Seite 1 von 3 123 LetzteLetzte
Ergebnis 1 bis 50 von 104

Thema: Keiner der Nachgeborenen hat unser Danzig gesehen

  1. #1
    Forum-Teilnehmer
    Registriert seit
    13.02.2008
    Beiträge
    29

    Standard Keiner der Nachgeborenen hat unser Danzig gesehen

    Mich interessiert Danzig -----weil
    Sehr geehrter Admin.
    Nu kommt es mir wieder ibern Koop.
    Die Aufforderung ist nicht korrekt formuliert,richtiger wäre z.B.
    Mich interessiert Gdansk-früher Danzig ---- weil
    Dann wären alle Antworten verständlicher,und die Danziger
    wüssten was gemeint ist.Keiner der Nachgeborenen hat unser
    Danzig gesehen.Das führt leider dazu,daß die ollen Fischköppe
    sagen:"Wovon redet der Herr?" Danzig gibt es nicht mehr.-----
    Danzig und Gdansk muß etwas besser sortiert werden,sonst
    denken die jungen Leute wenn Sie zu Besuch dort hinfahren:
    Sie sind wirklich in Danzig.Alleine die fremden Leute überall,
    wo kommen die alle her?
    Nichts für ungut,schöne Grüße von Korlke ut de Oh`rsche Eck.

  2. #2
    Forum-Teilnehmer Avatar von Hans-Joerg +, Ehrenmitglied
    Registriert seit
    10.02.2008
    Ort
    Hannover
    Beiträge
    4,800

    Standard AW: Mich interessiert Danzig weil ... (nur einen Satz)

    Naja Karl-Heinz......
    So "genau" wollen wir es doch nicht nehmen.
    Ich glaube wir wissen wie es Wolfgang gemeint hat !
    Auch " nix für ungut"
    Viele Grüße
    Hans-Jörg

  3. #3
    Forum-Teilnehmer Avatar von Heinzhst
    Registriert seit
    10.02.2008
    Ort
    Nähe Stuttgart
    Beiträge
    431

    Standard AW: Mich interessiert Danzig weil ... (nur einen Satz)

    Jo Hans-Jörg, wir olle Fischköppe wissen schon wie Wolfgang es gemeint hat.

    Danke Karl-Heinz, hast den Unterschied zwischen Danzig und Gdansk gut beschrieben.

    Heinz (HST)
    Ich glaube nur das,was ich gesehen und erlebt habe.
    A.G.

  4. #4
    Forum-Teilnehmer
    Registriert seit
    08.02.2009
    Ort
    Nickelswalde
    Beiträge
    540

    Standard AW: Mich interessiert Danzig weil ... (nur einen Satz)

    Lieber Hans
    Es waere schoen wen du uns etwas ueber Danzich erzählen würdes aber nur bis 1945 ! ich zum beispiel höre noch heute das leise Summen der Straßebahn wenn die Nachts durch die Langasse gefahren ist ,oder Nachts den Glockenschlag von der Marienkirche, den Besuch auf dem Domnik, oderdie Musikdanpfer wenn Sie in Richtung Einlage/ Schiewenhorst/ Nickelswalde unterwegs waren,möglicherweise bist du mit deinen Eltern damals auch schon dabeigewesen! ich habe in Danzich viel durch meine Verwandte die in Danzich wohnten erlebt, den ich selber bin in Nickelsalde geboren, Nun streng dich ein wenig an es waere schoen von dir hören.
    Freundliche Grüße Heinz Mandey

  5. #5
    Forum-Teilnehmer
    Registriert seit
    13.02.2008
    Beiträge
    29

    Themenstarter

    Standard AW: Mich interessiert Danzig weil ... (nur einen Satz)

    Hallo Hans-Jörg,Hallo Heinz.
    Auch ich weiß wie der Admin es gemeint hat.
    Mir geht es um die Nachgeborenen,und das Sie
    nicht mit falschen Vorstellungen in unsere Ge-
    burtsstadt fahren.Mir wird richtig Angst und
    Bange,wie unser Admin sich da reinkniet,ein
    richtiger Danziger zu werden.Da fällt mir in
    Abwandlung des Schlagertextes ein:
    "Danzjer,Danzjer kannst nicht lernen,Danzjer
    mußt schon sein."
    Das hört sich hochnäsig an,ist aber nur die
    Wahrheit, was mich persönlich betrifft,es war
    nicht immer ein romantisch verklärter Lebens-
    abschnitt aus der Kindheit.Meine leibliche
    Mutter hat dem "Führer" ein Kind geschenkt,
    ohne den Vater zu nennen,oder zu kennen?
    Die Nazis haben gesagt:"Mädels der Führer
    lässt Euch nicht im Stich,weiter so."
    Unser Haus "Lebensborn" für Mutter und Kind
    war: Gotenhafen,
    Städt.Säuglingsheim Klein Katz/Schw.Else.
    Die meisten Kinder kamen zu Pflegeeltern.
    Der Pflegevater musste zum"Volkssturm".
    Die Pflegemutter ging mit uns auf die Flucht.
    Da wurde ich ein Kriegs-und Flüchtlingskind mit
    jahrelanger Lager-Erfahrung hinter Stacheldraht.
    Die Dänen ließen uns nicht verhungern,nur den
    Kleinkindern und Säuglingen haben Sie ärztliche
    Hilfe versagt,Tausende Kindergräber auf den
    dänischen Friedhöfen.Nu hör ich aber auf,hat nichts
    mit Danzig zutun.------------------------------------
    Die Zeit bis ..45 habe ich in lebhafter Erinnerung,muß
    mal alles aufschreiben.Als oller spinalkanal stonoser,
    adipöser Knacker sitze ich im Wartesaal zur Ewigkeit
    und habe bald keine Danzjer als Gesprächspartner.
    Die Jungen Leute müssen führ eine gute Nachbar-
    schaft arbeiten,was die Bremer ja schon seit vielen
    Jahren versuchen.
    Also dann...... Tschüss solang

  6. #6
    Forum-Teilnehmer Avatar von Hans-Joerg +, Ehrenmitglied
    Registriert seit
    10.02.2008
    Ort
    Hannover
    Beiträge
    4,800

    Standard AW: Keiner der Nachgeborenen hat unser Danzig gesehen

    Hallo Karl - Heinz
    Ach wer ist ein “ echter “ Danziger ………..?
    Auf dem Papiere zumindest diejenige die in Danzig geboren sind … da bin ich dabei.
    Aber für Erinnerungen bin ich zu “ jung”.
    Und unsere Mütter und Väter die noch ihre Jugend in Danzig verleben konnten sind zum großen Teil schon lange verstorben !
    Kann schon lange fast niemand aus unserer “ Familie / Verwandtschaft “ fragen wie es früher im schönen Danzig war ….. Schade !
    Aber das ist eben der Lauf der Zeit.... mit jedem Jahr werden es weniger.
     
    Viele Grüße
    Hans-Jörg

  7. #7
    Forumbetreiber Avatar von Wolfgang
    Registriert seit
    10.02.2008
    Ort
    Prinzlaff/Przemysław
    Beiträge
    9,723

    Standard AW: Keiner der Nachgeborenen hat unser Danzig gesehen

    Schönen guten Abend,

    ich habe einige Beiträge aus dem Thema "Mich interessiert Danzig weil ... (nur einen Satz)" in ein separates Thema verschoben, weil der eine oder andere Beitragsschreiber wahrscheinlich die Bitte übersah, NUR EINEN SATZ zu "Mich interessiert Danzig weil..." zu schreiben.

    Vielleicht noch eine kleine Anmerkung: Meine beiden Eltern sind gebürtige Danziger, genauso auch wie eine lange Vorfahrenreihe die ich teils rund 400 Jahre in und um Danzig zurück verfolgen kann. Ich muss mich nicht irgendwo "reinknieen" um ein "richtiger Danziger" zu werden. Wozu auch?

    Was ist übrigens ein "richtiger Danziger"? Die, die dort geboren wurden, Toleranz predigen, aber Gift und Galle spucken, wenn sie mit etwas nicht einverstanden sind? Wie wäre es mal zur Abwechslung mit konstruktiven und sachlichen Beiträgen zum Thema Danzig? Oder sollte es das alte Danzig nicht wert sein, darüber zu berichten? Warum die Enthaltsamkeit wenn es darum geht, ein bisschen über das frühere Danzig zu schreiben um damit auch Jüngeren einen Einblick zu geben, wie es war?

    Und noch eine Anmerkung: Ich habe immer wieder betont, wie sehr ich dafür eintrete, dass sich generationsübergreifend Deutsche und Polen, deutsche und polnische Danziger, gegenseitig zuhören und versuchen einander besser zu verstehen. Ziel dieses Forums ist es, Gemeinsamkeiten zu entdecken, aufeinander zuzugehen, voneinander zu lernen, und nicht immer wieder Gräben neu aufzureißen. Dazu gehört auch, Toleranz nicht nur zu predigen, sondern sie auch vorzuleben.

    Wer nicht hinter diesen Zielen steht, sollte sich intensiv fragen, ob dieses Forum das für ihn richtige ist.

