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Thema: Die Kathedrale von Oliva

  1. #1
    Forum-Teilnehmer Avatar von Rudi Bellon, + 24.08.2010
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    Standard Die Kathedrale von Oliva

    Eingebettet zwischen sanften Hügeln und weitem Meer,zwischen
    Wäldern und Wiesen und wogendem Feld liegt vor den Toren der
    alten Stadt Danzig einer der schönsten Orte der Welt:Oliva.

    Nichts geht über Stunden des Träumens in dem uralten Schloßpark,
    nichts über ein versunkenes Schreiten in den schweigenden,
    Laubengängen,nichts über den wundervollen Blick durch die lange
    Buchenallee auf das Meer,das durch eine glückliich gelungene
    Täuschung unseres Blickes am Ende des von den hochgewachsenen
    Hecken umsäumten Weges zu liegen scheint.
    Und inmitten dieser gesegneten Landschaft erhebt sich eine
    Kostbarkeit unter den Kirchen Deutschlands:die hohe langgestreckte
    Zisterzienserkirche,die Kathedrale von Oliva.
    Imletzten Viertel des 12.Jahrhunderts hatten die Herzöge von Pomerellen
    deutsche Mönche in das Land gerufen,und so war im Jahr 1178 das
    Kloster ad montem olivarum oder beatae Mariae virginis de Oliva,wie
    es auch genannt wurde,vollendet.Im Beginn des folgenden Jahrhunderts
    zweimal von den heidnischen Pruzzen zerstört,wurde es immer wieder
    aufgebaut,und im Jahre 1350 bekam die machtvoll hingedehnte
    Basilika die Form,vor der wir heute in stummer Bewunderung stehen.
    Überwältigendwie der äußere Bau erschließt sich unserem Blick die
    schlichte des Inneren.Ehrfürchtig gleitet unser Auge durch das hohe
    Mittelschiff zu dem Hochaltar,der von vierzehn Säulen getragen wird.
    Der schwarze Marmor dieser Säulen ist in Kriegszeiten zum Schutze
    gegen Raub und Plünderung mit einer grauen Farbe überzogen worden,
    die sich im Laufe der Jahrhunderte so fest mit dem Marmor verbunden
    hat,daß sie sich nicht mehr entfernen ließ.
    Das Hauptbild des Hochaltars stellt die weihevolle Hingabe des Klosters
    an seine Schutzpatronin dar,ihr gegenüber strahlt im himmlichen Glanze
    der heilige Bernhard.Betende Mönche erflehen den Schutz des Himmels
    für den frommen Bau,den sie errichten durften.
    Außer diesem im Jahre 1688 erbauten Hochaltar besitzt die Kathedrale
    22 Seitenaltäre,von denen der holzgeschnitzte St.Trinitatisaltar,der
    bis 1688 Hochaltar war und von dem Meister W.Spörer in achtjähriger
    Arbeit von 1604 bis 1612 geschaffen wurde,uns in seiner innigen
    Schönheit unfergeßlich ist.
    Mit ihmsind noch drei Holzschnitzwerke in unserer Erinnerung,die aus
    Lindenholz geschnitzte reichvergoldete Kanzel,die uns die Wundertaten
    des Heiligen Bernhard erzählt und deren Krönung über den vier
    Evangelisten de auferstandenen Heiland mit der Siegesfahne darstellt,
    das kunstvolle Chorgestühl der Mönche und das im Jahre 1604 gefertigte
    Gestühl des Abtes Konarski,das bei der Umwandlung der Klosterkirche
    zur Pfarrkirche im Jahre 1831 entfernt 58 Jahre später,nachdem man
    seinen hohen künstlerischen Wert erkannt hatte,wieder an seinen alten
    Platz gebracht wurde.
    Eine besondere Kostbarkeit der Kathedrale ist die große Orgel,die in fast
    dreißigjähriger Arbeit von dem Mönch Johann Wulff vom Jahre 1763 ab
    erbaut wurde.Sie besitzt über 100 Registerzüge,84 klingende Register,
    5100 Pfeiffen und 19 Nebenzüge.Bei den Klängen der Orgel bewegen
    sich die Engel,dei das aüßere Werk schmücken,mit strahlenden Posaunen.
    Unter den zahlreichen Schätzen fällt besonders der Baldachin auf,de
    in prächtiger Goldstickerei an seiner Himmelsfläche das Klosterwappen
    Olivas trägt-die heilige Jungfrau mit den Jesuskinde auf einem Olivenbaum.
    Dieser Baldachin ist eine Arbeit der Königin Christine von Schweden,
    der Tochter Gustav Adolfs,die außer diesem Werk sieben kostbare
    Altäre dem Kloster stiftete,um dadurch den unter der Regierung des
    Vaters zugefügten Schaden ihres Vaters wiedergutzumachen.
    Dicht neben dem Haupteingang und vom Hauptschiff durch zwei eiserne
    Gittertüren getrennt,liegt die schöne Marienkapelle,deren Altar aus dem
    Jahre 1630 stammt.
    Nahe der Sakristei gelangt man in die Kreuzgänge des Klosters,über denen
    die Mönchzellen ,der Schlafsaal und die Bücherei lagen.Der frühere
    Kapitelsaal mit einem Marmorportal,der wie die Kreuzgänge noch aus dem
    Jahre 1530 stammt,wurde später zur Vergrößerung der Sakristei hinzu-
    genommen.In dem großen Sommerrefektorium zeigt ein interessanter Fries
    die Brustbilder von 50 Äbten bis zum Jahre 1740.Das letzte Feld ist leer
    geblieben,nur der Name des Abtest steht darunter:Joseph Hyacinth
    Rybinski.
    Das Winterrefektorium ,berühmt als sogenannter Freidenssaal ist jener
    Raum,in dem um die Mitternachtsstunde des 3.Mai 1660 der Frieden
    zwischen Schweden,Polen,Frankreich und Brandenburg nach sechs Jahren
    Krieg und Not abgeschlossen wurde.Schön ist die Inschrift,die eine Umstellung des Wortes Oliva in Viola zeigt und deren deutsche Übersetzung lauten würde ie Veilchen heilen und verletzen nicht.
    So tat es Oliva...
    In dem lichten Raum des Kreuzganges hat vor vielen Jahrenhunderten
    ein Olivenbaum gestanden.Später wurde ein Ölbaum kunstvoll aus Messing errichtet,dessen Blätter und Früchte den Mönchen das Wasser für die
    vorgeschriebenen Waschungen der Hände nach den Mahlzeiten spendenten.Dieses Kunstwerk ist im Dreißigjährigen Krieg verloren gegangen.Später grünten an seiner Stelle die breiten Blätter einer Palme.

