Ergebnis 1 bis 12 von 12

Thema: Abitur 1923 am Realgymnasium Zoppot

  1. #1
    Forum-Teilnehmer
    Registriert seit
    25.12.2012
    Ort
    Singen (Hohentwiel)
    Beiträge
    16

    Standard Abitur 1923 am Realgymnasium Zoppot

    Der Schauspieler Karl John (geb. 24.3.1905) gab nach dem Zweiten Weltkrieg an, im Februar 1923 am Realgymnasium in Zoppot das Abitur abgelegt zu haben. Gibt es hier noch Listen, mit denen sich dies überprüfen ließe? Gibt es Hinweise darauf, ob die Familie John in Zoppot gelebt hat?
    Vielen Dank schon jetzt!

  2. #2
    Forum-Teilnehmer Avatar von asche
    Registriert seit
    11.12.2009
    Ort
    Mannheim
    Beiträge
    190

    Standard AW: Abitur 1923 am Realgymnasium Zoppot

    Die Angabe ist durchaus glaubwürdig, da von Klassenkameraden (in den "Mitteilungsblättern des Vereins der Ehemaligen") bestätigt. John spielte im alljährlich vom Gymnasium veranstalteten Krippenspiel und soll dadurch seine Begabung entdeckt haben. Wann genau die Familie in Zoppot lebte, könnte man aus den Adressbüchern sehen; diesen zu Folge könnte der Vater ein Gerichtssekretär Albert John gewesen sein, Rickertstr. 9.

    Nicht zu verwechseln mit dem noch berühmteren Fritz John (siehe Wikipedia), der 1929 als Fritz Jacobsohn am RGZ Abitur machte. Ironischer Zufall, dass Karl (Carl) John als physiognomischer "Musterarier" Karriere machte.

    Das Krippenspiel wurde mit aus heutiger Sicht erstaunlichem Ehrgeiz betrieben, mindestens bis 1934! Bis 1927 spielte man "Das Gotteskind" von Emil Alfred Herrmann (1912), bayerisch-"altdeutsch" gefärbt. Danach wechselte man zu "Ein Spiel von Christi Geburt (Eitelborner Krippenspiel)" von Willy Arndt, 1922, mit Hirtenszenen wahlweise auf Plattdeutsch. Daneben gab es zeitweise riesige Krippenspiele im Roten Kurhaussaal, ebenfalls von Laien gespielt, u.a. meiner Verwandtschaft.

  3. #3
    Forum-Teilnehmer Avatar von Hans-Joerg +, Ehrenmitglied
    Registriert seit
    10.02.2008
    Ort
    Hannover
    Beiträge
    4,800

    Standard AW: Abitur 1923 am Realgymnasium Zoppot

    Hallo Axel
    Hier kurz mal einige " John " Zoppot ....
    Viele Grüße
    Hans-Jörg
    Angehängte Grafiken Angehängte Grafiken    

  4. #4
    Forum-Teilnehmer
    Registriert seit
    25.12.2012
    Ort
    Singen (Hohentwiel)
    Beiträge
    16

    Themenstarter

    Standard AW: Abitur 1923 am Realgymnasium Zoppot

    Hallo Alexander,
    vielen Dank für gleich zwei neue Hinweise. Kannst Du mir freundlicherweise mitteilen, in welcher Ausgabe die ehemaligen Kameraden von Karl John über ihn berichtet haben? Großen Dank auch für den Hinweis auf Albert John. Mit diesem Namen kann ich nun noch gezielter suchen. Hast Du noch mehr Informationen zu den Krippenspielen?
    Beste Grüße,
    Axel

  5. #5
    Forum-Teilnehmer
    Registriert seit
    25.12.2012
    Ort
    Singen (Hohentwiel)
    Beiträge
    16

    Themenstarter

    Standard AW: Abitur 1923 am Realgymnasium Zoppot

    Hallo Hans-Joerg,
    vielen Dank für die Scans, die mir wirklich weiterhelfen.
    Beste Grüße,
    Axel

  6. #6
    Forum-Teilnehmer Avatar von asche
    Registriert seit
    11.12.2009
    Ort
    Mannheim
    Beiträge
    190

    Standard AW: Abitur 1923 am Realgymnasium Zoppot

    Axel, du schreibst

    > Kannst Du mir freundlicherweise mitteilen, in welcher Ausgabe die ehemaligen Kameraden von Karl John über ihn berichtet haben?

