben, wenn
    ich alles schildern wollte. Sebst hatte ich ja zuhause
    in Praust schon viel handwerkliches von meinem
    Vater gelernt.- Und wer kennt nicht den alten Spruch
    aus Danzig: HANS DAMPF IN ALLEN GASSEN !
    Da kam dann der Spruch meines Vaters hinzu :

    "Du kannst im Leben alles verlieren, Haus uns Hof
    und Frau und Kind, aber was Du gelernt hast
    trägst Du bis in den eigenen Tod !!!

    Was haben wir aus Danzig gerettet ? Meinen Beruf !!!
    Das war seine Weisung - alles andere haben wir verloren !
    Das hat mich geprägt ! Ich organisierte, hab in der
    Schule fleissig gelernt. Mußte im April 1947, mit
    15 Jahren die Oberschule verlassen, lernte Maurer,
    war fleissig und schaffte mein 1 Lehrjahr in
    3 Monaten, war mit 17 Jahren Maurergeselle.
    Auch da habe ich gut verdient durch Arbeit nach
    Feierabend überall Kriegsschäden ausbessern.
    Karbidschlamm gab es bei der Bahn als Abfall,
    daraus wurde mit Sand Mörtel gemacht und so
    wa ich gefragt bei vielen Kreigsgeschädigten.
    Die Währung war damals Zigarretten,
    "Amerikas Kammel und Lukistryk" die im Umlauf
    waren. Dafür bekam ich alles. Ich habe ab 1945 in
    einem Magdeburger Schwimmverein trainiert,
    als Ausgleich für meine schwere Arbeit.
    Auch im Beruf, mit Abendkursen konnte ich sehr
    viel lernen. Meine Lehrmeister, ob in den
    Schulen oder auf der Baustelle waren die damals
    ALTEN, die man nicht mehr im Krieg verheizen konnte.
    Das alles war mein Glück. Die verdienten Zigarretten
    verrauchte ich nicht, Sie waren mein Zahlungsmittel
    beim Schneider, mit 16 Jahren schneiderte mir ein
    Schneidermeister einen Maßanzug, ich bekam Schuhe,
    Oberhemd, Schlips, Mantel und Hut dafür !
    Und so ging es dann gut weiter. Auch die Vorteile
    von der Bahn waren für uns förderlich.
    Ab November 1945 fuhr mein Vater wieder als
    Lokführer und eine Tasche Briketts brachte immer
    mit. Holz konnten wir da auch bekommen.
    Gott sei dank !
    Ein anderes Mal mehr wenn ihr wollt.

    Es grüßt Erwin Völz

  11. #11
    Forum-Teilnehmer Avatar von waldkind
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    Themenstarter

    Standard AW: Typhus

    Schönen guten Abend Erwin,
    danke für deine Geschichte. Alles hast du sehr lebendig beschrieben, so dass ich mir die Situation gut vorstellen kann.
    Du schreibst von einem "Drama des Hasses". Ehrlich gesagt, kann ich es den Polen nicht verdenken, wenn ich mir vor Augen führe mit welch kalter Grausamkeit die Deutschen in Polen eingedroschen haben. Menschen sind unterschiedlich. Ganz gleich welcher Nationalität, gibt es gute und weniger gute, liebevolle und grausame Menschen.

    Was ist denn nun mit dem Müllberg, den du beschrieben hast? Ist er verloren gegangen, dass man jetzt nicht mehr weiß wo er ist? Wie kann ich das verstehen? War es ein Müllberg, den es immer schon gab oder wurde er Ende des Krieges angelegt?

    Was den Thypus anbelangt, gab es während des Krieges im KZ Stutthoff offenbar zwei Epidemien, eine 1942, dann Fleckfieber, dann wieder Typhus. Ob es in Danzig eine oder mehrere Epidemien gab, weiß ich nicht. Gab es da auch Fleckfieberzeiten?

    Liebe Grüße vom waldkind.
    Kunst ist schön, macht aber viel Arbeit. (Karl Valentin)

  12. #12
    Forum-Teilnehmer Avatar von Mariolla
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    Standard AW: Typhus

    Einen schönen guten Abend,

    nun muß ich auch einmal fragen - immer wieder lese ich in den
    unterschiedlichsten Berichten, dass Tote durch Typhus, Ruhr ect. im Familienkreis (in den Kriegswirren) meistens auf dem eigenen Grundstück oder nächst liegenden begraben wurden. Habe ich das so richtig verstanden ?
    Hatte heute eine rege Diskussion, wo man mir sagte, dass
    die Toten, die durch Typhus oder andere ansteckenden Krankheiten gestorben sind, angeblich eingesammelt und
    in Massengräber kamen. Aber wer sollte sie eingesammelt haben ?

    Lieben Gruß
    Mariolla alias Marion
    Es sind die Lebenden, die den Toten die Augen schließen und
    es sind die Toten, die den Lebenden die Augen öffnen.
    Slaw.Sprichwort

  13. #13
    Forumbetreiber Avatar von Wolfgang
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    Standard AW: Typhus

    Hallo Marion,

    im Familienkreis Umgekommene (durch Kampfeinwirkungen, Misshandlungen, Krankheit, Hunger) wurden entweder auf den Friedhöfen beigesetzt oder, wenn das nicht möglich war, irgendwo auf einem freien Plätzchen. Ich glaube, fast jede Familie die das Kriegsende in Danzig erlebte, kennt diese Geschichten.

    Tote auf den Straßen, Kellern, Bunkern wurden bei "Aufräumarbeiten" in Bombenkrater geworfen oder im Auftrag von Polen oder Russen weggekarrt.

    Verstorbene in Gefangenenlagern oder Gefängnissen wurden ebenfalls weggekarrt oder ortsnah in Massengräbern beigesetzt (so z.B. hinter Schießstange).

