Warum ich meine Erinnerungen niederschrieb?
Meine Aussagen, über die Vergangenheit sind nicht pessimistisch, sondern beruhen auf eigene Erlebnisse und Erfahrungen. Als ich nach 1945 in Schleswig Holstein die ersten Zeitungsberichte über den Exodus der Deutschen von jenseits der Oder las, erschrak ich. Zunächst konnte ich mir nicht klar werden, warum soviel Falsches, ja, Bösartiges in der Presse zu lesen war. Über die Landwirtschaft um Danzig wurde gesagt, dass die Polen das Land nicht bewirtschaften können, sie lassen die Felder ungenutzt liegen und verkommen.
Wie denn das: Ich erlebte in Danzig, dass die deutsche Wehrmacht den Befehl der Verbrannten Erde durchgeführt hatte, Dazu gehörte dass die Weichseldämme gesprengt wurden und das Wasser bis an den Stadtrand vor Klein und Groß Walddorf anstieg. Das Vieh wurde erschossen, Gebäude und Landmaschinen vernichtet. Für die nächsten Jahre war eine normale Landwirtschaft nicht möglich. Aber schuld daran waren die Polen. Diese feindliche Propaganda hält bis heute an. Ich verweise auf die Rede des Ministerpräsidenten Tillich aus Sachsen. Dieser Politiker mit einer politischen Karriere in der DDR ist heute in der BRD angepasst und deshalb so erfolgreich. Der Herr Ministerpräsident hielt zum- Tag der Heimat – eine Rede vor den so genannten Vertriebenen. Thema war „Der Schrecken der Vertreibung“ Er spricht vom Verlust der Heimat und dass 14 Millionen Hab und Gut verloren haben. Aber er verliert kein Wort über den faschistischen Krieg und Terror, kein Bedauern über die Massenmorde, Vertreibungen und Verschleppungen im Osten durch die deutschen Behörden und das Militär.
In der BRD ist ein Buch erschienen, es hat den Titel „ Unvergänglicher Schmerz“ Dieses Buch wurde zum dritten Mal gedruckt. In dem Buch werden leidvolle, realistische Erlebnisse missbraucht, um eine böswillige, gefälschte Geschichte zu verbreiten. Einige Geschichten sind so unwahr, dass sie an die Nazi Propaganda erinnern. Zu der politischen Entwicklung vor dem 1. September 1939 schreibt der Autor Porella: Zitat“ Hitlers relativ maßvollen Vorschläge einer exterritorialen Verkehrverbindung zwischen der abgetrennten Provinz Ostpreußen und dem Reich, sowie Anschluß Danzigs an Deutschland werden abgelehnt.“ Die Konsequenz daraus ist, dass Polens Chauvinismus bestraft werden musste. Hier verweise ich auf das Internet, wo von hunderten jüngeren Deutschen diese Ansicht übernommen wird und gegen die ich dort auch meine Artikel eingesetzt habe Wie bei Frau Erika Steinbach, oder dem, oben zitierten, Ministerpräsidenten von Sachsen und bei dem Autor des Buches- Peter Porella, fängt der Krieg erst an, . als die sowjetische Armee die Grenze von Ostpreußen überrannte.
Das Buch 712, von der Bundeszentrale für politische Bildung: 2010 veröffentlicht, heißt: „Kalte Heimat“ Der Autor ist Andreas Kossert. Dieses Buch ist jetzt in der BRD ein Standardwerk geworden. Bisher hieß es oft „Flucht und Vertreibung“ Im Untertitel wird diese Aussage reduziert und jetzt lesen wir im Untertitel des Buches, Zitat„ die Geschichte der deutschen Vertriebenen nach 1945„ Das Wort „ Flucht ist nicht vorhanden.
Die Darstellung des Protestes am 26.06.1987 von ehemaligen Konzentration Häftlingen, von Antifaschisten und Schülern, bei der Eröffnung des Ostpreußen Museums in Lüneburg, wird als Werk der linken Volksfront abgetan. Kein Wort verliert der Autor darüber, dass der Protest sich nicht gegen das Ostpreußen Museum richtete, sondern gegen seinen politischen Anspruch und mehrer Gründer des Museums,, die im Dritten Reich eine einflussreiche Stellung eingenommen hatten. Darunter war der ehemalige Vorsitzende der Faschistischen Studentenschaft in Riga, und danach SS-Obergruppenführer und Polizeiführer imWartheland und tätig beim SS – Rasse und Ansiedlungshauptamt Baron von Fircks, der zusammen mit Frau Erika Steinbach die Ostverträge abgelehnt hatte. Unter dem Begriff „ Die Kultur-Schlacht um den Osten“ wurden diese Ostdeutsche Musen gegründet.