    In Ausgabe 2 vom März 1978 steht ein Nachruf, unter der (unfreiwillig verräterischen?) Überschrift "De mortuis nihil nisi bene". In den Nrn. 6 und 7 von 1980 wird über "Das Gotteskind" berichtet. In Nr. 20 (1987) steht dieselbe Anekdote wie im Nachruf. Ferner gibt es Abiturientenlisten.

    > Großen Dank auch für den Hinweis auf Albert John.

    Das ist der einzige männliche John im Adressbuch von 1922. Ob er der Vater ist, kann ich absolut nicht garantieren.

    > Hast Du noch mehr Informationen zu den Krippenspielen?

    Regie führte der Lateinlehrer und Theaternarr Studienrat Pischke, der auch in vieler anderer Hinsicht als bedeutend beschrieben wird. Er war engagierter Katholik und der Zentrumspartei nahe stehend. In der Nazizeit übte er sich in der Kunst der verschleiernden Rede, so dass die nazitreueren Kollegen nichts gegen ihn in der Hand hatten.

    Von welcher Art ist dein Interesse an John?
    Herzliche Grüße,

    - Alexander -

  7. #7
    Forumbetreiber Avatar von Wolfgang
    Registriert seit
    10.02.2008
    Ort
    Prinzlaff/Przemysław
    Beiträge
    9,722

    Standard AW: Abitur 1923 am Realgymnasium Zoppot

    Schönen guten Abend,

    der Familienname "John" war in der Vorkriegszeit zwar nicht in Danzig aber doch außerhalb recht ungewöhnlich. Gibt es Verbindungen ins Werder? 200 Jahre zurück? In meine Familie und Nachbarschaft nach Neumünsterberg?

    Viele Grüße aus dem Werder
    Wolfgang
    -----
    Das ist die höchste aller Gaben: Geborgen sein und eine Heimat haben (Carl Lange)
    Zertifizierter Führer im Museum "Deutsches Konzentrationslager Stutthof" in Sztutowo (deutsch/englisch)
    Certyfikowany przewodnik po muzeum "Muzeum Stutthof w Sztutowie - Niemiecki nazistowski obóz koncentracyjny i zagłady"

  8. #8
    Forum-Teilnehmer
    Registriert seit
    25.12.2012
    Ort
    Singen (Hohentwiel)
    Beiträge
    16

    Themenstarter

    Standard AW: Abitur 1923 am Realgymnasium Zoppot

    Hallo Wolfgang,
    ich muss ganz stark vermuten, dass dieser John aus einer anderen Ecke kommt, aber ich stehe erst am Anfang. Der Schauspieler Karl John gab immer an, in Köln geboren zu sein. Ich habe aber Hinweise darauf, dass er aus Köslin kommt. Die entsprechenden Anfragen laufen, ich kann Dich gerne weiter informieren.
    In einem anderen Bereich habe ich gelesen, dass Du bei der Digitalisierung von "Unser Danzig" dabei bist. Hast Du zufällig einen Scan vom November 1954, Nr. 11, Jahrgang 6 mit dem Hinweis auf den Tod von Martha Hansen? (http://familienanzeigen.genealogy.ne...529186&PID=175) Es wird darin wohl Bezug genommen auf den Tod von Marthas Ehemann Max 1941 und auf den von Sohn Gerhard 1944. Ich habe die Hoffnung, dass es auch einen Hinweis auf die Tochter Erna gibt, Ex-Gattin von Karl John.
    Ich freue mich auf Antwort und sende
    beste Grüße
    Axel

  9. #9
    Forum-Teilnehmer Avatar von asche
    Registriert seit
    11.12.2009
    Ort
    Mannheim
    Beiträge
    190

    Standard AW: Abitur 1923 am Realgymnasium Zoppot

    Im Adressbuch von Köslin 1914 steht ein Robert John, Reichsbank-Kanzleisekretär, Danziger Str. 23. Die Namen John, Johns und Johnson sind in Norddeutschland nicht gar so selten.

