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Thema: In Heubude war die Hölle los

  1. #1
    karsch

    Standard In Heubude war die Hölle los

    Lese gerade ein spannendes und auch bedrückendes Buch, in dem Heubude oft erwähnt wird. Die Wehrmacht und Bevölkerung Danzigs(ein geringerer Teil, wie ich verstanden habe), sowie die Trecks der West-und Ostpreußen, welche sich in der Stadt befanden, sowie die Flüchtenden vom Norden her(der Küstenstreifen, b.z.w. der restliche Kessel, der russischen Umklammerung)mit Leuten, die nach Danzig auf ein Schiff wollten und nicht auf die Schiffe in Gotenhafen wollten, b. z. w. , die von Zoppot(das eingenommen wurde) auf dem Weg nach Danzig waren, sind am 26. März 45 über die Heubuder Brücke aus der Stadt raus, und haben am Wald, Richtung Bohnsack, halt gemacht, b.z.w. die Soldaten, haben dies, und sich eingerichtet, an der Straße, Richtung Krakau, im Wald. Die Flüchtenden sind von Krakau mit kleinen Schiffen vom Anleger nach Hela gelangt. Eigentlich sollte es, grob gesehen, Richtung Frische Nehrung gehen.
    Es dauerte noch 4 Tage bis die letzten Kämpfe in Danzig stattfanden, und der Weitermarsch, der Flüchtenden, ging, wegen der Massen, nur schleppend voran.
    Jedenfalls hielten sich dort viele Leute auf, im Wald, und es wurde gekämpft. Zum Glück hat der Russe dann noch 2 Tage die Einnahme gefeiert, und es bestand, wie ich es verstanden habe, genug Zeit, von dort wegzukommen. Zudem hat der Russe dann das Meiste, in der Gegend, an Truppen, Richtung Berlin abgezogen, so das insgesamt noch 5 Wochen Zeit waren, um aus der Bucht rauszukommen, wenn man es bis dahin(Bohnsck, auf das Schiff) geschafft hatte.
    Jedenfalls fand ich es komisch, dort vorher langgegangen zu sein, und das Heubude so wichtig war, um vom Westen nach Osten zu gelangen, b.z.w. gab es nur die eine Brücke, und das gesamte Westpreußen und die Armee, bis auf Gotenhafen, ist über diese Straße, in Heubude gelangt.
    Die Familie meiner Mutter, die in der Tannenbergstraße wohnte, ist ja viel früher, vorher, zufällig, noch mit einem Zug aus Danzig rausgekommen, Zum Glück habe ich von diesen eben geschilderten Ereignissen nichts mitbekommen. Ich will hier auch nichts aufwühlen, nur anschneiden. Ich bin auch viel zu müde, und schreibe nicht so, wie ich es sonst tuen würde, aber wer weiß wann ich dazu komme.
    Habe schon über die Löcher im Wald gewundert, zum Teil auch Gräben und gedacht, daß wohl gekämpft wurde. Ist ja auch nicht so wichtig, fiel nur auf, oder kommen die anderen, kreisrunden Löcher vom Förster, das könnten ja auch Einschläge sein?
    Weiß aber jemand, ob in der Tannenbergstrße gekämpft wurde, weil kaum etwas zerstört wurde, wie es scheint? Ich habe davon gehört. Ích nehme an, die Auseinandersetzung war auch kurz, b.z.w. insgesamt so lange, bis die letzten Flüchtlinge uber die Fähre waren, b. z. w. es ging(?).
    Kennt jemand die Nachbarschft der Numer 87 oder 89, oder die Familie Karsch?
    Tut mir, wie gesagt, leid, hier jetzt vielleicht so, einzusteigen.
    Viele Grüße,
    Olaf

  2. #2
    karsch

    Standard AW: In Heubude war die Hölle los

    Die Karschs wohnten Nr.47.
    Mein Opa war bei der Polizei.
    Kennt jemand die Bäckerei in der Tannenbergstraße?
    Viele Grüße,
    Olaf

  3. #3
    Forum-Teilnehmer
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    Standard AW: In Heubude war die Hölle los

    Hallo Olaf ,
    Du hast völlig recht , in Heubude war im März und Anfang April 1945 wirklich die Hölle los . Ich habe als damals 11-jähriger die ganze Zeit dort verbracht und Dinge gesehen und erlebt , die ich nie vergessen werde .
    Vor einiger Zeit habe ich meine Erinnerungen an die in Heubude verlebte Jugendzeit zu Papier gebracht und ich werde in Kürze einen Auszug hieraus im Forum veröffentlichen .
    Nicht nur der Wald nördlich von Heubude sondern auch der Ort selbst war von zahllosen Flüchtlingen und auch Militär überfüllt , sodaß viele Menschen - Zivilisten wie Soldaten- den fast unaufhörlichen Tieffliegerangriffen wie auch den häufigen Bombenangriffen zum Opfer fielen.
    Der stärkste Bombenangriff erfolgte vom 27. März nachmittags bis zum 28. März in die frühen Morgenstunden ohne Unterbrechung und der größte Teil Heubudes wurde dabei zerstört .
    Nach den Daten , die ich aus mehreren Veröffentlichungen/Archivdaten entnehmen konnte , zogen sich die Kämpfe von der Linie Breitenbachbrücke/Weichselmünde auf dem schmalen Streifen zwischen Weichsel und Ostsee über Heubude und Krakau bis Westlich-Neufähr vom 30.03. bis zum 03.04.1945 hin . In der Dampfbootstraße 3 , wo neben mehreren Zivilisten auch meine Eltern und ich im Keller des Hauses diese Zeit verbrachten , erschienen die Russen am Morgen des 01.04.1945 und wir mußten die Kampfzone Richtung Danzig verlassen .
    Wie auch Erwin an anderer Stelle so treffend gesagt hat , haben mich diese Erlebnisse so geprägt , daß ich immer wieder nur sagen kann : NIE WIEDER KRIEG .
    Beste Grüße vom Heubuder Rudi

  4. #4
    karsch

    Standard AW: In Heubude war die Hölle los

    Hallo Rudi,
    das glaube ich dir, allein vom Lesen wird einem unwohl.
    Ich bin gespannt auf deinen Bericht. Stellst du den hier rein?
    Das mit den Bomben und den Fliegern, die wohl gleichzeitig geschossen haben(?, habe ich nicht verstanden), wird eindrucksvoll dargelegt.
    Daraufhin brüllten die Soldaten: "Raus, es wird gekämpft".
    Die Einzelheiten an der Brücke werden nicht dargelegt, nur das sie an dem 26. und 27. März ständig beschossen wurde, und beinahe immer wieder zerstört wurde, was von den Pionieren aber stets vereitelt wurde. Das hätte sonst auch schwierig für den Strom werden können. Dabei sind viele Menschen gestorben. Selbst am Strand wurde gebombt.
    Es sollen Tausende im Wald gewesen sein, um sich zu schützen.
    Es gab aber kein Vorwärtskommen, Richtung Krakau, und ab da wurden Treffer in Kauf genommen, Hauptsache, man kam zur Fähre, und noch weg. Die von dir nach dem 30.4. geschilderten Kämpfe habe ich noch nicht gelesen, und hoffe, noch Einiges zu erfahren. Ich habe nur mitbekommen, wie du ja auch schreibst, daß beide Orte auf der Insel, zwischen Toter Weichsel und Meer, eingenommen wurden. Östlich davon wurde das Gebiet nördlich der Weichsel wohl noch etwas gehalten.
    Das Heubude so stark zerstört wurde, an diesen beiden, genannten Tagen, wußte ich nicht. Als wir da durchliefen, sah Vieles heil aus. Wir sind aber nur bis zur Tannenbergstraße 47, gleich, wenn man von unten die Querstraße hochläuft, gekommen. Das Elternhaus meiner Mutter stand noch.
    Es wird nur erzählt, daß die Heubuder Bevölkerung, auch auf die Straße zum Wald, und dann zum Schutz in den Wald gekommen ist. Das das mit den Bomben zusammenhing, wurde nicht plausibel geschildert. Vielleicht habe ich es nicht richtig gelesen. Gleich am Waldanfang sind viele Löcher. Weißt du etwas davon? Sind es Bombentrichter?
    Das aber in Heubude selbst alles voll war von Militär und Flüchtlingen, hätte ich nicht gedacht, Haben die eine Abkürzung gesucht? Der Russe war wohl auf den Fersen. ich dachte, zu diesem Zeitpunkt hätte die Wehrmacht alle Zivilisten weggeschickt, aber der Strom schien weiterzugehen.
    Eine Abkürzung gab es wohl nicht, wenn man sich nicht auskannte, denke ich.
    Zumindest wurde das beschrieben.
    Ich hätte nicht vermutet, daß es so langsam voranging. Aber der Wald war ja, wie gesagt, voll von Leuten.
    Das muß ja Wahnsinn mit den angreifenden Russen gewesen sein. Na ja, lassen wir das.
    Ich finde, du hast ganz schön Glück gehabt, daß sie dich Richtung Berlin und Stettin geschickt haben, und nicht zurückgeholt, und es war bestimmt schwierig, das als Junge durchzustehen, wenn man noch verletzt ist, bei der Kälte.
    Ich kann dir nur zustimmen: Nie wieder Krieg, es ist so unmenschlich!
    Viele Grüße,
    Olaf