    Über all diese Vorkommnisse gibt es bereits mehrere Berichte von Forum-Teilnehmer - schau Dir dort vor allem auch die Berichte von Erwin Völz an.
    -----
    Das ist die höchste aller Gaben: Geborgen sein und eine Heimat haben (Carl Lange)
    Zertifizierter Führer im Museum "Deutsches Konzentrationslager Stutthof" in Sztutowo (deutsch/englisch)
    Certyfikowany przewodnik po muzeum "Muzeum Stutthof w Sztutowie - Niemiecki nazistowski obóz koncentracyjny i zagłady"

  14. #14
    Forum-Teilnehmer
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    Standard AW: Typhus

    Liebe Marion und liebes Waldkind,
    erst einmal ich bin der Erwin und hege keinerlei Hass
    gen Osten, Westen, Norden oder Süden.
    Denn wer sich mit der Geschichte befasst, weis doch
    schon wie die "Dramen des Hasses" entstanden sind.
    Deshalb muß das doch nicht von mir als Recht
    anerkannt werden. Willkür und Rache sind keine Basis,
    sie sind Menschenverachtung, egal von welchen
    Leuten der Nationen das mit einem Fanatismus
    betrieben wurde. - Das wiederholt sich heute in
    anderen Regionen unserer Welt. - Viele Gespräche
    habe in führen können, z.B. mit einem sowjetischen
    hohen Marineoffizier 1955/56, mit dem ich beruflich als
    Ingenieur in Rostock zu tun hatte. Er stammte aus
    Odessa und hat dann die Militärakademie im damaligen
    Leningrad absolviert. Er war Offizier der "Baltiski Flott"
    und war im 2. Weltkrieg junger Marinesoldat.
    Es wurde ein ganz persönliches Gespräch bei Einladungen
    die ich nur einmal erleben durfte, Wir haben uns frei
    unterhalten können und er kam mir später sehr stark
    in Erinnerung, als ich von Kopelew das Buch gelesen
    habe "AUFBEWAHREN FÜR ALLE ZEIT" - Der Eindruck
    zum Thema "NEMMERSDORF", beim Einmarsch der
    sowjetischen Truppen im Januar 1945 in Ostpreußen,
    die Greuel die da passierten, haben ja auch Furcht
    und Schrecken ausgelößt, so auch die verspätete
    Flucht der Trecks durch Ostpreußen ausgelößt.
    Die dann wiederum zu wahnsinnigen Dramen auf
    den winterlichen Straßen führten. Die vorrückenden
    Panzer zermalmten die Flüchtlingstrecks usw.-

    Im Mai 1945, als meine Mutter mit uns 3 Kindern
    wieder in Praust war, habe ich auch Unterschiede
    gesehen, wo Offiziere des medizinischen Dienstes
    meine beiden Schwestern (Zwillinge 8 Jahre alt),
    von einem Burschen in ihr Quartier holten und sie
    mußten dort, am weiß gedeckten Tisch mit Messer
    und Gabel essen. Mutti (so nannten wir sie) kam
    vor Angst fast um, sie schickte mich hinterher,
    um zu erfahren was da vor sich geht. Nach einigen
    Stunden, vielleicht 3 Stunden, kamen sie beschenkt
    mit Essen zurück und waren ganz glücklich.
    Auch das gab es neben den Gewalttätigkeiten
    der primitiven "Muschkoten" - Von den anderen
    Grausamkeiten der Erschießungen, Raub und
    Vergewaltigungen habe ich ja in meinen
    Erlebnisberichten schon mehrfach geschrieben.
    Sie sind ja teilweise unter GOOGLE zu finden.
    So und nun könnte ich hier noch einen Roman
    zu den Unterschieden, meiner Begegnungen
    mit polnischen gebildeten, humanistischen
    Leuten und dem "Drama von Hass" und Gewalt
    berichten. Beruflich hatte ich vor 35 Jahren
    mit einem Dr.-Ing. aus Danzig zu tun. Auch da
    war im direkten Gespräch eine menschliche
    humane Basis zu finden. Eine Basis die sich aus
    gegenseitiger Achtung ergab. Aus jener Zeit
    habe ich auch Exkursionsberichte einer
    Aachener Studentenexkursion, u.a. von Danzig
    und den Aufbauarbeiten. Auch andere
    Fachberichte besitze ich, aus denen ich viel
    entnehmen konnte. Es war ja noch die
    kommunistische Herrschaft der Volksrepubkik
    Polen. Da stehen Bedenken drin, die polnische
    Baufachleute damals geäussert haben und
    die im 21. Jhdt. schon zu Schäden geführt
    haben.- Heute hat man dort in diesem
    21. Jhdt. viele alte deutsche Quellen
    offengelegt, aus den Archiven, auch
    zugängig für uns, nur wer kann alles studieren?
    Unser Leben ist endlich und manches geht
    verloren. Das merkt man auch an den immer
    wieder neuen Fragen hier in diesem Forum
    und in anderen Foren. Auch hier muß ich
    bremsen, sonst wird es zu viel Stoff !

    Vor einem Jahr war ich hier in Moers im
    Krankenhaus und traf dort durch Zufall eien
    polnischen Priester, der für dort arbeitene
    Polen als Seelsorger tätig war. Schnell
    hatten wir ein Gespräch und die gemeinsame
    Ansicht: Was wäre Europa viel Leid erspart
    worden, hätte es in Versailes damals schon
    europäische Gedanken gegeben. Die Völker
    waren damals noch nationalistisch geprägt
    und dadurch getrennt. - Also war die alte
    Devise: TEILE UND HERRSCHE die Folge.