    Es scheint mir denkbar (reine Spekulation), dass irgendwo durch einen Lesefehler aus Köslin Köln wird - insbesondere in der Nachkriegs-Bundesrepublik, in der Pommern (weit mehr als Schlesien) schlicht in Vergessenheit geriet. Aber auch der umgekehrte Effekt ist möglich und scheint mir hier wahrscheinlicher, da John eine "Geburtsurkunde aus Köln-Mühlheim" vorgewiesen haben soll. Angenommen, das stimmt: Mühlheim liegt rechtsrheinisch, mit allerlei Industrie etc.; wer seinen Geburtsort fälscht, wählt eine bessere Adresse. Daher tippe ich, dass der Ex-Königsberger Journalist "R.L.", der auf Köslin schwört, seinerseits einer Ente aufgesessen ist.

    1905 waren alle Kölner und Zoppoter deutsche Staatsbürger, somit kann John unmöglich behauptet haben, gebürtiger Freistaatler zu sein. Danziger Staatsbürger wurde man, wenn man um 1920 herum in Danzig wohnte - die genauen Regularien sind mir nicht bekannt, treffen aber auf meine Vorfahren ebenfalls zu, die erst in den 1910er Jahren in das spätere Freistaatgebiet zogen und trotzdem die Staatsbürgerschaft bekamen - ob sie wollten oder nicht.
    Herzliche Grüße,

    - Alexander -

  10. #10
    Forum-Teilnehmer Avatar von asche
    Registriert seit
    11.12.2009
    Ort
    Mannheim
    Beiträge
    190

    Standard AW: Abitur 1923 am Realgymnasium Zoppot

    Noch zu den Krippenspielen: zu Johns Zeiten wurden sie von dem Lehrer Dr. Max Daunenberg geleitet, der später Direktor wurde.Pischke kam erst später.

    John spielte sowohl einen Hirten als auch den Teufel, der den Herodes holte. Zitat eines Mitspielers:

    "Karl John, so glaube ich mich zu erinnern, ließ sich neben der sanfteren Darstellung eines Hirten auch die Rolle des Teufels nicht entgehen, der wild herumsprang und den König Herodes mit der übergroßen Gabel bedrohte: 'Hei, wie woll'n wir dich zwicken und zwacken, du Satansbraten, du Rabenaas - ', um ihn dann schließlich mit den Worten: 'König Herodes, hinab, hinab!' in der Hölle verschwinden zu lassen..."

    In Schroeders Schulchronik (dort auch das offizielle Abitursfoto, auf dem John allerdings fehlt!) heißt es:

    "Eine schwere Rolle war auch die des Hirten, der im Traum die Verkündigung des Engels erlebt, dann langsam aufwachen und seinen Geführten den Traum mitteilen muß. In dieser Rolle hat Karl John seine Begabung entdeckt und ist später ein erfolgreicher Schauspieler geworden."

    Wann John aufs Gymnasium kam, ist nicht ersichtlich. Gut möglich, dass es erst kurz vor dem Abitur war, denn die Anekdoten erwähnen nur eine einzige Krippen-Spielzeit und dann seine Studentenzeit.
    Herzliche Grüße,

    - Alexander -

  11. #11
    Forum-Teilnehmer
    Registriert seit
    25.12.2012
    Ort
    Singen (Hohentwiel)
    Beiträge
    16

    Themenstarter

    Standard AW: Abitur 1923 am Realgymnasium Zoppot

    Hallo Alexander,

    ich musste im Zusammenhang mit Karl John leider schon mehrfach die Erfahrung machen, dass "offizielle" Erinnerung und Realität Unterschiede aufweisen. Im Entnazifierungsbogen von 1946 gab er an, dass er an der Novemberwahl 1932 nicht teilgenommen habe "weil Danziger". Zu Karl John recherchiere ich schon eine ganze Weile, weil er Teil einer Geschichte ist, die sich unglaublich anhört, die aber zu Teilen einen wahren Kern hat. Die Details kannst Du in folgendem Link lesen, beim erwähnten Schauspieler soll es sich um Karl John handeln. Überliefert ist, dass er nach dem Kriege die Familie von Heinz Heydrich aufsuchte und sich für irgendeine Fluchthilfe bedankte. Hier der Link: http://einestages.spiegel.de/static/...reignisse.html