    Viele Grüße aus dem nächtlichen Danzig
    Wolfgang
    -----
    Das ist die höchste aller Gaben: Geborgen sein und eine Heimat haben (Carl Lange)
    Zertifizierter Führer im Museum "Deutsches Konzentrationslager Stutthof" in Sztutowo (deutsch/englisch)
    Certyfikowany przewodnik po muzeum "Muzeum Stutthof w Sztutowie - Niemiecki nazistowski obóz koncentracyjny i zagłady"

  8. #8
    Forum-Teilnehmer Avatar von Hans-Joerg +, Ehrenmitglied
    Registriert seit
    10.02.2008
    Ort
    Hannover
    Beiträge
    4,800

    Standard AW: Keiner der Nachgeborenen hat unser Danzig gesehen

    Hallo Wolfgang
    Irgendwie habe ich bei Deinem Beitrag ein zwiespältiges Gefühl… wenn ein “ Neuling im Forum “ dies liest könnte er auf die Idee kommen das bei uns die “ Mehrheit” Gift und Galle spuckt und keine Toleranz übt …. Oder habe ich das total falsch verstanden ? ( wird wohl so sein )
     
    Viele Grüße
    Hans-Jörg

  9. #9
    Forum-Teilnehmer Avatar von jonny810
    Registriert seit
    10.02.2008
    Ort
    Alzenau/Ufr.
    Beiträge
    2,397

    Standard AW: Keiner der Nachgeborenen hat unser Danzig gesehen

    Ich habe festgestellt, dass viele Polen von Danzig sprechen, wenn sie Gdansk meinen.

    Sollen wir uns dann noch hier im Forum - Danzig streiten ob Danziger Danzig sagen dürfen?

    kommt mir ziemlich kindisch vor. Aber ehrlich
    Es grüßt herzlich, Erhart vom Schüsseldamm.
    "Nec Temere - Nec Timide"
    Eine Freundschaft ist das, was man aus ihr macht. EKJ

  10. #10
    Forum-Teilnehmer Avatar von Hans-Joerg +, Ehrenmitglied
    Registriert seit
    10.02.2008
    Ort
    Hannover
    Beiträge
    4,800

    Standard AW: Keiner der Nachgeborenen hat unser Danzig gesehen

    Hallo Erhart
    Ob nun Danzig oder Gdansk ...( dies Thema hatten wir schon mehrfach hier im Forum ).... ist aber hier bei der ursprünglichen Frage von Wolfgang sicherlich nicht gemeint......
    Habe den Eindruck wir bewegen uns davon weg.


    Viele Grüße
    Hans-Jörg

  11. #11
    Forumbetreiber Avatar von Wolfgang
    Registriert seit
    10.02.2008
    Ort
    Prinzlaff/Przemysław
    Beiträge
    9,723

    Standard AW: Keiner der Nachgeborenen hat unser Danzig gesehen

    Schönen guten Abend,
    hallo Erhart,

    es hat sich mittlerweile überall rumgesprochen, dass Danzig in der deutschen Sprache Danzig heißt. Im Polnischen heißt es Gdansk, auch schon vor dem Krieg. Ob nun Danzig oder Gdansk gesagt wird: alle meinen stets das Gleiche.

    Hans-Jörg, nein, wer hier im Forum ist, wird kaum den Eindruck gewinnen können, die Mehrheit spucke Gift und Galle oder übe keine Toleranz. Im Gegenteil. Es sind nur einige ganz wenige Teilnehmer gegen das Forum eingestellt, die dann auch gegen mich persönlich schießen. Sie melden sich kaum -vor allem kaum jemals mit konstruktiven Beiträgen zum Thema Danzig-, aber sobald sie eine Möglichkeit sehen, hier oder wo anders über unser Forum herzuziehen, nutzen sie diese Möglichkeit. Dies geschieht manchmal sehr subtil -mit Unterstellungen, Vermutungen, unbewiesenen Behauptungen-, manchmal auch sehr direkt. Querschüsse und Beleidigungen gegen andere Teilnehmer habe ich unterbunden, sie kommen kaum mehr vor.

    Was treibt den einen oder anderen (angeblichen) Danziger um, dass er sich nicht sachlich verhalten kann? Was geht in ihnen vor? Verbitterung? Unverständnis? Neid? Welche anderen Gründe?

    Unser Forum ist auf Sachlichkeit aber auch auf Sympathie für Andere und andere Meinungen angewiesen. Polemik, Propaganda, Querschüsse, Beleidigungen und persönliche Angriffe sind Gift für offene Meinungsäußerungen. Das hat nichts mit dem Recht auf freie Meinungsäußerung zu tun. Es fällt auch nicht unter die vielbeschworene und von ihnen selten geübte Toleranz und hat erst recht nichts mit Charakter und Anstand zu tun.

    Es gäbe noch unendlich viel über Danzig zu erzählen. Über das alte Danzig, wie es war, wie dort gelebt wurde, was erlebt wurde. Warum konzentrieren wir uns nicht auf dieses Thema, das eines unserer Themenschwerpunkte darstellen sollte?

    Viele Grüße aus dem nächtlichen Danzig
    Wolfgang
    -----
    Das ist die höchste aller Gaben: Geborgen sein und eine Heimat haben (Carl Lange)
    Zertifizierter Führer im Museum "Deutsches Konzentrationslager Stutthof" in Sztutowo (deutsch/englisch)
    Certyfikowany przewodnik po muzeum "Muzeum Stutthof w Sztutowie - Niemiecki nazistowski obóz koncentracyjny i zagłady"

  12. #12
    Forum-Teilnehmer Avatar von Uwe
    Registriert seit
    10.08.2008
    Ort
    Hannover
    Beiträge
    1,787

    Standard AW: Keiner der Nachgeborenen hat unser Danzig gesehen

    Ja diese Diskussion hatten wir schon häufiger, dachte das hätten wir ausdiskutiert ... finde die Diskussion darüber wie Erhard ziemlich kindisch oder auch lächerlich ....

    Herzliche Grüße

    Uwe
    Geschichte kann man nicht ändern ... aber man kann aus ihr lernen!

    Suche Informationen zu den Familiennamen Block, Gehrt, Kirschke, Kirsch, Haak, Happke, Hoffmann, Makowski, Namowicz, Patzer, Rehberg, Tolk(e) und Vierling aus Danzig

  13. #13
    Forum-Teilnehmer Avatar von jonny810
    Registriert seit
    10.02.2008
    Ort
    Alzenau/Ufr.
    Beiträge
    2,397

    Standard AW: Keiner der Nachgeborenen hat unser Danzig gesehen

    Hallo Wolfgang,

    meine Bemerkung hat sich nicht gegen dich gerichtet, so viel vorweg.

    Ich habe nur aufgezeigt, wie leger meine polnischen Freunde mit der Namensnennung "DANZIG oder GDANSK" umgehen.

    Diese Art von Besserwisser, die ausser negative Kritik zu Allem abgeben, sollte man einfach ignorieren.

    Solche Menschen laufen sich irgendwann, von alleine müde. In Danzig nannte man so etwas "olle Gnatzköppe".

    Allen einen schönen Frühlings-Anfang.
    Es grüßt herzlich, Erhart vom Schüsseldamm.
    "Nec Temere - Nec Timide"
    Eine Freundschaft ist das, was man aus ihr macht. EKJ

  14. #14
    Forum-Teilnehmer Avatar von buddhaah
    Registriert seit
    08.09.2010
    Ort
    Luxemburg
    Beiträge
    250

    Standard AW: Keiner der Nachgeborenen hat unser Danzig gesehen

    Je nach politischem Standpunkt bin ich ein Nachgeborener (oder eben auch nicht!). Ich für meinen Teil, fühle mich "eurem" Danzig verbunden - auch wenn ich es nicht aus erster Hand kenne - und, bis jetzt, nahm ich es auch als "mein" Danzig wahr. Ich verstehe nicht ganz, warum mir das nun verwehrt sein soll...

    Wenn hier danach gefragt wird, das (Vorkriegs-)Danzig vom (Nachkriegs-)Gdansk klar zu trennen, würde ich gerne wissen, welches Kriterium der Unterscheidung dazu herangezogen werden soll. Strasseninfrastruktur? Leitkultur? Ethnie? ...? Kann man mir das erläutern?
    Darüberhinaus fühle ich mich eines Teils meiner Identität beraubt, wenn mir hier suggeriert wird, es gäbe keine Kontinuität zwischen Danzig und Gdansk. Man möge mir also verzeihen, wenn dieser Beitrag deshalb etwas defensiv anmutet.

    Warum so defensiv? Weil meine Familie nach dem Krieg eben blieb, sich ein- und damit überlebte. Ich bin 1979 geboren - in Gdansk/Danzig - und seitdem ich Hosenscheisser war, gab es keine klare Zuordnung in unserer Familie: die Frage "Pole" oder "Deutscher" wurde entweder gar nicht oder mit "nee: Pommersch" beantwortet. Man konnte sich damals allerdings der Integration nicht erwehren: die Polonisierung kam mit der inherenten Freiheitsbegrenzung des Kommunismus. Somit sind wir also auch "Gdansker" mit einem tiefen Respekt und einiger Sehnsucht nach dem alten "Danzig".

    Zu behaupten, das (deutsche) Vorkriegsdanzig sei für uns (polnische?) Nachkriegsgdansker nicht mehr zu verstehen, ist - gelinde gesagt - gönnerhaft, wenn nicht herablassend.

