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Thema: Die Wohnung... Erinnerungen an Danzig

  1. #1
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    Standard Die Wohnung... Erinnerungen an Danzig

    Wir wohnten nach dem Tod des Großvaters in Danzig mit der Oma in der Fleischergasse.
    Zwar war es ein Vorderhaus, aber unsere Fenster gingen zum Innenhof. Einige der Häuser stehen noch, wenn auch ganz offensichtlich nicht mehr lange, denn der Zustand der Häuser lässt darauf schließen, dass hier mal was Neues hin soll.
    Im unteren Bereich war die Gaststätte Reimann, dann die Mietswohnungen, jeweils zwei auf einer Etage.Eine links, eine rechts, und dazwischen in der Mitte das Bad mit Toilette. Dieses teilten sich die beiden Mietparteien.Es war dort immer duster, ein etwas grünliches Licht, so habe ich es in Erinnerung.Und deshalb auch nicht in guter.Allerdings kam es noch schlimmer, als wir nach dem Krieg auf einem Dorf in der Magdeburger Börde gar kein WC hatten, sondern immer auf den Hof mussten.Abends war das äußerst gruselig, denn in den Stunden, wenn wieder einmal Stromsperre war, vertrieb man sich die Zeit bei einem Kerzenlicht oder Karbid-Schimmer mit schönen Schauergeschichten der Erwachsenen.Am besten suchte man sich dann eine Begleitung für den Weg nach unten aufs Örtchen.
    (War das eine Freude, als ich in eine Wohnung mit einem Badezimmer zog!!! Aber das dauerte noch ein paar Jährchen...)
    Eltern, 6 Kinder und die Oma zusammen in einer ziemlich kleinen Wohnung... und trotzdem hatte ich nicht das Gefühl von beengten Verhältnissen.Die Brüder spielten vorwiegend draußen.Dort gab es immer Spielkameraden.Und Möglichkeiten, sich zu beschäftigen gab es an jeder Ecke.
    Ob am Wasser, ob in den Grünanlagen, ob auf der Straße, es war immer draußen etwas los.Im Sommer wie im Winter.Gern gingen wir auch spazieren. Oder es wurden Besuche gemacht.In Langfuhr wohnten Freunde meiner Eltern.Andere in Oliva, da war es traumhaft schön im Sommer. Dort wurden Beeren und Pilze gesammelt.Mein Bruder hielt sich dort seine Tauben, die er in der Fleischergasse nicht mehr haben durfte.Danziger Jungen liebten ihre Tauben.
    Vormittags waren alle in der Schule, und ich war allein mit der Mutter.Meine Mutter hat viel gesungen, obwohl sie wenig zu lachen hatte.Schließlich waren viele Kinder zu ernähren und das Geld sehr knapp.Und trotzdem sang meine Mutter oft.Vor allem Marienlieder.Ob beim Kartoffelschälen oder beim Plätten.
    War es Sonntag, dann wurde immer etwas geplant.Die Auswahl war groß.Und preiswert, denn am Wasser, im Wald,mit Freunden zusammen brauchte man kaum Geld.Es gab keine teuren Vergnügungsparks. Ein Dittchen fürs Vergnügen, oder was Süßes, das war es dann...

    Dieses Haus, die Nummer 37, wurde 1945 beim Einmarsch der Russen in Brand gesetzt.
    Es stehen noch die Häuser von Nummer 43 bis 47b. Das ist die Ecke bis zum Weißen Turm.Gegenüber ist die Wiebenkaserne.
    Und nun....war ich mal wieder in Danzig für paar Momente


    _______
    Schöne Grüße von Christa
    Auge um Auge- und die ganze Welt wird blind sein.
    (M. Gandhi)

  2. #2
    Forumbetreiber Avatar von Wolfgang
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    Standard AW: Die Wohnung... Erinnerungen an Danzig

    Liebe Christa,

    es ist schön, Dich in Deinen Träumen und Erinnerungen begleiten zu dürfen. Danke!
    -----
    Das ist die höchste aller Gaben: Geborgen sein und eine Heimat haben (Carl Lange)
    Zertifizierter Führer im Museum "Deutsches Konzentrationslager Stutthof" in Sztutowo (deutsch/englisch)
    Certyfikowany przewodnik po muzeum "Muzeum Stutthof w Sztutowie - Niemiecki nazistowski obóz koncentracyjny i zagłady"

  3. #3
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    Standard AW: Die Wohnung... Erinnerungen an Danzig

    Zitat Christkind:
    ...Oliva, da war es traumhaft schön im Sommer. Dort wurden Beeren und Pilze gesammelt...