    Um die diversen Ungereimtheiten aufzuarbeiten, gehe ich nun an die Lebensgeschichten der Beteiligten, um mir mehr Klarheit zu verschaffen, denn verschiedentlich wurde auch kolportiert, dass Karl John seine eigene Frau nach Schweden geschafft habe. Diese hat zwar privat einige Reisen nach Schweden unternommen, aber die letzte war 1939. Nun fehlen mir sowohl Hochzeitsdatum, Geburt des Kindes, Scheidung und weitere Details aus der Frühzeit von Karl John. So will er angeblich 1926 in Danzig wegen Beamtenbeleidigung verurteilt worden sein. Mich würde es nicht einmal wundern, wenn Karl John tatsächlich in Köslin geboren worden wäre, aber hier läuft noch eine Anfrage. Der offizielle Sohn aus der Ehe mit Erna Hansen ist Gerüchten zufolge bei den Kriegshandlungen gestorben, über Erna wussten nicht einmal später angeheiratete Verwandte Bescheid.

    Ich würde mich sehr freuen, wenn Du mir die Scans des Vereins der Ehemaligen zur Verfügung stellen könntest. Es wäre ein weiterer Schritt.

    Beste Grüße
    Axel

  12. #12
    Forum-Teilnehmer Avatar von asche
    Registriert seit
    11.12.2009
    Ort
    Mannheim
    Beiträge
    190

    Standard AW: Abitur 1923 am Realgymnasium Zoppot

    Axel, aus meinen erwähnten Unterlagen geht nur folgendes als klar bezeugt hervor:
    1. John besuchte das RGZ,
    2. John war ca. 1926 Mitglied im Verein der Ehemaligen und nahm an Vereinssitzungen in Zoppot teil, wohnte auch noch in Zoppot oder Umgebung, studierte aber nicht (mehr).

    In den 1980er Jahren taucht sein Name in der Abitursliste des Vereins für 1923 auf, nicht hingegen auf dem originalen Abitursfoto - womöglich war er durchgefallen oder gar nicht angetreten. In diesem Fall wäre auch sein Studium an der TH fraglich. (Diese war von Zoppot aus so bequem zu erreichen, dass viele Studenten in Zoppot wohnen blieben oder sogar dorthin zogen.) Er kann aber auch einfach zum Fototermin krank oder verhindert gewesen sein. Es fehlt auch eine weitere Klassenkameradin (!) auf dem Foto. Authentische Abiturslisten finden sich vielleicht in der "Zoppoter Zeitung", sofern diese irgendwo archiviert ist. Wer das weiß, bitte melden.

    Wie gesagt, widerspricht eine Geburt weder in Köln noch in Köslin der Danziger Staatsangehörigkeit, die ihrerseits definitiv die Teilnahme an Wahlen im Reich illegal machte. Wer dauerhaft ins Reich zog, konnte, **musste aber nicht**, wieder Reichsbürger werden. Da John in Berlin lernte oder in Königsberg arbeitete, liegt es nahe, dass er dies tat. Bei Entnazifizierunsverfahren wurde natürlich viel gelogen und verschwiegen; das Entdeckungsrisiko wird man aber nur eingehen, wenn man hofft, weniger belastet dazustehen.

    Hier also der Nachruf aus dem Mitteilungsblatt 1978; die Anekdote spielt frühestens 1926 (die anderen Namen habe ich mit X und F. ersetzt, da nicht von öffentlichem Interesse):

    ------ Zitat -------
    De mortuis nihil nisi bene!

    Zum Jahreswechsel 1977/78 wurden wir von der traurigen Nachricht überrascht, daß unsere lieben Schulkameraden X und Karl John für immer von uns gegangen sind. Mit X verbanden mich mehrere Schuljahre, bis er es vorzog, in der O II sich für ein Jahr auszuruhen; mit Karl John, dem älteren, der 2 oder 3 Jahre vor uns Abitur machte, war man als gemeinsamer Schulbesucher bekannt, was damals bei den kleinen Schülerzahlen noch durchaus möglich war, während heute die Schülerbekanntschaften kaum über den eigenen Klassenverband, wenn man davon überhaupt noch sprechen kann, hinausgehen. Nach beendeter Schulzeit traf man sich dann regelmäßig wieder bei den "Ehemaligen" und tauschte Erinnerungen an die allen gemeinsame Pennälerzeit aus. X hatte sich inzwischen dem Jura-Studium ergeben, Karl John bereitete sich nach anfänglichem Architektur-Studium auf den Schauspielerberuf vor.