    Weitere Fragen zu den schlimmen Krankheiten
    infolge von Kriegshandlungen. - Das war auch
    in früheren Kriegen so. Pest und Cholera
    infolge der vielen Toten und dem Schmutz
    und Hunger, der dazu führte daß man auch an
    verendetem Vieh und Pferden Fleisch "absäbelte".
    Die Toten mußten sofort beerdigt werden.
    Die sowjetischen Truppen mußten sich ja auch
    selbst schützen. Wanzen, Flöhe und Läuse am
    Kopf und in den Kleidern, sind Begleiter solcher
    Notzeiten. Darüber habe ich auch schon geschrieben.
    Ja und wer wurde geholt um das alles zu beerdigen,
    Frauen, Alte und Kinder ! In Löchern des Krieges,
    mit Schutt und Erde von anderen Stellen wo man
    so etwas fand, dort auch aufgeladen von
    zwangsweise aufgegriffenen Zivilisten.
    Und manchesmal war auch der Friedhof zu weit,
    um den Toten dort hin zu schaffen. So liegt mein
    Großvater auch auf seinem Grundstück, er war 75 J.
    hatte Ruhr und ich mußte ihn am 28. Mai 1945
    sein Grab schaufeln. Genaues über Form und
    Ausstattung seines Grabes habe ich schon
    beschrieben. Ja der Friedhof war 2 km entfernt
    und ein Transportmittel hatten wir nicht. Einen
    Sarg auch nicht, andere nahmen auch schon
    mal einen Kleiderschrank usw. usw.

    Nun noch der Müllberg:
    Das Narwiklager nördlich von Schellmühl ist ja allen
    Danzigkennern aus jener Zeit bekannt.
    Über die Verhältnisse und die große, nicht
    genaue Zahl der Toten herrscht bis heute
    Unsicherheit. Mein Vater erzählte mir von einem
    Müllberg im Bereich zwischen Schellmühl und
    Sasper See. Christa Foizik hatte mir noch
    vor einiger Zeit die Adresse eines Überlebenden
    jener Lagerzeit mitgeteilt. Aber leider ist er auch
    schon verstorben. Dann hatte ich im Frühjahr
    ein telefonisches Gespräch mit einem fast
    80-jährigen Danziger, der dort in der Nähe
    damals gewohnt hat, Aber diesen Kontakt muß
    ich erneuern. Die Adresse und Tel.-Nr. habe ich
    herausgesucht. Auch Pläne aus jener Zeit und
    neuere Pläne polnischer Herkunft aus den 90ger
    Jahren. Dann meine Annahmen zum Moorgebiet
    des Sasper See und eine Bautechnische Unterlage
    aus einem meiner Fachbücher ü. Grundbautechnik
    in Danzig aus den 20-Jahren. Wo ich abschätzen
    kann, in welcher Tiefe der tragfähige Grund liegt.
    Es sind also mehrere Faktoren zu beachten um
    herauszufinden wo sich die Beerdigungsstätte
    befinden könnte. - Herr Olter von der Deutschen
    Minderheit, hatte ja vor Jahren über die Toten des
    Stadtgefängnisses Listen ausfindig machen können,
    aber das war doch nur möglich, weil bei den
    polnischen Behörden Akten vorhanden waren. -
    Es wäre eine späte Ehrung für die bis heute
    verschollenen Toten des Zivilgefangenenlagers,
    der sowjetischen Zeit 1945, wenn es gelänge
    so etwas herauszufinden.
    Mit Christa Foitzik, Peter Rembold, Wolfgang Naujocks
    habe ich schon mal telefonisch gesprochen. Und mit
    dem noch nicht namentlich genannten Altdanziger,
    muß ich wieder Kontakt suchen. Herr Olter, Frau Chwirot,
    Herr Marek Koslow, das könnten so einige Kontakte
    werden, mit denen man im neuen Jahr in Danzig
    erste Überlegungen machen könnte. Dazu würde
    ich meine ersten Unterlagen erstellen, um vor
    Ort in Danzig ein gemeinschaftliches
    Friedensanliegen zu starten. -
    Das wäre ein verbindendes Werk.

    Es grüßt Euch Erwin Völz

  15. #15
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    Standard AW: Typhus

    Lieber Belcanto,

    Dir herzlichen Dank für Deine Grüße und
    Gesundheitswünsche. Hoffenlich schaffe
    ich es im Jahr 2010 wieder nach Danzig zu
    kommen. Die zuvor geschriebenen Zeilen
    werden ja noch einige Ideen auslösen,
    so hoffe ich es. Das wäre ich auch
    meinem Vater schuldig, der mir aus der
    Narwik-Lagerzeit und den Verhältnissen
    erzählt hat.

    Allen eine schöne Adventszeit

    von Erwin Volz

  16. #16
    Forum-Teilnehmer Avatar von Mariolla
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    Standard AW: Typhus

    Hallo Wolfgang, lieber Erwin,

    das ist mir durch viele Gespräche in der eigenen Familie bekannt, auch
    lese ich seit vielen Jahren Berichte und befasse mich sehr mit
    der Thematik. Ein Mitglied der Familie steht ja mit auf der Liste,
    Typhus im Gefängsnis und wurde irgendwo hinter der Schießstange
    verscharrt.
    Nein, es ging mir um die Diskussion von gestern. Mein erwachsener
    Sohn hatte Besuch und man wurde neugierig, was ich schreibe.
    So erzählte ich kurz von meiner Familie und ihren Vorfahren und
    was diese durchlitten haben.
    Als dann noch eine Bemerkung fiel, das wohl dann auf vielen Grundstücken noch menschliche Knochen/Überreste liegen und das dies garantiert nicht
    so sei und man meine Aussage bezweifelte, da bin ich etwas unwirsch geworden.
    Immer wieder merke ich, wie unwissend und unaufgeklärt die Nachfolgegeneration und die heutige Jugend ist. Man wollte mir pardou weismachen, dass die Toten aufgesammelt worden und alle in Massengräber kamen.
    Das dies nicht so in der Realität ablief, das wissen wir alle !

