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Thema: Gelungene Neuinterpretation alter architektonischer Vorbilder

  1. #1
    Forum-Teilnehmer Avatar von achimbodewig
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    Standard Gelungene Neuinterpretation alter architektonischer Vorbilder

    Eine – wie ich finde – sehr gelungene Neuinterpretation alter architektonischer Vorbilder in der Innenstadt Danzigs kann man in dieser Fotostrecke sehen:

    http://trojmiasto.gazeta.pl/trojmias...oneserow_.html (Google-Übersetzung des Artikels)

    Lage in der Stadt auf Google Maps.

    Über den Sinn oder Unsinn solcher teurer Stadthäuser kann man natürlich diskutieren. Ich finde die Umsetzung aber allemal eleganter als das, was ich aus Elbing kenne. Dort hat man sich nur an der Größe und der Form der alten Gebäude orientiert, aber aus Beton gebaut und die »alten« Fassaden nur lieblos davorgeklatscht. Hier in diesem »Kwartał Kamienic« genannten Quartier sieht mir das etwas liebevoller aus. Zwar auch Beton als Grundmaterial, aber die Fassaden doch eindeutig feiner. Mir gefällt’s.

  2. #2
    Forum-Teilnehmer Avatar von Ulrich 31
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    Standard AW: Gelungene Neuinterpretation alter architektonischer Vorbilder

    Hallo Achim,

    Danke für diese Information. Ich stimme Deinem Kommentar im Wesentlichen zu. Auch hier ein Beispiel für den neuen Trend zu Stadthäusern ("Townhouses") im Edellook, in Danzig in Anlehnung an frühere optische Vorbilder. Das hat natürlich seinen Preis - nach der miserablen Google-Übersetzung 1,3 Mio. Euro/Złoty (?) pro 100 qm! Aber wenn ich im Geld schwimmen würde, würde mich ein solches Zweitquartier in Danzig durchaus reizen.

    Kitschig finde ich allerdings, dass im Innenhof dieses Häuserkarrees eine verkleinerte Kopie der Neptunfigur (Langer Markt) in einen simplen flachen Backsteinbrunnen gestellt wird. Da wäre aus meiner Sicht eine moderne Plastik (vielleicht eine Interpretation der berühmten Neptunfigur) passender gewesen.

    Kannst Du mir oder ein/e andere/r hier im Forum die passendste deutsche Übersetzung für den polnischen Namen dieses Quartiers ("Kwartał Kamienic") nennen? Die Google-Übersetzung ("Viertel der Häuser") ist m.E. unzulänglich.

    Viele Grüße
    Ulrich

  3. #3
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    Standard AW: Gelungene Neuinterpretation alter architektonischer Vorbilder

    Elbing leidet darunter, daß man dort diese Häuser früher gebaut hat als in Danzig. Das architektonische Niveau wird im "Nachwende" Polen mit zunehmender Konkurrenz immer besser. Den Potsdamerplatz hätte man zB. in Warschau in den 90ern auch so nie aufgebaut. Erst jetzt haben die dortingen Investoren Leute wie Helmut Jahn, Norman Foster, Lahdelma & Mahlamäki und Daniel Libeskind angeheuert.

    Somit hat es etwas Gutes, daß die danziegr Speicherinsel noch keinen Investor hat.

  4. #4
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    Standard AW: Gelungene Neuinterpretation alter architektonischer Vorbilder

    http://translate.google.de/translate...ic%2Findex.php

    AUf deutsch hieße es wohl "Bürgerhäuser Quartier".

  5. #5
    Forum-Teilnehmer Avatar von Ulrich 31
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    Standard AW: Gelungene Neuinterpretation alter architektonischer Vorbilder

    Nach einigem Grübeln vermute ich, dass der von mir in #2 genannte polnische "Name" des betr. Bauprojektes gar keine besondere Bezeichnung ist (wie sonst bei solchen Objekten oft üblich), sondern nur die Beschreibung dieses Vorhabens, mithin also Stefan (#4) dieser Sache nahekommt.