  5. #5
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    Standard AW: In Heubude war die Hölle los

    Hallo Olaf ,
    wie von mir schon im vorigen Bericht gesagt , werde ich meine Erinnerungen zu den damaligen Ereignissen auszugsweise in der nächsten Zeit in das Forum stellen .
    Wie ich schrieb , zogen sich die Kämpfe auf dem schmalen Streifen zwischen Weichsel und Ostsee - ca. 8 km Luftlinie von der Breitenbachbrücke/Weichselmünde bis Westlich-Neufähr -vom 30.03. bis zum 03.04.1945 hin .
    Der Grund des zähen Widerstandes der deutschen Truppen war ganz offensichtlich der , den vielen Flüchtlingen die Möglichkeit eines Abtransports zuerst ab Neufähr , dann ab Schiewenhorst in Richtung Hela und von dort an die von den gegnerischen Truppen noch unbesetzten deutschen Ostseehäfen zu ermöglichen .
    Nach dem 03.04. zogen sich die Kämpfe östlich bis etwa Vogelsang an der Frischen Nehrung hin bis zur Kapitulation am 08.05.1945 .
    Im Internet ist ein Bericht des Sowinformbüros ( der sowjetischen Nachrichtenagentur ) zu lesen mit dem Titel "Zur Lage an den Fronten am 03.04.1945" . Darin wird berichtet , daß der östlich von Danzig eingekesselte Gegner starken Feuerwiderstand leistet und oftmals Gegenangriffe unternimmt . Es ist die Rede , daß nach einem Nachtangriff die Hitleristen aus der stark befestigten Siedlung Heubude gedrängt wurden und daß die Deutschen zur Wiederherstellung der Ausgangslage hintereinander neun Gegenangriffe unternommen habe . Weiter wird berichtet , daß auch der Stützpunkt Krakau eingenommen wurde . Alle Konterattacken wurden abgewehrt und dem Gegner wurden schwere Schläge versetzt . Erwähnt werden zu diesem Kampfgebiet 1500 Leichen deutscher Soldaten und Offiziere und erbeutet wurden 20 Panzer und Selbstfahrlafetten , 12 Schützenpanzerwagen , 90 Feldgeschütze sowie Munitions- und Proviantlager .
    Auch wenn es sich hier um eine sowjetische Darstellung handelt , muß ich aus eigener erlebter Erfahrung sagen , daß es wirklich ein Inferno war .
    Übrigens habe ich nach der Kapitulation im Mai in Danzig den Durchmarsch der auf dem geschilderten Gebiet in Gefangenschaft geratenen deutschen Soldaten gesehen und zwar auf Langgarten . Sie kamen vom Langgarter Tor her und zogen durch die Trümmerlandschaft Danzigs .
    Beste Grüße - Rudi

  6. #6
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    Standard AW: In Heubude war die Hölle los

    Zitat:
    Übrigens habe ich nach der Kapitulation im Mai in Danzig den Durchmarsch der auf dem geschilderten Gebiet in Gefangenschaft geratenen deutschen Soldaten gesehen und zwar auf Langgarten . Sie kamen vom Langgarter Tor her und zogen durch die Trümmerlandschaft Danzigs .
    Beste Grüße - Rudi
    _____
    Diesen Durchmarsch durch Danzig beschreibt Joachim Scholz in seinem Buch "Als nur die Hoffnung blieb... in russischer Gefangenschaft". Er war Offizier der 5. Batterie der II/AR 39 .
    Am 10. Mai wurden die Soldaten von St. Albrecht kommend durch Danzig geführt. Er berichtet, dass er in der Marschkolonne, die öfter zum Stehen kam, von Einwohnern, die am Straßenrand standen, erkannt wurde, und wie er dadurch seinen Eltern eine Nachricht zukommen lassen konnte, dass er lebend in die Gefangenschaft ging.
    _______

    Christa
    Auge um Auge- und die ganze Welt wird blind sein.
    (M. Gandhi)

  7. #7
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    Standard AW: In Heubude war die Hölle los

    Zitat Zitat von Rudolf
    Der Grund des zähen Widerstandes der deutschen Truppen war ganz offensichtlich der , den vielen Flüchtlingen die Möglichkeit eines Abtransports zuerst ab Neufähr , dann ab Schiewenhorst in Richtung Hela und von dort an die von den gegnerischen Truppen noch unbesetzten deutschen Ostseehäfen zu ermöglichen .
    Das glaube ich kaum, dass es der Grund war.....leider.

    1. Die deutschen Städte, ob Danzig, Breslau, Köslin etc., wurden alle zu Festungen erklärt, die unter allen Umständen zu halten sind, egal wie, egal unter welchen Umständen und egal wie hoch die Verluste sein werden. Dafür wurden sogar Kinder eingesetzt.

    2. Forster war noch eine Woche vor dem Kampf um Danzig beim Hiteler in Berlin und hat ihm mitgeteilt, dass Danzig aufgrund der russischen Übermacht nicht zu halten sei. Doch Hitler hat ihn beruhigt und überzeugt, dass er Danzig nie aufgeben und retten wird.

    3. Es ging um den "Endsieg" (welch ein Schwachsinn )
    Die Flüchtlinge waren in dieser Phase des Krieges dem Militär egal. Das Militär sperrte für die Flüchtlinge die Fährverbindung über die Weichsel und auch die Weichselbrücke. Der Transport von Soldaten und Waffen war wichtiger.
    Auch deshalb mussten die Flüchtlinge den Weg über den Frischen Haff nehmen (es war nicht immer der Frontverlauf, der die Menschen aufs Eis trieb).

    Hätte man die Flucht der Bevölkerung Ostpreußens zugelassen, so wären viele Dörfer schon im Sommer 1944 auf dem Weg gen Westen gewesen. Aber so begann die Flucht der meisten erst nachdem die Nazi-Dorfgrößen geflüchtet sind und die nahrückende Front die Bewohner weckte.

    Viele Grüße
    Magdalena

  8. #8
    karsch

    Standard AW: In Heubude war die Hölle los

    Magdzia,

    Aus dem Pomorskie Forum Eksploracyjne.
    Hans Voellners Arbeit.
    Er hat die Kriegstagebücher, der um Danzig kämpfenden Divisionen, soewie Tagebücher von Soldaten,m also Augenzeugen verwendet, um einen genauen Ablauf der militärischen Ereignisse im Danziger Raum darzustellen, den es bis daher nicht gegeben hat:

    "Den Raum südlich Bohnsack verteidigte die 35. ID. Sie hatte den Hauptdruck der Russen auszuhalten. Am 11. April drangen sie in das seit Tagen heiĂŸumkämpfte GoKswa/deein, doch der Südteil des Ortes wurde bis zum Ende gehalten. Die Gegner lagen sich hier Ende April auf Handgranatenwurfweite gegenüber. Gottswalde wurde so hartnäckig verteidigt, damit die Russen nicht zu nahe an die Verladeplätze in Schiewen-horst und Nickelswalde herankamen, wo in den ersten Maitagen noch täglich an die 30 000 Menschen eingeschifft wurden, darunter am 6. Mai die letzten Flüchtlinge."