    Liebe Grüße
    Mariolla alias Marion
    Es sind die Lebenden, die den Toten die Augen schließen und
    es sind die Toten, die den Lebenden die Augen öffnen.
    Slaw.Sprichwort

  17. #17
    Forum-Teilnehmer Avatar von waldkind
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    Standard AW: Typhus

    Lieber Erwin,
    erst einmal, weiß ich doch, dass du keine Hass gegen irgendjemanden nährst. Ich meine, es gab auf allen Seiten unvorstellbare Grausamkeiten, aber eben auch das Gegenteil. Du hast uns ein schönes Beispiel von deinen Schwestern erzählt. Möglicherweise wäre in unserer Familie niemand am Leben geblieben, wenn sie von den Russen nicht manchmal Lebensmittel bekommen hätten.

    Eine andere Sache macht mir manchmal Kummer. Einerseits möchten die Älteren, dass wir Jüngeren schlau werden, was Danzig anbelangt. Andererseits, wenn ich eine konkrete Frage habe, ist es unendlich schwierig hier im Forum oder anderswo konkrete Antworten zu finden. Ich stehe immer wieder vor dem Nichts. Und das frustriert irgendwann ungemein. Einerseits scheint viel Wissen und Quellen über Danzig vorhanden zu sein, andererseits ist es aber für junge Menschen einer neuen modernen Generation nicht aufgearbeitet. Sehr schade.

    Mich interessiert die ganz einfache Frage, in welchem Zustand befanden sich meine Großeltern mit ihren lebenden und toten Kindern zur damaligen Zeit. Da helfen mir deine Beiträge dafür ein kleines Gefühl dafür zu entwickeln. Es ist immer besser etwas aus der Erfahrung von Menschen zu schöpfen als nur ein Buch zur Hand zu nehmen. Vielleicht fragen mich meine Enkel mal was Masern sind. Das kann ich aus eigener Erfahrung berichten. Aber was Typhus ist weiß ich aus eigenem Erleben eben nicht.

    Ebenso, und ich bitte ausdrücklich dies jetzt zu entschuldigen, geht es mir mit dem Narwiklager. Ich kann mir trotz deiner Schilderungen immer noch nicht vorstellen, ob dieser Müllberg ein wirklicher Müllberg war, den man dann als Totenlager nutzte, oder ob es ein Totenberg war, den man einfach nur Müllberg nannte. Oder existierten beide, Müllberg und Totenberg neben einander? Also, wenn es in meinem Leben bedeutende Müllberge gab, so habe ich diese nicht vergessen. Ich würde sie jederzeit wieder finden. Und deswegen bin ich verwundert, wenn du schreibst, dass der Müllberg/Totenberg in Vergessenheit geriet. Ist er vergessen worden, weil niemand darüber gesprochen oder geschrieben hat?
    Gut ja,wenn es so wäre, würde ich auch vermuten, dass es irgendwelche Pläne geben muss, in denen er eingezeichnet wurde.

    Danke dir Erwin für deine vielen offenen umfangreichen Schilderungen.
    LG waldkind.
    Kunst ist schön, macht aber viel Arbeit. (Karl Valentin)

  18. #18
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    Standard Das Danziger Narwicklager und der Danziger Muehlberg

    guten Tag wo war das Narwicklager .Das Narwicklager lag schwischen Schehlmuehl ,und Lauental am Paulbenekeweg .so auch der Danziger Muehlberg. das Narwicklager und der Danziger Muehlberg waren praktisch verbunden. nur ein Feldweg trenten es.Die Gefangenen wurden jeden morgen vom Lager zur Danziger Werft und Schichau Werft marschiert im Begleiht von einen Pferdewagen ,der von Gefangenen ,gezogen wurde.Dis Gefangen Arbeiter die umfiehlen wurden vonden Russen erschossen,und von den Gefangenen auf den Wagen geworfen. auf dem Heimweg von der Werft wurde der Wagen auf dem Danziger Muehlberg entladen,als 14jeriger der in Lauental Wohnte .ich bin ein Augen Zeuge .als ich im jahr 2000 als in unterhaltung mit einen Aelteren Hern (Polen)ueber das Narwicklager und den Danziger Muehlberg sprach,und ueber das Massengrab ,sagte Ehr zu mier das da jets Hoch Haeser stehen ,und das diese auf eine Betong Platte stehen. Mein Fahter war im Narvicklager als gefangener Heinrich Bark gbr 10.9 95 in Heubude war Schifszimmerman ud arbeitet auf der Daniziger Werft ,ich hoffe das auf Diesen Platz ein Denkmahl Errichted wird ,Das Diese Seelen Ruhe finden Liebe Danziger entschuldigt Bitte meine schreibfehler Frohe Weihnacht undein guten rutsch ins Neue Jahr Wuenscht Euch Allen Hans georg aus Canada

  19. #19
    Forum-Teilnehmer Avatar von waldkind
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    Themenstarter

    Standard AW: Typhus

    Vielen Dank Hans-Georg,
    jetzt kann ich es mir vorstellen wie es mit dem Müllberg und dem Narwiklager war.
    Jetzt kann ich auch verstehen, was Erwin damit meint, dass das Massengrab noch gefunden werden muss. Es bedeutet, dass die Toten zugeschüttet wurden und der Müllberg verschwunden ist. Nun weiß niemand mehr wo die Toten aus dem Narwik-Lager liegen. Deshalb möchte man sie wiederfinden, damit sie im Nachhinein ein Denkmal und eine Würde bekommen.
    Danke für deine Beschreibung Hans-Georg, wo das Lager liegt. Wenn da jetzt Häuser daraufstehen, ist es natürlich schwer zu finden.

    @Erwin Völz: Hallo Erwin, ich habe es jetzt verstanden. Das sehe ich auch so, dass man das Lager finden sollte, um eine Erinnerungstafel zu errichten.

