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Thema: Der Olivenzweig in Oliva

  1. #1
    Forum-Teilnehmer Avatar von waldkind
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    Standard Der Olivenzweig in Oliva

    Viel mehr als das Kloster selbst fasziniert mich die Tatsache, dass Oliva das einzige deutsche Kloster gewesen ist, dessen Grundlage ein Olivenzweig ist. Da in unseren Breiten gar keine Olivenbäume wuchsen, stellte sich die Frage, wie kam der Herzog Subislaus von Pommerellen dazu das Kloster nach dem Olivenbaum zu benennen?
    Es muss so um 1180 gewesen sein, als sich der Burgherr mit seinem Jagdgefolge durch das sumpfige Weidengestrüpp aufmachte hinunter zum Hagelsberg, wo er sich bei der alten Waldtrude seinen Jagdspieß über Weihrauch verzaubern lassen wollte, damit ihm das Jagdglück frohlocke. Die Waldtrude (das könnte ich gewesen sein in einem meiner Vorleben) spricht zum Fürsten in rätselhaften mysteriösen Weisheiten. Sie prophezeit ihm Gutes und Arges am Hagedorn und rät ihm von der Jagd abzulassen. Der Fürst lästert dem Kräuterweib und es kommt wie es kommen muss, er wird auf der Jagd von einem Eber gespießt, ist alleine und leidet fürchterlichen Schmerz. Da kommt ein Einsiedler daher, ein frommer Mann versteht sich, der ihn wieder herrichtet mit liebevoller Pflege. Ich vermute, dass er dazu auch Kräuter verwendete, denn von nichts kommt nichts. Das waren aber keine heidnischen Kräuter wie bei der Waldtrude. Weihrauch ist nicht gleich Weihrauch! Wie der Herzog in seinem Schmerzeswahn so schläft, erscheint ihm die Traumgöttin und diese nun hält einen Olivenzweig in den Händen, das Symbol des Friedens. Logisch, dass Subislaus ein Kloster an dieser Stelle bauen ließ. So gehörte es sich nun einmal, wenn man nach einem schweren Unglück genesen war. Schließlich hätte man ja auch sterben können. Für einen Fürsten gehört es sich nun mal an einem Wunder zu genesen, nicht durch ein paar heidnische Kräuter. Es gehört sich nicht für einen Fürsten sich die Klostergründung selber auszudenken. Es war ja eine Zeit, in der man noch auf die Weisung Gottes angewiesen war, wenn etwas bekehrt oder gegründet wurde. Mit welcher Begründung hätte Sublislaus sonst aufwarten sollen, um das Christentum in den Mittelpunkt zu stellen? Ein Mittelsmann zwischen Gott und einem Fürsten gehörte dazu. Das war in diesem Fall der Einsiedler. Schließlich tat er nicht viel anderes als unentwegt mit Gott zu sprechen wie die ehemals heidnischen Priester zuvor in den Heiligen Hainen. Der Heilige Hain war nun eine Heilige Klause und bald ein Heiliges Kloster. Was aber ist eine Traumgöttin? Ist sie heidnisch oder christlich? Immerhin soll sie eine Gottesbotschaft übermittelt haben mit dem Olivenzweig. Es könnte eine heidnische Göttin gewesen sein, weil es im Christentum keine Traumgöttinnen gibt, eher Gottgesandte. Wenn aber daraufhin ein christliches Kloster gegründet wird, dann müsste es sich um eine christliche Gesandte gehandelt haben. Oder hatte Subislaus irgendetwas falsch verstanden? Hatte gar der Einsiedler was falsch verstanden? Der hatte ja immerhin das Traumbild als Ruf Gottes an den Fürsten gedeutet. Sublislaus Traumfrau, ähm Traumgöttin trug in der Hand einen Olivenzweig als Symbol des Friedens.
    Man sollte wissen, dass es sich für einen Fürsten immer gut macht von Gott auserwählt worden zu sein, das festigt die Anhänger.
    Wenn ich damals vor Ort gewesen wäre, so als Waldeinsiedlertrude, ich hätte vermutet, dass es sich beim dem Zweig in der Hand der Traumgöttin um einen Weidenzweig gehandelt hatte. Denn Weiden wuchsen da ja überall und können bei manchen Sorten dem Olivenzweig recht ähnlich sehen, vor allem im Traum. Dann wäre die Frohe Botschaft gewesen: "Nimm die Blätter des Weidenbaumes, binde sie auf deine Wunde, damit sie sich zusammenzieht und du gesundest." Gehe ich davon aus, dass es sich tatsächlich um einen Olivenzweig handelte, so hätte die göttliche Botschaft auch sein können "Unterlasse das Töten von Tieren, sonst könnte es dir schlecht ergehen. Halte Frieden!"
    Wie dem auch sei, dieser Ort und diese Begebenheit sollte weitreichende Folgen für Deutschland haben. Denn mit dem Frieden von Oliva 1660 anerkannten Schweden, Polen und Österreich das Kurfürstentum Brandenburg als souveräner Besitzer des Preußischen Gebietes an. Und da befindet sich heutzutage die Hauptstadt der BRD, wo es relativ viele Olivenzweige gibt. Als Containerpflanze vor den Schlössern, in Skulpturen der Friedhöfe, auf Medaillons, Brücken, an Häusern, antiken Statuen usw.
    Ich weiß nicht, ob Subislaus danach noch mal jagen ging oder die alte Waldtrude befragte. Aber die hatte immerhin mit ihrer heidnischen Orakelei recht behalten.
    Wie dem auch gewesen sein mag, Oliva macht den Olivenzweig einzigartig in der deutschen Klostergeschichte bzw. den Baumlegenden.