    Hallo Christkind,
    Du musstest als Kind hoffentlich noch nicht mitsammeln ?

    "Sammeln" klingt zwar hübsch, isses aber (für Ungeübte) gar nicht. Einmal war ich in meinem damals noch sehr jungen Leben mit "in den Blaubeeren". Die nächsten beiden Tage verbrachte ich dann wegen der vielen Insektenstiche sozusagen in essigsaurer Tonerde und zudem noch rückenlahm eher in liegendem Zustand. Getröstet ("Nu stell dich nicht so an") nur durch den Blaubeerkuchen.

    Wie wurde zu Deiner Zeit eigentlich die Wiebenkaserne genutzt
    - Soldaten ?

  4. #4
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    Standard AW: Die Wohnung... Erinnerungen an Danzig

    Wolfgang, wenn ich die Artikel aus "Unser Danzig" lese, dann denke ich: wie gut, dass die Leute damals noch ihre Erinnerungen aufgeschrieben haben.Und so ein bisschen werde ich auch dadurch animiert.
    Rüdiger,die Wiebenkaserne war für mich immer ein geheimnisvoller Ort.Soldatenkolonnen zogen ein und aus. In Uniform.Mein Bruder sagte, sie marschierten auf den Exerzierplatz rechts hinter dem Weißen Turm.Manchmal auch mit Musik. Das war dann was für die Kinder, da war was los auf der Fleischergasse.Auch auf dem Innenhof wurde exerziert.Aber nicht das ganze Gebäude wurde für Soldaten genutzt.Wohl noch eine andere Behörde...
    Nein, Pilze sammelte ich nicht.Aber den Geschmack von gebratenen Pfifferlingen und den wunderbaren mehligen Kartoffeln, den vergesse ich nicht.
    Die waren und sind auch immer noch unübertroffen in der Danziger Gegend.
    Ich selbst, na ja, ich war doch das kleine Puttelchen.Für die niederen Sammelarbeiten waren die Brüder da.
    Später habe ich dann großzügig ihre Hosen gebügelt, wenn es auf den Tanzsaal ging. Das konnte ich dann besser.Mit Zuckerwasser hielt die Bügelfalte länger, zumindest den ganzen Abend.
    Essigsaure Tonerde kenne ich auch. Zum Kühlen, zum Abschwellen immer wieder im Einsatz aus Mutters Hausapotheke.
    _____
    Schöne Grüße von Christa
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    (M. Gandhi)

  5. #5
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    Standard AW: Die Wohnung... Erinnerungen an Danzig

    Hallo Christa,
    mein Grossvater mütterlicherseits Friedrich Eduard Bietau hat laut den Adressbüchern Danzigs zumindest von 1900 bis 1934 in der Fleischergasse 31 gewohnt.
    Er war anscheinend katholischen Glaubens. Aus den Adressbüchern erschliesst sich für mich nicht, welches für die Fleischergasse die zuständige katholische Pastoralkirche war. Ist dir diese bekannt ?
    Liebe Grüsse
    Uwe

  6. #6
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    Standard AW: Die Wohnung... Erinnerungen an Danzig

    Die Königliche Kapelle war unsere Pfarrkirche, Uwe.
    Von der Wiege bis zur Bahre...
    _____
    Lieben Gruß, Christa
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    (M. Gandhi)

  7. #7
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    Standard AW: Die Wohnung... Erinnerungen an Danzig

    Wieder etwas gelernt. Hätte auf St.Nikolai (daneben-)getippt. :surprised:

    Vielen Dank an Christkind, dass sie ihre Erinnerungen mit uns teilt.

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