    Die Aussage ist also nicht ganz richtig, man muß hier schon genauer gucken.
    Dem Militär waren die Flüchtlinge in keinster Weise egal, im Gegenteil. Soll ich hier noch mehr einstellen? Ich habe mittlerweise viel darüber gelesen, und wenn man sich in die Zeit und die Menschen hineinversetzt, die immer noch Menschen waren, auch die blöden Nazis, soweit kommt es noch, für die Partei zu ergreifen, bei all dem Unglück, bei solchen Aussagen, kommt man auch zum richtigen Ergebnis, dem reellen Leben und seinen stattgefundenen Ereignissen. Mich haben diese Berichte betroffen gemacht und menschlich tief berührt.
    Das das Militär die Flüchtlinge abgesperrt hat von Schiffen, habe ich ja noch nie gehört, und muß eine Ausnahme gewesen sein, um schnell an anderen Orten zu sein, die vorgehen, weil dann vielleicht noch mehr Menschen gefährdet waren.
    In welchem Zusammenhang fand die Weichselbrückensperrung statt, welche Brücke meinst du, zu welchem Zeitpunkt? Das Haff war nämlich schon viel früher nicht mehr begehbar, und es wurde alles unternommen, die Leute hinüberzubringen.
    Solche Aussagen machen mich wütend. Man sollte sich schon genauer informieren und keine oberflächlichen Aussagen machen,. Die Realität sah oft anders aus, und man tut den Soldaten, die sich mit ihrem Leben eingesetzt haben unrecht.
    Viele Grüße,
    Olaf

  9. #9
    karsch

    Standard AW: In Heubude war die Hölle los

    Wenn ich schon dabei bin, Quellen zu zitieren kann ich auch gleich einen Bericht über Heubude einstellen. Heinz Voellner schreibt:

    "Sonnabend, 31. März
    Der Tag wurde zu einem GroĂŸkampftag, dem letzten der verlöschenden Schlacht um Danzig. An seinem Ende befand sich die deutsche Front, die am Morgen noch auf der Linie Troyl -Weichselmünde gelegen hatte, in der ungefähren-Linie Winkelberg - Försterei Heubude - Ostrand Heubude.
    Nach dem Fall der Westerplatte hatte die" 4. PzD morgens 5.00 Uhr mit dem II./ PzGrenRgt 33 einen Abschnitt der „Heubudestellung" besetzt. Diese sollte unbedingt gehalten werden. Da brach ein sich auf die ganze Frontbreite zwischen Weichsel und Küste erstreckender russischer GroĂŸangriff los; sein. Schwerpunkt lag im Raum östlich und nordöst-" lieh der Chemischen Fabrik, Pausenlose Artillerie- und Luftbombardements brachten schwerste Verluste, fast alle Funkverbindungen fielen aus. Um 11.20 Uhr erfolgte westlich Heubude bei der 252. ID ein tiefer Einbruch, so daĂŸ die Gefahr des Aufrollens der Front nach Norden bestand. Die 4. PzD riegelte nun mit Unterstützung durch unterstellte Teile der 73. ID beiderseits der StraĂŸe nach Gut Rieselfeld diesen Einbruch auf der Linie 0,7 - 1,6 - Nordwestrand Heubude von" Norden her ab; den Westrand von Heubude verteidigte die 252. ID. Er wurde zunächst gehal-. ten, doch dann drang der Feind im Laufe des Nachmittags in Heubude ein. Ein um 17.20 Uhr angesetzter Gegenangriff der 252. mit Unterstützung durch Teile der 4. PzD, um Heubude zurückzugewinnen, hätte keinen Erfolg.
    . Doch ein ZerreiĂŸen 'der Front konnte vertun--dert werden. Das Regiment 62 (Feldhermhalle) wich nur schrittweise zurück; sein Gefechtsstand auf der Sanddüne nordwestlich Gut Rieselfeld wehrte sich dort noch bis zur Dunkelheit und ging 19.30 Uhr befehlsgemäĂŸ zur Strandhalle Heubude zurück. Als der Russe am Abend schlieĂŸlich in den Dünenwald nördlich Heubude

    eindringen konnte, zog sich auch die 73. ID bis in Höhe Försterei Heubude zurück. Der,Gefechts-stand der 252. ID wurde aus Krakau nach Wesü. Neufähr zurückverlegt.
    Am Abend dieses Tages war nun auch der letzte Stadtteil von Danzig in russischem Besitz."

    Hallo Rudolf,
    wie du siehst habe ich schon darüber gelesen, nämlich gestern, genauer besser gesagt, ich hatte mal etwas überflogen, und nichts damit anfangen können, Gib einfach mal Kämpfe in Heubude bei Google ein, da sind: Thema anzeigen-Ost und Westpreußen 1945/Stellung halten und...(sterben), vom Panzerforum, Die Danziger Kämpfe um das EK2(ein Erlebnisbericht eines Soldaten) und das genannte Pomorskie Frum, du findest bestimmt mehr, für deine Unterlagen.
    Hier noch ein Auszug wegen der vorhin geführten Auseinandersetung mit Magda aus dem Lexikon der Wehrmacht, Panzerartillerie-Regiment 103 - zu finden ebenfalls bei Google:Panzerartillerie-Regiment 103 - Lexikon der Wehrmacht unter Kämpfe in Heubude:

    "Schlußkämpfen in der Weichselniederung und auf der Nehrung vom 1.4. bis 8.5.1945
    ...

    Unverändert ist es Aufgabe der 2. Armee und so auch für die Soldaten des Regiments, Zeit zu gewinnen für die Rettung der noch immer großen Flüchtlingsmassen. Hierfür und für die Versorgung der Kurlandfront ist der Flottenstützpunkt Hela zu halten.
    ...

    Am 2. April 1945 kämpft die Division westlich Krakau, wo schwere Feindangriffe zu Einbrüchen führen, die abgeriegelt werden. Der Gegner greift weiter unter hohem Munitionseinsatz und mit zahlreichen Panzern an. Am 3. April 1945 geht die Masse der Division auf Fähren über den Durchbruch von 1840. Der Gegner greift mit starker Feuerunterstützung in Richtung auf die Fährstellen an, die durch Teile des Panzergrenadier-Regiment 12 und der Panzer-Aufklärungs-Abteilung 4 gedeckt werden. Auf der Westseite werden nur noch das Maschinenbauamt und das Fort Neufähr gehalten. Das Regiment steht weiter im Raum Bohnsack in Stellung, hat aber, ebenso wie weitere Artillerie auf dem Ostufer des Durchbruchs von 1840, nur wenig Munition. In Hela trifft an diesem Tage die "Karlsruhe" mit neuer Munition ein. Außer Betriebsstoff wird auch die Verpflegung knapp.Bei Sschiewenhorst und Nickelswalde sind jetzt die letzten Fährstellen, wo noch immer Tausende von Flüchtlingen auf das Übersetzen nach Hela warten. Die Truppe hilft und versorgt, soviel sie kann. Bei Gottswalde, auf dem linken Weichselufer, erzielt der Gegner am 8. April 1945 einen Einbruch bei der 35. Infanterie-Division. "

    Es waren wirklich heftige Kämpfe, Rudolf, Das es 9 mal hin und her ging habe ich noch nicht gelesen.
    Der Durchmarsch der Gefangenen, geschlagenen Deutschen Armee(Hallo Christkind), ist in dem
    oben genannten Beitrag: Die Danziger Kämpfe um das EK2 ausführlich, gut erzählt.
    Wo ich es las, erinnerte ich mich an meine Großcousine, die das immer erzählte, und auch am Wegrand stand. Sie hat auch Blumen, mit ihrer Freundin und Schwester glaube ich, verteilt, und gerufen. Sie erzählte auch immer. Danziger sind auch Deutsche, was den Männern zugerufen wurde(unter Tränen). Na ja.
    Viele Grüße,
    Olaf

  10. #10
    Forum-Teilnehmer Avatar von Regina
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    Gdansk-Migowo (Mueggau][
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    Standard AW: In Heubude war die Hölle los