    Unkorrigierte Ausgabe eines Olivenbaum-Brainstormings von einer, will sagen inzwischen älter gewordenen Waldtrude zur allgemeinen Kurzweiligkeit. LG an alle vom waldkind.
    Kunst ist schön, macht aber viel Arbeit. (Karl Valentin)

  2. #2
    Forum-Teilnehmer Avatar von Inge-Gisela
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    Standard AW: Der Olivenzweig in Oliva

    Liebes Waldkind oder sollte ich sagen liebe Waldtrude,

    vielen Dank :-)

    Lieben Gruß

    Inge-Gisela

  3. #3
    Forum-Teilnehmer Avatar von waldkind
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    Themenstarter

    Standard AW: Der Olivenzweig in Oliva

    Danke Inge-Gisela! Da hatte mich die Olivenbaum-Muse geküsst. Waldtrude passt inzwischen ganz gut. Stelle ich doch fest, dass man erst im Alter, was die Verwendung von Bäumen und Kräutern angeht, in seiner Weisheit komplett wird!

    Ich selber habe meine Freude an solchen Texten, weil ein solcher nicht überdacht wurde und das Denken erst später einsetzt, nachdem es geschrieben steht. Es wäre also unsinnig zu diskutieren, ob es sich um eine polnische oder deutsche Geschichte handelt. Es geht zumindest auf eine deutsche Sage zurück. Nun sollte man wissen, dass es im Deutschen vieler solcher Sagen gibt, also auch zu anderen Orten, die untereinander austauschbar wären.

    Nun mal im Nachhinein nachgedacht: Wie kommt die Waldtrude zu dem Weihrauch? Der wuchs ja nicht im Danziger Werder. Zu jener Zeit war Weihrauch gewiss sündhaft teuer und vermutlich nicht Gegenstand einer "Waldhexe", zumindest keinem "Kräuterweib", was ausser Kräuter und Hütte nichts weiter aufzuweisen hat. Entweder die Waldtrude war ziemlich angesehen und reich wie etwa eine antike Priesterin (was kaum zu vermuten ist am Hagelsberge) oder der Fürst hatte den Weihrauch mitgebracht, damit die Waldtrude ihn für die Weihung der Jagdwaffe benutze. Das erscheint mir ebenso absurd. Dann hätte der Herzog die Segnung ja gleich in seinen eigenen priesterlichen Räumen vornehmen können. Andererseits, wenn die Waldtrude so edle Kundschaft hatte wie den Herzog von Pommerellen, konnte sie von ihrem Lohn womöglich den teuren Weihrauch aus dem reichen Süden beiholen lassen. Denn immerhin wurde der Weihrauch zur damaligen Zeit auch zur Wundbehandlung genutzt.

    Etwas anderes fällt auf: Das Kloster soll um 1185/86 fertig gestellt worden sein. Subislaus soll 1187 gestorben sein. Vielleicht hatte es mit der Wunderheilung doch nicht so ganz geklappt und er starb letzten Endes an den Nachzuckungen seines Jagdunglücks. Nichts destotrotz stand das Kloster bereits. Die Gründung eines Zisterzienserklosters zog immer auch deutsche Ansiedler herbei. Das muss Sublislav gewusst haben. Er wird seine eigenen Gründe für die Gründung des Klosters gehabt haben. Wo ein Kloster stand, da blühte die Wirtschaft.

    Die Zisterzienser freilich werden später die Waldtrude gefragt haben, wie sie am schnellsten und preiswertesten an guten Weihrauch kommen könnten ;-) LG vom waldkind (Baumtrudchen)
    Kunst ist schön, macht aber viel Arbeit. (Karl Valentin)

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