    Liebe Grüße an alle, vom waldkind.
    Kunst ist schön, macht aber viel Arbeit. (Karl Valentin)

  20. #20
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    Standard AW: Typhus / Narwiklager

    Liebe Freunde der Runde,

    nun soll es weiter voran schreiten,
    bei der Aufarbeitung der Geschichte
    des Narwiklagers in Danzig.
    Inzwischen habe ich telefoniert mit
    Peter Rembold, Christa Foitzik,
    Wolfgang Naujoks und
    mit dem angekündigten Freund Erich Kruse,
    der als 15-jähriger dort 1945 zu Hause war,
    er wohnte damals im Broschkischen Weg 5,
    der Uferstraße am Weichselbogen,
    hinter der Schichauwerft, vor der Waggon-Fabrik.
    Ich freue mich besonders über die Nachricht
    von Hansgeorg Bark aus Canada.
    Vielleicht gibt das den Anstoß zu weiteren
    Erinnerungen und Kontakte zu den anderen
    von mir erwähnten Freunden unseres Forums.
    Selbst werde ich mich nun daran geben und
    die Informationen zusammenstellen,
    die ich aus verchiedenen Unterlagen und
    Gesprächen gesammelt habe.

    Es grüßt Euch Erwin Völz


  21. #21
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    Standard AW: SS-Wachmannschaft im KZ Stutthof

    Weiß jemand, ob es auch eine Gefangenenliste aus dem Lager Narwick gab oder gibt?

    Lieben Gruß-antonie slotty-

  22. #22
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    Standard Narvik II

    Ich bin ein Belgier und suche mehr Informationen über das Lager Narvik II wo ein Belgier war von 1942 bis 1945.
    Meine Information zeigt das er blieb im Lager: Wohnlager Narvik II Barakk 14 Stube 3 Paul Bencheweg Danzig.
    Wo kann ich mehr Informationen finden über dass Lager?
    Ich habe eine alte Karte gefunden von Danzig: http://www.mapywig.org/m/City_plans/...9_10K_1944.jpg
    Das plan zeigt Hütten Nordlich von Lauental und viel mehr Hütten weiter Südlich. Wo war das Lager Narvik II?

    Vielen dank!,
    Kris

  23. #23
    Forum-Teilnehmer Avatar von Bartels
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    Standard AW: Narvik II

    Hallo Kris,

    alle rot eingezeichneten Hütten (Huts) gehören zu den Lagern Narvik I + Narvik II. (Ich vermute, dass Narvik II das nördliche Lager ist).

    Heute befindet sich das Gelände zwischen Grünem Dreieck (Green Triangle) und PGE Stadion im Norden.

    Hier ist eine Karte von heute: wikimapia search Narwicka

    Die heutige ul. Narwicka ist eine Lagerstrasse des nördlichen Lagers (heute Industriegebiet & Amber-Expo).

    Die Grenzen der beiden Narvik-Lager (pl. Narwik) waren

    - im Süden: Leegstrieß = ul. M. Reja bzw. der Strießbach
    - im Osten: Paul-Beneke-Weg = ul. Marynarki Polskiego
    - im Norden: ul. Zaglowa
    - im Westen: die Eisenbahn mit Haltepunkt "Reichskolonie"
    (Die Kolonie war westlich der Bahn).

    Wenn Du über den Cursor über die Wikimapia-Karte bewegst, werden die Strassen etc. in gelb angezeigt.

    Hast Du weitere Fragen?
    Beste Grüsse
    Rudolf H. Böttcher

    Max Böttcher, Ing. bei Schichau (aus Beesenlaublingen & Mukrena);
    Franz Bartels & Co., Danzig Breitgasse 64 (aus Wolgast);
    Familie Zoll, Bohnsack;
    Behrendt, Detlaff / Detloff, Katt, Lissau, Schönhoff & Wölke aus dem Werder.
    Verwandt mit den Familien: Elsner, Adrian, Falk.

    http://bartels-zoll.blogspot.de/2012/07/ahnentafeln-zoll.html

  24. #24
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    Standard AW: Narvik II

    Vielen Dank, Rudolf,

    Ja, ich habe noch einige Fragen.
    Als ich wieder auf die alte Karte sehe, dann gibt es zwei weitere Lager mit roten Hütten nördlich von Lauental (25) und auch eine westlich von Lauental (50). Wie ich es richtig verstehe, diese 2 Lager sind kein Teil des Narvik-Lager. Ist das richtig?

    Haben Sie auch mehr Informationen über das Lager oder weißen Sie wo ich mehr über das Lager finden kann? Möglich in Archiven, aber welche Archiven?
    Ich habe in diesem Forum gelesen, dass Narvik ein ehemaliger KZ-Lager war und nach dem Krieg, ein Lager, in dem die Deutschen interniert waren.
    Der Belgier hat in Narvik Lager gewesen von Dezember 1942 bis Ende des Krieges.
    Ich glaube nicht das er während des Krieges in das KZ-lager war. Er war ein Arbeiter, im Rahmen der obligatorischen Arbeitseinsatz Deutschland. Was das Lager vielleicht nur ein Ort zum übernachten und die Leute arbeiteten im Tag in den Werften.

    Vielen Dank,
    Kris

  25. #25
    Forum-Teilnehmer Avatar von Bartels
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    Standard AW: Narvik II

    Hallo Kris,

    nein, Narvik I + II waren keine KZ-Lager, die es für die Werft Schichau auch gegeben hat.

    Narvik I + II waren "Arbeitslager" mit "Fremdarbeitern" (Frauen und Männern), man könnte auch "Zwangsfreiwillige" dazu sagen. Eingesetzt waren diese bei der Wrft Schichau, nach der russischen Winteroffensive 1944/45 mussten sie Befestigungen bauen.

    Narvik I + II waren in Schellmühl = Gdańsk–Młyniska

    Über die Art der Lager bei Lauenthal weiss ich nichts, kann mir aber vorstellen, dass das Lager nördlich Lauenthals dem Eisenbahn-Betriebswerk zugeordnet war.

    Das Lager östlich des Flughafens, gehörte vermutlich zum Flughafen, um diesen bei Bombenangriffen wiederherzustellen.

    Es gab auch KZ-Lager für die Werften, aber diese lagen teils ausserhalb der Stadt, der Transport geschah per Bahn.