    "Natierlich" ist es nunmal so, dass das Gedanium (um mal die unterschiedlichen Bezeichnungen aussen vor zu lassen), dass die älteren unter euch noch erleben durften, nicht viel gemein hat mit dem Gedanium von heute. Das is daderwejen, dass mit einer anderen Nation nun auch eine andere Kultur, als damals, überwiegt. Doch ist es auch Tatsache, dass nunmehr 66 Jahre seit Kriegsende vergangen sind (das Nürnberg von heute, zum Beispiel, ist auch nicht mehr das Nürnberg von 1945. Gleiches gilt für zig deutsche Städte, die nach dem Krieg deutsches Staatsgebiet blieben.) Das Rad der Zeit ist nicht stehengeblieben.

    Nun mecht ich mal fragen: wie erfolgreich wart ihr aus der Vertriebenengeneration wirklich bei der Vererbung der "Danziger Identität" an eure Nachgeborenen? Wie produktiv war es, damals zu sagen: "Unser Danzig ist nicht mehr, kommt nie mehr wieder. Das, was da nun ist, ist nuscht nich mehr!"
    Hat es nicht vielmehr dazu geführt, dass die meisten eurer Kinder das Thema Herkunft vollends begraben haben? Nur wenige eurer Nachfahren interessieren sich noch. Die "iebrigen" die findet man oft hier.
    Hätte es nicht viel mehr genutzt, etwas gemeinsames mit den Gdanszczanie aufzubauen, nachdem die Mauer fiel, anstatt hier rum zu kujienen?

    Noch eines: ich habe mir, dank umfangreicher Literatur, Fotographien, Bildbänden, ein recht gutes Bild machen können, wie die Strassenverläufe in der Danziger Rechtstadt/Altstadt vor dem Krieg waren. Ich kann deswegen in Gedanken durch die Strassen spazieren.
    Zugegeben: ich höre nicht die Glocken von St. Katharinen, oder wie die Strassenbahn surrt - aber ich sehe diese Stadt vor meinem geistigen Auge.

    Übrigens, vor allem dank eines Bildbands, den die Polen 1997 herausgaben: "Był sobie... Gdańsk"

    - oder "Es war einmal... Danzig" in seiner deutschen Übersetzung.


    Mit den allerbesten Grüssen,

    Michael

  15. #15
    Forumbetreiber Avatar von Wolfgang
    Registriert seit
    10.02.2008
    Ort
    Prinzlaff/Przemysław
    Beiträge
    9,723

    Standard AW: Keiner der Nachgeborenen hat unser Danzig gesehen

    Schönen guten Morgen,
    hallo Erhart, hallo Uwe,

    die Frage, wer sich überhaupt als "Danziger" bezeichnen kann/darf, entbehrt tatsächlich nicht einer gewissen Komik.

    Für mich ist Danziger wer in Danzig geboren wurden oder dort lebt/lebte und sich selber als Danziger sieht. Wer sich darüber hinaus als Nachkomme von Danzigern ebenfalls als Danziger fühlt: bitteschön, warum nicht?

    Schöne Grüße aus dem sonnigen Danzig
    Wolfgang
    -----
    Das ist die höchste aller Gaben: Geborgen sein und eine Heimat haben (Carl Lange)
    Zertifizierter Führer im Museum "Deutsches Konzentrationslager Stutthof" in Sztutowo (deutsch/englisch)
    Certyfikowany przewodnik po muzeum "Muzeum Stutthof w Sztutowie - Niemiecki nazistowski obóz koncentracyjny i zagłady"

  16. #16
    Forum-Teilnehmer Avatar von wenzkauer
    Registriert seit
    26.10.2008
    Ort
    Hörby, Schweden
    Beiträge
    197

    Standard AW: Keiner der Nachgeborenen hat unser Danzig gesehen

    Hallo in die Runde,
    war wirklich alles so schön vor 1945. Diese fast schon permanente politische Unsicherheit.
    Nachnamen wurden jenachdem angepasst.
    Umwelt und Natur war kein Thema. Die sanitäre Situation in muffigen Hinterhöfen.
    Natürlich war das früher alles besser...
    Selbst nach dieser Katastrophe verklärt meine Familie die Zeit bis 1958 und fand in Wenzkau war alles besser. Ich konnte mich in den 70er dann selbst davon überzeugen und habe es nicht verstanden. Heute rede ich fast auch schon so, von dem tollen einfachen Leben dem Brot, Käse, Wurst,
    welche es heute nirgendwo mehr gibt. Den Kommunismus verdränge ich dann einfach.
    Ich glaube das ist menschlich. Ich freue mich über Geschichten von Zeitzeugen, die neben der guten alten Zeit auch mal über negatives berichten. Von jedem etwas eben...
    Viele Grüße Michael

  17. #17
    Forum-Teilnehmer Avatar von Hans-Joerg +, Ehrenmitglied
    Registriert seit
    10.02.2008
    Ort
    Hannover
    Beiträge
    4,800

    Standard AW: Keiner der Nachgeborenen hat unser Danzig gesehen

    Hallo Wolfgang
    ok... klar ... siehe dazu auch auch gleich meine PN .
    Dies hier - damit sie nicht " verloren " geht.
    Viele Grüße
    Hans-Jörg

  18. #18
    Moderatorin Avatar von Helga +, Ehrenmitglied
    Registriert seit
    10.02.2008
    Ort
    Ruhrgebiet
    Beiträge
    1,939

    Standard AW: Keiner der Nachgeborenen hat unser Danzig gesehen

    ??? Hab gar nicht gewusst, das PNs verloren gehen, wenn man sie nicht vorab im Forum ankündigt
    Viele Grüße
    Helga

    "Zwei Dinge sind unendlich, die menschliche Dummheit und das Universum, beim Universum bin ich mir aber noch nicht sicher!" (Albert Einstein)

  19. #19
    Forumbetreiber Avatar von Wolfgang
    Registriert seit
    10.02.2008
    Ort
    Prinzlaff/Przemysław
    Beiträge
    9,723

    Standard AW: Keiner der Nachgeborenen hat unser Danzig gesehen

    Schönen guten Nachmittag,
    und ein Hallo an die beiden Michaels,

    Ihr habt wichtige Punkte aufgezeigt, die mitunter in Vergessenheit geraten!

    Wer das Wort "Danzig" -heute fast ein Symbol für Freiheit und Toleranz- verwendet, darf damit nicht ausgrenzen. Ich kenne hier alte Polen -sie waren immer Polen und sind stolz darauf!- die einen Danziger Pass besaßen. Es gab eben nicht nur das deutsche Danzig, auch wenn dort mit großer Mehrheit Menschen "deutscher Zunge" lebten. Viele der polnischen ehemaligen Freistaatbürger sind stolz darauf, ebenfalls DANZIGER zu sein. Wenn ich hier mit meinen polnischen Freunden spreche, steht es ebenfalls vollkommen außer Zweifel, dass sie Danziger sind. Und sie sind stolz auf diese Stadt, die eine lange und reiche Geschichte aufweisen kann.

    Im Vorkriegs-Danzig war nicht immer nur eitel Sonnenschein. Wer nicht Arier war, hatte wenig zu lachen. Erinnerungen der wenigen überlebenden Nicht-Arier und Nicht-Deutschen werden auch heute noch sehr häufig ausgeblendet. Aber auch das gehört zur Geschichte Danzigs, die nicht immer nur eine ruhmhafte war.

    Wer sich immer nur an die schönen Seiten erinnern will, wer ausschließlich darüber spricht, handelt einseitig, er sagt nur die halbe Wahrheit. Aber ist nicht die schlimmste Form der Lüge eine halbe Wahrheit?

    Ich bin unendlich zufrieden und Gott dankbar, dass ich in Danzig leben darf. Es ist die Heimat meiner Eltern und Großeltern, es ist auch meine Heimat. Meine Mutter, fast 82-jährig, wartet ungeduldig darauf, dass mein Haus im Danziger Werder fertig wird. Sie kommt zurück in ihre alte Heimat, die sich zwar verändert hat, aber nach wie vor ihre Heimat ist.

    Sie kann sich sehr wohl an das alte Danzig erinnern, an die "Wanzen-Buden", die ihre Familie nicht nur einmal veranlasste, innerhalb der Stadt umzuziehen.

    Wir Jüngeren, wir Nachkriegsgeborenen, kennen das alte Danzig aus eigener Anschauung nicht, natürlich nicht. Das bedeutet jedoch nicht, dass wir ahnungslos sind. Wir haben zwar nicht in den Wanzen-Buden gelebt, badeten auch nicht am judenfreien Zoppoter Strand, durften in der HJ keine Hakenkreuzfähnchen schwingen, erlebten in Danzig auch nicht als deutsche Danziger eine unbeschwerte Kindheit, ABER blind und blauäugig und uninformiert sind wir deswegen trotzdem noch lange nicht.

    Das heutige Danzig ist von wesentlich mehr Offenheit und Toleranz geprägt als das Danzig während der Nazi-Zeit. Wer muss hier im heutigen Danzig um sein Leben fürchten, wenn er anderer Nationalität, anderen Glaubens oder einer anderen politischen Meinung ist? Ich stelle mal eine etwas provozierende Frage: Dürfen die heutigen Danziger die sich mit ihrer Stadt und deren Geschichte identifizieren nicht genauso stolz -vielleicht sogar stolzer?- sein als die Danziger die dort vor 1945 lebten?

