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Thema: Angeln in Polen und speziell im Großraum Danzig

  1. #1
    Forumbetreiber Avatar von Wolfgang
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    Standard Angeln in Polen und speziell im Großraum Danzig

    Schönen guten Abend,

    viele Besucher die hier nicht nur Danzig sehen wollen sondern in Danzig oder in dessen Umland richtig Urlaub machen möchten, interessieren sich auch für das Angeln. Und das bietet sich auch an: Die vielen Strand- und Binnengewässer laden nicht nur ein zum Baden, Segeln und an der Ostsee zum Bernsteinsuchen sondern auch zum Angeln.

    Ich habe heute mal im Internet recherchiert was es da alles an Informationen gibt. Manches ist hilfreich, aber viele Informationen widersprechen sich. Und sehr viele "Informationen" basieren auf Vermutungen, Hörensagen und auch auf Falschinformationen.

    Grundsätzlich gilt für Ausländer die als Touristen nach Polen kommen:

    • Es wird KEIN Fischereischein ("Anglerschein") benötigt. Unter "Fischereischein" bezeichne ich die polnische "Karta Wedkarska", die allen Polen und in Polen ständig lebenden Ausländern nach einer erfolgreich abgelegten Fachkundeprüfung von den Starosteien (Landratsämtern) erteilt wird.
    • Es muss jedoch eine Fischereiberechtigung ("Anglerkarte") für das/die Gewässer erworben werden in denen man angeln möchte. Im Danziger Raum werden diese Berechtigungen für fast ALLE Fließ- und Binnengewässer vom polnischen Anglerverband (Polski Zwiazek Wedkarski) erteilt.
    • In Deutschland hat jedes Bundesland eigene Landesfischereigesetze bzw. -verordnungen. Polen ist fischereimäßig aufgeteilt in Regionen die nicht identisch sind mit den Wojwodschaften. Für den Großraum Danzig sind die Regionalverbände der Anglereinigungen "Danzig / Gdansk" (westlich der Stromweichsel) und "Elbing / Elblag" (östlich der Stromweichsel) zuständig. Diese regionalen Fischereiverbände haben unterschiedliche Schonzeiten und Mindestgrößen für die Fischarten festgelegt (z.T. innerhalb der Regionen auch noch für die unterschiedlichen Gewässer)
    • Auch vom ausländischen Angler wird erwartet, dass er wie sein polnischer Anglerkollege über sämtliche rechtlichen Bestimmungen und Anforderungen informiert ist und diese auch einhält - selbst wenn diese nur in polnischer Sprache vorliegen


    Die Fischereiberechtigungsscheine können relativ unproblematisch erworben werden. Eine Schwierigkeit bildet jedoch häufig die Sprache. Man kann nicht davon ausgehen, dass in den Büros der Anglerverbände in Danzig und Elbing Petri-Heil-Jünger vorgefunden werden die deutsch oder englisch sprechen. Andersrum ausgedrückt: Du kannst häufig gar nicht klar machen was Du überhaupt willst.

    Es gibt jedoch noch einige weitere kleinere Hindernisse:

    • Eine Aufstellung über die Fischereigewässer, über Schonzeiten und Mindestmaße gibt es weder in deutscher noch in englischer Sprache (ich hoffe, ich finde die Zeit, zumindest die Informationen über Schonzeiten und Mindestgrößen für die meisten Fischgewässer übersetzen zu können)
    • es gibt Bestimmungen die unbedingt eingehalten werden müssen, die aber ebenfalls nur in polnischer Sprache erhältlich sind (z.B. Angeln von Brücken, Schleusen, Booten usw.). Auch das hoffe ich, bald hier ins Deutsche übertragen schreiben zu können
    • mir sind keine Gewässerkarten bekannt, auf denen die Fischgewässer und deren Grenzen eingezeichnet sind. Auch da muss man also wieder die polnische Sprache beherrschen (oder jemand kennen der übersetzt) damit man überhaupt weiß wofür man die Fischereierlaubnis besitzt


    Ich habe vor 20 Jahren meine Fischerprüfung in Baden-Württemberg abgelegt und besitze nun auch das polnische Gegenstück, die "Karta Wedkarska". In all den Jahren habe ich gesehen wie wichtig es ist, zumindest grundlegende Kenntnisse über den Fisch und Fischerei zu besitzen. Wer angelt, MUSS über die rechtlichen Bestimmungen informiert sein. Darüber hinaus sehe ich aber auch einen ethischen Aspekt. Ein Fisch ist ein Lebewesen, ein Geschöpf Gottes, das Respekt verdient. Es darf nicht sinnlos getötet werden. Es bedarf zumindest grundlegender Kenntnisse wie man einen gefangenen untermaßigen oder unter sonstigem Schutz stehenden Fisch schonend vom Haken befreit und wie man sonstige zum Verzehr bestimmte Fische waidgerecht tötet. Dazu gehört natürlich auch -alleine schon um den rechtlichen Anforderungen Genüge zu tun-, dass man überhaupt weiß, was für einen Fisch man da geangelt hat.

