Ergebnis 1 bis 7 von 7

Thema: Geschichte - Zollgebühren in Danzig

  1. #1
    Forum-Teilnehmer Avatar von Uschi Danziger
    Registriert seit
    28.10.2018
    Ort
    77656 Offenburg
    Beiträge
    465

    Standard Geschichte - Zollgebühren in Danzig

    Hallo, Forumer,

    die Zollgeschichte in Danzig wurde in diesem Artikel in vier Stufen unterteilter Kurzbeschreibung seit der Gründung der Stadt bis 1920 berücksichtigt.
    U.a. wird immer wieder der Beginn Danzigs beschrieben:
    „Danzig wurde erstmals 999 von Ioannes Canaparius, einem Mönch aus dem Benediktinerorden aus dem Kloster in Rom am Aventin, als „Gyddanyzc urbs“ in „Das erste Leben des Heiligen Adalbert“ (Vita prior sancti Adalberti episcopi Pragensis) erwähnt.“

    https://historia.trojmiasto.pl/Cla-w...u-n145127.html
    deutsch:
    https://translate.google.com/transla...u-n145127.html

    Viele Grüße

    Uschi Danziger

  2. #2
    Forum-Teilnehmer Avatar von Antennenschreck
    Registriert seit
    05.09.2011
    Ort
    ohne festen Wohnsitz
    Beiträge
    1,772

    Standard AW: Geschichte - Zollgebühren in Danzig

    Hallöle,

    Danzig war schon ein paar Tage vorher erwähnt worden:

    Stand nun die Wanderung der Gothen mit dem Erscheinen gothischer Völkerschaften in dem Marcomannenkrieg in Verbindung, so müsste diese Zuwanderung, zumindest aber deren Beginn und erster Aufbruch aus der Heimat, schon ungefähr in das Jahr 150 gefallen sein. Als den Ort des ursprünglichen Aufbruchs gilt heute, das damals für eine Insel gehaltene Scanzia (unser heutiges Skandinavien), von wo einst König Berich ausgezogen sein soll. Er habe nun die Gegend, wo er zunächst landete, Gothiskanzien genannt, darauf die Ostseeküste, welche die „Ulmeruger“ (Holm-Rugen) bewohnten, unter deren Vertreibung, sodann deren Nachbarn, die Vandalen, unterjocht und letztere zu seinen Kriegs- und Kampfgenossen gemacht. Von dort sei aber erst der fünfte König nach Berich, namens Filimer, der Sohn Godarichs des Großen, wegen des immer noch starken Volkswachstums, wieder weiter gezogen und nun endlich im äußersten Skythien am Pontus angelangt. Übrigens soll Berichs Auszug aus Skandinavien mit nur drei Schiffen erfolgt sein, von denen eines sogar erst viel später angelangt ist, weshalb deren Besatzung die Trägen genannt wurde, woher dann der Name der Gepiden stammen soll, weil Gepanta in deren Sprache träge bedeutet. Unsere heutigen geschichtlichen Kenntnisse bestätigen auch, dass die Gothen schon seit Urzeiten in den Ostseeländern wohnten. Tacitus lässt diese gothische Wanderung zwar unerwähnt, da er aber sagt, dass nur die gegenseitige Furcht und die Gebirge die Germanen von den Sarmaten (heute Slaven) und Daken trennte, so müssen wohl die Gothen, weil eine Grenze wie die Weichsel kaum unerwähnt geblieben wäre, unstreitig schon östlich derselben gesessen haben, während des Tacitus Angabe „Jenseits (das meint nördlich) der Lygier die Gothen“ nach den Sitzen ersterer keinen Zweifel darüber gestattet, dass das Gebiet letzterer auch westlich über die Weichsel hinaus ging. Weil die Germanen von damals lieber etwas durch Kampf und Blut, als durch ihrer Hände Arbeit erringen mochten, so hat eine ansteigende Bevölkerungszahl öfter den Anstoß zu einer Auswanderung, als zu einer intensiveren Nutzung des bisherigen Siedlungsraumes gegeben. Natürlich werden auch die nachrückenden Slaven einen gewissen Einfluss auf die Wanderbewegungen der Gothen gehabt haben; denn zur Zeit des Ptolemäus finden wir die Gothen bereits durch die slavischen Weleten und Lutizer von der Ostsee verdrängt, denn er schreibt: „Von den großen Völkern haben Sarmatien inne, die Veneden am ganzen venedischen Busen.“ Da es an einer Naturgrenze für den venedischen Busen fehlt, indem man weder die gesamte Ostsee vom Sund an, noch den bothnischen oder finnischen darunter verstehen darf, so kann derselbe schlechterdings nur da gesucht werden, wo die Veneden eben saßen. Auch kann man nicht annehmen, dass die Veneden nur an der See, die Güthonen aber im Land saßen. Da jedoch die Ostseeküste von Elbing an bis zur Nordspitze von Kurland beinahe senkrecht nach Norden verläuft, so könnte das Ganze hierzu passen, weil die Güthonen hiernach auch östlich der Weichsel, etwa von Danzig bis nach Königsberg (und auch noch weit über das rechte Pregelufer hin nördlich), nördlich derselben aber bis nach Kurland hinauf die Veneden ihre Sitze gehabt hätten. Der Aufbruch in ein neues südlicheres Gebiet ging wohl hauptsächlich von den Gothen selber aus, und sie trafen dabei immer wieder auf ihnen artverwandte germanische Völker. Dabei hatten sie nun die Wahl, entweder mit diesen um deren Land zu kämpfen,
    oder ihnen einfach auszuweichen, und nach noch freien Gebieten weiter südlich zu suchen. Eine gewaltsame Vertreibung der Gothen durch die Slaven ist also nicht zwingend notwendig gewesen, noch ist eine solche überhaupt zu beweisen; man kann aber trotzdem nicht ausschließen, dass es immer einmal wieder kleinere Gebietsstreitigkeiten zwischen den Gothen und Slaven gegeben haben mag. Wichtig ist aber die Erkenntnis, dass die gothische Wanderbewegung den Marcomannischen Kriegen vorausgegangen sind. Von der Geschichte dieser Wanderbewegung wissen wir eigentlich gar nichts, außer dass einer der vielen Ankunftsorte, in den Karpaten nördlich der Jazygen zwischen Donau und Theiss gelegen hat. Dahin führt auch in gerader Linie achtzig bis fünfundachtzig Meilen, der Weg von der Niederweichsel, diesem Strom folgend, nur dessen großen Bogen durchschneidend, über Plozk, an Warschau vorbei, und von da über Lublin zwischen Krakau und Lemberg auf die Karpathen nach Kaschau zu, was ungefähr mit der damaligen
    Grenze zwischen den Germanen und den Slaven übereinstimmen dürfte; der ungefähre Verlauf dieses Weges ist auf auf unserer großen Bölkerwanderungskarte zu sehen. Die Dauer der hierfür angegebenen Marschzeit, dürfen wir nicht mit einem modernen Heer vergleichen, welches
    für diese Strecke wohl kaum zwei Monate gebraucht hätte, sondern wir sollten uns vergegenwärtigen, dass wir es hier mit einem ganzen Volk zu tun haben, welches auch aus Weibern, Kindern, Unfreien und jeder Mengen Vieh bestand. Es wird berichtet, dass dieser Zug zuerst in die Gegend Skythiens
    gekommen wäre, welche Gegend sie selber aber Ovim genannt hätten; hier habe man sich sehr über den großen Reichtum des Landes gewundert. Man sei hier aber bald auf das Volk der Spalen gestoßen, und habe diese dann in einer Schlacht überwunden; danach sei man weiter in den äußersten
    Teil von Skythien geeilt, welcher gleich neben Pontus liege. Bei den genannten Spalen handelte es sich wahrscheinlich um ein tschudisches (heute also finnisches) Volk. Wir hören hier von dem großen Reichtum im Lande Ovim, der wahrscheinlich etwas mit dem dortigen Getreideanbau
    zu tun gehabt haben wird. Wenn die Gothen hier aber einmal mit dem Getreideanbau der Spalen vertraut gemacht wurden, so werden sie diese neu erlernte Technik wohl auch in ihren zukünftigen Siedlungsbereichen wieder angewandt haben. Weil nun aber nicht allein die Gothen in
    Richtung Süden drängten, und irgendwelche künstlichen Verwaltungsgrenzen gegen solche Völkermassen keine dauerhafte Wirkung erzielen konnten, so legte der römische Kaiser Augustus die beiden natürlichen Grenzen, den Rhein und die Donau, zu römischen Reichsgrenzen gegen die germanischen
    Völkermassen fest. Erwies sich der untere Verlauf der beiden großen Ströme zu einem solchen Zweck immer wieder als ungenügend, so war aber vor allem die große Lücke zwischen der oberen Donau, die ja eigentlich erst von Ulm abwärts bedeutender wird, und dem Rhein über längere
    Zeit völlig ungeschützt, bis die Römer hier ihren Grenzwall errichtet hatten. In diesem südwestlichen Winkel von Deutschland saßen früher einmal die Marcomannen, bis sie in den Jahren 14 bis 8 vor Christus nach Böhmen abzogen. Also brauchte man in diesem Bereich dringend eine Abgrenzung gegen die Germanen; und bei Tacitus finden wir darüber folgendes zu lesen:

    „ Unter die Völker Germaniens möchte ich diejenigen nicht zählen, welche, obwohl sie sich jenseits des Rheins und der Donau niedergelassen haben, und das Zehntland (decumates agros) bebauen. Die Leichtfertigsten der Gallier und diejenigen, welche die Not unternehmungslustig machte, haben diesen Boden unsicheren Besitzes in Beschlag genommen. Nachdem bald eine Grenzwehr gezogen und Besatzungen zum Schutze vorgerückt wurden, bildet das Zehntland einen Busen des Reiches und einen Teil der Provinz.“

    Dieser Text wurde von ihm im Jahre 98 verfasst. Der Hergang scheint also folgender gewesen zu sein; nach der Auswanderung der Marcomannen siedelten sich zuerst einzelne Abenteurer aus Gallien (Squatters) in dem menschenleeren Land an, wobei der Name Gallier (Gallorum) offenbar hier auch geographisch, und nicht bloß ethnologisch zu verstehen ist. Die Neusiedler können also hin und wieder auch germanische Triboken, Nemeter und Vagionen gewesen sein. Bald aber trat eine militärisch administrative Regulierung der Verhältnisse in diesem Gebiet ein. Gegen die Germanen wurde eine Grenzwehr errichtet, und die Bewohner dieses, ca. 500 Quadratmeilen großen Gebietes wurden, unter tunlichster Beförderung der Kolonisation, der Zehntpflicht (aber auch der Grundsteuer und weiteren Staatslasten) unterworfen. Damit war die Organisation vollendet, bei welcher übrigens das Vorland zwischen Donau und Limes (ca. 120 bis 140 Quadratmeilen) zur Provinz Räthien, das längs des Rheins aber (ca. 350 bis 370 Quadratmeilen) zu Gallien, und zwar zur Germania prima geschlagen wurde. Weil die Grundlage dieser Einrichtung, eine notwendige Folge zur Verteidigung der unsicheren Reichsgrenzen war, dürfte die Entscheidung hierfür schon vom Kaiser August getroffen worden sein. Die Ausführung aber war erst zur Zeit von Tiberius Tod weitestgehend abgeschlossen. Weil es aber damals noch einen großen Respekt der Germanen vor den römischen Waffen gab, konnten sich die Römer auch noch Zeit lassen mit solcherlei Sicherungsmaßnahmen, und mussten nur an den kritischsten Stellen schon einmal einzelne Befestigungen errichten. Den Ausbau der Grenze zwischen diesen befestigten Punkten, machte man dann den betreffenden Legaten zur Pflicht und Aufgabe. Aus militärischer Sicht, ist hier noch hervorzuheben, dass das Grenzschutzsystem der Römer hier auf dem Prinzip doppelter, ja dreifacher paralleler militärisch besetzter Linien beruhte. Die Bedeutung dieses Limessystems liegt auf der Hand, weil es unmöglich ist, die Stromgrenze überall und zu jeder Zeit vollständig zu bewachen, kam es eben darauf an, dass die Truppen in ihren festen Lagern rechtzeitig über einen bevorstehenden Überfall informiert wurden. Und das passierte allgemein dadurch, dass der Feind ja schon an der ersten Linie, oder spätestens an der zweiten, wahrgenommen und aufgehalten wurde, und deshalb inzwischen an der dritten, und eigentlichen Verteidigungslinie genügend Truppen zusammengezogen werden konnten. Diese fast schon geniale Grenzschutzeinrichtung der Römer hat auch ungefähr für zweihundert Jahre ihren Zweck im Wesentlichen erfüllt; zumindest findet man für diesen Zeitraum in den Chroniken kaum Berichte von größeren germanischen Einfällen in das Zehntland. Bei den Civilis Aufständen in den Jahren 68 und 69 wurden natürlich selbstredend, namentlich am Niederhein, Limes und Strom überschritten, und im Jahre 69 sogar Mainz von Chatten, Usipiern und Mattiakern belagert. Man kann aber sicher sagen, dass zu Anfang von Marc Aurel's Regierung die Chatten in Germanien und Räthien einbrachen, gegen welche damals Aufidius Victorinus ausgesandt wurde. Ein Sieg der Römer gegen die Chatten in diesem Gebiet wurde aber erst im Jahre 161 erreicht. In den folgenden 38 Jahren findet sich keine weitere Spur von irgendwelchen germanischen Einfällen in das Zehntland. Ob aber das spätere Zehntland durch den Auszug der Marcomannen völlig entleert wurde, oder hier noch irgendwelche keltische Hörige und Knechte verblieben waren, lässt sich auch nicht sicher sagen. Weil aber auch das römische Eigeninteresse (für die eigenständige Verpflegung der Grenzgarnisonen) den möglichst vollständigen Anbau des Gebietes gebot, so wird wohl die vollständige Kolonisierung des Gebietes von Rom voran getrieben worden sein; und das gleich auf eine doppelte Weise, zum einen durch die Ansiedlung der militärischen Veteranen und Soldaten an der Grenze, und durch Ende seiner Dienstzeit eine Entschädigung in Form von Land oder Geld fordern konnte, so war dessen Versorgung mit Ländereien in der Nähe des Limes zugleich auch eine Ersparnis für die römischen Staatskassen. Auf die militärische, folgte dann später auch immer eine zivile bürgerliche Kolonisation, welche natürlich nicht nur von Gallien ausging, sondern unstrittig auch durch germanische Einwanderer gefördert wurde. Wie aber immer auch die Besiedlung des Zehntlandes stattgefunden haben mag, so gibt es doch nicht den geringsten Zweifel an dem blühenden Zustand desselben bis zu Caracallas Regierungszeit, denn es gab damals schon über 160 Städte und Dörfer in diesem Gebiet. Besonders interessant daran ist, das sämtliche Inschriften, soweit sie Zeitangaben enthalten, der Periode von 98 bis 268 zuzuordnen sind. Über zwei Jahrhunderte hindurch kennt man hier im Wesentlichen nur die Völkerschaften des Tacitus, dann aber treten von der ersten Hälfte des dritten Jahrhunderts an, vor allem im Westen, neue Namen auf, wie z.B. die Alemannen und Franken, dann wieder alte Namen in neuen Beziehungen wie die Sachsen, Friesen, später auch Thüringer und Bajuvaren. Die alten Namen verschwinden politisch als Staaten beinahe gänzlich, und kommen nun, teilweise, nur noch als Bezeichnung einer früheren Stammeszugehörigkeit vor. Die neuen Gruppierungen sind es aber, welche die Grundlagen schufen, für das spätere Mittel- und Westeuropa. Unter den Germanen gab es sowohl Volks- wie auch Privatkriege, jene für einen allgemeinen Zweck und Nutzen, durch ein Nationalaufgebot und einen Heerbann; und diese für das Sonderinteresse eines Führers und seiner Genossen mittels Gefolgschaften. Die Privatkriege waren in aller Regel nur Raubzüge (latrocinia), die außerhalb der Grenze, gegen Feinde oder gleichgültige ferne Völkerschaften, für erlaubt, ja sogar für ehrenvoll galten. Schon zu Cäsars Zeiten blühten solche Raubkriege unter den Germanen, bei den Helvetiern und Galliern, sowie bei den Sueven und Ubiern. Über die Stätten solcher Raubüberfälle findet man heute nichts genaueres, aber zwischen befreundeten Nachbarvölkern waren sie eigentlich verboten, was aber bei dem Ausbruch von feindseligen Stimmungen nicht weiter beachtet wurde. Kleinere Räubereien, wie das Wegtreiben einer Viehherde in der Nähe der Grenze, kamen natürlich regelmäßig vor, aber haben noch viel weniger Spuren in den Chroniken hinterlassen. Von großer Wichtigkeit bei diesen Betrachtungen ist aber die Frage, ob und wie weit wir die Feindseligkeiten zwischen den Germanen und Römern im Zehntland, als Privatkriege zu betrachten haben. In den Quellen liest man zwar, dass es seit den Kimbern und Ariovist nicht mehr an kriegerischen Überfällen gefehlt hat, aber diese erst mit dem marcomannischen Krieg richtig häufig wurden, da erst seit dieser Zeit die Besiedlungsdichte in dem germanischen Gebiet so hoch wurde, dass die Germanen jetzt alle Hemmnisse und Bedenken missachteten, und zu regelrechten Angriffskriegen gegen Rom übergingen. Römisches Gebiet zu erobern, ja die Römer aus ihren Provinzen zu vertreiben, wäre früher für ein einzelnes germanisches Volk, ja sogar für mehrere von ihnen, der reine Wahnsinn gewesen. Solch ein Unterfangen gegen die große Überlegenheit der Römer nicht nur an Macht, sondern auch an Kriegskunst, nachdem die Germanen beide römische Vorteile öfter schon spüren konnten, war so lange undenkbar, bis nicht die äußerste Not auf Seiten der