    Über ein Lager "Narvik III" muss ich noch recherchieren.
    Beste Grüsse
    Rudolf H. Böttcher

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  26. #26
    Forum-Teilnehmer Avatar von Bartels
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    Standard AW: Narvik II

    Nachtrag:
    Die Leute arbeiteten am Tag in den Werften, besonders bei Schichau (U-Boot-Bau bzw. -Montage).

    Archive:
    1. Die Danziger-Archive
    2. Bundesarchiv in Koblenz
    - da habe ich allerdings nicht nähere Informationen

    MbG Rudolf H. Böttcher

  27. #27
    Forum-Teilnehmer Avatar von Bartels
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    Standard AW: Narvik II

    Einen schönen guten Abend,

    inzwischen haben mich auch PN zum Thema erreicht.

    Es gibt im Internet einen Bericht "Die Besetzung Olivas durch die Russen" von Erhard Haussmann: Er war damals Familienvater und wurde von den Russen gefangen genommen ("alle Männer zwischen 15 und 60 Jahren").

    Auf ihren Märschen wurde seine Kolonne nach einer Nacht auf freiem Feld auch vier Tage im Danziger Gefängnis untergebracht. "Ganz Schießstange war überfüllt, aber immer mehr noch steckten die Russen hinein." (Anf. April 1945).

    Nach Arbeitseinsätzen, u.a. in Graudenz, kamen sie am 3. Mai wieder nach Danzig (bis 3. September 1945):
    "Wir landeten im Narviklager am Paul-Beneke-Weg, das von den Werften während des Krieges erbaut worden war. Außer einigen zerschossenen Baracken war das Lager noch heil. Jeden Morgen ging es nun von dort aus in Kolonnen zur Arbeit.
    Zunächst kam die Danziger Werft an die Reihe. Alle Maschinen, Motoren, Kräne sowie U-Boot-Teile, Werkzeuge, Laufkatzen, Bolzen und Nieten wurden abmontiert. Nur die leeren Wände der Hallen blieben stehen, keine Fensterscheibe war ganz geblieben.
    Dann kam die Schichau-Werft dran. Sechs U-Boote, noch im Bau, wurden fertiggestellt, und weitere sechs Boote, noch unfertig, wurden mit Werkzeugen und Nieten beladen und nach Rußtand abtransportiert. Der große „Hammerkran" von Schidiau wurde mit Schweißapparaten zerlegt. Anderen Krananlagen erging es ebenso. Danach wurde die Waggonfabrik ausgeplündert, Schnellboote. Maschinen, Werkzeuge usw. wurden eine Beute der Russen.
    Tag für Tag mußten wir von 6 bis 19 Uhr arbeiten, die letzten 14 Tage sogar Tag und Nacht. Das Essen bestand — morgens um 5 Uhr — aus Wasser mit Kartoffeln ohne Salz, nicht ganz 1/4 Liter, um 13 Uhr gab es Kartoffeln mit Wasser und um 19 Uhr wieder das gleiche. Fünf Mann erhielten pro Tag ein Brot. Der Hungertyphus griff um sich, so daß ein großer Teil der Belegschaft starb. Nach Aussage der Totengräber betrüg die, höchste Totenziffer in einer Nacht 108 Mann, so daß von uns nur noch ein geringer Teil übrig blieb."

    URL: http://forum.panzer-archiv.de/viewtopic.php?p=130877

    Beste Grüsse
    Rudolf H. Böttcher

  28. #28
    Forum-Teilnehmer Avatar von Bartels
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    Standard AW: Narvik II

    Von März bis Dezember 1947 waren die Narvik Lager I & II von Deutschen belegt.

    Anfangs als Arbeitslager für die russische Demontage, später als "Repatriierungslager" für ausgewiesene und aussiedlende Deutsche:
    "Obóz dla Repatriantów Niemieckich" oder
    "Punkt Etapowy Gdańsk-Narwik dla Repatriacji Niemców".


    Benannt worden waren die Lager nach der "Schlacht um Narvik" (April - Juni 1940).
    Beste Grüsse
    Rudolf H. Böttcher

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  29. #29
    Forum-Teilnehmer Avatar von Bartels
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    Standard AW: Narvik II

    Von 1945 bis 1947 wurden ca. 130 000 Deutsche durch die Narvik-Lager geschleust, mit stetig abnehmender Zahl - dagegen wuchs die Zahl der Polen, die als Vertriebene aus der Sowjetunion und Militärangehörige (z.B. aus England) durch dieses Durchgangslager liefen.

  30. #30
    Forum-Teilnehmer Avatar von Bartels
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    Standard AW: Typhus / Narwiklager

    Einen schönen guten Abend,

    in der (poln.) Geschichte von Lauenthal ist nachzulesen, dass der Sasper See komplett mit Asche und Schlacke aus einem Kraftwerk verfüllt wurde.
    Beste Grüsse
    Rudolf H. Böttcher

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  31. #31
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    Standard AW: Narvik II

