Guten Tag zusammen,
ich komme grad aus Sztutowo zurück und möchte interessierte Forum-Teilnehmer an einige meiner Reise-Erfahrungen teilhaben lassen. Erstmals in den Gebieten meiner Vorfahren, bin ich noch berührt von intensiven Eindrücken. Gefühle der Freude, der Traurigkeit, weniger der Wut, aber des Schams begleiteten meine Reise. Der Kontrast meiner Reise von beispielsweise der schönen Landschaft und andererseits der Besuch des Konzentrationslagers in Stutthof, war sehr krass. Ich hatte nur sehr nette und hilfsbereite Kontakte. Kam das Thema Vorfahren zur Sprache, entstand allerdings so etwas wie unsichere Distanz. Das ist natürlich meine subjektive Erlebniswelt. Ich konnte an zwei Abenden mit einem dort ansässigen Lebenskünstler einige Zeit verbringen. Er verarbeitet in seiner kleinen Werkstatt Bernsteine, kleine und große Kunstwerke, die dann bis nach China gelangen. Wenn man die Werkstatt dann betrachtet, dann sollte man das nicht vermuten. Die Treppe führte mich in den Keller, Achtung Kopf einziehen, dann in einen Raum. Er machte Licht an, ein kleiner Raum, durchzogen mit Bernsteinstaub, ich mag gar nicht richtig durchatmen. Er machte Radio an, zwei Scheiben, eine zum Schleifen und eine zum Polieren. Ein kleiner Handbohrer, ein Hocker und viele Schachteln, einige Regale. Er erzählte begeistert von seinen Projekten. Der Funke musste überspringen. Er sammelte aus verschiedenen Behältern seine derzeit schönsten Funde. Einige davon verarbeitete er für mich zu Anhängern. Ich durfte auch ran. Er leitete mich an und ich fertigte meinen eigenen Anhänger. Bei meiner Suche nach Bernstein in Nickelswalde bin ich leider nicht fündig geworden. Hier ist die Internetseite des Bernsteinkünstlers Tomasz zu finden http://bursztynowy.prv.pl/ . Ich konnte bis zu meiner Reise nach Sztutowo die Beschreibungen meiner Mutter über Stutthof nie ganz begreifen, dachte ehrlich gesagt einerseits an eine übersteigerte Romantisierung und andererseits natürlich an das Leid der Entwurzelung. Aber dort angekommen, dass Rauschen der Ostsee am Waldrand zu hören, die kleinen Zauberwäldchen, der breite weiße Strand zu erleben, war schon ein Erlebnis. Teilweise schien mit den alten Häuschen die Zeit etwas stehen geblieben zu sein. Glücklicherweise sind das Dorf und die Strände noch nicht mit Touristen-Hotels verbaut. Ich werde die Augenblicke an der Weichsel nicht vergessen, aber schaut selbst http://de.fotoalbum.eu/malamute/a731367 . Ich mache hier erst mal einen Halt.
Einen schönen Abend!
Uwe