    Noch eine kleine Anmerkung. Bevor ich hier meinen polnischen Fischereischein erhielt und die Fischereiberechtigung für die Binnengewässer des Werders (Region Elbing: im Süden bis nach Marienwerder, im Osten bis zur russischen Grenze) erwarb, wurde mir nicht nur einmal gesagt, "ach, was brauchst Du das, da kontrolliert doch sowieso niemand!" Das mag vielleicht auch manchmal zutreffen, aber in solchen Fällen erwischt's immer mich Und vielleicht auch Euch

    Darüber hinaus werden die gezahlten Entgelte großenteils für den Gewässerschutz und Fischbesatz ausgegeben. Schwarzfischerei lohnt sich also nicht...

    Herzliche Grüße aus dem Danziger Werder
    Wolfgang

    P.S.: Ich werde in Kürze über die Internet-Adressen der regionalen Fischereiverbände sowie die Preise für die verschiedenen Fischereiberechtigungen berichten
    -----
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  2. #2
    Forum-Teilnehmer Avatar von JuHo54
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    Standard AW: Angeln in Polen und speziell im Großraum Danzig

    Hallo Wolfgang,
    sehr interessante Ausführungen und so sehr scheint sich das ja vom deutschen Angelschein nicht zu unterscheiden zumindestens nicht , was Niedersachsen angeht.( Küste , Flüsse, Binnengewässer). Zu deiner Bemerkung " ach, was brauchst du das...", das meinen scheinbar auch viele polnische Arbeitskräfte hier in Deutschland, die hier vermehrt wild angeln ohne Angelkarte bei den örtrlichen Vereinen zu erwerben, die die Gewässer ja gepachtet haben und genau wie im Werder für Neubesatz und Säuberung der Gewässer sorgen...

    Liebe Grüße
    Jutta
    Jeder Tag ist ein kleines Leben für sich.

    Artur Schopenhauer* 1788 Danzig

  3. #3
    Forumbetreiber Avatar von Wolfgang
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    Standard AW: Angeln in Polen und speziell im Großraum Danzig

    Schönen guten Abend,
    hallo Jutta,

    ich glaube, länderübergreifend weiß jedermann, dass man weder mit Flinte im Wald noch mit Angel im Wasser auf Jagd gehen kann. Da gibt es keine Unterschiede zwischen Deutschland und Polen.

    Natürlich möchte man es überall Touristen erleichtern, das ist ja auch ein Werbeargument. Wenn nun hier ein Bowke einen umgebogenen verrosteten Nagel an der Schnur ins Wasser hängen lässt, ja, mein Gott, was willst Du da machen? Wenn die Pensions- und Ferienhausbesitzer ihre Gäste geradezu ermutigen ("hier haben Sie eine Angel und ein paar Würmer!"), tja, soll man dann diese Leute ans Kreuz nageln, bloß weil sie ihren Herbergseltern folgten? Für einen Laien bedeutet es schon eine ordentliche Portion Glück, mehr als einen Barsch oder ein Rotauge aus dem Wasser zu ziehen...

    Aber es gibt natürlich auch die Angelprofis die mangels Informationen gegen geltendes Recht verstoßen. Sie würden ja gerne alle Bestimmungen einhalten, können es aber nicht, weil sie nicht polnisch sprechen. Die Fischereiberechtigungen sind hier nicht umsonst (trotzdem aber noch auf jeden Fall bezahlbar) und sie würden sicherlich auch vermehrt bezahlt werden wenn bekannt wäre wie und wo und wofür.

    Aber vielleicht können wir ja mit diesem Thema ein klein wenig dazu beihelfen, ein bisschen Licht ins Dunkle zu bringen.

    Viele Grüße aus dem Danziger Werder
    Wolfgang
    -----
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