    Schöne Grüße aus dem langsam frühlingshaft werdenden Danzig
    Wolfgang
    -----
    Das ist die höchste aller Gaben: Geborgen sein und eine Heimat haben (Carl Lange)
    Zertifizierter Führer im Museum "Deutsches Konzentrationslager Stutthof" in Sztutowo (deutsch/englisch)
    Certyfikowany przewodnik po muzeum "Muzeum Stutthof w Sztutowie - Niemiecki nazistowski obóz koncentracyjny i zagłady"

  20. #20
    Forum-Teilnehmer Avatar von Hans-Joerg +, Ehrenmitglied
    Registriert seit
    10.02.2008
    Ort
    Hannover
    Beiträge
    4,800

    Standard AW: Keiner der Nachgeborenen hat unser Danzig gesehen

    Ach Helga
    Gehört hier eigentlich nicht rein... aber Wolfgang bekommt soviele PN`s
    Viele Grüße
    Hans-Jörg

  21. #21
    Moderatorin Avatar von Helga +, Ehrenmitglied
    Registriert seit
    10.02.2008
    Ort
    Ruhrgebiet
    Beiträge
    1,939

    Standard AW: Keiner der Nachgeborenen hat unser Danzig gesehen

    Hallo Wolfgang,

    da finde ich dich aber ein bisschen einseitig. Richtig, ich habe nie Danzig gelebt, sehr wohl aber mein Vater mit einer großen Familie, sie alle haben nicht in Wanzenbuden gehaust, sie hatten sehr wohl eine schöne Kindheit, wen auch verbunden mit den einen oder anderen Pflichten.

    Und warum bitte solllte ein heutiger Gdansker stolzer auf seine Stadt sein als unsere Vorfahren? Das erschliesst sich mir nun wirklich nicht. Übrigens, es gab nicht nur ein Danzig in der Nazizeit. Und auch während dieser schlimmen Zeit genügend Danziger, die ein schönes Leben hatten, ohne sich deshalb mit den Nazis gemein zu machen.
    Viele Grüße
    Helga

    "Zwei Dinge sind unendlich, die menschliche Dummheit und das Universum, beim Universum bin ich mir aber noch nicht sicher!" (Albert Einstein)

  22. #22
    Forum-Teilnehmer Avatar von wenzkauer
    Registriert seit
    26.10.2008
    Ort
    Hörby, Schweden
    Beiträge
    197

    Standard AW: Keiner der Nachgeborenen hat unser Danzig gesehen

    Hallo nochmal,
    enorme Chancen bieten sich heute Gdansk und seinen Danzigern. Solche Perspektiven gab es noch nie, vielleicht eher noch zur Hansezeit. Jetzt mal unabhängig wer daran "Schuld" hat, hoffe ich, es wird niemals mehr zerstört. Für die Aufarbeitung der Vergangenheit stand es ebenfalls noch nie so gut. Das bedeutet noch keineswegs "Friede, Freude, Eierkuchen", aber es wächst langsam. Wachsam gegenüber Störungen von den üblichen Verdächtigen muß man trotzdem bleiben. Ich nenne bewußt nicht Roß und Reiter.
    Gruß Michael

  23. #23
    Forum-Teilnehmer Avatar von Uwe
    Registriert seit
    10.08.2008
    Ort
    Hannover
    Beiträge
    1,787

    Standard AW: Keiner der Nachgeborenen hat unser Danzig gesehen

    Liebe Forumteilnehmer,

    kann manchem zustimmen was hier heute geschrieben wurde. Wichtig ist mir, dass natürlich auch heutige Danziger (egal welcher Abstammung) stolz sein können auf die gesamte Geschichte der Stadt und ich glaube auch wie Michael (buddaah), dass kann und sollte man nicht trennen in die vor 1945 und die nach 1945. Es gehört zusammen denn es ist eine Geschichte. In der Vergangenheit gibt es immer Phasen auf die man stolz sein kann und welche die man lieber ungeschehen machen will. Weder das eine noch andere sollte man ausblenden, sondern als Herausforderung annehmen in Zukunft nur noch Phasen mit Stolz zu haben.

    Ja Michael (wenzkauer), ich bin auch froh das heutige, Danzig, Polen, Europa bietet Chancen die wir nie zuvor hatten. Ich glaube da kommt selbst die Hansezeit nicht ganz mit und Du hast recht wachsam muss man immer sein. Es ist kein Selbstläufer das es so auf alle Zeiten bleibt.

    Herzliche Grüße

    Uwe
    Geschichte kann man nicht ändern ... aber man kann aus ihr lernen!

    Suche Informationen zu den Familiennamen Block, Gehrt, Kirschke, Kirsch, Haak, Happke, Hoffmann, Makowski, Namowicz, Patzer, Rehberg, Tolk(e) und Vierling aus Danzig

  24. #24
    Forum-Teilnehmer
    Registriert seit
    10.02.2008
    Ort
    Salzgitter
    Beiträge
    1,507

    Standard AW: Keiner der Nachgeborenen hat unser Danzig gesehen

    Interessante Diskussionsbeiträge, ohne Frage.
    Aber meiner Meinung nach wird nur oberflächlich über einen Satz in Nr. 5 von K-H. Tepper diskutiert,nämlich um die Aussage, dass die neuen Danziger das alte schöne Danzig gar nicht kennen.Abgesehen davon, dass das ja keiner bestreiten kann, lese ich aus dem Beitrag vor allem die traurige Lebensgeschichte, die nur kurz angeschnitten ist.
    Was hat ein Mensch mit sich herumgetragen, dessen Mutter ihn nicht behalten durfte?
    Das kann sich heute gar keiner mehr vorstellen.Früher waren es gefallene Mädchen,die sich schämen mussten, und noch gut dran waren, wenn sie nicht mitsamt dem Kind verstoßen wurden. Alleinerziehende Mütter - heute kein Problem, aber damals?
    Korlke hat sicher sein Leben gemeistert, aber keine Lust, darüber zu schreiben ("hat nichts mit Danzig zu tun").Hier wird immer wieder gewünscht, dass alte Danziger aus ihren Erlebnissen berichten, ehe sie aus dem Leben gehen, aber wenn sie es tun, wird sofort jeder Satz abgeklopft, ob er eventuell nicht ganz koscher ist für einwandfreie Verständigungsbereitschaft.Wieso gibt es wunderbare Erlebnisberichte, die man anderswo einstellt, aber nicht in diesem Forum?Ist es etwa Furcht, es könnte etwas missverstanden werden?Ich behaupte: Ist ist nicht wahr, dass die alten Danziger unversöhnlicher sind als die jungen.Nur vorsichtiger und misstrauischer.
    _____
    Grüße von Christa
    Auge um Auge- und die ganze Welt wird blind sein.
    (M. Gandhi)

  25. #25
    Forum-Teilnehmer Avatar von wenzkauer
    Registriert seit
    26.10.2008
    Ort
    Hörby, Schweden
    Beiträge
    197

    Standard AW: Keiner der Nachgeborenen hat unser Danzig gesehen

    Hallo Christa,
    die Furcht missverstanden zu werden hat sich etwas ins Forum geschlichen. Ich selbst habe einfach keine Lust zu kritisch oder provokant zu schreiben. Es dreht sich alles im Kreis und ist schon ziemlich ausgelutscht.
    Um fast beim Thema zu bleiben noch folgendes aus Wenzkau. Aktuell gibt es dort zwei Häuser zu kaufen deren Möbel bestimmt noch aus deutscher Zeit stammen. Für ca. 100.000 Euro kann man sich die alte Zeit um die Nase wehen lassen. Es ist wahrscheinlich billiger als die Anwälte für den ehemaligen Besitz zu konsultieren.
    Wenn ich dort aus dem Fenster schaue(via Internet) sieht es genauso aus wie zu allen Zeiten, deutsch oder polnisch ganz egal. Wenn ich Glück oder Pech habe tragen die Nachbarn den selben Nachnamen, wie zu allen Zeiten. Wenn wir nichts aus der Geschichte gelernt hätten, könnten wir uns wieder streiten, so wie früher.
    Das gilt natürlich nur für Wenzkau, den es war schon immer eine polnische Ecke. Danzig und Zoppot ist eben nicht Wenzkau.
    Wolfgang streitet bestimmt nicht mit seinen Nachbarn. Aber wie ist der Blick im Werder auf die Weichsel, wie zu allen Zeiten?
    In diesem Sinne einen schönen Abend Michael

  26. #26
    Forum-Teilnehmer Avatar von Dietrich
    Registriert seit
    11.02.2008
    Ort
    Berlin
    Beiträge
    93

    Standard AW: Keiner der Nachgeborenen hat unser Danzig gesehen

    "Und warum bitte solllte ein heutiger Gdansker stolzer auf seine Stadt sein als unsere Vorfahren? Das erschliesst sich mir nun wirklich nicht. Übrigens, es gab nicht nur ein Danzig in der Nazizeit. Und auch während dieser schlimmen Zeit genügend Danziger, die ein schönes Leben hatten, ohne sich deshalb mit den Nazis gemein zu machen."
    Hallo Helga,

    bin vollkommen d'accord. Die Steigerung des Adjektivs 'stolz' auf Danziger anzuwenden erschliesst sich mir ebenfalls nicht, denn sie stellt die Leistungen einstiger Danziger mit den heutiger in Vergleich.. demnach wäre ich wg. der Leistungen meiner Vor-Vorfahren der 'stolzeste' Danziger!? gut provoziert, Wolfgang.. haha

    Schöne Grüße aus dem sonnigen Berlin
    Dietrich

    "Stolz stolpert leicht über das erste Bein, das ihm der Witz stellt." (Quelle : »Die Weisheit der Freude«, Berlin: Ernst Rowohlt Verlag, 1921)

  27. #27
    Forum-Teilnehmer Avatar von jonny810
    Registriert seit
    10.02.2008
    Ort
    Alzenau/Ufr.
    Beiträge
    2,397

    Standard AW: Keiner der Nachgeborenen hat unser Danzig gesehen

    Sie kann sich sehr wohl an das alte Danzig erinnern, an die "Wanzen-Buden", die ihre Familie nicht nur einmal veranlasste, innerhalb der Stadt umzuziehen.




