Hallo,

habe auf der aktuellen Internetseite der Gemeinde Suchy Dab (Zugdam), zu der heute auch Sperlingsdorf gehört einen interessanten Bericht über die Zeit 1945-46 gefunden und ihn mit google-Übersetzer und etwas Nachbesserung in einigermaßen verständliches Deutsch übertragen. Das passt thematisch auch zum aktuellen thread "Was war wirklich":

Sperlingsdorf in den Jahren 1945-46

Die Beendigung des Krieges durch die sowjetische Armee am 6. April 1945 bedeutete für Sperlingsdorf das Ende einer Ära in der Geschichte dieses kleinen Dorfes. Doch es war der Anfang von Veränderungen, die das Leben der Bewohner des ländlichen Raums um 180° gedreht haben.

Auf dem befreiten Gebiet übernahm die sowjetische Kriegskommandantur die Macht. Die Bezirksverwaltung wurde einem polnischen Oberstleutnant in Praust übertragen, der sich selbst als "lokaler Herrscher" betrachtete.
Die Sicherheitslage ließ sehr zu wünschen übrig. Einzelne Sowjetbürger die auf die Rückkehr in ihre Heimat warteten, verursachten eine Menge Probleme. Oft gab es Fälle von Diebstahl, Überfällen und sogar Morde. Die Selbstverwaltung war noch nicht ausreichend organisiert, so dass für die örtliche Gemeinschaft Bürgerwehren ernannt wurden, die die Bewohner selbst bildeten, um sich zu schützen. Allerdings hatten sie kaum Chancen bei Zusammenstößen mit besser bewaffneten Soldaten.


Das Ende des Krieges verursachte auch eine Art "Völkerwanderung." Die polnischen Behörden begannen nach internationalen Bestimmungen die Aktion der Deportation von Deutschen, die die Mehrheit der Bevölkerung bildeten. An ihre Stelle kamen aber andere. Sie waren Einwohner aus Zentralpolen, Kaschuben sowie Menschen aus Gebieten, die nach dem Zweiten Weltkrieg in der UdSSR lagen.
Die von den Deutschen verursachte Zerstörung der Weichseldeiche und der Entwässerungseinrichtungen hatte massive Überschwemmungen in der Region verursacht. Nach der Schilderung eines ehemaligen Bewohners "brauchte man um nach Danzig zu kommen ein Boot." Die Entwässerung des Gebietes war eine der wichtigsten Aufgaben für die Bewohner, deren Umsetzung sie viel Zeit und Energie gekostet hat.


WissenswertesIm Winter 1945/1946 konnten auf dem Feld Fische gefangen werden. Wie ein damaliger Sperlingsdorfer Einwohner sagte, „konnte man auf den zugefrorenen Feldern normal fahren“.

Vereinzelt wurden Hechte mit Heugabeln auf LKW geladen, so viele waren es. Der erste Kommandant der Zivilverwaltung in Praust Zenon Zakrzewski genoss nicht die Sympathie der Verwaltungsbehörden. Der Danziger Bürgermeister schrieb einmal, „solange er Kommandant bleibt, wird der Kreis nicht zur Ruhe kommen". Es gab zahlreiche Fälle, in denen er nicht die Staatsangehörigkeit der Deportierten beachtete. Er verlor seinen Posten erst, als er betrunken einen anderen Polizisten erschoss.

Die Sperlingsdorfer Bewohner waren Übergriffen von den sowjetischen Soldaten ausgesetzt. Es hat auch Fälle gegeben, wo gewöhnliche Banditen sowjetische Uniformen getragen hatten. Solch ein Fall ereignete sich in Sperlingsdorf, als am 15. März 1946 eine Gruppe von "Kostümierten" eines der Häuser überfiel. Die Täter beraubten die dort lebenden Polen und auch Deutsche, die auf die Deportation warteten. Sie wurden nach Intervention des MO und des NKWD verhaftet.

Daniel Czerwiński

Herzliche Grüße aus Mecklenburg
sinus