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Thema: Ohra 1944/1945

  1. #1
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    Standard Ohra 1944/1945

    Liebe Erinnerungsgeneration,

    in meinem 12. und 13. Lebensjahr war für den
    Danziger Raum 1944/45 die größte Zerstörung der
    alten historisch gewachsenen Stadt angebrochen.
    Dabei ist die totale Zerstörung im Zentrum passiert.
    Wer sich mit den georaphishen und historischen
    Bedingungen jener Zeit beschäftigt, kann erkennen,
    daß die vorrückende Front der sowjetischen Armee,
    durch Pommern an die Ostsee und dann von Norden
    kommend auf Danzig vorgerückt ist.
    Dadurch sind die südlichen Ortschaften Praust bis
    Ohra verhältnismäßig wenig zertstört worden.
    Der mit Panzern geführte sowjetische Frontvorstoß,
    dem die Deutsche Wehrmacht keine gepanzerte Kraft
    mehr entgegen zu setzen hatte, wurde militärisch
    über trockenes Land Pommerns, zur Abrieglung an
    die Ostsee geführt.- Mein Vater als Lokführer, der kein
    Wehrmachtsangehörigrt war, aber sogenante Dienstverpflichtung
    hatte, mußßte in den letzten Monaten den sogenannten
    Befehlszug fahren, der täglich den Standort wechdelte.
    Davon hat er mir berichtet, daß die Reichbahn eingesetzt
    wurde, um die restlichen gepanzerten deutschen Fahrzeuge,
    im Januar/Februar 1945 per Güterzug, aufgetankt und mit
    Munition bestückt, gen Süden in Richtung Thorn fahren mußte,
    um Sprit zu sparen und die dann dort in den letzten Kampf
    geschickt wurden. Das war für die Deutschen Soldaten ein
    Todeseinsatz. Also ein Opfer für den zerstörerischen, sinnlosen
    Widerstand bei Danzig. Es sei denn man rühmt ihren Einsatz
    für die 2 Millionen Flüchtlinge über die Ostsee, die den
    Grausamkeiten der Sieger entkommen konnten.
    Die Zerstörung Danzigs ist eine Folge der eingesetzten
    amerikanisch-britischen Luftangriffe in der zweiten
    Märzhälfte 1945 und der von Norden einrückenden sowjetischen
    Armee. Die alte Stadt wurde im Bodenkampf mit feuerentfachenden
    Waffen der Stahlinorgeln, sog. Werferwaffen, die auch Brände
    entfachen konnten, bekämpft. Aus späteren im Fernsehen
    gezeigten sowjetischem Filmmaterial, beim Kampf im Stadtbereich
    Berlins, wurden Kamfhandlungen gezeigt, deren brandauslösende
    Beschießung von Phosphorgranaten herrürte. Das ist erkennbar
    an "tropfendem" Feuer an massiven Hausfassaden.
    Und im letzten Vorrücken in Danzig, durch die schon daniederl
    iegenden Haus-Trümmer, der mit vielen brennbaren Bestand-
    teilen vermengt war, wurden immer wieder weitere Brände
    entfacht. - In meinem Beitrag INFERNO DANZIG 28.3.1945,
    den ich schon vor über 15 Jahren geschrieben habe, bezeuge
    ich wie die sowjetischen Truppen im Trümmerfeld mit
    Flammenwerfer, die letzten Wiederstände erstickt haben.
    Wir als Zivilisten waren ja aus den Bunker sofort herausgetrieben
    worden und dadurch im Kampfgetümmel schutzlos involviert.
    Sowjetische Panzer konnten in jenen Trümmerbergen nicht fahren.
    Weiter ist mir aus Berichten jener Zeit bekannt geworden,
    daß man auch Keller, in denen zahlenmäßig viele Tote
    zurückgeblieben waren, mit Flammenwerfern ausgebrannt hat,
    um die Entstehung von Seuchen zu verhindern. Im o.g. Bericht
    INFERNO, habe ich geschrieben, daß neben dem Ausgangsloch des
    Bunkers unter dem Heveliushaus, in der Baumgartschen Gasse
    viele verbrannte Leichen lagen.
    Von Dresden 1945, ist diese Vorgehensweise beschrieben
    worden, daß man auf Schienenrosten in der Stadt, große
    Einäscherungen vornahm, um die Seuchengefahr zu verhindern.
    Die Beerdigung von Kriegsopfern in Oliva 1945, zu der uns
    die sowjetische Armee zwangsweise einsetzte, habe ich
    ebenfalls vor Jahren beschrieben.
    Das schreibe ich hier nochmals nieder, um meine Erinnerungen
    einzufügen. Das geschieht nicht aus "Lust" am Kriegsgeschehen,
    sondern um wahrheitsgemäß jene schreckliche Zeit zu beschreiben.
    Sie ist eingebunden in meine eigenen Erinnerungen und war
    ab 1945 in der heranwachsende Jugend in Deutschland-Ost
    und -West die Forderung "NIE WIEDER kRIEG".
    Vielmals habe ich erfahren müssen, daß Niederschriften unserer
    Generation aus dieser finsterten Zeit ünerwünscht, wenn
    nicht sogar "feindlich" eingeschätzt wurden.
    Den neuen Staatsformen in Ost und West fiel es auch sehr
    schwer, eine neue Wehrmacht aufzubauen, in der sich dann
    auch Deutsche gegenüberstanden.
    Sind wir dankbar darüber, daß in Europa ein Krieg zwischen
    Ost und West verhindert werden konnte.

    Allen eine friedliche Zukunft wünschend verbleibe ich
    Erwin Völz.

  2. #2
    Forum-Teilnehmer
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    Standard AW: Erinnerungen an Ohra

    Hallo Erwin,

    ich habe zwar das Inferno selber nicht erlebt aber oft davon erzählt bekommen. Mein Vater war damals genauso alt wie du, meine Mutter 5 Jahre jünger. Gerade für Kinder sind solche Erlebnisse grausam.....und was noch grausam ist, ihr seid die Generation, die am meisten verloren hat; ihre Kindheit und Jugend. Etwas, das im Menschenleben so kurz und unwiederbringlich ist.

    NIE WIEDER KRIEG (steht übrigens auch auf Westerplatte in Großen Lettern) - ich hoffe, dass dieser Spruch wahr bleibt, für mich und alle meine Nachfahren.

    Vielleicht sollte man solch ein Zentrum eröffnen - ein Zentrum gegen Krieg!

    Denn der Krieg hat viele häßliche Gesichter und der letzter Weltkrieg hat all' diese Gesichter gezeigt.

    Viele Grüße
    Magdalena

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