    Hallo Olaf
    Ich war auch, so wie Rudolf mitten in der Hoelle. Wir wohnten in der Kleinen Seebadstr.8. Ab Januar wurde die Luftangriffe immer staerker,wir sind dann immer zu unserem Bunker gelaufen,der sich bis heute noch am Ende der Heidseestrasse befindet.Eines Tages , es war vermutlich am 20.Maerz sagte meine Mutter - wir werden auch fluechten und dann ging es los. Meine Muttermit einem Koffer in der einen Hand , an der zweiten mein kleiner Bruder (6 Jahre alt0 und meine Schwester 98 Jahre alt) und ich 11-jaehrige hinterher mit einer Tasche Zucker und einer Decke rund um den Ruecken.Unser Hausartzt hatte uns gesagt, dass man mit Zucker und Wasser eine Zeit leben kann . Wir sind aber nicht durch den Wald gegangen sondern die Tannenbergstr. Wir waren ganz am Anfang der Strasse, nicht weit von dem kleinen weissen Haus, links.Es war morgens. Da kam ein Flugzeug immer tiefer und hat geschossen. Meine Mutter hat es noch bis zu diesem Haus geschafft. Ich bin hingefallen und das Flugzeug kam wieder immer naeher und tiefer. In diesem Augenblick hat mich ein deutscher Soldat aufgehoben und unter einen Militaerlastwagen
    gelegt. Das hat meine Mutter gerade noch gesehen und ist zum Glueck nicht auf die Strasse gelaufen. Unter dem Auto hoerten wir die Kugeln, aber uns ist nichts passiert. Wie es danach ruhig wurde sind wir in unseren Bunker zurueck gegangen und wollten nicht mehr weg. in der Nacht darauf ist meine Tante mit ihrem Verlobten durch den Heubuder Wald gelaufen, hat gluecklich ein Schiff erreicht und ist in Daenemark gelandet. Wir waren in dem Bunker bis die Russen reinkamen, es war Ostern.Die Russen haben natuerlich allen erst die Uhren und Ringe weggenommen, einen alten Mann, der neben mir gesessen hat erschossen, weil er die kleine Armbanduhr seiner vor ein paar Tagen bei einem Luftangriff verstorbenen Tochter nicht geben wollte und mir danach den Kopf gestreichelt haben. Dann wurden wir aus dem Bunker rausgejagt und die ganze Gruppe unter ihrer Begleitung bis zur Nikolaikirche gefuehrt. Da haben wir bis zum Kriegesende gewohnt und sind fast verhungert.An dem Tag wo wir erfahren haben, dass der Krieg zu Ende ist, guckte ich nach oben und dachte nur an eines - keine Flugzeuge mehr, die auf mich schiessen werden -, aber vergessen habe ich es leider niemals. Dann sind wir zu unserem abgebrannten Haus nach Heubude gegangen.
    Die Loecher im Wald in Heubude, wenn Du da in den letzten Jahrzehnten gewesen bist, sind nicht von Bomben, sondern vom Bernsteinsuchen. Es werden ganze Teile des Waldes ausgespuehlt und Bernstein gesucht, danach bleiben die Wurzeln der Baeume ohne Erde stehen und die Baeume sterben. In der letzten Zeit kaempfen die Behoerden sehr dagegen.
    Viele Gruesse
    Regina

  11. #11
    karsch

    Standard AW: In Heubude war die Hölle los

    Hallo Regina,
    das war ja furchtbar.
    Das ihr es nicht geschafft habt, war eben so. Aber wenigstens ist die Tante gut rausgekommen. Und daß du beschossen wurdest, muß man vom Kopf her angehen. Denk nicht darüber nach. Wie auch mit dem Mann; das ist ja sonst schlimm.
    Von dem Bunker hat Thomas glaube ich ein Foto eingestellt.
    Meine Mutter, die 7,5 war, als sie im Januar mit dem Zug flüchteten,
    hat auch immer vor den Flugzeugangriffen in den Keller gehen müssen, und ganz schön Angst gehabt. Nachts schienen die Scheinwerfer von den Maschinen auf die Straße, wenn sie es nicht in den Keller geschafft hat.
    Das war schlimm, für dich.
    Wir waren 2008 dort. Meinst du die Löcher?
    Viele Grüße,
    Olaf

  12. #12
    Radaune-Wolff

    Standard AW: In Heubude war die Hölle los

    Hallo liebe Forumfreunde!

    Ich lese die Themen alle gerne mit, aber sie wären alle interessanter, wenn man bei einem Thema auch bleibt und nicht so abschweift. Ob das jetzt hier Heubude ist oder Exekutionen, da haben die meisten Beiträge nur noch was am Rande mit dem Thema zu tun. Wenn man was anderes zu sagen hat, kann man dann vielleicht nicht ein anderes Thema aufmachen?

    Und dann finde ich auch nicht gut, wenn hier so feindliche und persönliche Angriffe gegen einzelne stattfinden. Das gehört sich einfach nicht! Kann denn nicht jeder fair diskutieren, wie das auch der Admin fordert?

    Ansonsten großes Lob. Ich glaube schon dass auch kontroverse Themen diskutiert werden können, wenn man auf hässliche persönliche Angriffe und Beleidigungen verzichtet.

    Eine gute Nacht wünscht Euch
    Eberhard

  13. #13
    Forumbetreiber Avatar von Wolfgang
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    Prinzlaff/Przemysław
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    9,722

    Standard AW: In Heubude war die Hölle los

    Schönen guten Abend,

    Radaune-Wolff schrieb:
    "Ich lese die Themen alle gerne mit, aber sie wären alle interessanter, wenn man bei einem Thema auch bleibt und nicht so abschweift. Ob das jetzt hier Heubude ist [...], da haben die meisten Beiträge nur noch was am Rande mit dem Thema zu tun. Wenn man was anderes zu sagen hat, kann man dann vielleicht nicht ein anderes Thema aufmachen?
    es stimmt: Die einzelnen Themen könnten interessanter und lesbarer sein, wenn sich die darunter geschriebenen Beiträge auch darauf beziehen. Aus diesem Grund habe ich alle unter dem "Heubude"-Thema verfassten Beiträge die nichts mit Heubude zu tun hatten in ein eigenes Thema verschoben unter "Die Wehrmacht im Osten"
    http://forum.danzig.de/showthread.php?t=5116

    Bitte hier ausschließlich Beiträge schreiben, die auch Heubude thematisch betreffen!
    -----
    Das ist die höchste aller Gaben: Geborgen sein und eine Heimat haben (Carl Lange)
    Zertifizierter Führer im Museum "Deutsches Konzentrationslager Stutthof" in Sztutowo (deutsch/englisch)
    Certyfikowany przewodnik po muzeum "Muzeum Stutthof w Sztutowie - Niemiecki nazistowski obóz koncentracyjny i zagłady"

  14. #14
    Forum-Teilnehmer
    Registriert seit
    29.07.2010
    Beiträge
    2

    Standard AW: In Heubude war die Hölle los

    Zunächst einmal vielen herzlichen Dank für alle wertvollen Informationen, die ich bereits aus diesem Forum sammeln konnte.

    So konnte ich erfahren, dass der Todestag meiner Großmutter mit großer Wahrscheinlichkeit der 27. März 1945 war.

    Ja, in Heubude muss wirklich die Hölle los gewesen sein! Hier der Bericht meiner inzwischen 76jährigen Mutter:

    Meine Großmutter (Jg. 1910), meine Mutter (Jg. 1934) und ihre zu diesem Zeitpunkt 8 und 4 Jahre alten Brüder (alle aus Königsberg), befanden sich in dieser Hölle.

    Von Oliva kommend durch Danzig (zu Fuß) flüchtend, erreichten sie Heubude am 24. oder 25. März und waren in einer Schneiderei („Neumann“?) am Ortsausgang von Heubude einquartiert.
    Am Mittag des 27. März erfuhr meine Großmutter, dass draußen auf der Straße Soldaten Lebensmittel verteilen. Sie nahm ihren jüngsten Sohn (4 Jahre) an die Hand und ging aus dem Haus. Als sie am Himmel ein Flugzeug vernahmen, legten sich beide auf den Erdboden (im Vorgarten der Schneiderei).

    Beide blieben liegen und da irgendeine Aktion ausblieb, hob meine Großmutter den Kopf und schaute nach oben. Im gleichen Moment war sie tot. Der Luftdruck (Luftmine -> ?) hatte ihr vermutlich einen Lungenriss zugefügt. Rein äußerlich hatte sie keinerlei Verletzungen, außer, dass sie Glassplitter in den offenen Augen hatte. Dem Kleinen war nichts passiert und dieser lief zu meiner Mutter und zu meinem Onkel ins Haus und teilte beiden mit, dass die Mutter tot sei.

