Mit großen Schmerzen erfuhr ich die Todesnachricht von
Annemarie Hartrampf-Gaber. Es ist für uns ein größter Verlust
und bleibt SIE für immer in unseren Herzen und Gedechnis. Ich
habe mit Annemarie schon Anfang 2000 ein Kontakt aufgenommen
und viele Olivsche Geschichte, leider nicht alle, gespeichert.
Ich möchte eine Olivsche Geschichte, die per Email an mich
im Jahre 2002 gesenden wurde.
Darmstadt, den 29. Oktober 2002
Betr.: Olivas kleine Geschichten
(schreibweise direkt getippt)
Werter Bogdan,
Dein Bericht über Oliva- habe ich mit großen Interesse gelesen.
Ich habe im Schäfereiweg 1 über 18 Jahre gewohnt, meine Freundin
in Nr. 2- über 20 Jahre, sie lebt noch, Nr. 4 war der Sportplatz,
Nr. 8 leben noch Leute und mehr Häuser waren nicht. Dann kam Gut
Pulvermühle wo ich bis Juli/August 1945 bei den Russen gearbeitet
habe. Meine Freundin, ich und auch deutsche Soldaten, die wir mit
Zivilsachen versorgt hatten, wurden hier beschäftigt. Es waren
Soldaten, die bei uns auf den Feldern die Flackgeschütze bedint
hatten. Die Munition lag in der Scheune. Die Scheinwerferabteilung
lag auf der Wiese vor Ernstthal. Die Soldaten waren Esten, Letten,
Rumänen welche damals zu den SS Freiwilligen aus diesen Ländern ge-
hörten. Die Schlacht von Schäferei her würde hauptsächlich mit der
Stalinorgel und den russ. Fligern geführt. Unser Haus wurde von den
Splittergranaten oder Bomben an der Vorderfront beschädigt und es
gab auch viele Verletzte. Die deutschen Panzereinheiten standen in
der Ludolfinerstr. bis Schmierau und sicherten den Abtransport der
Verwundeten aus dem dortigen Lazarett. Von See her schoß die Prinz
Eugen um den Transport in Richtung Neufahrwasser zu schützen. Ich
weiß nicht mehr wie viele Tage dies alles geschah, jedenfalls der
Wald in Richtung Strauchmühle, Pulvermühle war fast zerstört. Die
Letten, welche in meinem Zimmer ihr Hauptquatier hatten erzählen,
für sie gäbe es keine Zukunft und in russ. Gefangenschaft würden sie
niemals gehen. In unserem Garten fiel noch eine 5 Zentner Bombe als
Blindgänger und so waren unsere Enten und Gänse begeistert, denn
jetzt hatten sie einen Teich direkt vor der Tür. Der Kommandeur der
Flack kam zu uns und befahl uns das Haus zu verlassen, da sie am
nächsten Tag Oliva verlassen würden. Wir sollten auf keinen Fall
alleine im Haus bleiben. Unsere Hunde und Fohlen wurden erschossen,
sobald wir weg wären, meine Mutter wollte mir den Schmerz ersparen.
Wir waren gerade bis zur Dahlmannschen Mühle gekommen, da wurde der
Turm auf dem Karlsberg gesprengt und die Brücke zur Mühle. Wir
wohnten dann in der Jahnstr. und in der Nacht kamen die Russen.
Es leben auch noch Olivaer welche an der Kölnerchaussee, Wald-
häuschen und Karlshof gewohnt haben. Ich hatte an der Bergstr. ein
Olivaer Treffen gemacht und es waren über 30 Landsleute von über-
all dabei. Im Mai bin ich direkt im Schäfereiweg, meines Auto mit
allen Inhalt bestohlen worden, leider auch der Bilder die ich dabei
hatte. Es gibt noch eine ganze Menge Olivaer, die sich bei jedem
Danziger Treffen in eine Anwesenheitsliste eingetragen. Es sind
auch noch etl. dabei, die in der Heimat geblieben sind. Von einem
Flugzeug, das auf dem Sportplatz hätte landen können weiß ich
nichts, kann mich aber bei Denen, die auch noch länger dort waren,
erkundigen. Wir haben viele Soldaten begraben und die Erkennungs-
marken gesammelt und unsere Kaschuben, die auf dem Gut Pulvermühle
blieben, haben sie im Kloster oder den Grauen Schwestern gegeben.
Was die Toten überhaupt betrifft, es waren durch den strengen Winter
und dann dem milden Frühjahr so wiele Menschen und wo die Russen ihre
Toten alle hingebracht haben, kann ich auch nicht sagen. Wir mußten
sie in der heutigen Post am Markt sammeln und am nächsten Tag waren
sie weg. Dies mag für heute genug sein und ich hoffe sehr alle Menschen
mögen niemals solche Erinnerungen haben.
Ich wünsche eine gute Nacht Annemarie die Olivsche