Aber täuschen wir uns nicht: Das Verschweigen und die Manipulation der Geschichte ist ein Europäisches Problem. Das gilt auch für Polen. Als ich mein erstes Visum für eine Reise in die Volksrepublik Polen beantragt hatte, wurde der Antrag zum Reisebüro zurückgeschickt. Warum? Ich hatte meinen Geburtsort mit „ Danzig“ angegeben, das wurde nicht akzeptiert. Es musste „ Gdansk“ eingetragen werden, obwohl das nach internationalem Recht eine Urkundenfälschung war. Erst nach dem Polen in die Vereinten Nationen aufgenommen worden waren, akzeptierten sie das Urkundenrecht, dass die Namen in der ursprünglichen Schreibweise benutzt werden müssen.
. Als ich eine Aussage auf einer Polizeiwache machen musste, beschimpfte mich der Offizier als Revanchist, weil ich nicht polnisch antwortete. Er meinte, das ich polnisch sprechen konnte, denn ich bin doch1929 in Danzig geboren worden, und weil Danzig, in seinem Fall- Gdansk, eine polnische Stadt gewesen war, in der natürlich die polnische Sprache neben der deutschen existierte, musste ich seiner Logik nach auch polnisch sprechen können. Wer hier nach 1945 geboren wurde und mit der polnischen Sprache aufgewachsen ist, dem konnte man sehr leicht einreden, dass Danzig –also Gdansk, immer eine polnische Stadt war.
Ein anderes Problem entstand durch die Beschäftigung mit den Archiv Dokumenten, und es ließ sich auf die Dauer nicht verleugnen, dass in Danzig in der Vergangenheit lateinisch und die niederdeutsche Sprache als Amtssprache angewendet worden war.. Nun wurde dadurch Gdansk an die Geschichte der Hanse angehängt, aber wieder mit einer Ausblendung, nämlich der protestantischen Kirche, die weitgehend die Kultur in Danzig mitgeprägt hatte. Als ich 1997 in Gdansk ankam um einen Film über die Kunst Akademie anzufertigen, kam mir in der Akademie der Direktor entgegen und fragte mich aufgeregt, ob die Marienkirche bis 1945 evangelisch- protestantisch gewesen war. Er hätte es morgens in der Zeitung gelesen. „ Nicht nur die“ antwortete ich, „ Danzig, und alle anderen Hansstädte an der Ost und Nordseeküste waren nach der Reformation ab 1525 evangelisch geworden. Es ist schon erstaunlich, dass sich bis 1977 diese Unwissenheit hier erhalten hatte. Europa hat noch eine enorme Leistung vor sich, um aus den falschen Vorstellungen, dem, von der Propaganda vergifteten Bewusstsein, zu befreien.
Mit meinen Erinnerungen und meinen Artikeln im Internet, unter „Gerhard Jeske Danzig“ möchte ich meinen Anteil an der Aufhellung der Vergangenheit leisten, aber auch auf die alten Zöpfe aufmerksam machen, die leider immer noch geflochten werden. Ich hoffe, dass mein Buch und meine Artikel dazu beitragen werden.
Die erweiterte Ausgabe meines Buches ENGEL MIT TROMPETE - Danziger Moritaten bis 1945
Taschenbuch, 308 Seiten, ISBN 978-3943518-01, €14,95
Grafenhausen / Hochschwarzwald, ist erschienen in der EditionLumen-
Ab Mitte Januar ist die Kurze polnische Version im Internet zu erhalten::
Gerhard Jeske
Anioł z trąbką i inne opowiadania.
Gdańskie obrazy pamięci 1935-1945
Z niemieckiego tłumaczył Bogdan Kiebzak
Opracowanie: Mirosław Ossowski
Wstęp i wybór zdjęć: Józef Borzyszkowski
Gdańsk 2011, ss. 280
cena 25 zł, dla księgarzy 18 zł
Institut Kaszubski 80-837Gdansk Straganiarska 20 - 22