Schönen guten Abend,
Danzig war eine der ersten Städte Europas mit funktionierender Kanalisation.
Bis dahin war es aber ein langer Weg. Bis zur Mitte des 19. Jahrhunderts wurden die Abwässer überwiegend in die Mottlau geleitet. Zu dieser Zeit wies die Mottlau eine gewisse Strömung auf und so wurde der ganze Schiet in die Ostsee abgeführt.
Das änderte sich... - wann???
Was heute kaum jemand weiß: Der Weichseldurchbruch 1840 bei Neufähr hatte zur Folge, dass sich der Wasserstand in der Mottlau kaum mehr veränderte. Das mittlere Gefälle zur Ostsee hin betrug nur mehr ca. 5cm. Die Mottlau war zum stehenden Gewässer, zur gesundheitsgefährdenden Kloake verkommen.
Ich werde zum Thema "Danzigs Entwässerung / Kanalisation" in der nächsten Zeit mehrere Beiträge bringen.
Hier ein Auszug aus dem Buch von 1865 "Die Reinigung und Entwässerung der Stadt Danzig" von E. Wiebe, Geheimer Ober-Baurath":
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Es handelt sich in erster Reihe um die Verbesserung des Gesundheitszustandes und um die Verlängerung des Lebens vieler Tausende von Einwohnern. Dazu kommt der Gewinn an Behaglichkeit für die Bewohner der Stadt, durch die reinere Luft auf den Straßen sowohl, als in den Häusern und Höfen, nach Beseitigung der Ursachen so vieler übelen Ausdünstungen und der Feuchtigkeit in den Kellern und Mauern, die Möglichkeit der Verbesserung des Straßen-Verkehrs und die Erleichterung des Wirthschaft- und Gewerbe-Betriebes. In letzterer Beziehung möge die Hindeutung genügen, mit welchen Schwierigkeiten und Misständen die Einrichtung von Bädern, Wasch-Anstalten, öffentlichen Abtritten und Urinir-Anstalten, Schlächtereien, Gerbereien, Seifensiedereien, Gas-Anstalten, chemischen Fabriken, ja selbst von Pferde- und Viehställen im Inneren der Stadt verbunden ist, so lange es an einer leichten und unschädlichen Ableitung der verunreinigten Abflüsse fehlt. Wie viel leichter und vollkommener lassen sich die oft beschränkten Räumlichkeiten eines städtischen Grundstückes ausnutzen, wenn allen derartigen Bedürfnissen, ohne polizeiliche Hemmung und ohne Belästigung der eigenen Wohnlichkeit, Abhülfe verschafft werden kann.
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