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Thema: Ein Schicksal

  1. #1
    Forum-Teilnehmer
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    Nickelswalde
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    Standard Ein Schicksal

    Der Nickelswalder Fischer, Bruno Steinbrügger, handelte in der Niederung und im Werder mit frischen Fischen. Später verkaufte er nur noch Räucherfische,und zwar Aale und Flundern.Zusammen mir seiner Ehefrau Anna stand er vorwiegend an der Weichselfähre,die zwischen Rote Bude und Käsemark verkehrte.

    Als Nickelswalde im Jahre 1905 zum Ostseebad erklärt wurde,mieteten sich hier besonders während der Sommerferien Familien aus Danzig ein-ein Verdienst für die Ortsbewohner. Die Fischer räucherten dann für Ihre Sommergäste Lachse und Aale in dafür umgearbeiteten Blechtonnen. So frisch geräuchert waren diese Fische stets eine Köstlichkeit.
    Der Beruf der Fischer ist hart, denn nicht selten geschieht es, das sie mitten auf hoher See von einem Wetterumsturtz, z. B Gewitter mit Sturm und peitschendem Regen überrascht werden. Trotz Aufwand aller Kräfte erreicht dann nicht jeder immer das rettende Ufer, sondern muß draußen auf See sein Leben lassen.Da von berichtete auch Otto Müller (Schullesebuch 1943)
    Der Tod des Fischers ", die ich hier in etwas verkürzter Form einfüge, weil darin die Gefahren dieses berufsstandes aufgezeigt und in ergreifender Weise wiedergegeben werden.
    Es war in der Zeit der Heringszüge. Bei Hela hatten zehn Neufährer Fischer ihre Heringsmanzen aufgestellt,eine immer angeschlossen an die andere, und saßen nun im Dorfkrug, warteten auf guten Wind und gute Beute.Tagelang hatte der Küstenwind die Heringszüge schon abgetrieben, doch als es dann plötzlich windstill wurde,war der Dorfkrug leer. Die Fischer fuhren hinaus, um ihre Netze einzuholen. Sie glänzten wie silberne Bänder, weil sie mit Unmengen vonHeringen gefüllt waren. Mit diesem guten Fang machten sich die Boote nun auf den Heimweg, allen voran das des Fischers Rusch. Leicht geneigt segelte es dahin wie ein stolzer Vogel,am Ruder Fitter Rusch, der erste Fischergeselle. Mit der rechten hielt er die Schot des Großseglers, während sein Vater und Wilm Mollin an den Netzen hantierten. Da zog im Norden eine steile, dunkle Wolkenwand auf !"Hälst ok de Schot goot fast?" Jo,Voder!" Da tönte auch schon ein tiefes Grollen durch die Luft. Jetzt setzte sich der alte Fischer Rusch ans Steuerruder und rief: Runger met de Sägels,blos de Fock blievt!" Er schob sein Priem jetzt in die andere Zahnlücke. Die ersten schaumgekrönten Wellen kammen heran, Fitter und Wilm schmiegten sich dicht an den Mast, sie erwarteten ja noch viel von Leben! Der Wind war inzwischen zum Orkan geworden, das Boot schleuderte hinauf und hinab. Fischer Rusch biß jetzt die Zähne aufeinander, ihn mochte das Meer ja fressen,aber doch nicht das junge Blut dort an dem Mast! Er faßte das Ruder noch fester, das Boot bebte in allen Fugen, wie eine angeschossene Wildente hastete es flügellahm auf dem Wasser dahin. Eine riesige Welle hob den wunden Kahn plötzlich ganz hoch und warf ihn dann jäh in die Tiefe. Zu spät richtete er sich wieder auf, drei Menschen kämpften jetzt mit den wilden Wogen des Meeres, aber das Meer hat ihrer zu viele! Zur selben Stunde riß der Sturm an den grünen Fensterläden der "Greenoogkat" (Grünneaugenkate ) in Neufähr, zerrte am Strohdach, warf die Bodenluke zornig hin und her und pfiff durch die "Uleflucht" eine schaurige Melodie. Peter, Peter !" rief Mutter Rusch aufgeregt, hör de Storm, on Voder on Fitter send buten op dem Woader! " Peter stürmte hinaus, rannten durch den Wald dann über die Dünen. da war das grausame Meer! Peter ballte beide Fäuste: Du! Du" Aber das Meer brauste und schäumte nur,-schäumte und brauste ! Noch ein anderes Boot war untergegangen , so das in fünf Fischerhäusern Tote aufgebahrt waren, ein Wehklagen und Weinen ging durchs ganze Dorf ! Der kleine Friedhof in Bohnsack war gedrängt voll, ernst und schweigend sah der dunkle Föhrenwald herab. Fast alle Dorfbewohner waren versammelt und folgten tief bewegt den Worten des Pfarres. Peter Rusch aber war/s als strich seines Vaters schwielige Hand über sein blondes Haar.
    von Heinz Albert Pohl Lübeck hier veröffentlich mit freundlicher Genehmigung des Autors, aufbereitet von Heinz Mandey

  2. #2
    Forum-Teilnehmer Avatar von asgaard
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    Standard AW: Ein Schicksal

    Hallo Heinz,

    danke für diese ergreifende Geschichte von Heinz A.Pohl.

    Ich kann es mir richtig bildlich vorstellen, weil ich in Eckernförde wohnend oftmals so einen Sturm aus Nordost und das in die Bucht hereintreibende blauschwarzgrüne Wasser mit weißen Schaumkronen öfter selbst im Hafen erlebt habe. Damals gab es viel Fischerboote, aber das waren schon Kutter, die schaukelten gefährlich hin und her. Für uns Kinder war es richtig beängstigend wenn man am Hafen stand und aufs Meer schaute.

    Schreib doch bitte mehr solche Geschichten von Hein Pohl, die das wahre Leben aus der Danziger Niederung schrieb, mit seiner Genehmigung und nur wenn Du Zeit hast.
    Er hat doch auch allemöglichen Bücher geschrieben und Auflistungen und Archive aufgelegt oder nicht. Möglicher Weise kannst Du ja mal eine Aufstellung machen, was er so alles zusammengetragen hat.

    Ich habe gelesen ,dass er ein Spezialist für diese Gegend also Niederung, Werder usw.ist.

    Warum hört man so wenig über Ihn im Forum, außer von Groß Zünder mit der Glocke und hat er nicht auch da ein Werk geschrieben??

    Es grüßt Dich herzlich

    Wolfgang
    http://www.momente-im-werder.net/01_Offen/40_Nickelswalde/03_Photos_Pohl/01_Photos_Pohl.htm

    Du kannst dir nicht aussuchen was im Leben passiert, aber du kannst dir aussuchen wie du damit umgehst.

  3. #3
    Forum-Teilnehmer Avatar von vklatt
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    1,435

    Standard AW: Ein Schicksal

    Hallo Heinz,

    eine sehr ergreifende Geschichte. Wenn ich mir so vorstelle, was mein Groß-und meine Urgroßväter

    wohl so alles erlebt haben. Wirklich ein sehr hartes Leben.

    Herzliche Grüße

    Vera

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