Germanen sie zu einer Ausbreitung zwang. Frühere einzelne Übergriffe der Germanen, konnten die Römer immer wieder abwehren und bestrafen, trotz ihrer gesunkenen militärischen Macht; aber den neuen großen germanischen Verbände der Gothen, Alemannen und Franken, hatte Rom nichts mehr entgegen zu setzen. Um erfolgreich einen Offensivkrieg gegen einen durchorganisierten Militärstaat zu führen, bedarf es eben auch eines gut organisierten Heeres, welches unter einem einzigen Führer steht, aber genau das fehlte den früheren germanischen Horden, deshalb waren größere germanische Volkskriege immer nur innerhalb der germanischen Stämme denkbar. Griff nun aber Rom an, so hielten viele der betroffenen Völkerschaften für einige Zeit zusammen, meist aber nicht für eine offene Feldschlacht, sondern nur um sich verteidigend in ihre Wälder und Sümpfe zurückzuziehen, von wo aus sie den Fein immer wieder aus einem sicheren Hinterhalt angreifen konnten. Auf diese Weise hatten sie oft die allergrößten Erfolge gegen ihre großen römischen Gegner. Die größte Gefahr für die Römer war aber immer der Herbst, in welchem sie sich, naturgemäß immer zurückziehen mussten, denn nun konnten die Germanen fast jeden Weg und Steg blockieren, und versuchten die Römer zurückzukehren, bevor sich die Germanen zu großen Verbänden sammeln konnten. Hatte sich nun auch schon unter Domitian die beginnende Schwäche Roms den Germanen kundgetan, so musste doch dieser Eindruck durch die Stärke seiner Nachfolger wieder verwischt werden. Mit dem marcomannischen Krieg trat aber erstmalig eine furchtbare Warnung an die Römer heran; und sie verkündete den Anfang einer gewaltsamen Völkerausbreitung über den Limes hinaus, in einem ganz neuen Stil; nämlich mit großen Verbänden, dauernden Staatsbündnissen, unter mächtigen Königen. Dagegen kann man vermuten, dass im Zehntland die germanischen Einwanderungen, wegen der sich vergrößernden Volksmenge, wenn auch anfangs nur friedlich, so doch niemals aufgehört haben. Direkte Friedensstörungen im Zehntland werden aber vor dem Jahre 211 nicht erwähnt. Es muss sich aber schon seit der Mitte des ersten Jahrhunderts dieser Zustand entwickelt haben, der uns dann in den Jahren 211 und 212 in dem Kampf Caracallas gegen die Alemannen entgegen tritt. Vor den Blicken der Römer verborgen, vollzog sich ab etwa der Mitte des 2. Jahrhunderts in Deutschlands Innerem eine Neubildung der Stammesgruppen; es geschah hier aber nur etwas später dasselbe, was schon viel früher bei den Gothen geschehen war. Der Name Gothi hatte damals eine Gesamtheit von Völkern umfasst: die Ostgothen, die Westgothen, die Vandalen usw., unter welchen aber in geschichtlicher Zeit niemals ein Staatenbund, ein Bundesstaat oder gar ein Einheitsstaat bestanden hat. Auch der Name Sueven hatte früher ebenfalls viele Völkerschaften in wenigstens saeraler Gemeinschaft umschlossen. Genauer gesagt, wie durch die oben geschilderte Völkerausbreitung im Inland einzelne Gaue zu einem Staat zusammen flossen, so traten auch ganze Völkerschaften, welche nun unmittelbare Nachbarn geworden waren, in einen näheren, dauernden, auch politischen Verband mit einem neuen, diesen Verband ausdrückenden Namen: wie z.B. die Ala-mannen also die Gesamtmannen, die Hermunduren alos die Groß-duren nannten sich nur mehr nach den Duren, die Franken gemeinsam von der Freiheit (nicht von der Waffe, der Francisca, welche andersherum erst von der Nation ihren Namen bekam.) Ein solches Volk oder Völkerbündnis der Alamannen usw. bildete nun durchaus noch keinen Staat im heutigen Sinne, sondern nur einen searal und politisch vereinten Staatenbund; es wiederholte sich genau der alte Völkerschaftsverband, nur in einem weit größeren Umfang; dem pagus entspricht jetzt die Völkerschaft; es ist ein Staatenbund von Völkerschaften, so wie vorher die Völkerschaft ein Staatenbund von Gauen gewesen war; regelmäßig, aber nicht zwingend, gemeinsam nach außen handelnd, noch ohne Volkskönig im Frieden, mit nur einem Herzog oder zweien ( Chnodomar, Serapio) im Kriege wählend; manche Könige und Völkerschaften bleiben aber auch neutral, andere unterwerfen sich, wieder andere führen Krieg gegen Rom – so wie im vierten Jahrhundert die Alemannen im großen Stil. Hier wurde also ein altes Organisationsprinzip auf einer größeren Ebene nur neu angewandt. Da der an sich unbedeutende Alemannenkrieg unter Caracalla mit einer Schlacht am Main endete, kann der Hauptangriff nicht von den Hermunduren, sondern nur von den nördlich des Mains sitzenden westgermanischen Völkern ausgegangen sein, unter denen die Chatten zweifellos die größten waren, deren Gebiet trotzdem nicht mehr als 300 bis 400 Quadratmeilen umfasst haben wird. Diese gerade aber war den Römern von Mainz – dem Hauptstützpunkt des oberrheinischen Heeres – vor allen anderen leicht zugänglich. Einzelne Gaue der Chatten mögen schon unter den Alemannen begriffen gewesen sein, das gesamte Volk war es aber sicher nicht, weil es ja später unter den Franken völlig aufgeht; und aus den Hermunduren wurden die Thüringer. Wir sehen auch erst kurz vor der Frankenherrschaft die Alemannen unter einem König vereint. Ganz ähnliche Wurzeln hat die Ala-mannida, die Allmaennde: das heißt das Land das allen Männern, der Gesamtheit der Märker, zur Nutzung gehört, ganz im Gegensatz zum Sondereigentum. Die Marcomannen und Hermunduren waren eine Mittelgruppe des alten suevischen Bundes, welcher vielleicht viele Völkerschaften umfasste. Nach dieser kleinen Abschweifung können wir also annehmen, dass die neuen Völkerschaften, welche jetzt gegen Rom in der Geschichte auftraten, im Wesentlichen aus den zusammengeschlossenen alten Völkerschaften hervorgegangen sind. Das sich die Alemannen fast nur aus den alten suevischen Völkerschaften zusammensetzten, kann man nicht bezweifeln. Der alemannische Angriff selber Odenwald zwischen Miltenberg und Jaxt und zugleich etwas südlicher überschritten worden sein. Der rasche und, im Gegesatz zu früheren Überfällen, auch erfolgreiche Angriff, dürfte wohl auf das Einverständnis der schon im Zehntland wohnenden Germanen zurückzuführen sein. Das Hauptheer rückte nun wahrscheinlich ins Hessenland weiter, wo sich die Chatten diesem anschlossen. Angeblich sollen hier die Chatten den Caracalla für viel Geld haben entweichen lassen. Das übrigens die Alemannen diesmal nicht vor den Römern flohen, ist nicht zu bezweifeln, da die Römer die fliehenden Germanen sonst niemals zu einer großen Schlacht hätten stellen können. Der römische Sieg war an sich von keiner großen Bedeutung, nur hatte er zur Folge, dass sich die Alemannen wieder komplett aus dem Zehntland zurückziehen mussten. Caracalla versuchte nun vor allem die geschützte Neckarlinie weiter zu verstärken, was uns nun vermuten lässt, dass ihm die vollständige Vertreibung der Alemannen aus dem Zehntland wohl doch nicht gelungen sein könnte. Erst nachdem die Waffenruhe wieder völlig hergestellt war, haben sich bei ihm so nach und nach die Gesandten der entfernteren germanischen Völkerschaften eingefunden, von denen die ersten zum Zeichen des gegenseitigen Vertrauens große Geldgeschenke bekamen. Die, welche später kamen, hatten das Pech, dass für sie aber kein Geld mehr in der Kasse war, weshalb sie Caracalla nun mit einem neuen Krieg drohten, zumal er bisher an die Germanen immer echtes Gold gezahlt hatte, wogegen sogar seine eigenen Truppen nur gestrecktes minderwertiges Gold bekamen. Diese Begebenheit zeigt uns aber auch, dass inzwischen die Germanen den Römern gegenüber gemeinsam auftraten; allerdings brauchen solche Veränderungen im Völkerleben immer eine gewisse Zeit, und man kann deren Zeitpunkt meist nicht genauer eingrenzen; es war aber auf jeden Fall der Beginn einer Zeit, als die Germanen zum Hammer und die Römer zum Amboss wurden. Der nun folgende friedliche Zustand des Zehntlandes dauerte aber nur zwanzig Jahre an.


