Übernommen aus Danzig-L
Beitrag von Krista am 21. Juni 2005


Die zune Droschke
Abenteuer beim Hundebaden
Erschien am 30.7.1921

Also, meine Härren, ausjerächent in die aas'je Briehitzt auch noch
Hundespärr. Nun muß doch mein "Bummer", das arme Hundevieh, egal anne Lein
jefiehrt werden. Neilich jeh ich nu vormittags mit ihm in die Hitz am
Schuitenstech lang, und er jappst, daß ihm de Zung durchem Maulkorb bis
aufem Schlips hängt.
"Na," sag ich,"wart, mein armes Hundchen, dich is heiß, du wirst gleich
scheen baden!"

Und nun wickel ich mir de Lein' mehrmals fäst umme Hand und werd' ihm ja
nu reinschmeißen, um ihm dänn wie inne Schwimmanstalt anne Lein' hin und her
zu ziehen, daß er sich abkiehlen tut und äffrischen kann.
Ach ja doch! Wie ich ihm reinfeier, hab' ich nich ieberleecht, daß de
Lein' durch das Umwickeln umme Hand zu kurz jeworden is und, was soll ich
Ihn' sagen? Kaum, daß ich ihm ieberhaupt losjelassen hab, eh daß er noch das
Wasser beriehrt, jibbt's mir en mächtjen Ruck inne Hand und am Arm, und ich
platsch' doch warraftich mit ihm zusammen in de Weichsel!
Ausjerächent kemmt auch grad noch son kreetsches Motorboot vorbei, was
Wellen macht wie son Ozeandampfer, na, Se kennen sich dänken! Ich hab Wasser
jeschluckt wie 'ne Pogg' und sah mir all als Wasserleiche aufem Bleihoff.
Aber schließlich hahm se mir mit een Bootshaken noch glicklich rausjekricht,
eh, daß es zu speet war. Mein Hund war vor Schräck nach Heibud ausjebixt,
von wo ich ihm erst jästern zurickholt'.

Natierlich traut ich mir in den Aufzuch nich nach Haus' und jing bei mein
Freind Adolf Schaweiter, um mir da erst zu trocknen.
"Gottseidank, daß ich Dir allein zu Haus träff'!" begrieß ich Adolf, eh
ich ihm äzeehlt, was los war.
"Ja," meint er, "de andern sind mit unsern Besuch nach Zoppot raus, sich
de Sejelregatta ankicken. Ich bin hierjeblieben, dänn seit ich die laus'je
Milljonenärbschaft jemacht hab', kietern einen de Einbrächer egal an de
Schlesser rum, wänn keiner zu Haus is. Ma kann die Wohnung nich mehr allein
lassen!"

Inzwischen hätt ich mir meine nasse Kodderei abjezogen, und er nahm meine
ganze Sachen und hing se aufen Hoff zum Trocknen auf.
Aber nu kennt ich doch nich nackt dasitzen, und, wo er so windhundschlank
is, passen mir auch keine Sachen von ihm.
"Weißt was, Franz?" saacht er, "wä hahm doch jätz meine Schweejerin aus
Schmalleningken auf Besuch!. Jätz, wo ich Milljoneer bin, finden sich ja
auf einmal alle Väwandten ein, wo einen frieher nich mit den Podäx
ankickten. Jätz bin ich ihr - lieber, sießer Adolf! - Weißt, die Schweejerin
is son dickes Pleester, der ihre Sachen werden dir passen!"
Und schon jeht er inne Schlafstub und kemmt zurick mit en jereimijen
Spitzenunterrock und 'ne Nachtjack, wo mich nich nur paßte, sondern oben
umme Brust rum sogar zu weit war. Wie er mir nu noch paar jestickte
Pantoffeln jejeben hat, meint er: "Weißt Franz, is gut, daß jekommen bist,
ich bin hier all halb breejenklietrich jeworden! Ich werd fix loslaufen, uns
paar Buddelchen Moselwein, Zitrone und Eis besorjen, dänn mach wä uns en
feines Bowlchen jejen die Hitz und äzeehlen uns was von Amerika."
Er haut nu ab, ich schließ hinter ihm zu und werd nu rausjehn aufen Hoff
nachsehen, wie meine Sachen trocknen. Vorher bind ich mir aber noch son
bunten Schal ummen Kopp, wo da hing, weil ich dem heißen Sonnenschein auf
meine Schusterkugel nich vätragen kann,
Wie ich aufen Hoff nu grad meine Bixen will vonne Lein' nehmen, schreit
auf einmal ne Stimm' von hinter mich: "Was machen Sie dänn da?" Ich kik mir
um und belk' zurick: "Das jeht Ihnen garnuscht nich an!" Schon is der junge
Mann väschwunden.