    Hallo Wolfgang, mit obigem Satz verletzt du auch meine Toleranzgrenze.

    Ich weiss nicht wo deine Mutter gelebt hat. Ich kann mich an drei Wohnungen erinnern. Die meiner Oma und 2 in denen wir gelebt haben.

    Schüsseldamm u. Batholomäi-Kirchengasse.

    Nicht die vornehmste Gegend. Aber Wanzenbuden? Im übrigen gab es auch früher schon Kammerjäger.


    Ich bin ziemlich vergnatzt, wie man in Danzig sagt. Du sprichst in obigen Beiträgen von Toleranz??

    ICH WEISS NICHT WAS DICH VERANLASST, SO ETWAS ZU SCHREIBEN.
    Es grüßt herzlich, Erhart vom Schüsseldamm.
    "Nec Temere - Nec Timide"
    Eine Freundschaft ist das, was man aus ihr macht. EKJ

  28. #28
    Forum-Teilnehmer Avatar von buddhaah
    Registriert seit
    08.09.2010
    Ort
    Luxemburg
    Beiträge
    250

    Standard AW: Keiner der Nachgeborenen hat unser Danzig gesehen

    Erhart,

    zum Thema: "Wanzenbuden".

    Wolfgang hat lediglich darauf hingewiesen, wenn auch etwas blumig, dass die Realitäten in Danzig auch vor dem Kriege nicht Eitel Sonnenschein waren. Er hat ja nicht gesagt, alle Häuser seien wanzenverseucht gewesen.
    Ich sehe Wolfgangs Kommentar eher als Beitrag gegen die Verklärung, dass Danzig vorm Krieg "piccobello sauber war - und 'jetzt so'ne polnische Wirtschaft is' ".

    Die Geschichte von der "Wanzenstadt" Danzig kenne ich übrigens auch - und zwar aus dortigen Quellen: In den 1920ger Jahren hatte die Danziger Rechtsstadt tatsächlich mit einer Bettwanzenplage zu kämpfen. Zoppoter (wie Bekannte von mir, die nach dem Krieg blieben) spotteten damals über die "Wanzenstadt".
    Die Gebäude dort waren ja auch alt und die feuchten Keller (sind ja viele Pfahlbauten) boten auch jedweder Art von Gekreuch Schutz.

    Übrigens sind (giftresistente) Wanzen mittlerweile auch heute wieder ein Riesenproblem in den Metropolen dieser Welt: New York, Paris und London - um nur einige zu nennen - werden momentan in ihren Hotels der Wanzenplage nicht Herr.

    Das gehört zum Leben dazu. Sagt nichts über die hygienischen Zustände aus!
    Und in den alten Gemäuern zwischen Langgasse und Altstädtischem Graben war Ungeziefer vor dem Krieg eben auch Teil des Lebens.

    Gruss,

    Michael

  29. #29
    Forum-Teilnehmer
    Registriert seit
    10.02.2008
    Ort
    Salzgitter
    Beiträge
    1,507

    Standard AW: Keiner der Nachgeborenen hat unser Danzig gesehen

    Oh, nun weiß ich, warum meine Großeltern so oft die Wohnung wechselten:
    die waren auf der Wanzenflucht!
    Aber- ich kann mich an ein Sofa erinnern, da wohnten auch Wanzen drin. Man konnte sie hopsen sehen.Dies gute Stück bekamen wir von Einheimischen, ganz weit weg von Danzig.
    Die waren vor uns da. Die Wanzen.
    _____
    Grüße von Christa
    Auge um Auge- und die ganze Welt wird blind sein.
    (M. Gandhi)

  30. #30
    Forum-Teilnehmer
    Registriert seit
    10.02.2008
    Ort
    Salzgitter
    Beiträge
    1,507

    Standard AW: Keiner der Nachgeborenen hat unser Danzig gesehen

    Also nee, das waren keine Wanzen,die da aufm Sofa hopsten. Das waren Flöhe natürlich.Sind mir alle heute nacht im Traum erschienen.
    Auch die Läuse. Die brachten wir dann 1945 aus dem Lager mit, wir armes Pack aus dem Osten.Irgendwie müssen die dann aber weitergewandert sein, denn 1980 brachte meine Tochter welche aus Frankreich mit, aus einem Jugendheim.Was war ich erschrocken!Schließlich kannte ich die Prozedur der Entlausung...
    Dies zum Ungeziefer.
    Michael,vielleicht könnte man sich ja doch auch der zu erwartenden Kritik stellen, denn ganz sicher wirst du nicht schreiben, um gegen ein Volk Stimmung zu machen, sondern ehrlich und aus Sympathie zu allem, was in und um Danzig kreucht und fleucht.Kreuchte und fleuchte und kreuchen und fleuchen wird.So schätze ich dich ein.
    Mein Tageszitat:"Manche sind auf das, was sie wissen,stolz;gegen das, was sie nicht wissen, hoffärtig." Goethe.

    ______
    Schöne Grüße von Christa
    Auge um Auge- und die ganze Welt wird blind sein.
    (M. Gandhi)

  31. #31
    Forumbetreiber Avatar von Wolfgang
    Registriert seit
    10.02.2008
    Ort
    Prinzlaff/Przemysław
    Beiträge
    9,723

    Standard AW: Keiner der Nachgeborenen hat unser Danzig gesehen

    Schönen guten Nachmittag,

    wahrscheinlich gehöre ich zu der kleinen Minderheit, dessen Familie nicht besitzend und erst recht nicht vermögend war. Mütterlicherseits kleinbürgerlich, bescheiden, sehr bescheiden sogar, der Vater arbeitete mitunter im "Reich" weil es in Danzig keine Arbeit gab. Väterlicherseits arm, außerordentlich arm. Die Familie hatte nichts. Mein Großvater war Schneider, schwer krank, arbeitete -wenn er konnte- als Pförtner im Gaswerk.

    Mit dem Begriff "Wanzenbuden" wollte ich Niemandem auf den Schlips treten. Aber Tatsache ist, dass es auch arme und unvermögende Familien -mitunter mit vielen Kindern- gab, die in aus heutiger Sicht furchtbaren Behausungen ihr Dasein fristen mussten. Es waren nicht nur Wanzen, die das Leben schwer machten, die die Kinder auffraßen. Ich weiß von meinem Großvater -mein Vater konnte oder wollte sich nicht mehr so genau erinnern-, dass sie fast jährlich umgezogen sind. Von einem Kellerloch zum anderen, von einer Bruchbude zur anderen. Apropos Kellerloch: Das waren richtige Kellerlöcher, dreckig, dunkel, ein Raum, Familie mit 10 Kindern. Heizung? Ein Kanonenofen, wenn überhaupt. Wäsche wurde im Keller aufgehängt, unter den tropfenden Abwasserrohren. Die Wände verschimmelt. Gab's draußen einen kräftigen Regenguss, stand der Keller unter Wasser. Im Winter froren sich alle den Arsch an. Nicht nur die Familie Naujocks zog alle Nas lang um (nachvollziehbar in den Einwohnerbüchern der ersten Jahrzehnte des 20. Jahrhunderts). Sie hielten es in ihren Drecklöchern nicht mehr aus, oder -und das kann ich nur mutmaßen- vielleicht konnten sie nicht einmal die Miete für einen solchen Keller zahlen und wurden einfach nur rausgeschmissen.

    Winterschuhe? Gab es nicht. Die Füße wurden in Zeitungspapier eingewickelt und dann die Sommerschuhe vom größeren Bruder oder der größeren Schwester angezogen.

    Meine Oma war immer sehr stolz auf meinen Vater: Er hatte nur eine einzige Büxen und die wurde ständig umgenäht. Sie tadelte mich, wenn ich mal schmutzig war: "Dein Vati hatte nur eine Hose und wenn draußen die Kinder spielten, dann spielte er nicht mit, weil sonst vielleicht seine Büxen schmutzig werden oder kaputt gehen". Das klingt irreal, das klingt kaum glaubhaft, aber AUCH DAS war Danzig!!!

    Ich weiß oder kann zumindest erahnen, was meine Eltern erlebten, ich muss nicht in Danzig geboren sein, also der sogenannten Erlebnisgeneration angehören, um mir zumindest ein kleines Bild dessen bilden zu können, wie dort das Leben war.

    Ich bin stolz auf meine Eltern, ich bin stolz auf meine Großeltern, dass sie ihr Bestes gaben um ihre Kinder großzuziehen. Alle waren kriegsgeschädigt, alle verloren selbst das letzte bisschen was ein Besitzloser haben kann: Sie verloren ihre Heimat! Als Entwurzelte kämpften sie um zu überleben im Rest-Nachkriegs-Deutschland. Ihnen und allen anderen ihrer Generation gehört mein größter Respekt!