    Tschü....
    Das gute alte Recht ist immer ungesetzt und ungeschrieben!!

  3. #3
    Forum-Teilnehmer Avatar von Antennenschreck
    Registriert seit
    05.09.2011
    Ort
    ohne festen Wohnsitz
    Beiträge
    1,772

    Standard AW: Geschichte - Zollgebühren in Danzig

    Hallöle,

    und ein paar Jahre später:

    Lübeck wird zum Keim und Zentrum der deutschen Hanse

    Am weitesten war dieser Gedanke von der Notwendigkeit einer Vereinigung der Kaufleute und ihrer Städte wohl im damaligen Lübeck vorangeschritten, denn unter allen beteiligten Kolonialstädten ist Lübeck die weitaus Älteste. Hier hatten sich die deutschen Händler auch ihr erstes Einfallstor zur Ostsee geschaffen. Für Lübecks schnelle Entwicklung war es wiederum von ausschlaggebender Bedeutung, dass sich gerade hier der erste und beste Eingangspunkt zur Ostsee befand, denn gerade die Ostseehändler und der Verkehr mit diesen, waren es, was die Handelslust aller nördlichen Völker damals in Fahrt brachte; wobei sich damals in Lübeck auch einige wichtige alte Handelsrouten trafen, denn noch im 14. Jahrhundert war nicht der Sund, sondern die holsteinische Landstraße, welche Hamburg mit Lübeck verband, die wichtigste Hauptverkehrslinie zwischen dem Nordsee- und Ostseegebiet gewesen. Ganz besonders, war Lübeck der damalige Hauptumschlagplatz für alle skandinavischen Länder. Hieraus erklärt sich also, weshalb gerade das alte Lübeck damals so vielfältige kaufmännische und Seefahrtsinteressen in sich vereinigte, wie keine andere Stadt in diesem Gebiet, und dass es deshalb auch zum leitenden Mittelpunkt unter den deutschen Handelsstädten wurde. In Lübeck nahm man sich auch zuerst den allgemeinen Wünschen und Bedürfnissen der kommerziellen deutschen Händler an, und förderte sogar die eigenen Kaufleute noch ein wenig mehr. Es dauerte also nicht sehr lange, bis sich solche Nachbarstädte wie Hamburg, Lüneburg, Wismar, Rostock und Stralsund mit Lübeck verbanden; und besonders die wendischen Städte
    zogen von Anfang an große Vorteile aus dieser Verbindung. Deshalb standen später auch die wendischen Städte immer an der Seite von Lübeck, und bildeten seine treueste Gefolgschaft. Aber auch die entfernteren niederdeutschen Städte im Westen und Osten, sahen in Lübeck das Haupt ihrer Vereinigung. Die zentrale Lagen von Lübeck machte diese Stadt zum bevorzugten Versammlungsort der niederdeutschen Städteboten; man fühlte sich in Lübeck sozusagen in jeder Hinsicht, als die Mitte der norddeutschen Städte, wozu die frühe Reichsunmittelbarkeit Lübecks, noch einen besonderen
    Glanz verlieh. Ganz besonders erstaunlich, war aber die ständige Unternehmungslust der Lübecker Kaufleute schon im 13. Jahrhundert, denn man erwarb im Jahre 1231 einen Kaufhof in Riga, 1298 einen solchen in Alt-Danzig, 1242 wollte man sogar eine Kolonialstadt in Samland gründen. Deshalb trat Lübeck schon zum Ende des 13. Jahrhunderts als die Leiterin der Handelspolitik der meisten anderen niederdeutschen Kaufleute auf. Anfang des 14. Jahrhunderts traten einige Städte allerdings von der Leitung Lübecks wieder zurück, denn die bisher erreichten Handelsprivilegien im Ausland, schienen eine solche zentrale Vertretung nicht mehr nötig zu machen. Jetzt waren es vor allem die örtlichen Händler selber, welche im Ausland während der nächsten 50 Jahre die erreichten Privilegien weiter ausbauten, denn, gerade zu dieser Zeit war der Aufschwung des deutschen Handels im Ausland so groß und unbehindert, dass man fast nicht mehr hinterher kam; in Brabant z.B., bekamen die westfälischen und westdeutschen Kaufleute im Jahre 1315
    einen sehr wichtigen und großen Freibrief für ihre Handelsgeschäfte, in Holland und Seeland erlangten die westfälischen und preußischen Kaufleute einen solchen Freibrief im Jahre 1340, und in Jahre 1344 bekam man vom französischen König Philipp VI. ebenfalls einen solchen. In England gerieten dadurch allerdings der Außenhandel, die Bergwerke und die Finanzen des Landes selber, in eine sehr große Abhängigkeiten von den deutschen Kaufleuten. Immer wieder hat das Geld der deutschen Kaufleute während des 14. Jahrhunderts eine große (und nicht immer rühmliche) Rolle bei den Entscheidungen der englischen Politik gespielt.

    Tschü...
    Das gute alte Recht ist immer ungesetzt und ungeschrieben!!

  4. #4
    Forum-Teilnehmer Avatar von Antennenschreck
    Registriert seit
    05.09.2011
    Ort
    ohne festen Wohnsitz
    Beiträge
    1,772

    Standard AW: Geschichte - Zollgebühren in Danzig

    Hallöle,

    hier noch zwei bis drei Worte zu Danzig:

    Danzig

    Das hohe Alter, so der Stadt Danzig jederzeit ist anerkannt worden, hat zu mehreren malen den Fleiß unserer Altertumsforscher in Beschäftigung gesetzt, dem eigentlichen Ursprung derselben sorgfältiger nachzuspüren, und die Nation kennen zu lernen, der Danzig die erste Grundlage sowohl als den noch jetziger Zeit üblichen Namen verdankt; und wenn auch nicht allen hierin hervorgetretenen Schriften ein gleicher Wert zukommt, so haben doch die meisten derselben, zur Aufklärung der alten vaterländischen Völkersitze, so viel beigetragen, dass selbst die dafür gewagten Conjekturen eine genauere Erforschung der historischen Wahrheit befördert zu haben scheinen....... In alten und neueren Zeiten kommen die Geschichtsschreiber und Geographen mit ihren Nachrichten darin überein, dass früher eine gotische Völkerschaft an der Weichsel und an den Ufern der Ostsee gewohnt habe, woraus man mit unbestrittener Glaubwürdigkeit geschlossen hat, dass die Stadt Danzig von
    den Goten sei angelegt worden. Die Seereise des Pytheas von Marseille, der etwa 300 Jahre vor der Geburt Christi gelebt hat, und dessen der ältere Plinius gedenkt, ebenso die Erdbeschreibung des Pomponius Mela, und des Claudius Ptolemäus, sind die ältesten Quellen, woraus die hiesigen Wohnsitze der Goten einstimmig erwiesen werden, einige Jahrhunderte später findet man selbige durch das Zeugnis des gotischen Bischofs Jordanus, der auch Jornandes genannt wird, bestätigt, und kein neuerer Schriftsteller hat die Zuverlässigkeit dieser Berichte in Zweifel gezogen. Nur in Ansehung der Zeit und der Umstände, unter welchen die Goten in diese Gegend gekommen sind, weichen die Nachrichten von einander ab, und ein noch größerer Unterschied äußert sich in den Erzählungen, welche die ersten Spurenvon Danzigs Erbauung enthalten. Nach Jordanus Anzeige ist einige Jahre nach der Geburt Christi, ein gotischer könig Berich mit drei Schiffen aus Skandinavien herüber gekommen, hat sich mit seinen Leuten an den Ufern der Weichsel niedergelassen, und dem daselbst angelegten Wohnsitz den Namen Gotenschanz oder Gothiscanzia gegeben, woraus in der Folge Gedanum und Danzig entsprungen sein sollen; die polnischen Schreiber aber gehen gänzlich
    von dieser Meinung ab, und führen aus des Bernhard Wapowski Fragment der polnischen Geschichte, einen Fürsten Wisimir aus lechischem Geschlecht auf, den sie nächst der Stadt Wismar ihrer Angabe nach auch Danzig anlegen lassen, er soll nämlich ums Jahr 340 mit einem dänischen König Sigwart Krieg geführt, denselben überwunden, und zum Aufenthalt der gefangenen Dänen die Stadt Danzig teils erbaut, teils auch von den Dänen auch genannt haben. Überhaupt ist man in früheren und späteren Zeitpunkten, unter mancherlei Vorstellungsarten bemüht gewesen, der dänischen Nation entweder die Grundlegung der Stadt Danzig zuzueignen, oder mindestens ihren Namen von daher abzuleiten, obgleich die Erzählungen davon weder übereinstimmend sind, noch mit sicheren Beweisgründen unterstützt werden können. Auch die eingebildete Sradt Scandiopolis, welche der polnische Geschichtsschreiber Sarnicki in seinen Annalen, aus einer falsch verstandenen Stelle des Jordanus, von der Insel Scandia oder Schonen herleitet, und auf Danzigs Stelle an den Ausfluss der Weichsel verlegt, ist längst als der Auswuchs eines übereilten Irrtums erkannt worden. Noch ein Ort, dessen Ptolemäus unter dem Namen Scurgum gedenkt, wird nicht selten von den Erdbeschreibern, gotischen Ursprunges, und für das Embryon Danzigs gehalten, allein die Beweisgründe eines verdienstvollen Altertumsforschers und Geographen unserer Zeit müssen uns überzeugend belehren, dass Scurgum schon im frühesten Zeitalter als eine Phönicische Faktorey oder Handelsstadt, auf der heutigen Halbinsel Hela angelegt sei, dass sie nach den umher wohnenden Scyren ihren Namen bekommen, und anfänglich Scirings = Heale geheisen habe, dass die feineren Griechen Scurgon daraus gemacht haben, hier aber unter den späteren Goten wahrscheinlich die letztere Abteilung des Wortes, nämlich Heale, allein üblich geblieben sei, vielleicht auch wegen der Lage des Ortes, die einer Höle oder Bucht ähnlich ist, desto eigentlicher sei gebraucht worden, und dass endlich die Überbleibsel jener uralten Handelsstadt Scurgum sich noch jetziger Zeit, obwohl unsäglich verkleinert, in dem Fischerstädtchen Hela darstellen. Schon 508 Jahre vor Christi Geburt zieht Menon
    oder Munon als Anführer eines gotischen Volkes aus den pontischen am mäotischen See gelegenen Ländern hinweg, um der unfreundlichen Nachbarschaft der Scyten sowohl als der eindringen den Macht der Perser zu entweichen, und ruhigere Wohnsitze am baltischen Meer zu suchen. Er kommt mit einem unfehlbar nicht schwachen Gefolge hierher, trifft bei seiner Ankunft auf Wanen oder Wenden als Einwohner des Landes, mit denen er zwar einen Krieg anfängt, der aber in kurzem so freundschaftlich beigelegt wird, dass beide Völker nicht nur einen Grenzvergleich mit einander schließen, sondern auch durch Heiraten und andere Familienverknüpfungen, zwischen den alten Einsassen und den gotischen Ankömmlingen genauere Vereinigungspläne gemacht werden. Hierauf ist das Ansehen des Munon höher gestiegen, man hat ihn nach wendischem Sprachgebrauch Odin oder den Einzigen benannt; und als einen herrlichen Regenten gleichsam göttlich verehrt. Das von
