Schönen guten Morgen,
weite weiße Strände, feiner sauberer Sand, gesunde Seeluft, Natur pur, eine sanfte Dünenlandschaft, rauschende Wälder - wer denkt nicht daran, wenn er an die kilometerlangen Strände und Dünen des Werders denkt?
Das mag im Sommer auch stimmen, vor allem in der Touristensaison, wenn mit ungeheurem Aufwand die Strände halbwegs sauber gehalten werden. Wer jedoch zur Zeit am Strand östlich der Weichselmündung spazieren geht, wird mit einer Wirklichkeit konfrontiert, die mit den schönen Bildern in Reiseprospekten nur wenig gemein hat.
Müllberge sind am Strand angespült, Müll, Müll, Müll. Berge von Plastikflaschen, Folien, Fischernetzresten, Getränkedosen. Es ist eine irreale Welt zu sehen. Weit ins Meer hinausreichend noch immer hohe Eisberge und Eisinseln, drei, vier, fünf und mehr Meter hoch aus dem Wasser ragend. Zusammengeschoben von auflandigen Winden. Nur: Diese Eisberge gleißen nicht mehr weiß in der Frühlingssonne, sie sind von einer Schmutzschicht überzogen, braun, schwarz, mit Müll bedeckt.
Es ist ein irreales Bild, das erschreckt, fassungslos macht, Entsetzen aufkommen lässt. Man erklimmt nicht mehr Dünen sondern Müllberge.
Wie konnte das geschehen? Die Weichsel, durch ganz Polen fließend, 1000 Kilometer Müllkippe, transportiert ihren ganzen Dreck in die Danziger Bucht. Der vergewaltigte Strom führt ungeheure Dreck- und Abfallmassen mit sich. In diesem kalten Winter wurde alles was auf ihm schwamm in Eisschollen eingefroren. Diese trieben hinaus auf die See und anschließend zu einem Teil an die östlichen Strände wo sie sich zu Eisbergen auftürmten.
Nun erwacht der Frühling, das Eis schmilzt, Dreck und Müll kommen zum Vorschein und geben den Eisbergen ihr unvorstellbar schmutziges Aussehen. Wenn sie in Kürze weggeschmolzen sein werden, wird auch dieser Müll die Strände verschmutzen. Ein großer Teil wird jedoch auf See bleiben und weiterhin dazu beitragen, dass die Danziger Bucht Polens größte Müllkippe bleibt.
Aber keine Angst: Wenn die Touristen kommen, wird der Strand gesäubert sein. Den auf See schwimmenden und auf Grund liegenden Müll wird man kaum mehr sehen. Und die Legende von den naturbelassenen Stränden und dem sauberen Wasser wird weiterleben können.
Viele Grüße aus dem bewölkten Danzig
Wolfgang
P.S.: Die Fotos sind am vorgestrigen Sonntag Nachmittag am "Strand" von Nickelswalde aufgenommen worden.