    Danzig war nicht nur die Stadt des Bürgertums. In Danzig lebten auch die ganz arme Schweine! Pardon, wenn ich mich nicht sehr gewählt ausdrücke, aber darüber hört man in der "Erlebnisgeneration" nur sehr wenig. Alle hatten sonnige, herrliche, unbeschwerte Kindheitstage. Alle??? NEIN, das ist nicht wahr!

    Schaut bloß mal in die Kirchenbücher rein. In den Taufeinträgen der Königlichen Kapelle hieß es bei jeder Geburt eines Bruders bzw. einer Schwester meines Großvaters "gratis". Mein Vater sagte mir, als ich ihn daraufhin ansprach, "die Familie Deines Opas war sehr einflussreich, sie musste da nichts bezahlen!" Die Wahrheit???: Sie waren so arm, dass sie nicht einmal die Kirchengebühren für eine Taufe aufbringen konnten!

    Pardon, wenn ich an Dinge erinnere, an die sich niemand so recht erinnern kann oder will. Fakt ist und ich bleibe dabei (Erhart, wir verstehen uns sonst sehr gut, aber, ich bleibe bei meinen Aussagen), es gab auch im alten Danzig entsetzliche Wanzenbuden, es gab Läuse, es gab Flöhe.

    Viele Grüße aus Danzig, wo leise der Frühling anklopft
    Wolfgang

    P.S.: Von der Hochzeitsreise mit meiner ersten Frau brachte ich aus Spanien "Wanzen" mit nach Deutschland. Es war entsetzlich. Nach einem Jahr flüchtete ich. Kein Gift, kein Gas hatte geholfen. Glücklicherweise zog ich ohne Wanzen um. Sie blieben in der alten Wohnung.
    -----
    Das ist die höchste aller Gaben: Geborgen sein und eine Heimat haben (Carl Lange)
    Zertifizierter Führer im Museum "Deutsches Konzentrationslager Stutthof" in Sztutowo (deutsch/englisch)
    Certyfikowany przewodnik po muzeum "Muzeum Stutthof w Sztutowie - Niemiecki nazistowski obóz koncentracyjny i zagłady"

  32. #32
    Forumbetreiber Avatar von Wolfgang
    Registriert seit
    10.02.2008
    Ort
    Prinzlaff/Przemysław
    Beiträge
    9,723

    Standard AW: Keiner der Nachgeborenen hat unser Danzig gesehen

    Vielleicht noch ein kleiner Nachtrag, nachdem ich ein bisschen emotional aufgeladen den vorangegangenen Beitrag schrieb:

    Es waren meine Eltern, die es mir ermöglichten das zu werden, was ich bin. Sie, als geborene Danziger, traten stets zurück um ihren Kindern das Bestmögliche angedeihen zu lassen. IHNEN bin ich dankbar!

    Wolfgang
    -----
    Das ist die höchste aller Gaben: Geborgen sein und eine Heimat haben (Carl Lange)
    Zertifizierter Führer im Museum "Deutsches Konzentrationslager Stutthof" in Sztutowo (deutsch/englisch)
    Certyfikowany przewodnik po muzeum "Muzeum Stutthof w Sztutowie - Niemiecki nazistowski obóz koncentracyjny i zagłady"

  33. #33
    Forum-Teilnehmer Avatar von daggel
    Registriert seit
    09.03.2008
    Ort
    21682 Stade Niedersachsen
    Beiträge
    188

    Standard AW: Keiner der Nachgeborenen hat unser Danzig gesehen

    Hallo Leute

    Ich bin so ein armer Wicht, der Danzig nur vom Hörensagen und dem Studieren der Landkarte kennt. Manche Erzählungen von Paps sind recht verschwommen oder vielleicht auch nicht mehr ganz im Gedächtnis geblieben.

    Ich würde gerne mehr erfahren und hoffe, dass ich es in meinem Leben noch einmal schaffen werde die Heimat meines Paps zu sehen.

    Lieber Gruß

    daggel

  34. #34
    Forum-Teilnehmer Avatar von jonny810
    Registriert seit
    10.02.2008
    Ort
    Alzenau/Ufr.
    Beiträge
    2,397

    Standard AW: Keiner der Nachgeborenen hat unser Danzig gesehen

    Fakt ist und ich bleibe dabei (Erhart, wir verstehen uns sonst sehr gut, aber, ich bleibe bei meinen Aussagen), es gab auch im alten Danzig entsetzliche Wanzenbuden, es gab Läuse, es gab Flöhe.

    Hallo Wolfgang,

    das war doch kein Danziger Phänomen, Wanzen und Läuse. Auch die von dir so bezeichneten Keller(Löcher)Wohnungen. Wo gab es das damals nicht?

    Du sprichst von den 20./30. Jahren. 1918 war der Krieg verloren. Dass so etwas Armut über das Volk bringt, wissen wir.

    Danach die grosse Wirtschaft-Krise.

    Danach das "Heim ins Reich". Das haben wir unbedingt gebraucht !!!! Und wieder einen verlorenen Krieg.

    Die "Goldenen Zeiten" waren für Danzig lange vorbei. Keine Monopol-Stellung mehr. Du weisst was ich meine.

    Die hygienischen Verhältnisse waren in vielen Fällen unbefriedigend. (aber in fast allen Gross-Städten zur damaligen Zeit). Auf dem Land erst Recht.

    Ich war ein Jahr in Neuteich beim Bauern evakuiert.

    Genau so kann ich aber auch Gegenden in und um Danzig nennen, für die dieser Zustand so nicht zutraf.

    Lasse dir mal erzählen von den herrlichen Villen in Langfuhr, Jäschkenthal, Oliva u.s.w. War immer ein Erlebnis wenn es nach Langfuhr zum Onkel ging.

    Ich mag es nicht, wenn man alles leichtfertig verallgemeinert. Das gilt bei mir allgemein. Daher gestern mein dicker Hals.

    Ich glaube auch, dass sich kein richtiger Danziger, von jemandem "sein persönliches Danzig" beschädigen, oder zerstören lässt.

    Klingt ein wenig hoch-trabend, ist aber so.

    Allen einen schönen Tag.

    Ps.

    Wäre ich sarkastisch genug, würde ich sagen, gut, dass wir den Krieg verloren haben.

    So hat man uns wenigstens von den Wanzen, Läusen und Keller-Löchern befreit. :-)
    Es grüßt herzlich, Erhart vom Schüsseldamm.
    "Nec Temere - Nec Timide"
    Eine Freundschaft ist das, was man aus ihr macht. EKJ

  35. #35
    Forum-Teilnehmer Avatar von wenzkauer
    Registriert seit
    26.10.2008
    Ort
    Hörby, Schweden
    Beiträge
    197

    Standard AW: Keiner der Nachgeborenen hat unser Danzig gesehen

    Hallo Christa,
    du schätzt mich schon richtig ein. Unabhängig vom Forum war innerhalb meiner Familie wieder mal, ALLES in Danzig und Wenzkau viel besser.
    Die Wanzen haben mir dann gerade noch gefehlt.
    Ich finde das so typisch, als hätte es vor 1945 nur Friede, Freude, Eierkuchen gegeben. Die Wirklichkeit wird ausgeblendet und wenn es nur um die Wanzen ginge, glückliches Danzig. Wie weit muß man von 1945 zurückgehen um ein Danzig vorzufinden, welches sehr lebenswert und liebenswert war???
    Wer kann mir Antworten geben???
    Viele Grüße Michael

  36. #36
    Forum-Teilnehmer
    Registriert seit
    22.10.2009
    Ort
    Kanada Ontario am Georgen Bay
    Beiträge
    62

    Standard AW: Keiner der Nachgeborenen hat unser Danzig gesehen

    Hallo Wolfgang, arm ja, Schweine is eine beleidigung fuer al die kinderreichen Familien.ich habe 6 Gegeschwister gehabt, wohnten in den jetz verkommenden Lauental. Glasshuetenweg is heute noch ein schoenes Siedlungshaus .Wir haben auf Strohsaecke geschlafen ,wo keine Wanzen drinnen waren, bei uns gab es keine Keller.Heizung war ein Kachelofen mit Backrohre der durch zwei Schlafzimmer lief,und in der Kueche hatten wir ein Kachel Herd mit einer..Back roehre.ich bin in Langfuhr Hertarstrasse 11 Geboren .wohnten bis 19/45 Glashuettenweg 12 ,habe in diesem forum mein richtiegen Nahmen angegeben, was viele teilnehmer nicht tuen,Poland war fuer Danzig nicht gerade eine Hilfe,ich habe vergessen mich bei den Polen zu bedanken, das Sie uns ,aus diesem Schweinestahl Danzig befreit haben gruss aus Kanada Hansgeorg

  37. #37
    Forum-Teilnehmer
    Registriert seit
    10.02.2008
    Ort
    Salzgitter
    Beiträge
    1,507

    Standard AW: Keiner der Nachgeborenen hat unser Danzig gesehen

    "Arme Schweine" ist umgangssprachlich in Deutschland sehr gebräuchlich,Hansgeorg.
    Da gibt es noch drastischere Ausdrücke.
    Aber das ist ja auch nicht die Kernaussage.
    Dass es Arme gab, ist wohl unbestritten. Wer will sich dessen schämen? Ich nicht.
    Dass auch Arme ihr Leben mit glücklichen Momenten ausfüllten, auch.Und diese Glücksmomente fanden dann dort statt, wo sie am Ostseeufer mit den Kindern spielten, wo sie mit den Nachbarn Karten spielten, wo sie die Schulbank drückten, wo sie in den Gassen tobten.Das ist ihr, mein Bild von Danzig.
    Es wurde auch schon mal kritisiert, dass diese Jugend, geprägt von der HJ oder BDM, von ihrer Kindheit schwärmten.Verstehe ich überhaupt nicht.Ist das nicht ganz natürlich?
    Wenn ich ein besonderes Foto meiner Mutter betrachte, verwundert es mich, dass sie dabei so ein versonnenes Lächeln zeigt. Wie konnte sie lächeln? Der Mann gestorben, in der Fremde, mit kleinen Kindern, Not an allen Ecken... sie lächelt.
    Es gab nämlich noch viele Freuden, die nicht an Ort und Zeit gebunden waren.
    Und das sind Gefühle, die wichtiger im Leben sind als Flöhe und Läuse und Wanzen.
    Vor allem: nicht an Villen und Paläste gebunden.