    ihm eingenommene Land ist in der Folge der Goten Heimat genannt worden, und es wird mit starken Gründen bestätigt, dass eben jenes vielfältig von den Historikern gesuchte, nirgends aber sicher gefundene Land Jötunheim, an keinem anderen Ort als in diesen Weichselgegenden möge angetroffen werden. Was ferner die eigentlichen Fortschritte zur Grundlegung Danzigs betrifft, so macht uns der lehrreiche Geschichtsforscher noch mit einigen fremden Kolonien kultivierter Völker bekannt, die unter dem Namen der Dwergen oder Nanen versteckt, die Gegenden am Ausfluss der Weichsel bewohnt haben, und deren nach einer Einteilung der Edda drei unterschiedene Geschlechter gewesen sind; die Nanen im Sande werden für die Abkömlinge der Scyren gehalten, welche von den Phöniciern feine Sitten angenommen hatten, von den Wenden aber in ihre sandigen Wohnplätze waren verjagt worden; die zwischen den Steinen wohnenden Nanen scheinen geborene Phönicier
    gewesen zu sein, die sich auch durch ihre, mit einer Mauer umgebene, und mit Steinhäusern versehene Stadt Scurgum ausgezeichnet haben; das dritte Geschlecht der Nanen führte den veralteten und unklärbaren Namen von Suarens oder Suarinshangi, und wird der Mutmaßung nach für eine Kolonie pontischer Griechen angenommen. Alle diese drei Pflanzungen fremder Völker aber wurden gleich anfangs Freunde der Gothen, in kurzem bequemten sie sich, einem gemeinschaftlichen König mit ihnen zu gehorchen, und die Gothen wurden dafür durch ihren vertraulichen Umgang mit ihnen, allmählich in ihren Künsten und Sitten unterrichtet. Eben mit Hilfe dieser kunsterfahrenen Nanen legte nun Odin oder vielmehr Munon in seinem Jötunheim ein neues Asgard unweit von dem Urdar oder dem Rhodaunefluß an, womit, der sichersten Erklärung nach, unsere Vaterstadt Danzig ihren ersten Anfang genommen hat. Das Wort Asgard, Asagard oder Asciburg ist von den Ansen oder Asen, die Jordanes als Helden der Nation angibt, herzuleiten, es war ein gemeinsamer Unterscheidungsname, der von den Goten ihren vornehmsten Städten beigelegt wurde, wo die Regenten des Volkes ihren Sitz hatten, wo der feierliche Religionsdienst verrichtet, auch die Staatsversammlungen und Kriegsberatschlagungen gehalten wurden. Danzig wurde demnach als eine solche Residenz angelegt, hat aber außer diesem alten Ehrentitel, auch von jeher einen eigenen Namen gehabt, der schon in den ältesten Zeiten Giöthe-Schants oder Gothiscanzia geheißen hat; unser Historiograph will denselben nicht von Gjöthes-kant oder einer Uferspitze hergeleitet wissen, sondern er soll sich vielmehr auf eine Forteresse (Festung) oder feste Schanze der Goten beziehen. Aus Gotenschanz ist nun durch die Zusammenziehung der Silben, das Wort Gdansk entstanden, dessen sich die Polen in ihrer Sprache bedienen, und welches ihre alten Schriftsteller im lateinischen allgemein durch Gdanum ausgedrückt haben. Eben dieses polnische Wort Gdansk haben die zahlreichen Ankömmlinge aus Deutschland in das jetzt übliche Wort Danzig verwandelt, was aber früher viel härter ausgesprochen wurde, auch lange nachher noch Dantzigk ist geschrieben worden ist, und welches wir in einem Brief des Herzogs Swentopolk vom Jahre 1253 zum ersten Male gebraucht finden. Ferner ist der Bedeutung nach mit Gotenschanz einerlei, der Ableitung nach aber verschieden der Name Gidanie, welcher vom zehnten Jahrhundert her in einer Lebensbeschreibung des heiligen Adalberts, die einen böhmischen Schriftsteller zum Verfasser hat, zuerst vorkommt: wahrscheinlich haben ihn die benachbarten Wenden in Umlauf gebracht, und gleich anfangs der Gythonen vornehmste Stadt, Gythonium oder Gythanium genannt; denn dass die Goten auch abwechselnd Gothonen, Gythonen und Guttonen geheißen haben, ist von unterschiedlichen Schriftstellern her bekannt. Sehr leicht haben demnach die Polen und Kassuben das Wort Gythania oder Gidanie von den Wenden aufnehmen, und es auch den Böhmen mitteilen können, obgleich die Polen, in näherer Bekanntschaft mit den Einwohnern Danzigs, bald mögen sein belehrt worden, dass das Wort Gdansk der Herleitung nach richtiger von ihnen gebraucht werde. Beiläufig lässt sich hier anerkennen, dass der lateinische Name Dantiscum, den man nicht selten, besonders in älteren Zeiten gebraucht hat, am wenigsten statt finde, und sich auf keine Art rechtfertigen lasse, um so mehr, da alle hiermit sowohl als sonst von dänischen Kolonien oder Danis und Dancionibus versuchten Ableitungen, mit keinem ethnographischen oder historischen Grunde unterstützt werden. Trotzdem vergehen noch über 1500 Jahre, ehe wir auf einen Hauptfakt treffen, wodurch sich der
    Zustand deutlicher abzeichnet, denn die vielfältigen Revolutionen und Völkerveränderungen, welche in dieser langen Reihe von Jahren, die Länder an der Weichsel und Ostsee betroffen haben, geben nur hie und da einige entfernte Winke von den darin vorkommenden Städten und Wohnplätzen, wenn sie einmal für die Entwicklung der Goten von Bedeutung waren. Nicht lange nach Asgards Erbauung entsteht eine Rebellion in Jötunheim, eine gotische Kolonie zieht deshalb nach Skandinavien, lässt sich zuerst auf der Insel Gotland nieder, legt aber auch den Grund zu der späteren Ausbreitung des gotischen Namens. Ungefähr in der Zeit von 300 Jahren vor Christi Geburt tritt die Reise des Pytheas ein, seinem Bericht nach hatten die Guttonen an der Ostsee eine Strecke von 6000 Stadien zum Gebiet, doch ist es möglich, dass er mehrere unabhängige deutsche Völker gotischer Abkunft, vielleicht auch die Wenden als Untertanen oder Bundesgenossen der Goten in seine Berechnung mit einbezogen hat. Allein, wenige Jahre vor dem Anfang der christlichen Zeitrechnung, bekommt der Goten Herrschaft hier einen