    Nach dieser Tragödie mussten die Kinder ins Nachbarhaus umziehen. (Warum -> ?) Dort wurden sie in einer Waschküche (im Erdgeschoss) untergebracht.

    Am gleichen Nachmittag zwischen 16.00 und 17.00 Uhr wurden die Brüder meiner Mutter in dieser Waschküche verschüttet, Das Haus erhielt zwar keinen Treffer, dennoch hatten sich (vermutlich durch das Beben einer Detonation) Steine und Mörtel gelöst. Meine Mutter war im Nebenkeller und grub ihre Brüder mit bloßen Händen aus. Beide Jungen blieben unversehrt.

    In der Nacht vom 27. auf den 28. März organisierten die Tanten meiner Mutter ein Pferdefuhrwerk (von wem, wie -> ?) und die Flucht ging weiter durch den Wald in Richtung Stegen (die Flucht ging natürlich noch weiter … diese Geschichte hat dann aber nichts mehr mit Heubude zu tun).

    Meine Großmutter lag zu diesem Zeitpunkt immer noch tot im Vorgarten dieses Hauses.

    In den Erinnerungen meiner Mutter schaute man aus der ersten Etage der Schneiderei (Neumann -> ?) über die Straße auf eine graue ca. 2,5 m hohe Mauer. Rechts ging es etwas bergab in den Ort zu einer Bäckerei. Links ging es wohl in den Ortskern, da in der Nacht vom 27. auf den 28. März der Ort in Flammen stand.
    Der Schneider (Herr Neumann -> ?) war im März 1945 ca. 45 bis 50 Jahre alt, lebte zu diesem Zeitpunkt wohl alleine im Haus. Er beteiligte sich anscheinend nicht an der Flucht in dieser Nacht.

    Vom 19. – 26. August werden meine Mutter, meine 12-jährige Tochter und ich nach Danzig reisen. Natürlich wollen wir hier auch eine Spurensuche starten (genau wie auch schon in den Jahren 2006, 2007 und 2009 im heutigen Kaliningrad – z.T. mit unglaublichen Ergebnissen / menschlichen Begegnungen und neuen Freundschaften !!!).
    Wir beabsichtigen, das heutige Stogi zu besuchen und die Orte der damaligen traurigen Ereignisse aufzusuchen.


    Vielleicht kann mir hier jemand aus dem Forum folgende Fragen beantworten:
    - hat jemand eine Idee, wo sich nach den Erinnerungen meiner Mutter die Schneiderei befand (alter Straßenname, heutiger Straßenname, kann man den Platz oder das Haus heute noch finden?), -> meine Vermutung (nach der alten Stadtkarte, hier im Forum) ist: „Am Eulenbruch“, da dort kleine Parzellen mit Häusern zu erkennen sind.
    Des Weiteren erzählt meine Mutter, dass sie in einem Garten (hinter dem Haus) gespielt hat.
    - gibt es hier Menschen, die sich an diese Tragödie erinnern? Anscheinend war meine Großmutter das erste zivile Opfer dieses Bombardements (am 27. März) auf Heubude.
    Meine Mutter war 1980 auf der Durchreise in Stogi; ein Tankwart wusste, dass eine junge Frau mit drei Kindern das erste Todesopfer in diesen Tagen war (?),
    - weiß jemand, wo die Opfer (wenn bekannt, ins Besondere aus diesem Straßenzug) beigesetzt wurden? -> Bomben- oder Granattrichter, Massengrab?

    Es ist mir schon bewusst, dass die Beantwortung dieser Fragen nach nunmehr 65 Jahren wohl ein reines Glückspiel ist – dennoch: neben dem eigentlichen Wunschdenken wäre das wirklich toll! Manchmal gibt es ja Zufälle oder es ist einfach Glück im Spiel!

    Danke bereits jetzt an Alle, die sich Gedanken machen und mir vielleicht helfen können.

    Liebe Grüße
    Amber


    PS. (Off Topic!): was erwartet einen heute in Stogi? Habe von Wildschweinen am Strand, dort lebenden sozialen Grundschichten, Feindseligkeiten, schlechten Erfahrungen etc. gelesen? Wie hoch ist denn der Gefährlichkeitsgrad eines Besuches -> am Tage ???

  15. #15
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    Standard AW: In Heubude war die Hölle los

    Hallo Amber ,
    wie Du vielleicht schon gelesen hast , gehöre ich ( Jahrgang 1933 ) zu denen , die die Kriegsereignisse im März/April 1945 in Heubude selbst erlebt haben . In dieser Zeit gab es täglich Tieffliegerangriffe auf alles , was sich bewegte und auch in unregelmäßigen Abständen Bombenabwürfe , die unter den Flüchtlingen , die ostwärts in Richtung Krakau/Westlich-Neufähr zogen , ständig Opfer forderten . Der größte Fliegerangriff erfolgte sehr massiv vom 27.zum 28. März 1945 in ganzer Breite durch Heubude vom Weichselufer bis zum Strand der Ostsee , wieviele Opfer er gefordert hat , wird man nie erfahren .
    Wir - meine Eltern , meine Schwester und ich , hielten uns bis zum Nachmittag des 27.03.1945 im Luftschutzkeller des Sparkassengebäudes in der Heidseestraße auf . Dort erfuhren wir von einem deutschen Soldaten , daß laut einem sowjetischen Flugblatt ein Großangriff noch an diesem Tag erfolgen wird und die Zivilbevölkerung wurde aufgefordert , den Ort zu verlassen . Aber wohin ? Der Ort und auch der nördlich gelegene Waldgürtel war mit Flüchtlingen und auch Militär vollgestopft . Meine Eltern entschieden , daß wir uns zum Weichselufer begeben und den uns dort genannten Bunker ( errichtet aus Baumstämmen durch das Militär ) aufsuchen . Das taten wir und dort gerade angekommen , ging der Feuerzauber los . Was sich dort in dieser Zeit abspielte , werde ich nie vergessen .
    Zu Deinen Fragen : Ich habe ein Einwohnerverzeichnis Heubudes aus der Zeit vor dem Krieg . Darin wird ein Robert Neumann in der Tannenbergstraße 4 ( ulica Jodlowa ) erwähnt , Hausbesitzer und Rentner . Die Richtung Ortsausgang Krakau und Westlich-Neufähr
    könnte stimmen . Erwähnt wurden im Verzeichnis nur die Eigentümer bzw. Haushaltsvorstände . Erwähnt sind unter der Nr. 4 noch zwei weitere Parteien : Bremer , Walter/ Schiffsbauer und Lingenberg , Georg/ Arbeiter . Diese Mietparteien bzw. deren Angehörige könnten evtl. zum Zeitpunkt des Angriffs am 27.03.1945 - also kurz vor der Besetzung Heubudes durch die Sowjetarmee - bereits geflohen sein .
    Nach den Kampfhandlungen wurden die im Ort und auch im Wald verstreut liegenden Toten selten auf dem Heubuder Friedhof , zumeist aber in Bombentrichtern und verlassenen Schützengräben/-löchern von den verbliebenen Zivilpersonen , überwiegend Jugendlichen , verscharrt .
    Solltest Du weitere Fragen haben , kannst Du mich über PN anschreiben .
    Beste Grüße und ein schönes Wochenende vom Heubuder Rudi

  16. #16
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    Standard AW: In Heubude war die Hölle los

    Hallo Rudolf,

    herzlichen Dank für Deine schnelle Antwort und Deine hilfreichen Informationen. Ich denke mir, mein Anliegen wird ein Puzzle, und bin sehr gespannt, welche weiteren Infos (hoffentlich) hier noch eintreffen.

    Frage: gibt es vor Ort in Stogi oder in Danzig Ansprechpersonen (die günstigerweise auch polnisch sprechen) die sich mit lokaler Geschichte auskennen und einen vielleicht für einen Tag begleiten könnten?

    Lieber Rudolf, auch Dir ein schönes Wochenende!