    _______
    Schöne Grüße von Christa
    Auge um Auge- und die ganze Welt wird blind sein.
    (M. Gandhi)

  38. #38
    Forum-Teilnehmer
    Registriert seit
    08.02.2009
    Ort
    Nickelswalde
    Beiträge
    540

    Standard AW: Keiner der Nachgeborenen hat unser Danzig gesehen

    Guten Abend nach Kanada
    Sehr geehrter Herr Hans Georg Bark.
    Es ist gut zu wissen, das auch aus der Ferne unsere Landsleute sich immer noch fuer Ihren Geburtsort Interessieren, und wenn noetig zu diesem auch Ihre Meinug aussern. Die Menschen die in Ihren Häusern Kachelöfen hatten, lebten bereits, komfortabler, als die Menschen die Ziegelöfen hatten, als Beispiel meine Eltern hatten bis 1941 in Ihrem Haus noch Steinöfen, mit einem grünen Außeanstrich. Zu den Strohsäcken bei den meisten war es Normalität ,hier fuer sollten wir uns nicht schämen, Was beinhaltete den eine Liege aus der Fabrick in meisten war Seegras als Ihnhalt, und übrigens was heisst denn überhaupt früher war alles besser diesen Unsinn sollte man zur Akte legen. Jede Zeit in der man Lebt ,die war und wird immer schön sein.
    Freundliche Grüße v.Heinz Mandey Emmerich am Rhein

  39. #39
    Forum-Teilnehmer
    Registriert seit
    10.02.2008
    Beiträge
    136

    Standard AW: Keiner der Nachgeborenen hat unser Danzig gesehen

    Was Wolfgang geschrieben hat, fand ich höchst beeindruckend. Ich hatte mir vom Leben meiner Vorfahren bisher immer Illusionen gemacht, bis ich in den Danziger Adressbüchern mehr über deren jeweilige Wohnungen in Danzig erfuhr. Wie lebten sie mit 8 oder mehr Kindern in winzigen Häusern mit zig Mietparteien?!! Wolfgangs Schilderung zeigt wohl die damalige bittere Wirklichkeit. Nun kann ich auch verstehen, warum etliche meiner Onkel in jungen Jahren Danzig verlassen mussten, um sich anderswo Arbeit zu suchen.
    Und meinen Großeltern und Eltern rechne ich es hoch an, dass sie unter diesen schwierigsten Bedingungen Wert auf eine gute Ausbildung für alle Kinder legten, damit es ihnen einmal "besser geht".
    Es wäre interessant, weitere Erinnerungen über die damaligen täglichen Lebensumstände zu lesen.

    Heide-Marlen

  40. #40
    Forum-Teilnehmer Avatar von Hans-Joerg +, Ehrenmitglied
    Registriert seit
    10.02.2008
    Ort
    Hannover
    Beiträge
    4,800

    Standard AW: Keiner der Nachgeborenen hat unser Danzig gesehen

    Hallo
    Wie insgesamt die “ Danziger “ z.B zwischen den Kriegen - als Freie Stadt und in den Jahren vor dem Einmarsch der russ. Armee gelebt haben wird unser kleines Forum hier nicht klären können ( außer Einzelschicksale) ……
    Wie haben wir gewohnt …. Wer hatte Arbeit usw. usw.
    Hier haben sich nun gerade mal eine “ Handvoll” Mitglieder gemeldet ……………..
    Wenn man wissen will wie es wirklich aussah müsste es doch mehr ( offizielle ) Informationen geben.
    Meine Familie war bestimmt nicht " reich" ... aber wie ich von Ihnen gehört habe lebten sie überwiegend glücklich in Danzig ( Brösen ).


     
    Viele Grüße
    Hans-Jörg

  41. #41
    Forum-Teilnehmer
    Registriert seit
    23.02.2008
    Beiträge
    1,037

    Standard AW: Keiner der Nachgeborenen hat unser Danzig gesehen

    Zitat christkind:
    ...Es wurde auch schon mal kritisiert, dass diese Jugend, geprägt von der HJ oder BDM, von ihrer Kindheit schwärmten.Verstehe ich überhaupt nicht.Ist das nicht ganz natürlich?...

    Ja, natürlich ist das natürlich. Mein Papa hat auch geschwärmt. Er hat dann aber auch immer noch was dazu gesagt. Meine Bitte an unsere evtl. ja noch vorhandenen letzten BD-Mädels und H-Jungens: Erzählt doch mal von früher. Vom Dienst, von zu Hause, von eurem Danzig, das wir Nachgeborenen euch nicht wegnehmen können und wollen.

    Nur Nazis und Polenhasser dürfen schweigen.

    Übrigens, Wohlstand ist keine Schande und Armut macht auch nicht glücklich. Ich werde nicht der Einzige sein, der auch an Erinnerungen aus Danzigs herrlichen Villen, die Erhart oben zu Recht erwähnt, ein Interesse hat.

  42. #42
    Forum-Teilnehmer
    Registriert seit
    10.02.2008
    Ort
    Salzgitter
    Beiträge
    1,507

    Standard AW: Keiner der Nachgeborenen hat unser Danzig gesehen

    Na klar, verstehe - lieber arm dran als Arm ab!

    "Nur Nazis und Polenhasser dürfen schweigen. "

    Nicht nur schweigen.Hass und Nationalismus verderben den Charakter und machen unfrei.

    Meine Geschwister konnten sich drücken vor diesen Mitgliedschaften HJ oder BDM, was mir ein Rätsel ist. Aber es lag wohl an der festen Bindung an die Kirche.
    Und trotzdem hing das Hitlerbild an der Wand unter der Uhr.
    Schließlich kamen ständig die Leute in die Wohnung, die meinen Vater unbedingt zu einer Namensänderung veranlassen wollten.Wer wollte da schon mehr riskieren als nötig? Wer kann sich heute noch vorstellen, wie schnell die Familie in Gefahr war, als politisch nicht linientreu zu gelten?
    Meine Freundin, etwas älter als ich und auch aus Danzig, erzählte mir, wie in ihrer Familie die stumme Sorge zu spüren war, dass etwas ans falsche Ohr kam, was besprochen wurde.Wehe, wer nicht die Fahne aus dem Fenster hing!
    Das war auch "Leben in Danzig", nach 1939.
    ____
    Grüße von Christa
    Auge um Auge- und die ganze Welt wird blind sein.
    (M. Gandhi)

  43. #43
    Forum-Teilnehmer Avatar von Hans-Joerg +, Ehrenmitglied
    Registriert seit
    10.02.2008
    Ort
    Hannover
    Beiträge
    4,800

    Standard AW: Keiner der Nachgeborenen hat unser Danzig gesehen

    Hallo Christa
    auch wieder so eine Frage..... wieviel % der Jungen und Mädchen in dem Alter waren bei der HJ BDM ? Meine Mutter hat NEIN gesagt und es nichts passiert.....!
    Viele Grüße
    Hans-Jörg

  44. #44
    Forum-Teilnehmer
    Registriert seit
    23.02.2008
    Beiträge
    1,037

    Standard AW: Keiner der Nachgeborenen hat unser Danzig gesehen

    Zitat christkind: ...Wer kann sich heute noch vorstellen...

    Eben. Deshalb sollte uns von damals erzählen, wer immer nur kann. Für seine evtl. Nazieltern ist man übrigens nicht, für seine Jugenddummheit nur höchst beschränkt verantwortlich.

    Wir hören zu und stellen nur Fragen.

    Es gibt hier z. B. ein nettes Unterforum Erinnerungen/Erlebnisberichte im Forumsteil
    Das historische Danzig und seine Geschichte

    Wäre schön, wenn der eine oder andere dort oder anderswo im Forum noch ein wenig ins Plaudern käme.

  45. #45
    Forum-Teilnehmer Avatar von Heinzhst
    Registriert seit
    10.02.2008
    Ort
    Nähe Stuttgart
    Beiträge
    431

    Standard AW: Keiner der Nachgeborenen hat unser Danzig gesehen

    Rüdiger dann fang mal an: Erzähle mal wovon dein Papa geschwärmt hat.
    Mir hätte es altermäßig zu den Pimpfen gereicht aber für Jungvolk und HJ war ich noch zu jung.

    Heinz S.
    Ich glaube nur das,was ich gesehen und erlebt habe.
    A.G.