heftigen Stoß von den Markomannen, deren Fürst Marobod sich beinahe das ganze Land unterwürfig gemacht hat, und den Goten wenig mehr als die östliche Seite des Weichselufers, von Kulm bis an die Mündung des Flusses übrig gelassen zu haben scheint. Vierunddreißig Jahre später zerrüttet Arnim oder Herrmann der Cherusker Fürst dieses gerade auf blühende Reich der der Markomannen, und Marobod selbst muss an den römischen Hof flüchten, wo er dann zu einer Privatperson wird. Das erfahren natürlich auch die Goten in Skandinavien, und ihr Fürst Otherich oder Berich macht sich auf, um die alte Herrschaft am baltischen Meer wieder herzustellen. Er schifft also mit seiner Familie und einigem Gefolge in sein altes Vaterland über, und landet nach Jordanus Erzählung glücklich bei Gotenschanz (Danzig), wo er zwar die Stadt weder erbaut noch ihr den Namen verliehen hat; doch er rief das Gedenken an ihre frühe Existenz und Größe wieder in die Geschichte zurück. Erfolgreich treibt er nun die inzwischen hier wohnenden Völker, besonders die mächtig gewordenen Ulmeruger oder Rügier und Lemovier in ihre Grenzen zurück, und bringt das frühere gotische Reich, durch die neue Ansiedlung mehrerer gotischer Kolonien aus Skandinavien wieder zur alten Geltung zurück. Dieses neuerliche Aufblühen des gotischen Reiches im Danziger Gebiet unter Berich, erregt aber den Neid der Goten welche inzwischen in Skandinavien wohnen, und sie verlangen, dass ihr ehemaliger Fürst Berich zurück kommt. Als dieser sich aber weigert, fällt er einem Anschlag seiner früheren Untertanen zum Opfer. Berichs Familie rächte aber seinen Tod, und konnte dadurch auch die Ordnung im Danziger Gebiet aufrecht erhalten. Die nächste größere Veränderung in diesem Gebiet findet dann nach Kaiser Trajans Tod statt; wahrscheinlich hatten die römischen Eroberungen der Donauprovinz Dacien, und die nachfolgen Freiheitsbestrebungen der dort lebenden Goten, auch einen großen Einfluss auf die Goten im Danziger Gebiet; zumindest beschloss deren aktueller König Filimer mit dem größten Teil seines Volkes, die Römer im Donaugebiet zu bekämpfen; wozu er mit seinen Leuten über Umwege an die Grenzen des römischen Reiches zog. Die zurückgebliebenen Goten zwischen den drei Armen der Weichsel sahen sich nun wieder den Angriffen ihrer Nachbarn, besonders der Longobarden ausgesetzt. Zu dieser Zeit müssen sie wohl auch den Namen der Gepiden angenommen haben, wobei sie von den anderen Deutschen, welche mit ihnen Handel trieben, immer öfter als Aestier (was sich
    wohl von den Asen ableitet) bezeichnet wurden; diesen Namen bekamen dann die Goten und Wenden immer öfter gemeinschaftlich von ihren westlichen Nachbarn beigelegt. Die Gepiden warteten nun auf einen günstigen Zeitpunkt, um ihrerseits die Römer anzugreifen; dieser schien ihnen dann ungefähr 150 Jahre später gekommen zu sein, und sie zogen ihren Brüdern in Richtung Süden nach. Trotzdem verließen auch dieses mal nicht alle Goten das Weichselgebiet, und die übrig gebliebenen konzentrierten sich auf das Gebiet um Danzig, und wurden mit der Zeit wieder vermehrt, durch einen neuerlichen Zuzug aus Skandinavien; für diese Leute kam nun immer öfter die Bezeichnung Vidoarier oder Vidivarier zur Geltung; Witen oder Viten ist bekanntlich ein Synonym für die Goten. Diese Vidivarier scheinen sich dann aber in der Folge selber als Wareger bezeichnet zu haben, indem sie von ihrem ganzen Namen wegen der Einfachheit nur noch die zweite Silbe (Varier) nutzten, und diese wiederum in Warger oder Wareger wandelten. Diese ganzen aufgezählten Entwicklungen und Veränderungen der gotischen Völker im Danziger Raum mitsamt deren Namensänderungen zeigen uns die fortlaufende Entwicklung dieses Volkes über den Zeitraum von ca. 750 Jahren. Die nun aber einsetzenden Völkerveränderungen infolge des Hunneneinfalles blieben natürlich auch nicht ohne tiefgreifende Folgen für die Goten im Danziger Raum; viele Völker, darunter die Goten, die Kassuben und Polen in diesem Bereich von Europa wurden zu dieser Zeit in ständige Bewegung versetzt, und haben zum Teil ihre Wohnsitze räumlich sehr weiträumig verändern müssen. Wir bekommen nun erst wieder zum Ende des neunten Jahrhunderts eine genauere und klare Schilderung der Verhältnisse in diesem Landstrich; zu finden ist diese in der Reisebeschreibung der beiden Gefährten Other und Wulfstau, die sie dem angelsächsischen König Alfred übergeben haben. Witland, so wie sie das Land der Goten in ihrer Beschreibung nennen, wird nun genau von Weonodland und Estum, dem Land der Esten unterschieden. Der seeseitige Teil von Weonodland oder dem Land der Wenden, stand damals in einer engen Beziehung zu den inzwischen mächtigen Dänen; zu dem größeren, landseitigen Teil, durch den die Weichsel fließt, zählte man das heutige Polen und ganz Kassubien. Zu Estum gehörte nicht nur ganz Preussen, sondern auch viele Gebiete, in welchen sich die verschiedensten Völker angesiedelt hatten, so z.B. auch Wenden, Jazygern und Roxolanen, welche ungefähr das heutige Litauen und Kurland bevölkerten. Das eigentliche Witland stellte aber das Gebiet der Vidioarier oder Wareger dar, was am Ausfluss der Weichsel lag, wozu auch noch die Halbinsel Hela, die frische Nehrung, und große Teile des Kulmer Gebietes gehörten. Die ständigen Auseinandersetzungen, welche die Deutschen von Witland damals mit ihren Nachbarn gehabt haben sollen, beziehen sich wohl hauptsächlich auf die Auseinandersetzungen mit den Einwohnern des Kulmer Landstriches, wegen ihrer Lage mitten im feindlichen Gebiet.

