Schönen guten Abend,
jeden Tag gibt es Neues, jeder Tag bringt Überraschendes, Unerwartetes.
Als wir heute Morgen aufstanden und meine Frau aus dem Fenster schaute, sah sie wie unser Schäferhund einen großen Vogel über den Schnee schleifte, über ihm hockte, auf ihn einbiss. Mit einem Satz stürmte ich zum Schlafzimmer hinaus, sprang die Treppe hinunter und raste durch die Terassentür in den Garten. Maja, unser Hund, hatte sich bereits auf Zuruf meiner Frau von dem Vogel gelöst. Auf den ersten Blick sah er leblos aus, aber dann bemerkte ich doch, wie sich sein Kopf etwas bewegte. Vorsichtig nahm ich den halberstarrten Vogel auf, trug ihn ins Haus und legte ihn in einen großen von meiner Frau vorbereiteten Karton. Danach unternahm ich eine erste vorsichtige Untersuchung, fand jedoch keine äußeren Verletzungen. Nach gut zwei Stunden schien sich der Habicht -als solchen hatten wir ihn erkannt- etwas erholt zu haben. Ich trug ihn ins Wohnzimmer, schaute ob seine Flügel verletzt, eventuell auch gebrochen waren, konnte aber erneut keine größeren äußeren Verletzungen feststellen.
Als ich danach versuchte, ihn im Garten fliegen zu lassen, flatterte er nur hilflos taumelnd über den Schnee.
Ich fing ihn erneut ein, brachte ihn ins Haus, bettete ihn vorsichtig in den Karton über den ich einen umgedrehten Wäschekorb stülpte. Meine Frau rief unseren Tierarzt an, fragte ihn, ob es in der Gegend irgend eine ornithologische Station gäbe, die den Habicht untersuchen und vielleicht auch aufnehmen könne. Nein, sagte er, weit und breit würden keine Vögel aufgenommen, auch in Danzig nicht. Aber wir könnten ja einmal im Elbinger Tierheim anrufen und dort um Rat fragen. Gesagt, getan, und kurz darauf saßen wir im Auto und fuhren nach Elbing.
Im Tierheim stellte sich bei einer Untersuchung glücklicherweise heraus, dass der Habicht quicklebendig ist. Uns wurde empfohlen, ihn noch ein, zwei Tage zu halten und ihm frische Hühnerstücke und Leber anzubieten.
Bisher hat er noch nichts gefressen, aber wir hoffen, dass er sich bis morgen früh doch dazu überwunden haben wird. Und da stehen die Chancen auch gar nicht schlecht sollte er keine inneren Verletzungen davon getragen haben.
Tja, der Habicht ist wahrscheinlich nicht vom Himmel gefallen, sondern er hat sich unseren Garten als Fressplatz ausgesucht. Denn wir fanden auch noch eine tote Taube, unweit von dem Platz an dem unsere Maja den Habicht geschnappt hatte.
Schon in der Vergangenheit hatten wir (leider nicht immer sehr konsequent) versucht, unsere Hunde vom Anpirschen auf Vögel abzuhalten, aber bisher sah es immer recht lustig aus, wenn die Vögel schon lange vorher davon flogen. Aber im Winter sind die Vögel viel langsamer. Und damit auch wesentlich stärker gefährdet.
Hoffentlich erholt sich unser Habicht bis morgen wieder. Heute flog draußen der Partner des Vogels den ganzen Tag von einem Baum zum anderen und wieder zurück. Er suchte, er wartete. Drückt uns und den Habichten die Daumen, dass wir ihn morgen wieder fliegen lassen können.
Viele Grüße aus dem heute noch knackig frischen Werder
Wolfgang