    Liebe Grüße
    Amber

  17. #17
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    Standard AW: In Heubude war die Hölle los

    Hello Amber,
    Meine juengste Tante war zu der Zeit vierzehn Jahre alt. Sie hat mir einmal erzaehlt dass sie zu Begrabungen - in oder bei - dem Heubuder Wald eingezogen wurde. Meiner Erinneung nach sagte sie "im" Wald -- Menschen und Pferde. Klingt wie ein Massengrab. Alles furchtbar. Ich moechte sie nicht wieder darueber befragen, aber hoffe dies hilft irgendwie ein wenig.

    Gruesse,
    Sieglinde Smith

  18. #18
    karsch

    Standard AW: In Heubude war die Hölle los

    Soweit ich weiß, gab es vor dem 28. März auch schon, des Öfteren, Bombenangriffe von Fliegern.
    Da war meine Familie, b. z. w. meine Mutter aber noch in Danzig, b. z. w. Heubude. Sie sind ja vor den Kampfhandlungen raus.
    Ob es da Treffer, oder Tote gab, weiß ich nicht.
    Danzig wurde wohl im Laufe der Kampfhandlungen, die näher rückten, mehr zum Ziel der Flieger, oder wie andere Großstädte auch, ohne nähernder Front, bombardiert.
    Viele Grüße,
    Olaf

  19. #19
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    Standard AW: In Heubude war die Hölle los

    Hallo,
    meine Mutter Rosa Schneider, Grossmutter (Auguste Schneider) und andere Verwandte sind ebenfalls damals aus Heubude gefluechtet. Leider habe ich nur bruchstueckhafte Erinnerungen ihrer Erzaehlungen und einige wenige Notizen, die ich aus Gespraechen mit meiner Tante Alice gefertigt hatte.
    Ein kurzer, alter Lebenslauf meiner Mutter aus dem Jahr 1953 mit einigen Eckdaten liegt mir auch vor. Meine Mutter Rosa Schneider lebte zusammen mit ihrer Mutter Auguste Schneider (geb. Wendt) im Duenenweg 7. Durch Luftangriffe mussten sie oft in einem Bunker verweilen, der aus Holzstaemmen und Balken im Gartenbereich in der Naehe des Hauses angelegt war. Es befanden sich schon Wehrmachtssoldaten in Heubude und es herrschten chaotische Verhaeltnisse.
    Als meine Mutter einmal zwischen zwei Bombardierungen aus dem Bunker in ihr Haus rannte um etwas zu holen ging sie durch eine offene Tuer in das Haus. Zum Erstaunen meiner Mutter lag dann ein fremder WH-Soldat und eine fremde Frau im elterlichen Ehebett...
    Einen Tag bevor die Russen eindrangen gelang ihnen die Flucht (gem. Lebenslauf), das soll, wenn ich mich richtig erinnern kann, der Samstag vor Ostern gewesen sein. Sie verliess mit ihrer Mutter und einem Herrn Radon ueber Hela auf einem Minensucher die Heimat. Am 1.4.45 kamen sie in DK an. Dort waren sie in verschiedenen Lagern untergebracht unter anderem Aalborg-West.
    Ihre Schwester Alice, Maria "Miechen", Olga (verh. Goertz) mit Sohn Ehrhard verliessen gem. Aussage meiner Tante Alice am Tag vor Karfreitag mit dem Dampfer MS Urundi ihre Heimat.
    Ich glaube, dass sie ueber die Luisenflucht und Neufaehr gefluechtet sind.
    Von wo genau die MS Urundi abfuhr weiss ich nicht genau.
    Auch weiss ich nicht, warum meine Mutter und Grossmutter mit dem Minensucher aus Hela fluechtete und nicht mit dem Rest der Familie aud der Urundi.
    Ich weiss nur, dass sie alle spaeter in Daenemark wieder zusammen kamen.
    Meine Mutter war dann in der Bibelschule in Aalborg-West. Ein Poesiealbum von Oktober 1948 schaetze ich heute noch mein eigen. Neben Verwandte haben sich auch ander Menschen in ihrem Poesiealbum verewigt, mit einigen von ihnen pflegte sie noch eine innige Freundschaft.
    Wanda Mitzkewitsch,
    Kaethe Neumann,
    Lisbeth Engel,
    Anneliese Schulzke,
    Liesbeth Nitsch, (lebt noch, ist meine Patentante, lebt in Bad Schwartau)
    Erna Laskowski,
    Erika,Laskowski,
    Herta Boedenstein,
    Anneliese Kraft,
    Helene Hoppe,
    Elli Lemmrich,
    Christa Batzel,
    Christel Dollas,
    Magda Glag,
    Christel Krutz,
    Erna Fischer,
    Ursula Ehlert,
    Irma Weller,
    Liesbeth Manthey (?),
    Lieselotte Reimer,
    Brunhilde Hoeldkxxx?

    Mein Mutter erzaehlte oft von dieser schweren Zeit, von Wanzen, die nachts in die Betten fielen.
    Aber sie waren doch alle gluecklich durch eine Fuegung die Flucht ueberlebt zu haben.

    Leider war ich noch nie in Danzig, wuerde es aber gerne mal endlich nachholen.
    Wie sieht der Duenenweg jetzt aus? Meine Mutter war mit ihrer Schwester und zwei meiner Cousins Erhard und Ewald 1978 oder 1979 mal in Danzig. Das Haus in dem meine Mutter und Grossmutter gelebt hatten war weg, das Haus meiner Tante Frieda und Felix Jetschowski noch erhalten, (Strasse und HausNr. sind mir unbekannt).
    Beste Grüße,
    Andreas
    "There is no place like home" Zitat aus "Wizard of Oz"

  20. #20
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    Standard AW: In Heubude war die Hölle los

    Hallo Olaf {Posting Nr 2}
    die Baeckerei, bzw Konditorei in der Tannenbergstrasse kenne ich nicht, weiss aber, dass ein Cousin von mir dort oefters Kuchenstuecke gekauft hat. Ich sprach ihn daraufhin an, weil ich die Tochter der Baeckerei/Konditorei mal kennen gelernt hatte, sie lebt in den USA. Wenn ich mich erinnere, ist sie Anfang der 40er-Jahre geboren. Kann mich beim besten Willen nicht mehr an den Namen erinnern.
    Beste Grüße,
    Andreas
    "There is no place like home" Zitat aus "Wizard of Oz"

  21. #21
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    Standard AW: In Heubude war die Hölle los

    Hallo Andreas
    stimmt ... Dünenweg7 ... hier die Bewohner aus 1942.

    Viele Grüße
    Hans-Jörg
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  22. #22
    Forum-Teilnehmer Avatar von suum cuique
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    Standard AW: In Heubude war die Hölle los

    Hallo Hans-Joerg,

    herzlichen Dank!

    Haben alle Personen im Duenenweg 7 gewohnt?
    Beste Grüße,
    Andreas
    "There is no place like home" Zitat aus "Wizard of Oz"

  23. #23
    Forum-Teilnehmer Avatar von Hans-Joerg +, Ehrenmitglied
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    Standard AW: In Heubude war die Hölle los

    Hallo Andreas
    so ist es !!!
    Viele Grüße
    Hans-Jörg

  24. #24
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    Standard AW: In Heubude war die Hölle los

    Hallo , suum cuique ,
    ein kleiner Hinweis von mir . bei der von Dir genannten Bäckerei/Konditorei in der Tannenbergstraße handelt es sich m. W. um die "Brot- und Feinbäckerei" des Konditormeisters Walter Bromberg in der Tannenbergstraße 26 . Die Eigentümerin war nach dem Einwohnerverzeichnis von vor dem Kriege eine Frau Elfriede Bromberg .
    Wir wohnten damals in der Heubuder Dammstraße und haben unsere Backerzeugnisse seinerzeit bei der Bäckerei und Konditorei Renk in der Dammstraße gekauft .
    Beste Grüße an Dich nach Moskau , wo ich mich einmal beruflich auch ca. 2 Jahre aufgehalten habe . Rudi

  25. #25
    Forum-Teilnehmer Avatar von suum cuique
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    Standard AW: In Heubude war die Hölle los

