Affentheater

Na, meine Härren, ich seh all, Se sind ja nachen Aschermittwoch wieder oho, Se hahm kein Konfätti mehr inne Haare und inne Ohren und machen wieder normale Danzjer Jesichter: ärnst und ehrbar wie ne Flunder. Se sind also glicklich durchjekommen durchem Danzjer Carneval. Hier dirf ich das Wort ja aussprächen. Zu Haus bei mir jeht das nich. Eher mit de brännende Ziehgarr en Bänzinfass umfillen als vor meine Ollsche etwa sagen "Carneval" oder "Bockbier" oder gar "Urwald"! Dänn äxplodiert die neemlich und spielt mit mir Volkstach.

Was! Wie ich mir im "Urwald" amesiert hab? Garnich dajewesen! War nich neetich! Ich hätt zu Haus' Urwald jenuch! Wilder jeht nich! Kampf zwischen Orangutang und Tijerin! Das hätten Se sollt jesehn hahm! Dänn weer Ihr Bedarf an Carneval vleicht jedäckt jewesen. - Prost!

Tja, von wejen die Affenzucht zu Fastnacht, das kam ganz einfach, wie das im Leben so kommen kann. Ich jedenfalls fiehl mir ganz unschuldich. Das konnt Ihn' ebenso gut passiert sein! Aberrr!

Sehn Se, mein Freind Adolf trifft mir Dienstach nachmittach und saacht mir, dass se wollen mit paar Bekannte und Besuch von außerhalb bisschen Danzjer Carneval jenießen. Nu soll's auch im "Urwald" jehn. Und da will er als Aff jehn, als Orangutang! Passt doch fierm Urwald. Aber er mecht die vorher nuscht sagen als was er jehn tut. Und däshalb hätt ich woll nuscht nich dajejen, wänn er das Affenkostiem an mir in meine Wohnung schicken lässt und er sich dänn bei mir nachher umziehn tut. Er freit sich neemlich riesich darauf, wie es wird, wänn ma ihm nich äkännen tut.

Na, die "Freide" war ja vleicht nich ganz anjebracht. Prost!

Außerdem meint er noch, die Ieberraschung bei de Demaskierung weer dänn um so greeßer. Da' hätter rächt, die war sogar sehr groß, gradezu riesich!

Ich sag: "Jawoll, lass zu mir schicken, natierlich, is ja nuscht dabei!" und dänn jeh ich inne Stadt noch was besorjen und mach en kleinen Spaziergang, kicken, ob se all anne Eläktrische nach Heibud arbeiten. Weehrend ich ahnungslos in ne Jejend rumstachater, passiert bei mir zu Haus' foljendes: Meine Ollsche, wo doch von nuscht nich weiß, will noch nache Marchthall nach Kumst jehn, da klingert en kleines Meedchen: "Is hier vleicht richtich bei Härr Poguttke?"
"Ja, mein Kind, das is mein Mann, aber er is nich zu Haus. Was soll dänn sein, mein Kind?"
"Ach, ich bring bloß das Beställte fier heit ahmd und sollt doch man bloß noch sagen, der Härr mecht sich doch man bloß vorsehn, dass ihm der Zagel nich wieder ausjerissen wird! Neemlich jätz, wo der "Urwald" is, hahm sich unsre Kunden jedesmal dem Zagel abreißen lassen, und wä missden ihm dänn nachher immer wieaer erst anneehen lassen. Aber trotzdem, saacht de Frau, sollt ich beställen, der Härr mecht sich bloß vorsehn, dass se ihm nu nich wieder dem Zagel ausreißen, dänn jeht neemlich das Fäll mit. Und dänn is der Aff nachher nieh mehr zu reparieren!"

Kenn' sich ja vorställen, meine Härren, wie sich meine Ollsche da innen Fragezeichen väwandelt, de Luft blieb ihr wäch, se ästarrt zur Salzstang wie Frau Loth, jibt aber das kleine Meedchen en Dittchen, nimmt das Paket und - neijierich, wie de Langhaarjen ja nu sind - wird se's drinnen gleich aufschnieren. Schon kickt ihr son großer Orangutangkopf an, schon sieht se das Affenfäll fier Adolf mit den sauber zusammenjekringelten Zagel. Frisch vom Sattler anjeneeht.
Na, und ob ihr der Roogen hochjeht! Also, sie das Paket wieder verschniert. Dänn rein jestirzt inne Stub am Schreibtisch an mein Marmorschreibzeich - was woll'n Se, Gustav? "Schreibzeich hinjefeiert?" Nei, so parlamäntarisch jeschult is meine Ollsche noch nich! - nei, hinjesätzt und mir en Konziefchen jeschrieben! Wänn se auch nich das Tintenfass hinjefeiert hätt, aber was se da schrieb darin, äreichte se beinah dem Danzjer Parlamäntston. Se schrieb unjefeehr so:

"Wänn Du oller Gnussel infamtjer Dir unterstehn sollst, auch noch aufem Karneval Dir zum Narren zu machen und mich mit das schucherne Affenkostiem inne Augen zu treten, schweer ich Dir, so wahr ich Olga Poguttke heiß, dass ich Dir Leidack kreetscher mit dem Täppichklopper ausflamm und Dir de Karbonad bescheier, dass Du acht Tag lang nich kriechen kannst, und sind wir sodann geschiedene Leite! Mir is alles egal. und wenn's bis zum Velkerbund jeht und de ganze Stadt von redt! Is ja unäheert gradzu. Son alter Esel sollt sich was scheemen! Achtungsvoll Deine Dir liebende Gattin Olga."

