Hallöle,
mal ein wenig über die Kaschuben:
Pommern im zehnten und elften Jahrhundert
Pommern glich aus deutscher Sicht bis zum Anfang des 12. Jahrhunderts einer Insel, an deren Küste wohl schon einige Seefahrer gelandet waren, über deren innere Beschaffenheit aber so gut wie gar nicht bekannt war. Als nun die Fackel des Christentums von den Ufern der Elbe über Dänemark, Skandinavien und die östlichen Länder ausstrahlte, wurden zwar die westlich wohnenden Obotriten und Lutizier von ihr beleuchtet; aber das eigentliche Pommern, wenn auch noch in der Gegend von Wollin erhellt, blieb weiterhin in Dämmerung gehüllt. Der große Stamm der Lechen hatte sich in der Weichselgegend festgesetzt, sein Mittelpunkt lag bei Gnesen, und seine Zweige reichten bis zur Ostsee und zur Elbe, ohne dass man sagen könnte, wann genau das geschehen war. Erst seit das Christentum im Jahre 966 eingeführt wurde, und ausländische Geistliche ins Land kamen, wurden Überlieferungen gesammelt, und Bruchstücke der alten Geschichte aufgezeichnet, und natürlich die aktuellen Ereignisse aufgezeichnet. Aus dem, mit offenbaren Erdichtungen vermischten, älteren polnischen Überlieferungen können aber nur wenige glaubwürdige Sätze abgeleitet werden. Zu diesen rechnet man die Nachricht, dass Pommern, oder das Land, welches von der Ostsee, der Oder und Weichsel und südlich von der Wartha und Netze eingeschlossen wird, in den früheren Zeiten zu Polen gehörte. Nach den polnischen Nachrichten hatte Leska III. einen einzigen ehelichen Sohn, aber dazu noch zwanzig weitere von Beischläferinnen. Der erste folgte ihm in der Regierung, aber fünf von den unehelichen, deren wirkliche Zahl wohl übertrieben ist, versorgte er mit Ländereien in Pommern, denn es war damals Sitte, die Söhne von Fürsten mit eigenem Landesbesitz auszustatten. Namentlich erhielten Boleslaw, Barvin oder Barnim und Bogdal Pommern, und Kasimir und Vladislav bekamen Kassubien. Unter den übrigen Söhnen soll Rügen und das Land zwischen der Oder und der Elbe verteilt worden sein, was sich nach einer Übertreibung anhört, obgleich es wahrscheinlich ist, dass die Völker zwischen der Elbe und der Oder früher mit den Polen in Verbindung standen. Popiel I. schlug erst seine Residenz in Guesen, danach in Kruschwitz am Golpo See auf, aus welchem die Netze entspringt, wo auch sein Sohn Popiel II. wohnte. Dieser, wie schon sein Vater, ein wollüstiger Fürst, machte sich Sorgen, dass die pommerschen Polen einen von den unehelichen Brüdern zum Oberhaupt wählen könnten. Er lud daher seine Onkel, entsprechend eines Planes seiner Gemahlin, zu sich ein, und tötete sie durch einen vergifteten Wein, welchen er ihnen als Willkommenstrunk reichte. Dieser schändliche Mord an seinen Onkeln führte aber zu Popiels II. Absetzung, und er soll danach von den Mäusen in seinem Kerker verzehrt worden sein. Nun wurde also Piast zu Polens neuem Oberhaupt gewählt, dessen vierter Nachfolger Miesko I. das Christentum in Polen einführte. Hier kann man erkennen, dass Pommern und Polen früher ein Land gewesen ist. Auch zeigt sich das an der Lage von Gruschwitz im heutigen Netzgebiet, weil man einfach nicht annehmen kann, dass die polnischen Regenten ihre Residenz genau an der Grenze erbauen würden, wo sie dort doch leicht überfallen werden könnten. So eine Residenzstadt musste immer ungefähr in der Mitte eines Landes liegen, wenn sich dort das Oberhaupt gefahrlos aufhalten sollte. Auch hatten die Polen und die Völker zwischen der Oder und der Elbe früher die gleichen Götter; was hier Podaga und Sieba waren, nannten die Polen Pogoda und Ziwie, und Zisibog war unstrittig dieselbe Gottheit, welche von den Polen Zizililia oder Dzidzielia genannt wurde. Aus den obigen Nachrichten erkennt man weiterhin, dass Pommern in den ältesten Zeiten in das eigentliche Pommern und Cassubien eingeteilt wurde. Boguphalus, ein Bischof von Posen, der 1253 starb, gibt sich alle Mühe, den Namen Cassubien, aus caes = lege zusammen und huba = Rockfalte zu erklären, weil die Einwohner ihre langen und weiten Kleider in Falten hätten legen müssen. Diese Namenserklärung, welche uns über den Ursprung des Volkes keinen Aufschluss gibt, beweist indessen, dass die Benennung Kassubien nicht erst 100 Jahre vor ihm entstanden sein konnte, sondern so alt ist, wie es eben auch die Namen Pommern, Masovien und andere polnische Ortsnamen sind. Oft wird allerdings von späteren polnischen Schriftstellern Kassubien nicht mehr unterschieden, und nur noch als Pommern bezeichnet. Die Preußen scheinen Kassubien Welida genannt zu haben.
Vielleicht hift das ja bei der Klärung wer hier zu wem gehört.
LG Arndt