    Wie bescheidene Trabanten erheben sich neben der Kathedrale die beiden
    Abteischlösser. Das alte Speicher und Marstall des Abtes war unverändert
    erhalten,das neue,ein anmutiger Rokoko,erhielt später das Staatliche
    Landesmuseum für Danziger Geschichte.
    Vor diesem entfaltet sich ein wundervoller Blumenflor.Rosen und blauer
    Rittersporn blühen verlangend zu den roten Backsteinbögen der
    Kathedrale auf,durch die hindurch sich unser Blick in die Tiefe des Himmels
    verliert.
    Alexander von Humboldt nannte Oliva den drittschönsten Ort der Erde.-
    Wir aber wußtenin den hindämmernden Abendstunden unter den alten
    Buchen des Schloßparks,umfangen von der heiligen Mystik der Kathedrale,
    daß kein Ort der Welt schöner sein kann als Oliva.

    Von Robert Seitz
    _________________________
    [COLOR=teal]Gruß von Rudi

  2. #2
    Benutzer Avatar von hardemrk
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    Standard Die Kathedrale von Oliva

    Hallo Rudi,

    vielen lieben Dank für diesen Aufsatz über die Oliva`er Kathedrale.

    Ich werde diesen ausdrucken und wenn ich im August in Oliva bin, werde ich mich vor das Portal setzen und versuchen diese Gedanken zu spüren.

    Mit diesen Zeilen bringst Du eine ganz besondere Seite in mir zum klingen.
    In der Olivaer Kathedrale sind fast alle meiner Verwandten Mütterlicherseits,
    getauft, getraut und leider auch eingesegnet worden.

    Da meine Mutter ihre Heimat mit nur 11 Jahren verlassen musste und meine Großmutter nie über Oliva redete sind viele Geschichten und Begebenheiten leider verloren gegangen.

    Mit Beiträgen wie den Deinen, bringst Du meiner Mutter die Heimat wieder nah und gibst mir die Möglichkeit den Verlust meiner Mutter und meiner Großeltern zu erfassen.

    Vielen, vielen Dank aus dem Schwarzwald (wo es gerade schneit)

    Mirko (Mirek)

  3. #3
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    Standard

    Hallo,

    weiß jemand etwas über das Schicksal der Kathedrale von Oliva nach dem Einrücken der sowjetischen Truppen?

    Soldaten sollen damals auf dem Dachboden der Kathedralke Feuer gelegt haben. Der damalige Sakristan soll beherzt mit einer Reihe von Männern diese Feuer gelöscht haben, so dass die Kathedrale für die Nachwelt erhalten blieb. Der Sakristan ist später mit seiner Familie nach Westdeutschland ausgereist. Die Gemeindesoll ihm und seinen Nachkommen für die Zukunft freie Unterkunft garantiert haben.

    J.Langfuhr

  4. #4
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    90

    Standard AW: Die Kathedrale von Oliva

    Tja, sehr lange verheimlichen Geschichten sollen jetzt Tageslicht erblicken.

    Bis 1990 alle Schaden während des Zweiten Weltkrieges in Oliva deutsche Truppen
    ausgerichtet haben. So war damals die Propaganda.
    Also ich habe aus der ersten Hand Information erhalten, dass schon Mai-Juni die Russen
    die Ausbau von Kathedralenorgel angefangen haben. Weil schon die neue polnische Einwohner
    lauter Protest an Danziger Stadtrat und russischen Kriegsverwaltung eingerichtet
    haben, da die Russen die Demontage gestoppt haben. Die ganze Orgel soll in Leningrad,
    heutigen St. Petersburg, wieder zusammengebaut werden soll.

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