Tja, so unjefeehr schrieb meine "mir liebende Gattin", und dänn jing se nach Kumst. Es heißt ja nu, im Karneval wird nuscht iebeljenommen, aber wie ich das las, wurmt es mir doch. Ich riss das Blatt, wo se mir unter de Schnur von das Affenpaket jestochen hätt, kaputt, ließ es väschwinden und Wasser nachlaufen damit Adolf es um Himmels willen nich zu sehn kriecht. Se wissen ja, wie das is, wänn dem grad mal so de Mitz danach steht, äzeehlt er dänn ieberall rum, ich kriej von meine Ollsche teechlich de Karbonad mit'n Täppichklopper bescheiert. Ma kann so diräkt ins Jered kommen! - Prost!

Kurz und gut. Schon kemmt Adolf bei mir inne Wohnunq anjetirmt. Na, ich bin froh, dass meine Ollsche nich zu Haus is, weil er sich sonst vleicht scheniert hätt. Also nu man los, aujehost, ich hälf ihm in das Affenfäll rein. Sitzt wie anjegossen. Bloß der Kopp war ätwas äng, jing schwer rauf, aber schließlich hätt wä ihm ieberjezogen. Also zum Vergraulen großartich!

Nanu brummelt er mir dänn aus den Affenkopp zu, ich sollt ihm doch en Jefallen tun und en Auto holen fier ihm, er wird dänn unterdäss bei mir noch bisschen vierhändich ieben ich mein, auf alle Viere laufen wie en Aff und so. Na, ich los!

Na, nu wissen Se ja, was das fiern Autobetrieb war inne Karnevalstage in Danzich! Ich missd also scheddern und warten und wurd aufjehalten, und indem passiert bei mir zu Haus das nu, wovor ich doch nuscht nich kennt. Aber rein als wänn der Bock reinjenießt hat! - Prost!

Also dies Unglückstier von Adolf iebt da nuschtahnend bei mir im Flur vierhändich. Indem is meine Ollsche aufem Marcht jewesen, wo se natierlich noch paar Bekannte und Tanten jetroffen hat, wo ja natierlich auch von wejen Karneval und so eierbooßich waren und ihr noch mehr Damf aufmachten. Nu war se also grad richtich inne Fahrt.

Nu schließt se also unsre Angtreetier auf, und da kriecht -Äbarmung!- vor ihr auf , alle Viere jen unglicklicher Aff rum, der natierlich dänkt, ich bin es, der da reinkommt und mir -oder vielmehr ihr- zum Spaß sein Hinterteil mit'n Affenzagel äntjejensträcken tut.

Im neechsten Mommang hat meine Ollsche de Marchttasch mit die Kumstkepp abjesätzt, dem Täppichklopper vom Kleiderhaken jerissen, dem Aff am frisch fästjeneehten Zagel jepackt, und dänn jings los! "Willst du Urwald, sollst ihm haben! Bist du Aff, bin ich Tijerin!"

Das war alles, was der von hinten am Zagel jepackte Aff noch heert, dänn verjing ihm Heeren und Sehn! Ei, du grieses Katzchen! - Prost!

Was soll ich noch viel äzeehlen? Ich besorj also ne zune Autodroschke, ohne zu ahnen, dass ich fier dem Unglicksaffen lieberst sollt gleich en Saneteetsauto besorcht ham. Ich komm nach Haus und dänk, mir riehrt der Schlach! En Propäller kann nich schnäller wirbeln, wie jen Täppichklopper, mit dem meine Ollsche dem Orangutang beaast! Dabei dacht se natierlich, se hätt mir vor.
Aber wie ich nu mang jeh, war das vom-Schlach-jeriehrt-werden an meine Ollsche. Son Jesicht hab ich bei ihr noch nich jesehn! Zum ersten Male nach mein Wissen wissd se nich, was se tun und sagen sollt! Se ließ dem Ausklopper einfach fallen, jing inne Schlafstub, schloss von innen ab und fing Ihn' warraftich an zu heilen!

Indem steh ich da nu ganz bedammeIt, kick bekniffen dem aasich väplätteten Aff an, kick und sag nuscht! ...

Und jen Aff hat sich da wie en Haufchen Elend mit einjekniffenem Zagel unterm Gasometer väkrochen, väsucht sich sälbst das Fäll ieber de Ohren zu ziehn, schnauft wie son Rekordleifer und saacht auch nuscht nich.

Ändlich hat er sich dem Kopp abjerissen und kickt mir mit sein richtijes Jesicht, aber mit son rächt tickschen Affenblick an und steehnt: "Du - kannst - mir - leid tun!"
"Was?" sag ich ästaunt, "ich - dir?"
"Tjawoll", grunzt er, "du - mir!"
"Nanu", sag ich ganz bedusselt, "wieso?"
"Na", grunzt er, "mit die Tijerin zusammen in ein Keefich!"