Schoenen guten Abend,
gestern Abend, nach einem anstrengenden Tag in meinem in Kuerze bezugsfertig werdenden Haus, oeffnete ich das erste Mal einen Buecherkarton (von rund 100) und griff wahllos nach dem ersten Buch. In die Haende fiel mir der Erlebnis-, Leidens- und Erfahrungsbericht von Michael Wieck "Koenigsberg - Zeugnis vom Untergang einer Stadt".
Mit diesem Buch setzte ich mich in einen Ohrensessel am Fenster und begann zu lesen. Einleitend schrieb Siegfried Lenz ein Vorwort. Er sagt dort unter anderem: "... Wer das hinter sich gebracht hat, muss wohl dem alten Auftrag folgen; er muss hingehen und erzaehlen, was er gesehen, gehoert hat, er muss Zeugnis geben. Wir sind es denen, die stimmlos geworden sind, schuldig, dass gewisse Erfahrungen nicht vergessen werden."
Bei diesem Satz blieb ich haengen. Wir sind es den stimmlos Gewordenen schuldig...
Das was geschah, und zwar das was auf allen Seiten geschah, muss festgehalten, muss dokumentiert, muss oeffentlich gemacht werden. Nicht im stillen Kaemmerlein unter Ausschluss derjenigen die mehr wissen moechten, sondern oeffentlich fuer alle Jene, die dadurch erfahren koennen was ihren Eltern, Grosseltern, Urgrosseltern geschah.
Siegfried Lenz' Aussage "Wir sind es den stimmlos Gewordenen schuldig..." mag zwar bereits vor ueber 20 Jahren getroffen worden sein. An Aktualitaet hat es jedoch auch bis heute noch nichts eingebuesst.
Herzliche Gruesse aus dem nasskalten Danzig
Wolfgang