  6. #6
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    Standard AW: Gelungene Neuinterpretation alter architektonischer Vorbilder


  7. #7
    Forum-Teilnehmer Avatar von Ulrich 31
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    Standard AW: Gelungene Neuinterpretation alter architektonischer Vorbilder

    Na ja, Stefan, das ist halt Geschmackssache.

    Interessant finde ich besonders die vielen Fotos von der Baugeschichte dieses neuen Quartiers in der Nähe der Marienkirche (2. Link zu #6, untere Zeile der Webseite). Mit dem Endprodukt kann ich mich jedoch (noch) nicht so recht anfreunden. Ohne Leben in den Wänden wirkt dieses fertige Häuserensemble auf mich zunächst wie eine Mischung aus Legoland-Nostalgie und Edelplatte. Vielleicht wird sich ja dieser Eindruck von mir ändern, wenn ich mir im nächsten Jahr diese Luxushäuser in bewohnter Form persönlich ansehen werde. Im Moment ist der Leerbestand für mich zumindest gewöhnungsbedürftig. - Übrigens habe ich den Brunnen mit der verkleinerten Neptunkopie im Innenbereich dieses Ensembles auf den Fotos zu Link 2 nicht entdeckt (vgl. #2).

    Viele Grüße
    Ulrich

  8. #8
    Forumbetreiber Avatar von Wolfgang
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    Standard AW: Gelungene Neuinterpretation alter architektonischer Vorbilder

    Schönen guten Abend,

    schön geworden? Ich sehe, ich vermute, mir fehlt der Sinn für's Schöne...

    Über Schönheit lässt sich trefflich streiten. Ich frage mich, ob manches Schöne -bzw. das was wir heute als schön empfinden- nicht morgen als bauliche Sünde empfunden wird.

    Manches in Danzig fügt sich -meiner Ansicht nach- recht gut in das bestehende bzw. teils auch in das durch Kriegsfolgen nicht mehr vorhandene Städtebild ein. Aber diese neuen Häuser aus Beton und Glas? Für Neureiche oder solche die es gerne wären?

    Sicher, jede Stadt wandelt sich und auch Danzig versucht, in der Moderne anzukommen. Aber so? Wir haben hier doch genug Beispiele von Neubebauung (die Schäferei beispielsweise wäre doch trotz Jachthaften tot gäbe es dort nicht die Brauerei) durch die ersichtlich wird, das fehlende Urbanität nicht durch noch so teure unverkaufte Eigentumswohnungen geschaffen werden kann. Und gerade diese fehlende Urbanität ist doch Voraussetzung für Atmosphäre, für Lebens- und Liebenswürdigkeit, für Charakter und Einmaligkeit. Gewiss, die meisten Viertel Danzigs haben das Potenzial dafür, aber es deutet sich an, dass überall dort wo großflächig neu gebaut wird, das auch mit einem Bewohneraustausch verbunden ist. Die Stadt Danzig hatte nach dem Krieg Jahrzehnte lang damit zu kämpfen, dass in erster Linie innerhalb ihrer Stadtmauern einfache Leute in potjemkinsche Behausungen einquartiert wurden. Die Atmosphäre des alten Danzig konnte da gar nicht entstehen. Und nun, wo die Chance bestünde, eine gesunde Mischung mit Bewohnern unterschiedlicher sozialer Schichten zu schaffen mit Handel und Gewerbe, nun werden alle noch nutzbaren Flächen, darunter zugegebenermaßen auch hässliche Brachflächen, mit Schickimickibauten zugeknallt. Man muss keine sonderliche soziale Ader in sich spüren um zu sehen, dass da vermutlich doch so Manches aus dem Ruder läuft. Wird Danzig eine Diva unter den Städten Polens? Schön, unantastbar, potjemkinsche Fassaden durch Schickimickibauten ersetzend? Eine Stadt von der die Touristenströme begeistert sind, die trotzdem aber das Flair, das Selbstbewusste, den über die Zeiten hinweg entwickelten Charakter Breslaus (ja, Breslaus!) und natürlich Krakaus vermissen lässt?