Wie ich wieder drin bin, klingerts. Ich dänk, es is Adolf, und mach auf.
Da heer ich diesälbe Stimm', wo mir eben aufem Hoff anschrie, deicht vor mir
sagen: "Hier is der Einbrächer! Er hat sich Frauenkleider anjezogen! Ich hab
sälbst jesehn, wie er die Sachen vom Hoff klauen wollt!"
Eh ich ieberhaupt noch en Ton sagen kennt, hahm mir auch all paar Schupos
jepackt, einer schließt de Tier ab und sticht dem Schlissel ein, und ab
jeht's durch die Mitte. -
Na, dem Ablauf kennen Se sich ja vorställen, wie ich da als "Dame mit
Spitzbart" inne jestickte Nachtjack mit en Kopptuch, Spitzenunterrock und
Schlorren nachem Pollezeirevier jebracht werd! Ich hab mä immer dem Zippel
vom Kopftuch vorm Jesicht jehalten, daß mir keiner sollt erkennen. Junge,
Junge!
Gottseidank, kannten mir paar alte Beamte aufs Revier, auch Adolf kam
bald ganz atemlos anjesätzt mit ein paar Buddeln Wein und ne Flasch'
Bowlensäkt im Arm, alles kleert sich auf, und jen Härr Kommissar drickt mich
sein Bedauern aus ieber dem Irrtum. Scheen, aber was nu?
Adolf äkleert', daß wä natierlich auf keinen Fall in den Aufzuch iebre
Straß dierften. Er jibbt nu en Jung, was draußen mang den Auflauf stand,
fimf Dittchen, daß er uns ne zune Autodroschke holt.
Der Wagen kemmt, wä steijen ein und ab sausen wä unter das Jejohl vonne
halbe Altstadtjugend.

Was soll ich Ihn' sagen? Wie das Auto grad anne Äck wejen de Eläktrische
muß halten, steht doch meine Ollsche draußen mit de Marchttasch inne Hand,
kickt rein, äkännt Adolf. Ich halt mä schnäll das Tuch vorm Jesicht.
"Nanu," saacht' se, "Härr Schaweiter, bei diese Hitz' innen zunes Auto?"
Dänn kickt se schärfer rein, und ich seh, daß se auf einmal en ganz
starres Jesicht kricht mit Augen,die ihr rausquällen wie Kneppe, wie se dem
Unterrock und de Nachtjack sieht.
Aber Adolf will nu de Siteatzjohn rätten und sacht: "Jestatten Se, daß
ich de Damen bekannt mach': Frau Poguttke - meine Schweejerin; Freilein
Birlies aus Schmalleningken!"
Ich väbeije mir so zierlich wie meechlich. Indem feehrt das Auto auch all
weiter.
"Na, das hat noch mal gut jegangen," meint Adolf, "Nu werd wä's uns zu
Haus' nach all die Aufrejungen jemietlich machen!"
Das tat wä auch. Indem waren meine Sachen trocken jeworden, und das
Dienstmeedchen von nebenan hätt se zum Schneider rieber jebracht, wo se
gleich aufjeplätt' hätt.

Wie ich nach Haus' kommt, schwirrt meine Ollsche rum wie ne Bräms'. "Du
warst doch nich ätwa mit Adolf Schaweiter zusammen?" fraacht se mir?
"Nei!" lieg ich, dänn ich wollt ihr doch nich noch mehr eierbooßich
machen.
"Na, is man gut," meint se, "die Freindschaft muß en Änd hahn!. Das is
kein Umgang fier dir! Dem Leidack hab ich jätz äkannt, dem Härr Milljoneer!
Pfui Deibel! Dänk dir an, seine Frau is mit seine Schweejerin und de Kinder
in Zoppot, da feehrt doch dieser Leschak hier rum inne zune Autokutsch mit
en Frauenzimmer! .... mir fehlen die Worte, son ordeneeres Scheisal jemeines
hab' ich mein ganzes Leben noch nich jesehn! Dem Mänschen missen die
Milljonen schucher jemacht hahm! Aber so sind die Männer! Pfui Deibel nich
nochmal! Unäheert, das dicke Flittchen hätt nuscht an als en Unterrock und
ne Nachtjack, es ist unäheert, unäheert! Und sowas is nu en reicher Mann mit
ne ämerekanische Ärbschaft, sitzt mit son jeschminktes....
"Jeschminkt war se doch nich!" unterbräch ich ihr.
Aber se hätt sich all so inne Wut jered't, daß se mir anfaucht wie ne
Wilde: "Was? Was weißt du? Willst ihm vielleicht noch im Schutz nehmen, dein
saubern Freind Adolf? Ihr seid ja woll einer wie der andere?! Mir wundert,
daß du nich auch noch in die zune Kutsch saßt! Das sind de Männer von heite!

Feine Jesällschaft! Schande sowas! Aber ich hab seine Frau jetroffen, wie se
vom Bahnhof kam mit de richtje Schweejerin. Der Luntrus waacht es ja noch
mir das Zulter im Auto als seine "Schweejerin" vorzuställen! Aber ich hab'
Frau Schaweiter dem Star jestochen ieber ihren Mann, dem "Härr Milljoneer"!
Ei weih! Ich hab' ihr alles äzeehlt" Die war außer sich! Na, und de
Schweejerin nicht minder" Die beiden werden dem Unnosel heit all scheen de
Karbonad' bescheiern!..."
Hier mißd se mal Luft holen, dänn se hätt sich in ihre Wut ganz außer
Atem jeredt. Wie se wieder zu sich kam, faucht' se mir an: "Na, und du? Wo
hast du dir rumjetrieben so lang?!"
Wissen Se, ich war so klein, daß ich nuscht andres nich zu sagen
riskiert' als: "Ich.... ich war dem Hund baden jegangen!"