In lockerer Folge soll unter diesem Thema Wissenswertes, Bekanntes und Unbekanntes über das “Gold des Nordens” berichtet werden.
Jetzt naht die Zeit der “Bernsteinjäger” an den Stränden der Ostsee, Herbst- und Winterstürme “fressen” an der Schicht der “Blauen Erde”, in welcher der Bernstein am häufigsten vorkommt. Das aus dieser Schicht gelöste Harz beginnt durch sein geringes spezifisches Gewicht zu schwimmen, verfängt sich in Tang und anderem Schnodder und wartet nur noch auf den günstigen Wind, der es in die Käscher der hungrigen Strandbevölkerung treibt.
In der Tat lauern die Sucher auf den richtigen Wind nach dem Sturm, der ihnen den begehrten Nichtedelstein an den Strand bringt. Jeder Küstenabschnitt, an dem Bernstein gefunden wird, braucht dabei “seinen” Wind.
Dazu vergegenwärtigen wir uns einmal das Küstenrelief von der samländischen Halbinsel im Osten bis zur Lebahebung westlich von Danzig. Die größten Bernsteinlagerstätten befinden sich im Großraum Jantarnyi/Palmnicken. Der dortige Küstenverlauf ist einmal N-S ausgerichtet und braucht also den Westwind, der den begehrten Bernstein an die Küste wirft.
Auf einer Karte von 1576 heißt es: “Wen aus dem Westen der Wind wecht, Alhie man viel Börnstein fäht [=findet]”.
Desgleichen für die Nordküste: “Wen Norden Wind brauset mit macht, des Börnsteins man hie auch viel fäht”.
Entsprechend dem Küstenverlauf nach W folgend, ist also der Nordwind für z.B. Nickelswalde, wo ich persönlich den meisten Bernstein und die größten “Brocken” gefunden habe, der optimalste.
In einer Herbstnacht 1862 war die “Ernte” im Palmnicker Gebiet herausragend: etwa 4000 Pfund Bernstein waren angeschwemmt worden, was damals einem Wert von etwa 12000 Talern entsprach. (Die Umrechnung in € habe ich noch nicht geschafft)
Und auch 1911 sollen nördlich von Palmnicken 600 kg in einer einzigen Nacht angespült worden sein…
Warten wir also auf den richtigen Sturm und die günstigen Winde…