Guten Morgen ins Forum.
Erwins Wunsch, seinen Bericht dem Forum zugänglich zu machen, will ich gern entsprechen.
Er selbst ist immer noch nicht "befugt".
Mit Grüßen von Christa
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Habe es hoffentlich richtig erfaßt. Im Forum Danzig bin
ich bis zur Änderung des Programms Mitglied gewesen.
Habe sehr viel geschrieben und auch schon früher in der
alten Danzig-L (Liste) organisiert von Wolfgang Naujocks,
den ich 2001 auf einer Danziger Kultur-Tagung "Gedanum"
in Bad Godesberg kennen lernte. Die von mir verfaßten
Lebenserinnerungen stehen unter Google, zu finden unter
Eingabe meines Namens "Erwin Völz" als Suchbegriff.
Auch unter "Praust" sind Erinnerungen von mir eingestellt.
Meine Mutter ist eine geborene Lau, geb, 1903 im Landauer
Bruch. Ihr Bruder, mein Onkel Georg Lau war verheiratet
mit einer Erna, Geburtsname nicht bekannt, Tante Erna
stammte aus der Kaschubei. Da hatte ich zwei Vetter,
Hartmut und Heinz Lau. Mit Hartmut hatte ich kaum
Kontakt, weil er bei seiner Kaschubischen Oma lebte.
Mit Heinz und seiner Mutter Erna Lau, waren wir noch
im Mai 1945 zusammen. Das Land stand noch im
Juni 1945 unter Wasser. Der Bauernhof im Landauer Bruch
lag auf einer Wurt auf Höhe 1,10 m ü.NN. Im Meßtischblatt
ist er eingezeichnet. 1998 habe ich ein DIA gemacht. -
Heinz Lau soll vor Jahren hier als Binnenschiffer am Rhein
tätig gewesen sein. -
In Danzig selbst war der Name Lau häufig vertreten, das kann
ich dem Einwohnerbuch 1940/41 entnehmen. Meine Mutter
war die Jüngste von 13 Kindern. Auch Brüder meine Mutter
lebten in Danzig, Gottswalde und Scharfenberg a.d. Mottlau.
Meine Großmutter war eine geborene Markurland.
Von Helfern, den polnischen Landarbeitern, die schon vor
1930 sehr viel in der Danziger Niederung gearbeitet haben,
hat meine Mutter erzählt. So hat auch ein Bruder Georg Lau
seine spätere Ehefrau Erna, eine Kaschubin, kennen gelernt.
Selbst habe ich dann während des Krieges viele "Fremdarbeiter"
erlebt. Sie bewegten sich frei ohne Bewachung, durften dann
aber im Krieg nur im Ort ohne Aufsicht arbeiten. Sie kamen
auch als Kutscher mit beladenen Rübenwagen zur Prauster
Zuckerfabrik und fuhren leer wieder in die Niederung zurück.
Auch auf dem Gut Praustfelde gab es sie in großer Zahl.
Sie mußten zur Erkennung ein "P" auf gelber Raute an der
Jacke oder Mantel tragen. Die Ukrainer ein "U" auf blauer Raute.
Selbst bin ich als Junge, mit dem Fahrrad sehr viel in der
Danziger Niederung unterwegs gewesen und habe davon auch
geschrieben. In meinen Unterlagen befindet sich auch eine
Schrift von Hans Joachim Claassen aus Müggenhahl:
"Das Land der Väter mit der Seele suchend" Auch ein altes
Foto eines Hofes aus Müggenhahl, mit Vorlaubenbauteil,
befindet sich dabei. Es ist herrlich heimatlich darin zu lesen.
Beschreibungen von Niederwildtreibjagt in Hundertmark
und Pferdezucht. Beschreibung der Weihnachtszeit auf
dem Land. Frühjahrsbestellung und Vorratswirtschaft.
Beschreibung der Deputat- und Naturalentlohnung.
Schlittschuhfahren auf den Entwässerungsgräben und der
Laake, bis nach Krampitz. Schlittenfahrten mit Pferde-
gespann und ein schönes Bild der alten Landwege,
mit Kopfweiden, die immer abgeerntet wurden für Fertigung
von Faschinen und Steinwalzen, zur Verwendung im Flußbau,
oder zur Verwendung bei der Erstellung der Wurten im Mittel-
alter, das sind Hofhügel, auf denen dann unsere Vorfahren ihre
Höfe erbauten. Weiter dienten die Weidenruten als Flechtmaterial
für Körbe und Kiepen. Der Rest von zu starkem Astwerk wurde
zerhackt und diente zur Beheizung der Kartoffeldämpfer, Herde
und Backöfen, zum Backen von Brot und Kuchen.
Um den 1. März 1945 gab es eine Erschießung in Praust, die ich
gesehen habe und die unter "Praust" von mir beschrieben wurde.
Dabei handelte es sich um ein kaschubisches Hausmädchen
und einen polnischen Landarbeiter, die sich versteckt hatten
und in einem Haus in Praust das Kriegsende erwarten wollten.
Also viel Erlebnisstoff der nicht verloren gehen sollte.
Das Leben läßt sich nicht zurückdrehen und es bleibt zu
erwarten, wenn nun Danzig zur Millionenstadt erweitert
werden soll, geht noch mehr der alten Spuren verloren.
Herzliche Grüße an Alle die mich mögen und zum Ärger
an Jene, die mir "weinerliches Gezetere" nachsagten.
In Gedanken an meine Heimat verbleibe ich Erwin Völz