Im August und September des Jahres 1901 fanden im nördlichen
Westpreußen Kaisermanöver statt,be deren Abschlußes darum ging,
die Eisenbahnlinie Dirschau-Berlin gegen die angreifende Partei zu
behaupten.
Nach Beendigung der Manöver bot sich am 15.September in Danzig
ein besonderes militärisches Schauspiel.Das damals in Posen in Garnison
stehende 2.Leibhusaren-Regiment Königin Viktoria von Preußen,das an
den vorherigen Kaisermanövern teilgenommen hatte,wurde von
Kaiser Wilhelm II.in der Atilla der 1.Leibhusaren vom jenseitigen Stadtende
am Langgarter Tor in seine neue Garnison Danzig-Langfuhr eingeholt.
Zur Seite des Kaisers ritt der damalige Oberst August von Mackensen
als Kommandeur des 1.Leibhusaren-Regiments,das mit dem
2.Leibhusaren-Regiment zu einer Brigade vereinigt wurde.Zu ihrem
Kommandeur ernannte der Kaiser in besonderem Gnadenbeweis
Oberst von Mackensen,der am 1.Oktober 1869 als Einjährig-Freiwilliger
bei dem 2.Leibhusaren-Regiment in Lissa (Posen)eingetreten war.
Oberbürgermeister Clemens von Delbrück,der bis zum November-Zusammenbruch 1918in hohen Staatsstellen bis zum Stellvertreter des
Reichskanzlers und zuletzt Chef des Kaiserlichen Zivilkabinetts gestanden
hat,entbot dem 2.Totenkopf-Reiterregiment den Willkommensgruß der
Stadt Danzig.
Zu einem unvergeßlichen Erlebnis wurde es dann den vielen tausenden
Zuschauern auf dem Langen Markt in Danzig,als sich von hier aus der
Kaiser an die Spitze der beiden zu einer Leibhusaren-Brigade vereinigten
Totenkopf-Reiterregimenter setzte und sie in glänzender Kavalkade
durch die Stadt in die Kasernen nach Danzig-Langfuhr geleitete.
Größere Festlichkeiten,die ursprünglich im Anschluss an die westpreußischen Manöver in Danzig geplant waren,mußten abgesagt
werden infolge der Trauer um die Kaiserin-Mutter Friedrich,die am
5.August 1901 auf ihrem Witwensitz des Schlosses Friedrichshof
bei Cronberg am Taunus entschlafen war.
Sie führte als älteste Tochter der englischen Königin Viktoria,die am
22.Januar 1901 im 82.Lebensjahre gestorben war,auch den Namen
Viktoria als gleichzeitige Königin von Preußen und war Chefin des
2.Leibhusaren-Regiments gewesen,das in Danzig seine neue Garnison
bezogen hatte.
Die Nachfolgerin als Chefin des 2.Leibhusaren-Regiments wurde von
Kaiser Wilhelm II.,der selbst Chef des 1.Leibhusaren-Regiments war,auf
seine einzige Tochter Prinzessin Viktoria Luise übertragen,die im
Jahre 1913 im Zeichen der Aussöhnung des Hohenzollernhauses mit dem
Welfenhause die Gemahlin von Herzog Ernst August von Braunschweig
wurde.
Noch einmal sah Danzig im Jahre 1910,als die Garnison der Leibhusaren,
ein glänzendes militärisches Schauspiel,als Prinzessin Viktoria Luise dem
kaiserlichen Vater als Chefin das 2.Leibhusaren-Regiment auf dem großen
Exerzierplatz in Parade vorführte.
Im Jahre darauf -1911-übernahm dann Kronprinz Wilhelm als Kommandeur
das 1.Leibhusaren-Regiment in Danzig-Langfuhr im Kommandobereich
des Generals der Kavallerie August von Mackensen,Kommandeurs des
westpreußischen XVII.Armeekorps.Die ihm bei der Jahrhundertfeier der
Leibhusaren (1908) besonders verliehene Uniform der 1.Leibhusaren hat
Generalfeldmarschall von Mackensen bis zu seinem Ableben am
8.November 1945 in Wienhausen (Hannover) getragen.
Unter den Augen von Mackensens,des "vollendeten Leibhusaren"aus
einer in mehr als vier Jahrzehnten erprobten reiterlichen Tradition,wuchs
Kronprinz Wilhelm zwei Jahre hindurch in Danzig in die Verantwortlichkeit
des Führers der Reitertruppe der Totenkopfhusaren.
Sie konnten ihre Entstehung auf einen Befehl des großen Preußenkönigs
Friedrich vom 9.August 1741 aus dem märkischen Lager Göttin zurück-
führen.
Seit 1808 waren die Totenkopfhusaren in Anerkennung einer rühmlichen
Reitertat bei Heilsberg (1807) Leibregiment der Preußenkönige,und seit
1818 standen die 1.Leibhusaren ohne Unterbrechung über ein Jahrhundert
bis 1920 in Garnison in Danzig.
Die Tradition der beiden Totenkopf-Husarenregimenter wurde dann bei der
deutschen Reichswehr im Reiter-Regiment 5 in Stolp in Pommern fortgeführt.In der Attila der schwarzen Husaren ist auch Kronprinz Wilhelm
in die Ewigkeit eingegangen.Es dürfte sein besonderer Wunsch gewesen
sein,im Gedenken an die in Danzig verlebten Jahre,die er als die schönsten
seines Lebens bezeichnet hatte.
Von Arthur Lenz
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Grüße von Rudi