Dass die Stadt Danzig Ende März 1945 zu 90 % zerstört wurde, ist ja nun hinlänglich bekannt.
Da ich selber aus einer Stadt Deutschlands komme, Hamburg, unmittelbar vor der fast völligen Zerstörung im Juli 1943 geboren wurde, nach den Erzählungen meiner Mutter sie mit mir auf dem Arm durch brennende Straßenschluchten gelaufen ist, hat mich für die Zerstörung Danzigs sensibilisiert, zumal ich in den letzten 15 Jahren dort rund 100 x gewesen bin, zuletzt im September 2011, also vor wenigen Tagen.
Beim Studium der entsprechenden Berichte über die Zerstörung Danzigs bin ich auf Ungereitheiten gestoßen, es offensichtlich hierzu unterschiedliche Versionen gibt.
Leider aber auch auf den Hass von Leuten, die meinen, eine Mitschuld polnischer Bürger an der Zerstörung Danzigs könne es nicht geben.
Zu den Versionen:
1. Version: es wird gesagt, die „Nazis legten 90 % der Stadt in Schutt und Asche“ Quelle: Du Mont Reiseführer Polen, Teil Danzig.
2. Version: , die Stadt soll im wesentlichen durch anglo-amerikanische Bombenangriffe zerstört worden sein. Quelle: neuer Publikationen über Danzig für Touristen, in denen auch gesagt wird, daß 90 % der Danziger Nazis waren.
3. Version: von der deutschen mil. Führung sei angeordnet worden, dass Danzig um jeden Preis zu verteidigen sei, es darum schwere Kampfe gegeben haben soll.
4. Version: Es soll keine schweren Kampfe gegeben haben, die Einnahme der Stadt soll nach 3 Tagen abgeschlossen worden sein, die Stadt danach nur zu ca. 30 % und absolut wiederaufbaufähgig gewesen sein. Quelle: Herder Forschungsrat. Die 3 Tage stimmen übrigens nach dem Kriegstagebuch der Wehrmacht.
5. Version: nach der Einnahme der Stadt sollen Soldaten der Roten Armee die Stadt geplündert und dann planmäßig in Brand gesetzt haben (obwohl der Führer der 2. weisrussischen Front, Marschal Rokkosowski in seinem Tagesbefehlt zur Einnahme Danzis jede Plünderungen verboten hatte)
6. Version: Die Verwaltung der Stadt wurde 4 Tage nach der Eroberung , also Anfang April 1945 an Polen übergeben, (Dekret v. 30. März 1945, Gesetzblatt RP No. 11, Pos. 57) die Plünderungen und Zerstörungen sind danach planmäßig durch polnische Milizen und Marodeure durchgerführt worden. Quelle: Grünther Grass wörtlich: „Schon Mitte April stand Feuerschein über der Stadt....“
Auffällig ist, dass von den rd. 20 Kirchen und Kapellen der Stadt nur ganz wenige völlig zerstärt waren, einige sogar noch ihre Bilder und das Gestühl hatten (Quelle: Herders forsc hungsrat)
Reichtum versprechende goldene Monstranzen wären sicher ein Raub atheistischer Rotarmisten gewesen ?
Beispiel aus der o. g. Quelle: zerstörungsgrad, Mariendom: 10 % , St. Nikolai an der Markhalle: 10 % , Str. Katharien 20 % Selbst die Gemälde waren erhalten, Str. Jacob, völlig erhalten, St. Elisabeth; völlig erhalten, Heilige Leichnamskirche: völlig erhalten , Str. Trinitatios: völlig erhalt
Plündernde Soldaten hätten davor keinen Halt gemacht. Folglich die Plünderer der Stadt Danzig Andere gewesen sein müssen.
Die Frage vielmehr ist die: wer verfügte über die Logistik beim Abtransport geplünderter Dinge den Kampfeinheiten der Roten Armee oder später der polnischen Verwaltung.nach Übergabe der Stadt an Polen ?
Ferner ist die Frage nach den Gründen für die Plünderung einer Stadt wichtig.
Danzig war in Jalta dem neuen Polen = dem kommunistischen Lubliner Komitee – zugesprochen, eine generelle Plünderung der Stadt gegen den Befehlt Rokkosowski verstoßen , und Strafen für die Soldaten nach sich gezogen hätte.
Konnte es Rache gewesen sein ? Rache auf polnischer Seite ? Gegen alles verhasste Deutsche ?
Gegen die Stadt Danzig, die Auslöser des Krieges gewesen ist, und Symbol für eine fünfjährige Unterdrückung ? In der Stadt, die seit eh und je eine polnische gewesen ist, musste nun jede Erinnerung an die deutsche Vergangenheit ausgeslöscht werden ?
Bewiesen ist zumindest eines: alle teilzerstörten Hauser im Zuge Langer Markt wurden wieder aufgebaut, (darüber gibt es Fotos) alle teilzerstörten Hauser im restlichen Gebiet der Rechtsstadt wurden eingerissen, die Ziegel für Ziegelbeschaffungsmaßnahmen verwandt (dito Fotos) Zum Wiederaufbau der Altstadt Warschaus ? Mit Danziger Ziegeln ?