    Zitat Zitat von Rudolf Beitrag anzeigen
    Hallo , suum cuique ,
    ein kleiner Hinweis von mir . bei der von Dir genannten Bäckerei/Konditorei in der Tannenbergstraße handelt es sich m. W. um die "Brot- und Feinbäckerei" des Konditormeisters Walter Bromberg in der Tannenbergstraße 26 . Die Eigentümerin war nach dem Einwohnerverzeichnis von vor dem Kriege eine Frau Elfriede Bromberg .
    Wir wohnten damals in der Heubuder Dammstraße und haben unsere Backerzeugnisse seinerzeit bei der Bäckerei und Konditorei Renk in der Dammstraße gekauft .
    Beste Grüße an Dich nach Moskau , wo ich mich einmal beruflich auch ca. 2 Jahre aufgehalten habe . Rudi
    Hallo Rudi,


    stimmt, Bromberg!
    Der Name "Bromberg" fiel mir damals besonders wg. der Namensgleichheit mit dem Ort "Bromberg" auf, der sich wg. den geschichtlichen Vorgaengen in der Erinnerung eingeprägt hatte.
    Beste Grüße,
    Andreas
    "There is no place like home" Zitat aus "Wizard of Oz"

  26. #26
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    Standard AW: In Heubude war die Hölle los

    Am 27.03. vor 67 Jahren -ich war damals etwas über 11 Jahre alt - setzte am Nachmittag ein von den Russen mit Flugblättern angekündigter großer und massiv durchgeführter Fliegerangriff auf Heubude statt . Der Ort war mit Flüchtlingen und zurückgehenden deutschen Truppen überfüllt , auch im nördlich gelegenen Waldstreifen war die gleiche Situation zu verzeichnen .
    Wir , meine Eltern , meine Schwester Hildegard und ich , befanden uns im Keller des Sparkassengebäudes in der Heidseestraße , wo wir uns ziemlich sicher glaubten . Ein älterer deutscher Soldat , der sich kurzzeitig im Keller aufhielt , erzählte von diesem Flugblatt und empfahl dringend , den Ort zu verlassen . Aber wohin sollten wir gehen ? In östlicher Richtung - Krakau und Westlich-Neufähr - standen dicht an dicht Menschen und Fahrzeuge aller Art , da der Übergang mit der Fähre über die Weichsel die Massen nicht so schnell übersetzen konnten und zudem dies durch sowjetische Tiefflieger auch stark behindert wurde .

    Meine Eltern beschlossen , daß wir den Keller verlassen und uns an den Rand des Ortes begeben . Wir hörten , daß aud dem sogenannten Sandberg , gelegen unmittelbar an der Toten Weichsel und neben der Dampferanlegestelle , ein Bunker errichtet worden war , wo wir auf jeden Fall sicherer wären , als in der Mitte des Ortes . Nachdem wir mit unserem Handgepäck die Dammstraße überquert hatten und kurz vor dem Ziel waren , war ein immer lauter werdendes Brummen von Flugzeugmotoren zu hören . Man konnte deutlich sehen , wie die dicht an dicht und in größerer Höhe fliegenden Flugzeuge Gegenstände abwarfen - es waren Bomben . Mehrere Soldaten standen rauchend vor diesem Bunker - er war aus Baumstämmen errichtet , machte einen stabilen Eindruck und war getarnt - beruhigten uns , daß diese Bomben weit entfernt einschlagen und wir uns erst einmal einen Platz suchen sollen .

    Nachdem wir bereits eine Weile im Bunker zugebracht hatten , war zu spüren , daß die Bombeneinschläge immer näher kamen . Alle Anwesenden bekamen zusehend Angst und ich erinnere mich , daß eine Bombe mit unglaublichen Krachen ganz in der Nähe einschlug ( ich habe den Trichter nach den Kampfhandlungen gesehen , er war ca. 10 m vom Bunker entfernt ) . Durch die Druckwelle verformte sich ein Teil des Bunkers und durch die Ritzen rieselte Sand und Staub in das Innere . Die bis dahin herrschende Stille im Bunker war schlagartig vorbei - das Geschrei der Menschen war unglaublich . Vollkommen ruhig dagegen reagierten die Soldaten , die im Bunker dicht am Eingang standen . Als sich die Lage etwas beruhigt hatte , zündeten sie sich erst einmal Zigaretten an . Dabei wurden sie von den Zivilisten ermahnt , nur kein Feuer anzumachen , damit die Flieger dies nicht bemerken . Das war natürlich bedeutungslos , denn die getroffenen Häuser brannten und Heubude war damit taghell erleuchtet .
    An zwei Begebenheiten in dieser Nacht erinnere ich mich auch heute noch sehr deutlich . Soldaten brachten eine wirr redende Frau in den Bunker , deren Kleidung völlig durchnäßt war . Es handelte sich um eine Krankenschwester , die im Notlazarett - welches sich zu dieser Zeit in der Heubuder Volksschule befand - war , in wilder Panik in Richtung Weichsel gelaufen und dort in den Fluß gefallen war . Sie stammelte unentwegt von in der Schule verbrannten verwundeten Soldaten und war noch Stunden danach nicht zur Ruhe zu bringen . Das andere Ereignis betraf Pferde , die von den Soldaten in der Nähe des Bunkers festgemacht wurden . Einige verwundete Pferde schrien so entsetzlich und durchdringend - es hörte sich wie das Geschrei von Menschen in höchster Not an - daß einer der Soldaten sich von einem Kameraden eine Pistole geben ließ und in einer kurzen Pause des stundenlangen Bombardements dies Pferde erschoß .
    Wie lange wir in diesem Bunker waren , weiß ich nicht . Als Ruhe einkehrte , dies muß sehr früh am Morgen des 28. März gewesen sein , verließen wir wie auch die meisten Anwesenden den Bunker . Es brannte an vielen Stellen und der Geruch der Brände war beißend . Wir irrten kreuz und quer durch die Umgebung - Dammstraße , Dampfbootstraße , Kleine Seebadstraße und wußten nicht mehr weiter . In der Kleinen Seebadstraße standen wir vor dem noch brennenden Kaiser´s-Kaffeegeschäft und an uns vorbei zogen in Richtung Krakau/Westlich-Neufähr einzeln und in kleinen Gruppen Flüchtlinge - eine makaber anmutende Prozession . An dieser Stelle entschied sich meine damals 15-jährige Schwester , Heubude zu verlassen und wir verabschiedeten uns unter Tränen . Sie gelangte über Schiewenhorst und Hela von dort mit einem Schiff nach Swinemünde .
    Meine Eltern - die eine Flucht als sinnlos ansahen - und ich suchten uns dann in einem der noch halbwegs Häuser eine Bleibe , die wir im Keller des Hauses Dampfbootstraße 3 fanden . Dort verbrachten wir die Zeit bis zum Eintreffen der Sowjetsoldaten , die in diesem Haus Heubudes am Ostersonntag , den 01.April 1945 in den frühen Morgenstunden erfolgte .
    Immer wieder , wenn ich an diese Zeit und meine persönlichen Erlebnisse denken , bin ich sehr dankbar dafür , daß wir in Frieden leben können und daß sich solche Ereignisse nie mehr wiederholen dürfen .
    Allen Forumteilnehmern einen schönen Abend vom Heubuder Rudi

  27. #27
    Forum-Teilnehmer Avatar von Uwe
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    Standard AW: In Heubude war die Hölle los

    Hallo Rudi,

    Deine Beschreibung Deiner Erlebnisse vor fast 70 Jahren ist sehr authentisch und beeindruckend. Mir fällt immer auf, wenn man von der sogenannten "Erlebnisgeneration" über die eigenen Erlebnisse liest, dass sich Details immer tief eingeprägt haben, bei Dir z.B. das schreien der verletzten Pferde. Ich denke diese Dinge haben sehr tiefe Spuren bei den Betroffenen hinterlassen, umso mehr entsetzt mich wenn einzelne das abtun mit dem Satz " Es war eben Krieg". Ich glaube diese Menschen können sich garnicht vorstellen, welche Alpträume manchmal noch heute diese Menschen haben und was in den Betroffenen an "emotionalen" Verletzungen entstanden ist.

    Herzliche Grüße

    Uwe
    Geschichte kann man nicht ändern ... aber man kann aus ihr lernen!