    Danzig hat Nachholbedarf. Aber auch an solchen Bauten?

    Apropos Elbing: Ich bin fast jeden Monat in Elbing, meist in der am Ufer des Elbing-Flusses geschmähten neu entstandenen "Altstadt". Dort steckt jede Menge Grips, dort wurde, nach meinem Empfinden, weit mehr als in Danzig getan um der kriegs- und nachkriegszerstörten toten Stadt wieder etwas Leben einzuhauchen. Es ist dort an jedem Eck ein gesamtstädtebauliches Konzept zu spüren. Aber leider fehlt auch da noch alles was Atmosphäre ausmacht. Es fehlt das Leben, also die Leute die dort leben, spazieren, flanieren, einkaufen, die Kinder die zur Schule gehen. Aber ich denke, Elbing hat sehr gute Chancen. Chancen nicht nur für Neureiche, auch für einfachere Leute.

    Ich bin gespannt, wie das in zehn, zwanzig Jahren in Danzig und Elbing aussehen wird. Ich habe ja noch die Chance, das zu erleben.

    Viele Grüße aus dem herbstlichen Werder
    Wolfgang
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    Das ist die höchste aller Gaben: Geborgen sein und eine Heimat haben (Carl Lange)
    Zertifizierter Führer im Museum "Deutsches Konzentrationslager Stutthof" in Sztutowo (deutsch/englisch)
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  9. #9
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    Standard AW: Gelungene Neuinterpretation alter architektonischer Vorbilder

    Ja, "Schönheit" ist wohl das falsche Wort bei dieser Diskussion. Positiv finde ich einfach die Tatsache, daß man die Bebauung von den Außmaßen und vom allg. Charakter her, an die bestehende alte Bausubstanz anpasst. Das mag auf den ersten Blick als banal und wenig anspruchsvoll erscheinen, aber wenn man sich anschaut wie Immobilienhaie nach der Wende in Osteuropa gebaut haben (Hauptsache groß, grell und schnell...), dann ist es wirklich ein großer Fortschritt und ein Grund zur Freude. In Zukunft darf es natürlich noch eine Stufe besser sein...

  10. #10
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    Standard AW: Gelungene Neuinterpretation alter architektonischer Vorbilder

    ps: Schade, daß man seine eigenen Rechtschreib- bzw. Tippfehler nicht nachträglich korrigieren kann.

    "Ausmaßen"

  11. #11
    Forum-Teilnehmer
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    Standard AW: Gelungene Neuinterpretation alter architektonischer Vorbilder

    Was gut gemacht ist, die vereinfachte Anpassung an die mittelalterlichen Giebelhäuser. Es sind im übrigen keine riesigen Klötze gebaut worden, was ja auch hätte passieren können. Denken wir mal an die Bebauungen z.B. in Frankfurt a.M. aus den 50er und 60er Jahren. Da ist m.E. bis heute keine Atmosphäre in den entsprechenden Straßen . Heute geht man sogar soweit, damals Gebauetes wieder abzureißen und wieder dem alten Stadtbild anzupassen. Ich denke, in Danzig wird das auch eine Investorengruppe sein, die so ein großes Areal neu bebaut. Das sieht dann gleich alles so eintönig aus. Aber die Städte, die wir mit ihrer Schönheit so lieben, sind auch über Jahrhunderte entstanden, Generationen haben daran gebaut mit viel Einfühlungsvermögen. Diese Zeit hatten wir und auch die Polen in den letzten 70 Jahren nicht und so fehlt vielen Orten die Jahrhunderte verbindende "Gemütlichkeit" und Stilsicherheit. Im übrigen ist Städtarchitektur ja wirklich auch Geschmacksache und die Gemeinderäte und städt. Parlamentarier heben meistens die Finger, wenn ihr oberster Vorsitzende dafür stimmt. Na ja, für mich ist das ein interessantes Thema mit dem ich mich oft befassen mußte als Vorsitzende des Bauausschußes in einer kleinen hessischen Fachwerkstadt. Abendliche Grüße von Ada

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