    Tschü....
    Das gute alte Recht ist immer ungesetzt und ungeschrieben!!

  5. #5
    Forum-Teilnehmer Avatar von Ulrich 31
    Registriert seit
    04.11.2011
    Ort
    Berlin
    Beiträge
    7,777

    Standard AW: Geschichte - Zollgebühren in Danzig

    Hallo Arndt,

    auch diese zwei bis drei Worte (Deine eigenen oder eine andere Quelle?) sind zwar für besonders Geschichtsbewusste interessant, führen aber nicht zu den Zollgebühren in Danzig. Hast Du dazu etwas Spezielles parat?

    Nichts für ungut, beste Grüße und ein schönes Wochenende,
    Ulrich

  6. #6
    Forum-Teilnehmer Avatar von Antennenschreck
    Registriert seit
    05.09.2011
    Ort
    ohne festen Wohnsitz
    Beiträge
    1,772

    Standard AW: Geschichte - Zollgebühren in Danzig

    Hallo Ulrich,

    ich hatte vermutet, dass diese Texte genügend Danzigbezug gehabt hätten, als dass ich sie hier hätte bedenkenlos schreiben dürfen. Wenn das eben nicht so war, dann bitte ich dich gerne um Entschuldigung.

    LG Arndt
    Das gute alte Recht ist immer ungesetzt und ungeschrieben!!

  7. #7
    Forum-Teilnehmer Avatar von Ulrich 31
    Registriert seit
    04.11.2011
    Ort
    Berlin
    Beiträge
    7,777

    Standard AW: Geschichte - Zollgebühren in Danzig

    Hallo Arndt,

    Entschuldigung total unnötig! Bin kein Kontrolleur.

    Beste Grüße
    Ulrich

Aktive Benutzer

Aktive Benutzer

Aktive Benutzer in diesem Thema: 1 (Registrierte Benutzer: 0, Gäste: 1)

Stichworte

Berechtigungen

  • Neue Themen erstellen: Nein
  • Themen beantworten: Nein
  • Anhänge hochladen: Nein
  • Beiträge bearbeiten: Nein
  •