    Unter den über das Narvik-Lager durchgeschleusten Vertriebenen waren im Januar 1946 auch meine Mutter und ich
    -damals im Alter von 12 Jahren . Wir waren dort für etwa 4-5 Tage , in unbeheizten Baracken und ohne jede Verpflegung . In diesem Lager bin ich vor Hunger und Schwäche zum ersten und einzigen mal in meinem Leben umgefallen . Obwohl andere Vertriebene auch nur sehr wenig an mitgebrachter Nahrung hatten , haben sie mir aus Mitleid etwas gegeben . Danach erfolgte der Transport Richtung Westen in durch Kriegseinwirkung teilweise beschädigten Personenwagen ( teilweise fehlten die Fenster , es gab Beschädigungen durch Einschüsse an den Außenwänden ) . Der Transport - ebenfalls ohne jede Verpflegung für die Deutschen - erfolgte in diesen unbeheizten Waggons ungefähr 5 Tage lang mit vielen Halten , zumeist auf freier Strecke , bis Scheune bei Stettin . Erst ab hier erfolgte am anderen Morgen der Weitertransport in Güterwaggons ( begleitet von sowjetischen Soldaten ) , an dem ersten Halt kurz nach der jetzt neuen Grenze erhielten alle Transport-Insassen zum ersten mal Tee und Brot . Abends kam dieser Transport auf dem Güterbahnhof Berlin-Pankow an . Von dort ging es zur obligatorischen Entlausung und danach gab es eine Inspektion durch alliierte Militärpersonen . Diese waren - nach meiner Erinnerung - über den Zustand der Vertriebenen offensichtlich sehr betroffen , denn im Potsdamer Abkommen war ja festgelegt , daß die Ausweisung aller Deutschen in humaner Art und Weise erfolgen sollte .
    Ich kam nach dieser Inspektion für einige Wochen in ein Krankenhaus in Berlin , Christburger Straße , wie auch viele andere Kinder dieses Transportes . Dort war es nach all dem Erlebten für mich wie im Paradies : Wärme , Essen und ein weißes Bett . Übrigens hatte ich Glück : bei mir war der linke Knöchel kompliziert gebrochen , bei den anderen Kindern waren Gliedmaßen - Finger , Zehen und teilweise auch Ohren - erfroren und mußten amputiert werden .
    Später erfuhren wir , daß die Alliierten die polnischen Behörden nach diesen Transporten im sehr kalten Winter aufgefordert hatten , die Transporte vorübergehend einzustellen .
    Soviel zu meinen Erfahrungen in punkto Narvik-Lager .
    Beste Grüße an alle vom Heubuder Rudi

  32. #32
    Forum-Teilnehmer Avatar von Bartels
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    Standard AW: Narvik II

    Hallo Heubuder Rudi

    herzlichen Dank für Deine Ausführungen

    Rudolf
    (mit Heubuder Vorfahren)

  33. #33
    Forum-Teilnehmer Avatar von Bartels
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    Standard AW: Narvik II

    Einen schönen guten "Morgen",

    bei der Spurensuche nach der Krakauer Kämpe, fand ich zwischen Stogi (Heubude) und Krakau ein Kleingartengebiet mit Namen:

    ROD "Narwik" (Rodzinny ogród działkowy).

    Der Cursor liegt auf dem Gebiet, wenn ihr die Maus bewegt wird das ROD "Narwik" gelb angezeigt: wikimapia ROD "Narwik"
    Beste Grüsse
    Rudolf H. Böttcher

    Max Böttcher, Ing. bei Schichau (aus Beesenlaublingen & Mukrena);
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    Familie Zoll, Bohnsack;
    Behrendt, Detlaff / Detloff, Katt, Lissau, Schönhoff & Wölke aus dem Werder.
    Verwandt mit den Familien: Elsner, Adrian, Falk.

    http://bartels-zoll.blogspot.de/2012/07/ahnentafeln-zoll.html

  34. #34
    Forum-Teilnehmer Avatar von Felicity
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    Standard AW: Typhus

    Als in 1945, die Haelfte der Familie umgekommen war, nahm ich mein Schwesterchen, 10 Jahre alt zu mir in's Reservelazaret, wo ich im Kriegseinsatz war. Jenny bekam auch Typhus und um sie nicht zu verlieren, kratzte ich Holzkohle von den verbrannten Haeusern, stampfte es zu Pulver und irgendwie musste Jenny dieses zu sich nehmen. Es gab ja keine Medizin. Und langsam hoerte der Durchfall auf und Jenny konnte mit kraeftiger Pferdefleisch Suppe gefuettert werden. Sie war eine der wenigen, die den Typhus ueberstanden hatte. Sie hatte alle Haare verloren und war nur noch Haut und Knochen, aber sie lebte. Viele wurden in Massengraebern verscharrt oder in grossen Haufen verbrannt. Wie man all das ueberstanden hat ist mir heute noch immer unerklaerlich, aber wir hatten es geschafft und Jenny und ich sind gluecklich in unseren kleinen Familierkreisen here Down Under. Liebe Gruesse von der Feli

  35. #35
    Forum-Teilnehmer Avatar von waldkind
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    Standard AW: Typhus

    Hallo Rudolf,
    und dann war der See weg? Und die Toten waren weg?
    Wenn man die Toten nicht wiederfindet, könnte man doch mutmaßen und dort eine Erinnerungstafel anbringen mit dem entsprechenden Verweis?

    Hallo Feli,
    dann hast du das gut gemacht mit der Holzkohle. Wir nehmen auch regelmäig Holzkohle zu uns wegen der Umweltschadstoffe. Das ist besser als Medizin. Das hat euch damals sicher sehr miteinander verbunden, oder?

    Ich hatte das schon vergessen, dass ich einmal einen Typhus-Thread geöffnet hatte. Wie wir doch geduldig, verzeihlich und einfühlsam miteinander umgingen, damals. Ich vermisse Erwin Völz sehr. wk.

  36. #36
    Forum-Teilnehmer Avatar von Bartels
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    Standard AW: Typhus

    Hallo waldkind,

    leider kann ich nicht sagen, ob die Deponie (ehemaliger Sasper See) mit der von Erwin genannten Müllhalde übereinstimmt. - Falls die Halde jedoch näher am Narvik-Lager lag, auf der gleichen Seite vom Paul-Beneke-Weg, dann sind die Gräber wohl überbaut worden: Gewerbebauten, das neue EM-Stadion und zuletzt Amber-EXPO... - Eine oder ein paar Narwik-Baracken sind wohl erhalten geblieben.
    Beste Grüsse
    Rudolf H. Böttcher

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  37. #37
    Forum-Teilnehmer Avatar von waldkind
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    Standard AW: Typhus

    Hallo Rudolf,
    wenn es noch eine Narwik-Baracke gibt, dann ist das vermutlich der richtige Ort für eine Gedenktafel.
    Gute Grüße ......

