Beim Umräumen und Ausräumen und Wegräumen - und noch mehr beim Einräumen - gibt es immer Momente, dass man einfach nicht anders kann als sich auf die Sofakante zu setzen, um ein Buch aufzuschlagen und zu blättern, sich zu vertiefen und wieder neu zu entdecken, was man eigentlich so alles hin und her schleppt.
Nun habe ich zwei dicke Alben von einem Danziger, der mit großer Liebe an seiner Heimatstadt Danzig hing und alles sammelte, was er an Veröffentlichungen fand. Diese beiden Alben von Ernst Behrend habe ich nun wieder bisschen betrachtet und fand dabei diesen Zettel:
Spiele der Kindheit.
Wer das aufgeschrieben hat, weiß ich nicht (es muss ein Marjellchen gewesen sein), aber ich kann mich an die meisten dieser Spiele auch noch erinnern, und vielleicht der Eine oder Andere auch ?
Spiele der Kindheit
Wenn mich die Kinder heute fragen:
"Was habt ihr gespielt in jungen Tagen?"
geh'n Gedanken zurück in jene Zeit,
die hinter uns liegt nun schon so weit...
So stand im Hof die Teppichklopfstange,
da turnten wir mutig, wir war'n ja nicht bange
und kletterten hoch auf Bäume und Zaun
und wollten die Welt uns von oben anschau'n.
Mit dem Ballchen spielten wir "Alle zehn",
warfen ihn an die Wand - wir mussten uns drehn -
mit Hand, Faust und Arm, rechts, links und mit beiden,
damit konnten wir uns lang die Zeit vertreiben.
Im Sand malten wir uns auf die Schnelle
das Spielfeld zum Hopsen für "Himmel und Hölle".
Sprang aus Versehen man auf den Strich,
durfte leider man weiterhopsen nicht.
Der Nächste kam dran und machte sein Spiel,
schaffte er's ohne Fehler, wer er Sieger im Ziel.
Nach dem Regen im Garten, eine Kaule voll Blodder,
da rutschten wir rein in den dreckigen Modder.
Dann sind wir zur Pumpe, haben uns abgespritzt
und sind erneut zwischen Kaule und Pumpe geflitzt.-
Getreten wurde gar fleißig der Roller,
und ab ging die Fahrt, je schnelle, je doller.
Auch lockte der bunte Kullerreifen,
das Spiel mit ihm war nicht schwer zu begreifen:
er wurde mit einem Stöckchen gestupft,
und wir sind hinter ihm her gehupft,
denn er rollte davon, er war ja rund,
so war das Spiel an der Luft für uns Kinder gesund.
Spaß machte das Spiel mit Peitsche und Brummer,
wenn tanzte im Kreise und drehte sich rum er.
Durch Peitschenhiebe tanzte er munter
die Straße hinauf und auch hinunter.
Wir spielten mit Murmeln, mit Dittchen das Penschen,
doch das kannten wohl nur wir Danziger Menschen.
Mit dem Messer wurde das "Land vermessen".
All diese Spiele haben wir nicht vergessen.
Unser Kätzchen hat Püppchens Kleidchen getragen
und wurde gelegt in den Puppenwagen,
mit einem Bettchen schön zugedeckt,
es schnurrte ganz wohlig, hat Pfötchen geleckt.
Dann sind wir mit ihm spazieren gefahren...
Ja, das waren unsre Spiele in jungen Jahren.
Im Sommer, in der Ferienzeit,
fuhr'n wir an die Ostsee, sie war ja nicht weit,
und badeten, spielten an allen Tagen,
bis abends wir müde im Bettchen lagen.
Im Herbst konnte unser Bruder uns zeigen,
wie er auf dem Feld den Drachen ließ steigen.
Der Wind blies fleißig, das freute uns sehr,
wir liefen mit dem Drachen hin und her.
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Soweit also der Text auf dem Zettel.
Kinder spielen immer noch.Aber moderner .
Eine Teppichklopfstange gibt es wohl kaum noch im Hof.
Drachen lassen Kinder immer noch gern steigen, aber - wohl nicht mehr Marke "Eigenbau".
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Schöne Grüße, Christa