  46. #46
    Forum-Teilnehmer
    Registriert seit
    17.02.2008
    Ort
    Braunfels
    Beiträge
    870

    Standard AW: Keiner der Nachgeborenen hat unser Danzig gesehen

    Armut und Reichtum war immer schon ungleich verteilt, in Danzig, wie auch in Breslau, und Berlin und Düsseldorf. Als Kind sieht man aber glaube ich den Unterschied nicht so. Man geht zum Spielen zu einer _Freundin und nimmt deren Lebensumstände widerspruchslos hin, weil es nicht das Wichtigste ist, wenn man 8, 10 oder 12 Jahre alt ist.Meine Schulfrendinnen wohnten in Schidlitz oder Stolzenberg, da gab es viele alte Häuser und noch ältere Straßen. Da gab es sicher feuchte Keller, aber was interessiert das ein Kind. Mich hat das nie interessiert. Die meisten von uns erinnern nur die letzten 12 Jahre 3. Reich. Anderes ist ja auch nicht möglich, da haben wir nämlich in Danzig gelebt. Das sind unserer Erinnerungen. Ich habe übrigens nie ein Kind oder einen Erwachsenen in Danzig polnisch sprechen hören, ich wußte überhaupt nicht, daß es Polen gab. Ich bin mir sicher, auch für meine Eltern waren Danzig und Ostpreußen deutsch, denn sie hatten Anfang der 20er Jahre für einen Verbleib bei Deutschland gestimmt. Die Danziger waren da zwar nicht einbezogen. Nähmen wir aber mal an, sie wären damals auch zur Abstimmung gegangen, wie hätten Sie sich wohl entschieden ? Gibt es da Zweifel ? Aber jetzt komme ich vom Thema ab. Für mich bedeutet Danzig ein sich immer weiter entfernender Stern , der einmal in meiner Kindheit leuchtete, aber nun langsam verblaßt ist, auch und gerade, weil ich vor 3 Jahren Danzig besucht habe. Was mich aber weiterhin interessiert, ist die Geschichte Danzigs. Die Menschen, die heute dort leben ? Sie werden auch vergehen, schönen guten Abendvon Ada

  47. #47
    Forumbetreiber Avatar von Wolfgang
    Registriert seit
    10.02.2008
    Ort
    Prinzlaff/Przemysław
    Beiträge
    9,723

    Standard AW: Keiner der Nachgeborenen hat unser Danzig gesehen

    Schönen guten Abend,
    hallo Christa, hallo Hans-Jörg,

    die Mitgliedschaft bei HJ und BDM waren eine ungeschriebene Pflicht. Sie waren die sogenannte "Staatsjugend". Man musste pfiffig sein, gute Gründe haben, um sich dem Druck entziehen zu können -wenn man sich überhaupt entziehen wollte-, der von der quasi Muss-Mitgliedschaft ausging. Es gibt von Christoph Pallaske das hervorragende Buch "Die Hitlerjugend der Freien Stadt Danzig 1926-1939" in dem er die wenigen erhaltenen schriftlichen Dokumente zur HJ und des BdM auswertet und wertet.

    HJ und BdM hatten etwas Verbindendes und auch etwas Ausgrenzendes. Wer ihnen angehörte, war "dabei", wer nicht dabei war, stand nicht immer, aber sehr häufig außerhalb. Es war das Instrument mit dem man die polnischen und jüdischen Kinder ausgrenzte. Auf Seiten der deutschen Danziger führten häufig politische und religiöse Gründe dazu, dass Eltern ihren Kindern die Mitgliedschaft in der Staatsjugend verwehrten. Dazu gehörte Standhaftigkeit, sehr häufig auch Mut dazu.

    Meine Mutter war beim BdM, mein Vater bei der HJ. Soweit ich mich erinnern kann, erzählten sie davon, dass es ihnen gefiel. Es wurde ja auch etwas geboten. Ein Kind konnte die dahinter steckenden politischen Absichten kaum erkennen, meist ja nicht einmal die Eltern. Für Viele war es ein großes Erlebnis dieser Gemeinschaft anzugehören und mit ihnen die Freizeit zu verbringen. Mein Vater war, so erzählte er mir, bei den Segelfliegern. Wäre ihm das außerhalb der HJ möglich gewesen?

    Es gibt viele, viele unerzählte Geschichten aus der Kindheit derer die einst in Danzig lebten. Die allermeisten werden nie erzählt werden. Sie werden untergehen. Weder die Kinder noch die Enkel werden sie erfahren. Das ist ungeheuer schade da damit das untergeht, was das Interesse am alten Danzig noch am ehesten wach halten könnte: Persönliche und authentische Geschichten.

    Beim Bund der Deutschen Minderheit in Danzig sprechen wir gerade über ein Projekt: "Danziger Biographien". Zusammen mit der Kulturmanagerin des IFA (Institut für Auslandsbeziehungen) überlegen wir, mehrere Geschichten "normaler" Alltags-Danziger festzuhalten, zu dokumentieren, und mit Fotos in einer Ausstellung zu veröffentlichen. Nichts bewegt mehr als Alltagsgeschichten von Menschen wie Du und ich.

    Aussagen wie "Keiner der Nachgeborenen hat unser Danzig gesehen" empfinde ich nicht als Vorwurf sondern als Ansporn, möglichst viel von dem Wissen unserer "Alten" zu sichern, damit wir die Möglichkeit haben, uns besser zu informieren.

    Gute Nacht!
    Wolfgang
    -----
    Das ist die höchste aller Gaben: Geborgen sein und eine Heimat haben (Carl Lange)
    Zertifizierter Führer im Museum "Deutsches Konzentrationslager Stutthof" in Sztutowo (deutsch/englisch)
    Certyfikowany przewodnik po muzeum "Muzeum Stutthof w Sztutowie - Niemiecki nazistowski obóz koncentracyjny i zagłady"

  48. #48
    Forum-Teilnehmer
    Registriert seit
    17.02.2008
    Ort
    Braunfels
    Beiträge
    870

    Standard AW: Keiner der Nachgeborenen hat unser Danzig gesehen

    PS : Was Helga in ihrem 2. Absatz schrieb, unterstreiche ich voll. Danzig besteht aus sehr viel mehr als 12 Jahre Hitlerzeit. Und stolz auf ihre schöne Stadt waren die deutschen Danziger in all den Jahrhunderten genau so wie heute die polnischen Danziger, kein bißchen mehr und kein bißchen weniger Grüße von Ada

  49. #49
    Forum-Teilnehmer Avatar von Hans-Joerg +, Ehrenmitglied
    Registriert seit
    10.02.2008
    Ort
    Hannover
    Beiträge
    4,800

    Standard AW: Keiner der Nachgeborenen hat unser Danzig gesehen

    Ach Wolfgang
    Absoluter Widerspruch.... "ungeschriebene Pflicht" .....
    Du kennst meine Mutter ... unsere Familie nicht .... Sie hat NEIN gesagt als sie gefragt wurde und damit war die Sache erledigt und es kam nichts danach !!!!
    Überlege Dir das einmal und ziehe bitte nicht (immer)
    " Bücher " heran...!!!


    Noch einmal :
    Sie hat NEIN gesagt !

    So ich war wieder wach .. weil ich wegen meiner
    Mutter nicht einschlafen konnte...
    aber Dein Kommentar ... nein - so nicht!

    Viele Grüße
    Hans-Jörg

  50. #50
    Forum-Teilnehmer
    Registriert seit
    23.02.2008
    Beiträge
    1,037

    Standard AW: Keiner der Nachgeborenen hat unser Danzig gesehen

    Zitat Heinz:

    Rüdiger dann fang mal an: Erzähle mal wovon dein Papa geschwärmt hat.
    Mir hätte es altermäßig zu den Pimpfen gereicht aber für Jungvolk und HJ war ich noch zu jung....


    Wovon hat er geschwärmt ? An erster Stelle von seiner Segelfliegerei, dann z. B. von einer Ostpreußenrundfahrt per Fahrrad mit seinen HJ-Kumpels, dabei vom herrlichen Sandstrand der Ostseeküste, von der Marienburg, vom Rumballern mit Luftdruckgewehren hier im Berliner Prinz-Albrecht-Palais, von den Aufenthalten bei den vielen Verwandten im Großen Werder, von Kurierfahrten später für die Wehrmachtsführungsstabstanten, natürlich von den ersten Freundinnen......

    Hat er von Hitler oder von v. Schirach oder auch nur von seiner Affenschaukel an der Uniform oder sowas geschwärmt ? Nee, eher von Ilse Werner. Die Herren kamen in seinen Erzählungen gar nicht vor. Was hatte er mit denen in seinem kleinen Leben auch zu tun. Politik war ihm egal. Das galt ebenso für Opas Kyffhäuserbund und Omas Bekennende Kirche.

    Wir übersehen heute gerne, dass ein durchschnittliches bürgerliches Leben in jener Zeit vollkommen unpolitisch verlaufen konnte und messen die Menschen damals zu häufig an unseren politischen und geschichtlichen Kenntnissen von heute. Da muss man vorsichtig und fair sein.

Aktive Benutzer

Aktive Benutzer

Aktive Benutzer in diesem Thema: 1 (Registrierte Benutzer: 0, Gäste: 1)

Berechtigungen

  • Neue Themen erstellen: Nein
  • Themen beantworten: Nein
  • Anhänge hochladen: Nein
  • Beiträge bearbeiten: Nein
  •