Bewiesen ist weiterhin (durch aktuelle Baumaßnahmen in Danzig, in einigen Gebieten Holstengasse und an der Radaune) daß die alten Häuser nach der Zerstörung bis auf die Fundamente abgetragen wurden, die Straßenzüge und die Keller der Hauser mit Sand verfüllt worden sind und dann mit Beton planiert.
Aktuell September 2011 wurde das Karee an der Einmüdung der Radaune in die Mottlau freigelegt, einschließlich der ehemaligen Straßen Gr. Wallgasse, Kl. Wallgasse, Bäckergasse, GroßeGasse und Eimermacherhof
Ärchäologen sichten dort in überdachten Arbeitsplätzen Relikte, die die Zerstörung überstanden haben und aus den nun freigelegten Kellern geborgen wurden. Ich zählte dort alleinne rd. 20 Körbe mit Fundsachen.
Mir ist aufgefallen, daß es in der nördlich der Rechtsstadt gelegenen Altstadt und in der südlich der Rechtstadt gelegenen Vorstadt noch sehr viel alte Häuser aus der Gründerzeit gibt:
So gibt es z.B. in der Vorstadt um den sog. Wallplatz eine fast völlig erhaltenes Altbauten-Ensenble, teilweise noch mit den jetzt wieder sichtbaren Werbehinweisen aus Deutscher Zeit, die Fleichergasse auf einigen hundert Metern fast vollständig erhalten ist.
Ebenso in der Altstadt im Norden um den Helveliusplatz die Straßenzüge Hackelwerk, Jungferngasse, Neue Gasse, Rammbau, am Spendenhaus.
Ein anderes Beispiel fällt ebenfalls ins Auge: Die im rechten Winkel nach Norden vom Altstädter Graben abgehende Tischlergasse (die dann später nach der Brücke über die Radaune in den Schlüsseldamm übergeht) und die Paralelstraße zur Tischlergasse, die Gr. Nonnenstr betreffend.
Die Große Nonnenstraße noch mit dem alten Kopsteinpflaster und vollständiger Bebauung an ihrer Westseite. Dem gegenüber keine Beibauung auf der anderen Straßenseite und der Tischlergasse.
So etwas ist einfach unerklärlich: Wenn auf der einen Seite der Straße die Baubauung lückenlos ist, aber die andere Straßenseite aber völlig Zerstörung. Das ist weder durch Bombardement, noch durch Artillerie erklärlich, allenfalls durch selektive Brandlegung.
Zur Frage, wie es zur Zerstörung einer Stadt bei deren Eroberung kommen kann, ist der Danziger Stadtteil Langfuhr ein gutes Beispiel, das Vorgehen der Angriffspitzen der Roten Armee sehr gut nachvollziehbar sind: Die Panzersitzen haben im Verlauf der Pommerschen Chaussee (Adolf H. Straße) bis zum Marktplatz fast jedes Haus der 1. Reihe zerschossen, lediglich die Post auf der rechten Seite und einige Häuser im Kreuzungsbereich Hochstrießstr. sind erhalten gebleiben.
Erst nach der Kreuzung ex Heiligenbrunnerweg/Ferberweg dort, wo heute das Deutsche und das Chinesische Generalkonsulsat sind, ist die alte Bebauung der 1. Reihe noch erhalten, einschließlich der vielen Stadtvillen reicher Danziger Bürger, im Verlaufe der (ex) Hindenburg Allee,
ABER: Alle Querstraßen, nach der Kreuzung Hochstrießstraße haben ALLE ihre alte erhaltene Bebauung. Das ist für mich unerklärlich
Selbst dieses Kleinod Genossenschaftlichen Bauens in Langfuhr , Im Karee Zobelweg, Eigenhausbau, Bruderstr, Rickerstr. ist compl. erhalten.
Zu den Zeitzeugenschilderungen über Plünderungen ist anzumerken: Wenn um einen herum die Welt zusammenbricht, dann kann wohl kaum unterschieden werden, ob es sich hierbei um eine russische oder polnische Uniform gehandelt hat.
Zweifelfrei hat es nach der Übernahme der Stadt durch die polnische Verwaltung ab Anfang April 1945 russische Aktivitäten durch die sog. Trophäen - Brigaden gegegeben.
Das waren hohe russische Offiziere, die deutsche Museen nach vormals geraubten russischen Kunstschätzen durchsuchten., um diese Dinge wieder nach Russland zurück zu führen.
Der beste Fund gelang in einer Bank, in der die von den Nazis geraubte Münzsammlung der numismatischen Abteilung des Puschkin Museums wiedergefunden wurde.
Der Chef der für Danzig verantwortlichen Brigade , Major Lew Charko (wohlbmerkt NACH der Übernahme der Verwaltung durch die polnische Behörde) zitat: " jetzt kam es in Danzig zu einem Wettlauf zwischen der Brigade und den Plünderern, eine ware Schatzjagd auf versteckte Museumswerte war im Gange und oft hatten die Plünderer die Nase vorn"
Und diese Plünderer waren Polen,
Rache, Bedürfnis nach Genugtuung und Vergeltung und auch Brandschatzung der Stadt eines bezwungenen Gegners, das entsprach wohl auch polnischer Mentalität der damaligen Zeit.
,