    Suche Informationen zu den Familiennamen Block, Gehrt, Kirschke, Kirsch, Haak, Happke, Hoffmann, Makowski, Namowicz, Patzer, Rehberg, Tolk(e) und Vierling aus Danzig

  28. #28
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    Standard AW: In Heubude war die Hölle los

    Hallo und guten Tag Rudolf. in Heubude war die Hoelle los.von Lauental, konnten wir immer die leit Feuer sehen, bevor eine Bombe gefallen is, ein leit Feuer wird gesetzt ,um Feindliche Flieger ab zulenken vom Hafen oder der Industrie gelaende, bei Heubude wurden immer diese Feuer gesezt wir nannten Sie Bliztableiter, ich war19/45 14 jahre alt Gruss Hansgeorg

  29. #29
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    Standard AW: In Heubude war die Hölle los

    Hallo Rudolf,

    wie erging es euch denn mit und nach dem Eintreffen der Sowjetsoldaten?

    Einen schönen Gruß
    Ulrich

  30. #30
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    Standard AW: In Heubude war die Hölle los

    Hallo Ulrich ,
    ich habe über die Zeit vor und nach der Besetzung Danzig´s schon einige male im Forum Beiträge geschrieben . Besonders unter " Wie war das , als die Russen in Danzig einmarschierten " . Vielleicht wirfst Du mal einen Blick auf meinen Beitrag Nr. 8 zu diesem Thema , darin ist einiges erwähnt , was mich auch heute noch bewegt , wenn ich an diese Zeit denke .
    Einiges mehr von mir zu dieser Thematik findest Du auch zu anderen Themen , z.B. " Untergang der Gustloff " , " Keiner der Nachgeborenen hat unser Danzig gesehen " , " Erinnerungen " .
    Ich weiß natürlich , daß derartige Erinnerungen von vielen jüngeren Forumteilnehmern nicht gern gesehen bzw. gelesen werden und diese Art von Beiträgen mitunter auch geringschätzig kommentiert wurden . Aber diese Dinge waren nun einmal für alle älteren Danziger , die so etwas erlebt haben , leider traurige Realität .
    Viele Jahre habe ich alles verdrängt , aber irgendwann hatte ich doch das Bedürfnis , mich zu diesen Themen zu äußern .
    Ich wünsche Dir und allen einen schönen Tag . Beste Grüße Rudi

  31. #31
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    Standard AW: In Heubude war die Hölle los

    Hallo Hansgeorg ,
    ich glaube , die Russen brauchten 1945 keine Leitfeuer mehr setzen , um ihre Ziele zu treffen . Die deutsche Luftabwehr funktionierte zu dieser Zeit schon nicht mehr . Am Heubuder Strand gab es eine größere Flakstellung/Luftabwehr , die jedoch beim Näherrücken der Front überhaupt nicht mehr reagierte . Dadurch konnten sowohl Bombenflugzeuge wie auch Tiefflieger vollkommen unbehelligt und teilweise sehr niedrig fliegen , sodaß man die roten Sterne an den Flugzeugen ganz deutlich sehen konnte .
    Einen schönen Tag in Kanada wünscht Dir der Heubuder Rudi

  32. #32
    Forum-Teilnehmer Avatar von Peter von Groddeck
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    Standard AW: In Heubude war die Hölle los

    Hallo Rudolf,
    die Leitfeuer (Tannenbäume) wurden nicht gesetzt um die Flugabwehr abzuleken, sondern um bei Dunkelheit die Ziele zu markieren.
    Gruß Peter
    Tue recht und scheue niemand.

  33. #33
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    Standard AW: In Heubude war die Hölle los

    Hallo Peter . Du hast mich falsch verstanden, es wurden Feuer ,bei einen Luftangriff angezuended das die Bomben hier abgeladen wurden. Tannenbaeume wurden von Feindlichen Flieger gelegt die wier um Teppich or Carpet Bombardierungen for zu nehmenn Gruss hansgeorg

  34. #34
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    Standard AW: In Heubude war die Hölle los

    Hallo Rudolf. Ich war vom 1 8 1944 bis 1.4.1945 Luftwaffenhelfer bei der schweren Flakbatteri 237,1 am Heubuder Strand ImEinsatz.Es stimmt also nicht ,kein Einsatz.Wir haben immer mit unseren 8,8 Geschützen gefeuert das die Rohre glühten.Am 27.3 war es der schwerste Angriff,ich habe noch die schöne alte Holzkirche neben dem Friedhof brennen sehen.Ein Tag später haben wir drei Geschütze abgebaut die gegen die T 34 Panzer eingesetzt wurden ,wo 2 Kameraden schwer Verwundet wurden. gruss Kurti

  35. #35
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    Standard AW: In Heubude war die Hölle los

    Hallo Kurti ,
    sehr interessiert habe ich Deinen Beitrag gelesen . Wenn ich zuvor schrieb , daß von einem Einsatz der Heubuder Flak gegen die Masse der sowjetischen Flugzeuge in den letzten Märztagen nichts zu spüren war , dann war das in meiner Erinnerung so , daß die sowjetischen Flugzeuge völlig ungehindert aktiv werden konnten .
    Den von Dir erwähnten schweren Luftangriff auf Heubude am 27.03.1945 ( er ging bis in die frühen Morgenstunden des Folgetages ) habe ich selbst erlebt . Wir waren zunächst im Luftschutzkeller der Heubuder Sparkasse in der Heidseestraße wie bereits Wochen vorher , als ein deutscher Soldat mitteilte , daß er von einem Flugblatt erfahren hatte , daß die Sowjets einen Angriff auf Heubude und den mit Flüchtlingen und zurück gehenden Wehrmachtseinheiten ebenfalls überfüllten Heubuder Wald noch am gleichen Tage durchführen werden . Wir verließen daraufhin diesen eigentlich sehr stabilen Keller und gingen in Richtung Weichsel bis zum südlichen Ortsrand Heubudes . Dort gab es einen aus Baumstämmen von Soldaten errichteten Bunker auf dem sogenannten " Sandberg " , dicht neben der Dampfer-Anlegestelle , in dem wir bis zum frühen Morgen abwarteten .
    Als wir danach wieder in den Ort zurück gingen , sah man die Auswirkungen dieses Angriffs , roch den starken Brandgeruch . Die Sparkasse , die wir am Nachmittag zuvor verlassen hatten , war rechtsseitig eingestürzt . Viele Häuser aus unserer Nachbarschaft existierten nicht mehr .
    Ich glaube schon , daß die Flak am Heubuder Strand - vielleicht auch an anderen Stellen - auf diesen Luftangriff durchaus reagiert hat . Aber ich habe damals vor Erreichen des Bunkers gesehen , daß die sowjetischen Flugzeuge in Formation seelenruhig und dicht bei dicht in großer Menge anflogen .
    Von den von Dir erwähnten abgebauten Geschützen 8,8 cm habe ich vielleicht noch eins danach gesehen . Als die Russen uns am Morgen des 01.04.1945 ( es war der Ostersonntag ) aus dem Keller des Hauses Dampfbootstraße 3 holten , mußten alle Personen in Richtung Danzig gehen . In der Heubuder Straße , am Abzweig Richtung Rieselfeld , sah ich auf dieser Abzweigung mit dem Rohr in Richtung Danzig ein 8,8 - Geschütz stehend , daneben eine Unmenge von Kartuschen .
    Mir fällt in diesem Zusammenhang noch mehr ein , ich melde mich mal bei Dir direkt .
    Beste Grüße vom Heubuder Rudi

  36. #36
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    4

    Standard AW: In Heubude war die Hölle los

    Mein Großvater Kurt Jetschowski lebte bis zur Vertreibung auch in Krakau und zwar auf dem Duenenweg 3 .
    Felix Jetschowski, der Onkel von Suum Cuique, ist wenn ich das richtig verstanden habe der Großonkel von
    meinem Großvater. Weitere Verwandte aus Danzig die ich im Moment weiss sind Hintz, Köpke, Fentruhs.
    Vielleicht kann mein Großvater noch was Beitragen oder kennt ihn vielleicht sogar jemand?

  37. #37
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    Standard AW: In Heubude war die Hölle los

    Hallo Roland ( rolandth ) ,
    Deine PN ( Persönliche Mitteilung ) vom 27.11.2014 habe ich erhalten und am 28.11. mit meiner PN geantwortet . Hast Du die Antwort erhalten ? Habe versucht , Dich noch einmal auf diesem Wege anzuschreiben , aber es ging nicht , warum , weiß ich leider nicht .
    Beste Grüße vom Heubuder Rudi

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