Übernommen aus Danzig-L
Beitrag von Beate am 4.11.2007
Guten Abend allen,
unten in unserer Küche köchelt Bigos vor sich hin, am PC hab ich
gerade unsere Danzig-und Umgebungsbilder angeschaut: welcher
Zeitpunkt könnte besser sein zur Nachlese unserer Reise!
Mein Reisebericht ist gedacht für diejenigen, die -so wie ich- noch
nie vorher in Danzig waren, und deren Neugier durch Erzählungen von
Eltern oder Großeltern sowie durch Schilderungen der Listenteilnehmer
geweckt wurde.
Wir-das sind mein Mann Michael und ich- hatten uns von Deutschland
aus ein Auto gemietet (Dank an Ronald für den Tip!) und haben bei
Dirk in Puck gewohnt (bestens!,danke Dirk) und von dort aus haben wir
dann die ganze Umgebung besucht. Wir hatten ja nur 5 Tage, da war das
die beste Möglichkeit.
Am ersten Tag: Sonne pur, also erst mal Richtung Wanderdünen nach
Leba.(ich bitte um Nachsicht:die Ortschaften, deren Namen ich von
meinem Vater auf deutsch kenne, schreibe ich in deutsch, die
restlichen in polnisch, so gut ich eben kann).Wir fahren die Küste
entlang, ab und zu Abstecher in kleine, z.T.auch etwas verfallen
wirkende Dörfchen-die Zeit scheint stehenzubleiben. Wir lassen uns
Zeit- Eile, Ungeduld- hier ist das nicht nötig! In Leba werden wir jäh
in die Wirklichkeit zurückgeholt: mitten in weißem Sand,zwischen
Kiefern und Birken eine Ausstellung über Raketenversuche der
Deutschen aus dem Krieg, ergänzt durch eine Austellung späterer
polnischer Raketenversuche. Schon hat uns die Erde wieder!
Der nächste Tag ist dann Zoppot gewidmet, dort hat mein Vater bis
1943 gelebt, nach dem Abitur mußten ja alle in den Krieg, er hat
Danzig nie wieder gesehen. Aber viel erzählt, darum suchen wir die
Badestr. 4- und finden ein toll renoviertes schmuckes Haus von 1904
vor(steht drauf). Wir machen sehr viele Aufnahmen für die
Daheimgebliebenen, Mutti und Brüderchen haben ja leider einen
Rückzieher gemacht, werden jetzt per Fotos informiert. Zoppot scheint
nicht so stark zerstört worden zu sein, es gibt noch sehr viele alte
Häuser, teils sehr schön erhalten. Der Bauboom macht auch vor Zoppot
nicht halt: ein großer Hotelkomplex entsteht, eine Straßenunterfürung
ebenfalls- dem Chaos entgeht man am besten per pedes. Es macht Spass
alles zu erkunden, hier ist auch noch überall geöffnet,zuvor
hattenwir schon viele verschlossene Buden am Strand gesehen, die
Saison war wohl schon vorbei.(Anfang September). Seesteg, Südpark,
Monte Cassino- alles quirlig, voller Leben, das ist schon ein
Kontrastprogramm zum Tag zuvor.
Heut ist Danzig angesagt. Nachdem ich tagszuvor festgestellt hatte,
dass ich alle aufgeschriebenen Adressen, die ich in Danzig aufsuchen
wollte zu Hause vergesen habe, wird es ein ganz normaler
Besichtigungstag. "Normal": um alles Sehenswerte von Danzig zu
erkunden braucht man mehr Zeit als wir hatten! Wenn nicht die Bilder
von Danzigs Zerstörung da wären: kein Fremder würde glauben, dass
Danzig je den Krieg erlebt hat. Was für eine großartige
Leistung,dieser Wiederaufbau! Bei strahlendem Sonnenschein laufen wir
durch die Straßen voller Menschen- Bernsteinstände wohin man schaut-
(gibt es wirklich grünen Bernstein? Seit ich weiß, wie einfach man
Bernstein nachmachen kann, lass ich die Finger davon.) wir landen
später u.a.dann auch im Bernsteinmuseum. Museen gibt es genug, Zeit
sie alle anzuschauen haben wir nicht.
Die Marienkirche zieht uns
an:es findet zwar gerade eine Trauung statt, aber wir bleiben
trotzdem da,sind es doch fast auf den Tag genau 30 Jahre her dass wir
selbst vor dem Altar standen... Weiter geht's. Wir wollen ja auch die
Seitenstrassen sehen, nicht nur das Vorzeige-Danzig. Aber auch da ist
rekonstruiert worden,wenn auch nicht so aufwendig. Da wir am Montag
erst abends zurückfliegen, fahren wir morgens noch mal in die Stadt.
Es regnet, daher geligt es,manche Sehenswürdigkeiten mal ohne
Menschenmassen zu fotografieren, auch das Krantor wird von allen
Seiten verewigt- auch von innen!(Sollte es aus irgendeinem Grund mal
rekonstruiert werden müssen: Bildmaterial kann Michael zur Verfügung
stellen...)
Liebe Danzig-L-Leser, hier mach ich jetzt Schluß. Wir haben noch mehr
Ausflüge gemacht: Marienburg, sind über die Weichsel "geschippert",
haben noch Hel besucht,...Wenn ich noch länger schreibe, werde ich
vermutlich disqualifiziert oder sonstwie zur Ordnung gerufen. Hab mit
dem Schreiben extra so lange gewartet, dachte, dann wird es kürzer-
aber die Eindrücke sind einfachda und es war so eine schöne Reise..
Und am Flughafen in Danzig konnten wir dann auch noch Christa Unnasch
kennenlernen -ganz lieben Gruß nach Australien- da Dirk so nett war
und bis zu unserem Abflug gewartet hat.
Das Einzige, was mir unendlich leid tut: ich kann meinem Vater nicht
mehr erzählen, wie schön seine Heimat (wieder geworden) ist, wie gut
es uns dort gefallen hat.
Liebe Grüße Beate