    Als ich von dem so plötzlichen Heimgang beider erfuhr, kam mir sofort ein Ereignis, an dem beide mitbeteiligt waren, in Erinnerung, und ich denke, es ist ein Beispiel dafür, daß die frühere Jugend garnicht soviel harmloser, wie man gelegentlich zu sagen pflegt, gewesen ist als die heutige, oft zu Unrecht übelbeleumdndete.

    Ich spreche von Frau F.! Wir hatten wieder einmal an einem Dinstag unseren üblichen Stammtischabend - und das 2. Mal im Monat - getagt, es war hoch hergegangen, der Stiefel kreiste in der Runde nach dem Motto: der Vorletzte zahlt den nächsten, und so machten wir uns dann zur vorgerückten Stunde, mehr oder weniger tatendurstig, auf den Heimweg. X wohnte damals in der Wilhelmstraße. Und als wir in die Nähe seiner Wohnung kamen, wurde er plötzlich an seine Nachbarin, Frau F., die ihm - warum weiß ich nicht mehr - schon lange ein Dorn im Auge war, erinnert, und er überredete uns, da allein nicht in der Lage, besagter Dame einen Streich zu spielen.

    Unsere anfängliche Skepsis wurde durch die Nachwirkungen der genossenen Bierchen bald überwunden und so wurde zur Tat geschritten. Im Garten der Dame stand eine ältliche schon etwas wackelige Laube, an deren Standort X Anstoß genommen hatte, und so gelang es uns dann mit vereinten Kräften ziemlich geräuschlos besagte Laube zu entwurzeln und ihr einen neuen Ort zuzuweisen. Nach getaner "Arbeit" ging es dann zum letzten Glas Bier auf den Bahnhof, wo meistens "Endstation" war.

    Einige Tage später kam X dann in seiner Not zu uns Betroffenen: Frau F. hätte Anzeige wegen Sachbeschädigung gestellt, einige Nachbarn hätten im Morgengrauen auch einige von uns identifizieren können, jedenfalls die Polizei sei verständigt! Wir trommelten alle Beteiligten zusammen, trafen dabei auch Karl John, von dem ich nicht mehr genau weiß, ob er mitgeholfen hatte, jedenfalls nahmen wir seinen Vorschlag an: Wir müssen uns in aller Form bei der alten Dame entschuldigen! Gesagt - getan. Mit einem großen Strauß bewaffnet rückten wir dann zu 6-7 Mann an und brachten unsere Entschuldigungen vor. Am schnellsten reagierte da Karl John: Das Zimmer betreten, ein Klavier erspähen und nach kurzer Frage: "Darf ich mal?" war eins, und schon entlockte er dem altersschwachen Instrument die herrlichsten Töne. Die alte Dame war wie verzaubert, schlug ein um das andere Mal die Hände zusammen und sagte nur immer: "Hätte ich das gedacht, daß Sie so nette junge Leute sind, hätte ich es mir mit der Anzeige überlegt." Mit seinem überwältigendem Charme gelang es dann Karl John, die alte Dame zu überzeugen doch die Anzeige zurückzuziehen.

    Nun weilen sie alle nicht mehr unter uns, und "Die Erinnerung ist das einzige Paradies, aus dem wir nicht vertrieben werden können."
    ------ Zitat Ende -------

    Nota bene *einseitig paradiesische* Erinnerungen, gemäß dem Motto in der Überschrift! Sie schließen durchaus nicht aus, dass der selbstbewusste Twen "wegen Beamtenbeleidigung verurteilt" wurde - womöglich gar in derselben Sache. Warum er das "will", ist mir allerdings nicht ersichtlich - es hätte doch nur dann einen (geringen) entnazifikatorischen Effekt, wenn es nach 1933 geschehen wäre. Rebellische Jugendliche der 1920er Jahre reiften häufiger zu Nazis als zu Widerständlern.

    Die Sache mit der Schweden-Flucht ist mir nicht wirklich klar geworden, ebensowenig, welcher Verdacht daraus auf John fällt.
    Herzliche Grüße,

    - Alexander -

Aktive Benutzer

Aktive Benutzer

Aktive Benutzer in diesem Thema: 1 (Registrierte Benutzer: 0, Gäste: 1)

Berechtigungen

  • Neue Themen erstellen: Nein
  • Themen beantworten: Nein
  • Anhänge hochladen: Nein
  • Beiträge bearbeiten: Nein
  •