  38. #38
    Forum-Teilnehmer Avatar von mottlau1
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    Standard AW: SS-Wachmannschaft im KZ Stutthof

    Guten Abend Wolfgang,

    die von Antonie Slotty gestellte Frage würde mich auch brennend interessieren!!! Kannst Du evtl. da was in Erfahrung für alle Interessierten bringen?
    Seit ich in der Liste der Gefangenen von Schießstange meinen Großvater Otto Ernst Ewel, Kranführer, verheiratet, 59J alt fand, der nicht an Typhus gestorben ist sondern der Vermerk : Narwick-Lager steht bin ich ebenfalls interessiert.

    Viele Grüße
    Jutta
    Es kann keiner gerecht sein, der nicht menschlich ist.
    (Maurice Cove de Murville) Französischer Politiker

  39. #39
    Forum-Teilnehmer Avatar von Bartels
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    Standard AW: SS-Wachmannschaft im KZ Stutthof

    Hallo Jutta,

    ich denke, dass die erste Quelle bei einer Gefangenenliste aus dem Lager Narwick / Narvik die Russen sein werden. - Falls diese Liste geführt wurde, müsste sie auch in russ. Archiven vorhanden sein. - Man kann hoffen, das in Zukunft noch weitere Quellen erschlossen werden, oder versuchen über Memorial anzufragen.
    Beste Grüsse
    Rudolf H. Böttcher

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  40. #40
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    Standard AW: SS-Wachmannschaft im KZ Stutthof

    Guten Morgen Rudolf,
    was ist mit dem Lager Narwick? Gehörte das mit zu Stutthof? Oder war es ein Lager für sich? Wo befand sich das? So ganz habe ich das nicht verstanden.
    Gruß Ursula

  41. #41
    Forum-Teilnehmer Avatar von Bartels
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    Standard AW: SS-Wachmannschaft im KZ Stutthof

    Guten Abend Ursula,

    das Narvik-Lager hatte mit Stutthof nichts zu tun. - KZ-Stutthof-Häftlinge, die auf den Werften Zwangsarbeit leisteten, wurden in anderen Lagern untergebracht / verborgen, die auch ausserhalb des damaligen Danziger Stadtgebiets lagen.

    Lies doch zum Narvik / Narwick (pl.) -Lager meine & andere Beiträge ab #22.


    Dank an Wolfgang für die vielen Verschiebungen in EIN EINZIGES THEMA.
    Beste Grüsse
    Rudolf H. Böttcher

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  42. #42
    Forum-Teilnehmer Avatar von Bartels
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    Idee Narviklager / Typhus

    Einen schönen guten Tag,

    "Karin K" hat an anderer Stelle eine Liste gepostet, die auch die Toten der Narvik-Lager (pl. Narwik) betrifft.

    Zeitraum: März 1945 - ca. 1950 (inkl. der "Repatriierung", vgl. Beiträge ab #22)

    LINK der Liste: document-viewer studienstelle-ostdeutsche-genealogie/21
    Beste Grüsse
    Rudolf H. Böttcher

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  43. #43
    Forum-Teilnehmer Avatar von Bartels
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    Standard AW: Narviklager / Typhus

    Kleine Gedanken-Notiz:

    Lager Narvik III war wohl am Troyl - später Laubenkolonie
    Beste Grüsse
    Rudolf H. Böttcher

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  44. #44
    Forum-Teilnehmer Avatar von Bartels
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    Standard AW: Narviklager / Typhus

    G2 > 31

    NB: Es gab auch ein Lager Tobruk

    Rudolf H. Böttcher

  45. #45
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    Standard AW: Typhus

    Wir wohntwn im Posadowskiweg Nr. 55 und konnten von unserem Balkon aus in das Lager hineinsehen. Unsr Vater ist in diesem lager vor unseren Augen verhungert, weil uns Kinde,r die russischen Soldaten daran hinderten, ihm Essen zu bringen. Die Toten , ich schätze 50 und mehr am Tag, wurden zur Müllhalde gefahren. Dort stand zuletzt für eine kurze Zeit eine Flackbatterie. In die Gräben und Geschützstellungen hat man die Toten geschmissen.Waren sie alle tot? Die Müllhalde liegt zwischen Sasps und Neufagrwasser in einem Moorgebiet. Im Winter haben wir dort gespielt. Es ist richtig wie geschrieben ist, wo die Parkplätze für das neue Stadion und das Stadion ist. Das Narviklager lag dierekt am Strießbach. Ander Kreuzung Posadowskyweg-Bärenweg rechts ab, ging es über einen Bahnübergang, dann kam eine Gärtnerei und dahinter war das Narvikllager. rechts grüne Baracken, das ehemalige Lager für russische Zwangsarbeiter worin unser Vater verhungerte .

  46. #46
    Forum-Teilnehmer Avatar von Felicity
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    Standard AW: Narviklager / Typhus

    JegoschPiefke ! 'Geteilter Schmerz ist halber Schmerz' sagt ein altes Sprichwort. Hier, auf diesem Forum, wirst Du viele finden, die durch diese schwere Zeit durchgehen mussten. Erzaehle uns mehr von Dir. Wohin hat Dich das Leben getrieben? Ich selbst bin in Australien gelandet und nach schweren Zeiten habe ich hier, auf dem Forum, viele Freunde gefunden. Ich hoffe dass Du es auch tun kannst. Liebe Gruesse von der Feli

  47. #47
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    Standard AW: SS-Wachmannschaft im KZ Stutthof

    Im Narviklager in Langfuhr am Strießbach gelegen, zwischen dem Bahnhof Neuschottland imd Schellmühl der Eisenbahnsrecke nach Brösen waren in den grünen Baracken russische Zwangsarbeiter untergebracht, die Morgens mit der Straßenbahn zur Arbeit fuhren. Sie durften nur vorne oder ninten auf dem Peron stehen. sitzen durften sie nicht. Zue linken waren helle Baracken die nach meiem Wissen für die Marine bestimmt waren.

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